Kommoden vom Großvater

TelSav

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Hallo liebe Holzwürmer,

habe hier Kommoden, welche von meinem Opa Ende der 40er/Anfang der 50er gebaut wurden. Deshalb haben sie für mich einen sehr hohen ideellen Wert. Viele von euch werden bestimmt denken: "Das lohnt nicht mehr!" Trotzdem würde ich euch gern um euren fachlichen Rat bitten.
Da ich noch nie alte Möbel aufbereitet habe, besitze ich auch keine Vorkenntnisse. Durch etwas googlen bin ich auf Schellack gestoßen. Kann man den auch auf dieses Furnier auftragen? Beim vorherigen Abschleifen muss ich bestimmt aufpassen wegen der geringen Stärke, oder? Wie würdet ihr an die Sache rangehen, wenn ihr diese Stücke unbedingt wieder auffrischen wolltet?
Vielen Dank schonmal für eure Tipps.

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derstraubi

ww-esche
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Abgesehen von den nötigen Holzreparaturen (diese Stahlzinken in der Schublade sind schon der Hammer):
Demontieren, damit Du das gut händeln kannst.
Mit lösungsmittelhaltigem Abbeizer abbeizen. Der sollte PH-neutral sein um Verfärbungen der Eiche zu vermeiden.
Evtl. leicht mit feinem Papier (180-240) anschleifen.
Vom Schreiner Deines Vertrauens mit modernem 1K Möbellack ordentlich (3-4mal) lackieren lassen (mit jeweiligem Zwischenschliff, kannste ja vielleicht selber machen dürfen?).
So war das Möbel auch ursprünglich behandelt. Eine solche Lackierung hält, je nach Beanspruchung und Kultur des Benutzers, rund 30 bis 50 Jahre. Hast du ja gesehen.
Schellack ginge natürlich, ist aber superheikel, superempfindlich und für den Anfänger ein Disaster, selbst wenn man nur offenporig mit Schellackmattierung arbeitet.
 

Keilzink

ww-robinie
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... wer hat denn die Nägel da reingedroschen? Leute gibts ...

Na, erst mal versteh ich dein Anliegen voll und ganz (ich hatte auch einen Schreineropa).

Mein Vorgehen: Erst mal den ganzen Dreck runterholen (trocken bürsten, mit feuchtem Lappen würde ich nichts machen, das Furnier kann hochkommen).
Dann Beschläge weg, Türen raus, Schubfächer raus. An dem Schubfach mit den Nägeln würde ich vorsichtig die vordere Blende nach vorne rausklopfen, um die Nägel von hinten rauszustauchen - wenn du das von vorne versuchst, wird es nur noch schlimmer.
Dann alles vorsichtig abschleifen, mit Schleifvliess am besten. Schmutz, Lack usw muss vollständig runter. Aber lieber was stehen lassen als Durchschleifen. Das Furnier dürfte imo nicht ganz so dünn sein, wenn es auf Vollholz furniert wurde - Tischlerplatten gab es damals aber auch schon. Dann kann es recht dünn sein.
Die Schnitzerreien würde ich versuchen abzuheben - aber nur, wenn sie eh schon am abfallen sind. Wenn nicht: drauflassen, mit Büste und ev Glasfaserpinsel reinigen. Aber auch hier muss der Lack wahrscheinlich runter.
Die Beschläge würde ich mit Nevrdull behandeln, mehrfach, bis sie wieder io sind. Das Mittel eignet sich für Messing besonders gut , weil ohne Oberflächen-Abtrag - kann nämlich sein, dass die nur "vermessingt" sind - wenn es unmittelbare Nachkriegsware war.

Dann die Korpen überprüfen, reparieren und nachleimen (wenn nötig).

Erst wenn das alles gemacht ist, und wenn du das Ergebnis deiner Bemühungen an den Oberflächen beurteilen kannst und damit zufrieden bist, kannst du darüber nachdenken, welche Oberfläche gut und richtig wäre. Schelllack auf einer bescheidenen Oberfläche sieht nähmlich auch "bescheiden" aus - dann kann es besser sein, das zu ölen und zu wachsen.
Und: um eine schöne Schelllack-Oberfläche hinzubekommen, muss man schon einige Erfahrung haben - zumal bei Eiche.

Auf jeden Fall ist das sehr sehr viel reine Handarbeit.
Und einen schönen Gruss an die Ignoranten, die das Möbel so haben verkommen lassen.

Viel Spass & Erfolg:
Andreas
 

Keilzink

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... ja, ablaugen wäre natürlich eine Option. Da kommt der ganze Dreck auf einmal runter. Aber: Ich hab das mal mit einem Behördenschreibtisch gemacht, der aus der Vorkriegszeit war - DRP auf den Beschlägen usw. Da hat das erstklassig funktioniert. Später hab ich mir einen Lehrmittelschrank aus einer Schule in die Werkstatt gestellt. Feucht abgewischt - und das Furnier wurde buckelig! Hat sich beim Trockenen wieder einigermassen hingezogen - und für die Werkstatt war es ja auch egal. Seither bin ich aber vorsichtig.

Vielleicht kannst du es mal an einer etwas weniger prominenten Stelle ausprobieren, wie das auf Feuchtigkeit reagiert. Wenns geht bist du mit Ablaugen natürlich viel besser bedient.

Andreas
 

derstraubi

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Vorsicht! Nicht ablaugen!
Erstens macht die Feuchtigkeit das Furnier kaputt, besonders auf den gewölbten Flächen.
Zweitens ruiniert die Lauge das Eichenholz und den Leim.
Unbedingt einen Lösemittelhaltigen Abbeizer nehmen, der auch PH neutral ist.
Eventuell ginge auch Lösemittel direkt oder reiner Alkohol unter einer Folie (diese superdünnen, knisternden, Abdeckfolien).
 

Keilzink

ww-robinie
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Oha - völlig richtig. Das war eine Schludrigkeit von mir - im allgemeinen Sprachgebrauch der Amateure wird das immer wieder gleichgesetzt - aber das ist natürlich falsch und du hast völlig recht.

Bis dann:
Andreas
 

welaloba

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Moin alle,
ich würde bei diesen schlichten Oberflächen wohl erst mal Abwaschen mit Nitroverdünnung versuchen - bei Verwndung von Schleifvlies nicht zu fein, also Mirlon rot z.B. Könnte schon reichen. (Den "richtig guten Abbeizer" mit Dichlormethan gibts eh nicht mehr (Asche auf mein Haupt))
Wenn Nitro nicht wirkt, im nächsten Versuch mit Dowanol PM besprühen und einweichen lassen. Wenn gelöst, mit Alkohol nachwaschen. Wenn das auch nicht wirkt, ein Versuch mit Aceton (aus dem Fachhandel, nennt sich DD Waschlöser. Bei den Schnitzteilen empfiehlt sich die Verwendung von nicht zu weichen Schweinsbürsten in Komb. mit den genannten Lösemitteln. Gruß Werner
PS. : Neu beschichten würde ich entweder mit gespritztem Nitrolack oder gespinseltem Schellack mit anschließendem Wachsauftrag, beides allerdings nur bei entsprechender Erfahrung. Sonst machen lassen.
 

Joka1977

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Hmmm "Liberon Tischlerlack" ist sehr dünn eingestellt, verläuft hervorragend:emoji_slight_smile: und kann sehr gut mit dem Pinsel verarbeitet werden ...ist vielleicht auch eine Alternative zum "Spritzen lassen"
 

TelSav

ww-pappel
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Vielen Dank für eure Tipps.
In drei Wochen bin ich mal wieder bei den Möbelstücken, da werde ich dann neue Fotos machen. Musste nämlich feststellen, dass das Furnier stellenweise schwarze Flecken aufweist, welche sich nicht einfach wegschleifen lassen. Eventuell muss ich das was erneuern. ABer wie gesagt, die Fotos gibts erst in drei Wochen.
 
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