Kommode mit Holz-Rollladen

[faroer]

Liebe Holzwürmer,

nachdem ich selbst schon häufig dieser Rubrik gute Ideen
entnommen habe (z.B. auch die Idee, mich mal an einen
Rollladen zu wagen), möchte ich hier gerne auch mal mein
letztes Projekt vorstellen. Eine kleine Kommode für mein
Arbeitszimmer.

Meine Anforderungen:
- Kleine Kommode mit Platz für den Drucker
- In einer Schublade muss der Scanner Platz
haben
- Drucker auf Auszug, um Display ablesen zu
können und Papierstau zu entfernen.
- Holzrollladen (nicht weil der nötig wäre, sondern
aus purer Lust, so etwas mal gebaut zu haben)





Rohmaterial war eine 19 mm Nussbaum-Leimholzplatte.

Zunächst hatte ich einen kleinen Prototyp für den Rollladen
gebaut, um das Profil zu testen. Genau dieses Profil hatte ich
dann letztlich auch am Rollo für den Schrank benutzt.





Der Schrank selber wurde mit meiner schienengeführten
Tauchsäge geschnitten. Das ging für die Platten und die
Grundkonstruktion problemlos.

Die Teile wurden verbunden mit Domino-Dübeln, welche
ich mit einer selbstgebauten Schablone und einer Oberfräse
eingebracht habe. Dieses Vorgehen hatte ich früher schon
mal beschrieben:
https://www.woodworker.de/forum/metallfraeser-fuer-holz-t94117.html#post450492

Die Leisten für die Schienen waren etwas fummelig zu schneiden,
und die sind trotz extra dafür gebauter Schablone recht
ungenau (Dickeunterschiede von etwa 1 mm) geworden,
was aber in der Praxis kaum auffällt.

Die Leisten wurden dann geschliffen und auf einer Platte aufgespannt
mit Leisten. Die Rückseite wurde dann mit Buchbinderleim bestrichen.
Nachdem ich keinen Leinenstoff zur Verfügung hatte, habe ich
einfache Mullbinden als Gewebeverstärkung genommen. Ist optisch
kein Highlight, erfüllt aber hoffentlich seinen Zweck.





Die Kästen der Schubladen sind aus Fichte, die Teile sind mit
Zinken/Schwalben verbunden.





Die Schubladen werden geführt von vergleichsweise günstigen
Schienen:
Möbelzubehör, Kugelführung, Schubkastenführungen, Vollauszug, Kugelführungen, mit Öffnungssystem, Öffnungssystem, Vollauszug mit Öffnungssystem, Öffnungsmechaniensmus,
Diese Schienen habe ich schon öfter verwendet, und bin bisher recht zufrieden. Freuen sich, wenn sie gelegentlich etwas geschmiert werden (Ballistol Sprühöl).



Der Tablarauszug ist von Hettich:
https://www.amazon.de/dp/B009G0CM24/ref=pe_386171_129984121_TE_3p_dp_1



Geschliffen wurde bis Korn 320. Finish ist das Hartöl von Natural und
zum Abschluß noch ein Hauch „Hartöl Spezial 245“ (mit Wachsanteil)
von Leinos. Damit habe ich eine schön gemaserte Oberfläche erreicht,
welche seidenmatt glänzt.



Beste Grüße
Jürgen

 

[faroer]

P.S.: Irgendwie habe ich das mit der Ausrichtung der Bilder verhunzt. Ich hoffe, man kann trotzdem alles erkennen...

 

[Berti_2]

Sauber zu erkennen, wenn man die Bilder anklickt sind sie ja auch wieder richtig. Und sehr schönes Teil übrigens.
Mein erster Eindruck war - Na da macht Toner wechseln sicher keinen Spaß. Aber tata - im vorletzen Bild - auch daran gedacht.

Das mit den Mullbinden teste mal ne Zeit lang und gib da mal einen Erfahrungsbericht. Ich soll den Winter Brotkästen für die liebe Familie bauen. (Kirsche für die Schwigermutter, Weissbuche für Schwägerin 1 und Buche für Schwägerin 2) Soll eigentlich Eiche... aber Eiche und Brot... das schmeckt man.

 

[Komihaxu]

Gut gemacht.
Die Verwendung von Leimholz versaut das Bild meiner Meinung nach aber. Am Korpus ok, aber diese Reste an den Schubladen und ganz besonders am Rolladen sind grenzwertig.

Die Frage ist natürlich: Hätte man es anders machen können? Hätte man sein Holz selber herstellen können? Beim Rolladen sage ich "ja", denn da geht es auch mit Kreissäge und Handhobel (ohne Hobelmaschine).

 

[faroer]

Vielen DAnk für die Anmerkungen.

@Komihaxu: Grundsätzlich hast Du da recht. An den Schubladen stört mich das nicht so. Ich war dagegen fast etwas enttäuscht über die Optik an meinen Rolladen-Elementen. Weil man dort die Keile der Verleim-Zinkung sieht. Siehe Foto. Das war am rohen Holz aber schlimmer als am behandelten Holz. Ich habe das dann so gelassen (auch weil das schon recht viel Arbeit drinsteckte...).



@Berti 2: Die erreichte Stabilität mit Buchbinderleim und Mullbinde ist ziemlich gut. Habe versucht, einen Prototypen zu zerreißen. Da braucht man schon Kraft für. Über die Dauer-Haltbarkeit sagt das natürlich noch nichts aus. Aber ich bin zuversichtlich.

Vielleicht noch eine Erfahrung aus meinem Rollladen-Bau:
An zwei Stellen ist mir im Bereich der roten Markierung (siehe Skizze) der Leim zwischen die Segmente gelaufen und hat die Segmente aneinander geklebt. Stört die Funktion kaum, geärgert hat es mich aber sehr wohl.
Wenn ich das nochmal machen würde, dann würde ich wohl die einzelnen Segmente vorher ölen (nachdem ich die zu verleimenden Seiten mit Klebeband geschützt habe). Dann würden die Segmente nämlich nur dort kleben, wo sie kleben sollen. Und dazwischengelaufener Leim wäre kein Problem.



Beste Grüße!
Jürgen

 

[dew-tool]

Hallo Namensvetter

Mir gefällt deine Kommode sieht für mich klasse aus. Auch die Funktion für den Drucker.

Gruß Jürgen

 

[Mitglied 30872]

...
Vielleicht noch eine Erfahrung aus meinem Rollladen-Bau:
An zwei Stellen ist mir im Bereich der roten Markierung (siehe Skizze) der Leim zwischen die Segmente gelaufen und hat die Segmente aneinander geklebt. Stört die Funktion kaum, geärgert hat es mich aber sehr wohl.
Wenn ich das nochmal machen würde, dann würde ich wohl die einzelnen Segmente vorher ölen (nachdem ich die zu verleimenden Seiten mit Klebeband geschützt habe). Dann würden die Segmente nämlich nur dort kleben, wo sie kleben sollen. Und dazwischengelaufener Leim wäre kein Problem....

Hallo Jürgen,
ja, das Möbel gefällt mir auch gut, sehr schön gemacht. Aber eine Frage hätte ich:
Hätte es nicht ausgereicht, zum Bau des Rollos einfach Leisten nebeneinander zu legen und diese dann von hinten mit einer Stoffbahn zu bekleben? Deine Leisten sind ja doch sehr aufwändig gefertigt.

 

[husky 928]

Ich finde das Schränkchen richtig gut gelungen. Besonders die Verwendung der Mullbinden zeugt von deinem Einfallsreichtum. Und hiergegen:

Ich war dagegen fast etwas enttäuscht über die Optik an meinen Rolladen-Elementen. Weil man dort die Keile der Verleim-Zinkung sieht.

...hätte man das entsprechende Stäbchen einfach um 90° drehen können.

MfG, Wilfried

 

[faroer]

Hallo Wilfried, danke für das Lob!

Stäbchen drehen wäre nicht gegangen: Es hat ja keine quadratische Grundform, sondern die Grundform ist 19 x 10,5 (19 weil das die Dicke der Platte ist, 10,5 weil das in einer 12er Nut gut läuft. 10,5 ist natürlich ein Wunsch-Maß. In der Realität waren die Stäbchen zwischen 10 und 11 mm dick.)

Hätte ich die optisch schönere Seite zur Front-Seite gemacht, dann hätte ich jedes Stäbchen in der Dicke behobeln müssen, was mein Material mengenmäßig nicht mitgemacht hätte (habe die ursprüngliche Platte fast vollständig aufgebraucht).

Aber wie heißt es so schön: Das guckt sich weg. Es fällt mir schon kaum noch auf. Und das will was heißen, weil typischerweise ist man als Erbauer tendenziell viel kritischer mit sich als die anderen.

Schönes heißes Wochenende!
Jürgen

 

[Holz-Christian]

Hallo Jürgen, Respekt, saubere Arbeit!
Vor allem wenn man bedenkt das Dir relativ einfache Mittel zur Verfügung stehen.

Noch zum zwischen die Rollolamellen gelaufenen Leim:
Da hilft auch vorher ölen wenig weil der Leim auch auf getrockneten Öl ziemlich gut hält.
Die Lamellen müssen vor dem Beleimen fugendicht auf einer Hilfsplatte zusammengespannt werden.

Leintuchreste bekommt man bei Raumausstattern oft geschenkt.
Nach dem beleimen das Leintuch stramm über die Lamellen spannen und den Überstand an der Hilfsplatte festtackern.
Eine PE Folie als Trennschicht drüberlegen und mit einer Zulagenplatte aufspannen.

Nach dem Ausspannen( nicht zu lange warten, max 1 Stunde sonst wird der Leim an den Drehpunkten zu hart) den Rollo auf Breite sägen, fertig.

Gruss Christian.

 

[beppob]

grüß euch,

zu dem keilgezinkten holz wurde ja schon viel gesagt. mein fall ist diese Optik auch nicht, nicht mal bei preiswerten hölzern, und schon gar nicht bei höherwertigem holz

wir haben die leisten auch nicht überfälzt, ist meiner Meinung nach unnötig.

@ Christian: die leisten habe ich auch in der breite gleich auf maß geschnitten und auch begrenzungsleisten zum verleimen angebracht. wie du sagst, solchen leinenstoff gibt's beim Raumausstatter

wir haben am rand den Stoff schmäler gemacht, daß das rollo nur auf holz läuft und nicht auf dem Stoff. aber sonst den Stoff schon vollflächig aufbringen, nicht nur sreifen , das macht das ganze dann auch "dicht" und somit eben das fälzen unnötig

 

[Mitglied 30872]

...wir haben die leisten auch nicht überfälzt, ist meiner Meinung nach unnötig.... somit eben das fälzen unnötig...

Danke Beppo für den Hinweis.

 

[faroer]

Vielen Dank für die konstruktiven Ideen. Habe den Eindruck, dass das nächste Rollo (sofern es das geben wird) besser werden würde aufgrund dieser Ideen.

Rollo ohne Falz würde technisch sicher gehen, wäre einfacher zu realisieren; ich hatte aber Sorge, dass im Radius ohne Falz die Zwischenräume im Rollo zu tief werden, und das der Optik schadet. Ob ich recht habe, das weiß ich nicht. Habe es ohne Falz nicht ausprobiert.

Schöne Woche!
Jürgen