Korpus richtig verleimen, aber wie?

Delgado

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Hallo zusammen,

heute habe ich mein Erstlingswerk, ein Schränkchen aus massiver Buche, verleimt.

Allerdings war das ein ziemlicher K(r)ampf. Irgendwie wollten die Dübelverbindungen nach dem Leimen nicht mehr so saugend und schmatzend passen wie vorher. Mit den Korpuszwingen habe ich noch einigen Anpressdruck ausüben können, aber dennoch haben sich teilweise zwischen den Verbindungen kleine Spalte gebildet. Ich bin auch im Augenblick etwas mit den Nerven runter, wollte es eigentlich besser machen.

Hat jemand ne Idee, oder Erfahrung, was ich falsch gemacht haben könnte?

1. Ich selber vermute, das es falsch war, die leeren Dübellöcher zu leimen und anschliessend die Dübel hinein zu drücken. Weiss es aber nicht. Vielleicht kann mich jemand von Euch aufklären?

2. Auf den Stirnseiten habe ich eine schmale Leimnaht gezogen, ohne diese flächig zu verteilen. Wird frischer Leim mit einen kleinen Spatel/Spachtel normalerweise flächig verteilt?

3. Ist es sinnvoll, den gesamten Korpus in einem Arbeitsgang zu verleimen, oder verleimen einige von Euch z.B. erst den Boden mit den Seitenteilen und der Rückwand, und später dann den Deckel zum Abschluss?

4. Wie entfernt man denn am besten überschüssigen Leim, der heraustritt? Mit einen feuchten Tuch?

Ich habe ein paar Fotos von meinem Erstlingswerk mal angehangen, auf denen man erkennt, welche Stellen ich meine. Die Tür ist noch nicht 100% ausgerichtet.

Grüsse aus dem mittlerweile herbstlichen Berlin
Dirk

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Frankenholzwurm

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Hallo Dirk

Mal noch eine Frage:

Hast du die Dübellöcher tief genug gebohrt?

Bei einem 40mm langen Dübel bohre ich meist so um die 43mm, damit noch Leim unter dem Dübel Platz hat.

Zuerst Leim und dann Dübel mach ich auch so.

Zu den entstehenden Fugen:

Die Zwingen nicht direkt am Werkstück spannen!

Mindestens Zulagen verwenden, die den Druck verteilen.

Ich nehm dazu Kanthölzer, die über die ganze Kante gehen.

Damit wird der Druck dann recht gleichmäßig über die ganze Kante verteilt und die Fugen zugedrückt.

Bei deiner breite hätte ich mindestens 3 Zwingen gesetzt.

Nächstes mal wirds besser:emoji_wink:
 

Delgado

ww-ulme
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Hallo Dominik,

mensch, hätte ich mal eher hier im Forum gefragt.

Ganz klar, der erste Fehler war, das ich die Dübellöcher nahezu exakt auf 40mm Tiefe gebohrt habe. Deckel und Boden zu jeweils 10mm, und in die Stirnseiten der Seitenteile mit 30mm. Der Leim unter den Dübeln kam vermutlich nicht weg, bzw. ich hatte gedacht, er presst sich raus. Das war wohl falsch gedacht.

Auf die Idee mit den Kanthölzern bin ich gar nicht gekommen. Mann, mann, mann... manchmal habe ich auch ein Brett vor dem Kopf :emoji_slight_smile:. Danke auch hier für den Tipp.

Bei deiner breite hätte ich mindestens 3 Zwingen gesetzt.
Drei Zwingen auf jeder Seite, bei einer Tiefe von 400mm? Verstehe ich dich da richtig?

Wie entfernst du überschüssigen Leim, der an den Rändern austritt? Oder passiert das nicht, wenn man es richtig macht?

Nächstes mal wirds besser:emoji_wink:
Auf jeden Fall, habe noch diverse Optimierungsmöglichkeiten und werde hier noch einige Fragen stellen :emoji_wink:


Grüsse
Dirk
 

Dingsda42

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Zum "Wie verleimen" hat Dominik ja eigentlich schon alles gesagt.
Vielleicht noch zu Punkt 3: Wenn du erst die Seiten mit dem Boden verleimst kannst du Probleme bekommen, wenn eine Seite etwas nach innen oder außen kippt. Und du müsstest die Zwingen auf der schmalen Leimfläche der Seiten ansetzen. Schmal ist deswegen schlecht, weil du leicht abrutschen kannst und wenn das passiert, dann hast du mir ziemlicher Sicherheit die Kanten ruiniert.

Leim kann man entweder gleich nach dem einspannen mit einem feuchten Tuch abwischen (Tip: Lauwarmes Wasser funktioniert besser als kaltes) oder man lässt ihn aushärten und beseitigt ihn dann zum Beispiel mit einem Stecheisen oder der Ziehklinge.
 

Frankenholzwurm

ww-robinie
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Hallo Dirk

Drei Zwingen auf jeder Seite, bei einer Tiefe von 400mm? Verstehe ich dich da richtig?

Ja, richtig verstanden.

Wenn ich sowas verleime, haben bei mir die Zwingen einen Abstand zueinander von deutlich unter 20cm.

Bei 60er tiefe nehm ich 4 Zwingen.

Bezüglich Leim:

Leimaustritt gibt es eigentlich fast immer irgendwo.

Verhindern kannst du das eigentlich nur, indem du keinen Leim verwendest:emoji_grin:!

Nach Leimaustritt entferne ich diesen mit einem leicht feuchten Lappen, die Kanten im Korpus abkleben hilft auch schon viel.

Beim Abkleben kann der Leim fast restlos nach dem aushärten entfernt werden, ohne viel schleifen zu müssen.

Bei dem Feuchten Lappen können sich nachher die Holzfasern wieder aufstellen, was wieder verschliffen werden muss.

Am einfachsten geht es bei Kunststoffbeschichteten Platten.

Leim aushärten lassen und dann mit Stemmeisen entfernen, fertig.
 

Helmut60

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Hallo Dirk,

einige Spalten können, wie schon beschrieben wurde, durch "zu lange Dügel" und /oder zu viel Leim kommen. Da Leimholz oft einfach gesagt eher aussieht wie Wellblech, (als eben ist wie eine beschichtete Spanplatte...) und die Spalten teils synchron zu "den welligen Stäbchen" verlaufen, kann die Ursache auch darin liegen, das das Leimholz halt wellig ist... Schleifen vor dem verleimen kann helfen !

:emoji_slight_smile: Helmut
 

Delgado

ww-ulme
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Ok,

danke euch.

Kanten abkleben ist ja auch eine gute Idee :emoji_wink:.

Hallo Dirk,

einige Spalten können, wie schon beschrieben wurde, durch "zu lange Dügel" und /oder zu viel Leim kommen. Da Leimholz oft einfach gesagt eher aussieht wie Wellblech, (als eben ist wie eine beschichtete Spanplatte...) und die Spalten teils synchron zu "den welligen Stäbchen" verlaufen, kann die Ursache auch darin liegen, das das Leimholz halt wellig ist... Schleifen vor dem verleimen kann helfen !

:emoji_slight_smile: Helmut

Hallo Helmut,
geschliffen hatte ich die einzelnen Holzplatten vor dem Verleimen (mit Körnung 120/180/240). Und ja, du hast Recht, die Seitenteile sind ein wenig gewellt.


Auf jeden Fall bin ich beim nächsten Korpus schon mal definitiv schlauer :emoji_slight_smile:.

Ich fasse nochmal zusammen:

- Damit der Leim Platz in den Dübellöchern hat, werden diese geringfügig tiefer gebohrt, z.B. 43mm bei 40mm Dübellänge.
- Schraubzwingen werden nicht direkt auf das Werkstück angesetzt. Kanthölzer verwenden, damit Der Druck der Zwingen besser auf die Leimflächen verteilt wird.
- Nach Möglichkeit im Abstand von 200mm eine Schraubzwinge verwenden.
- Überschüssiger Leim wird mit einem feuchten, in Warmwasser getränkten Lappen entfernt.
- Zusätzlich können Kanten abgeklebt werden, um überschüssigen Leim aufzufangen.

Zu meiner zweiten Frage nochmal. Verteilt ihr den Leim auf einer Stirnseite flächig? oder belasst ihr es bei einer 'Leimwurst' :emoji_grin:, da diese eh gepresst wird?

Wann können denn die Zwingen entfernt werden? Ich benutze das normale Ponal classic. Da steht nur drauf, das die Presszeit mindestens 20 min. betragen soll.
Aber keine Angabe wie lange der zum Aushärten braucht.

Grüsse
Dirk
 

gleiter

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Ich nehme eine dünne Leimwurst. Wenn sie richtig passend gesetzt ist, mittig zudem, quillt nur ganz wenig Leim aus. Mitunter muß es ja auch schnell gehen wegen der offenen Zeit des Leimes.

Unter Zwingen lasse ich mindestens eine Stunde bei Korpusverleimungen. Und auch nur wenn das Teil dannach nicht großartig bewegt oder verarbeitet wird.

Eine Zwinge alle 200 mm ist Luxus, gerade mal bei Verwendung von Presshölzern. Da habe ich einen kleinen Trick: Presshölzer aus astfreier Fichte, 50/50 mm, habe ich auf einer Seite leicht konvex geschliffen. Bei 800 mm Länge von der Mitte weg je rund 7mm nach den beiden Aussenseiten. Werden nun an der Aussenseite einer Korpusverleimung mit diesen Zulagen Zwingen angesetzt und angezogen wird "automatisch" ein recht großer Druck Richtung Mitte des Korpus ausgeübt - fast immer reichen somit die beiden Aussenzwingen für eine gute Verleimung.

Austretenden Leim wische ich sofort weg, erst mal an Innenecken, ebenfals feucht, an Aussenseiten kann ja noch nachgeschliffen werden, da pressiert es nicht so sehr.

Gruß, André.
 
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