Kein Hochglanz durch Öl o. Wachs

lunateide

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Guten Abend Woodworker,

bei jedem frischen Ölauftrag freue ich mich über den Glanz, der jedoch verschwindet, sobald der Überstand abgewischt wird.
Warum ist das so?
Die Antwort, die ich mir selbst gebe ist, weil das Öl in das Holz eingezogen ist und die Holzoberfläche, egal wie fein geschliffen, unter dem Mikroskop betrachtet einer Graterlandschaft ähnelt.
Diese Überlegung kann durchaus falsch sein.

Auch mit Wachs konnte ich keine hochglänzende Holzoberfläche erreichen, obwohl gebohnerter Wachs auf manchen Fußböden (z.B. Lino) durchaus Hochglanz erzeugt.

Ich habe weitere Versuche unternommen, indem ich den letzten Ölauftrag eingeschliffen habe, in der Hoffnung, daß das die Paste aus Öl und Schleifstaub alle Unebenheiten glättet.
Die Oberfläche fühlt sich ja wirklich glatt wie Glas an.

Danach habe ich mit Hartwachsöl weitergemacht, das ja schichtbildend sein soll, um endlich einen glatten Untergrund herzustellen, hauchdünn aufgetragen, mit Lammfell poliert, insgesamt 8 (ja acht) Aufträge.

Mein Musterstück Bubinga sieht zwar jetzt so aus, daß man am liebsten hineinbeißen möchte, aber Hochglanz ist das nicht.

Woran liegt das?

Gruß
Roland
 

narrhallamarsch

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Moin Roland,

Hochglanz wirst Du mit keinem Öl erzielen, höchstens einen schönen Seidenglanz.

Du kannst das Ganze etwas aufpeppen, indem Du die geölte Fläche, nach dem Aushärten, mit Wachs, z.B. von Clou, bearbeitest und das, nach dem kompletten Trocknen, auspolierst.

Hochglanz erfordert extrem glatte Oberflächen, alle Poren müssen gefüllt werden und extrem fein geschliffen, wie man das z.B. bei einer klassischen Schellackpolitur mit Bimsmehl macht.

Jede Unregelmäßigkeit in der Fläche macht das zunichte. Auch beim Lackieren ist die Vorbereitung des Untergrundes mehr als die halbe Miete.

Gruß

Frank
 

123 Harry

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Moin, da muss ich Frank Recht geben.Wenn ich beim Drechseln eine besondere glatte Fläche hin bekommen möchte,schleife ich nach dem letzten Schnitt das Holz auf Hochglanz,obwohl es schon glänzt nach dem Schnitt.Mit Öl bekommst du nur einen matten Glanz.Mit Hartwachs was durch die Reibung schmilzt wird es schon besser.Schleifen von Öl bringt garnichts.Scnellack soll besser sein ich habe es noch nicht auspropiert,aber es soll auch nicht alltags Tauglich sein.Viel Anfassen ist da nicht
 

welaloba

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Moin,
ich für meinen bescheidenen Teil erziele keinen Hochglanz ohne eine dichte, porenfreie, genügend harte Schicht, die sich entsprechend weiter verdichten und schleifen lässt.
Normale (zB. Nitro-) Lacke werden mit Wachs oder vergleichbaren Zusätzen mattiert. Andererseits: Wachs als Möbeloberfläche kann nur so viel glänzen wie der zuvor aufgetragene Untergrund, zB. Schellack oder auch HARTöl. (Nicht Hartwachsöl!!)
Gruß Werner
PS: Die Polyesterlacke auf manchen 60er Jahre Möbeln sind so hart, dass sie heute spröde und rissig werden.
 

Philipp

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Glanz durch Wachs

Hallo!

Für eine glänzende Wachsoberfläche solltest Du Dich an Carnaubawachs halten, Bienenwachs mattiert.

Ich nutze seit langem eine selbst hergestellte Wachsmischung aus Carnaubawachs und etwas Bienenwachs, beides in Balsamterpentilöl im Wasserbad gelöst. Da das Carnaubawachs sehr hart ist, benötigt man ein Vielfaches an Lösungsmittel, um eine bei Raum-/Kellertemperatur schmierfähige Masse zu erhalten. Ich schmiere die Oberfläche ein, danach bürste ich in alle Richtungen und poliere zum Schluß mit einem Microfasertuch.

Ggf. muß des Wachsvorgang wiederholt werden, denn nachdem das Lösungsmittel ausgedampft ist, bleibt ja nur noch eine geringe Menge an Wachs übrig.

Es stimmt, daß für eine richtig glänzende Oberfläche alle Poren verschlossen werden müssen. Ich mache das aber nicht, weil ich einfach zu faul dazu bin, außerdem will ich Schleifen weitestgehend vermeiden und hobele nur bzw. verwende stellenweise de Zieklinge.
Der Oberfläche sieht man das dann auch an, was mich aber nicht weiter stört. Ein zu viel des Gespiegels wirkt auf mich auch etwas unnatürlich.

Alle erwähnten Zutaten bekommst Du bei Kremer-Pigmente.

Gruß, Philipp
 

WinfriedM

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Es gibt Hartwachsöle, die enthalten Mattierungsmittel. Was hast du denn verwendet?

Ein Öl, was recht harzreich ist und mit dem man recht glänzende Oberflächen aufbauen kann, ist Birchwood Tru Oil. Bekommst du im Waffenladen. Auf youtube findest du zu Tru Oil einiges.

Dies zum Beispiel:
https://www.youtube.com/watch?v=VFT9kdJFkaI


Allerdings: So eine Oberfläche ist nicht sonderlich wasserbeständig.
 

lunateide

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Hallo Winfried,

ich habe Clou Hartöl verwendet und danach Clou Hartwachsöl.

Gruß
Roland
 

welaloba

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Hallo Winfried,
ich habe Clou Hartöl verwendet und danach Clou Hartwachsöl.

Das wirst du kaum zum Glänzen kriegen. Wie einer der Vor"schreiber" schon anmerkte, wenn Wachs aufgetragen wird, dann aber welches mit einem hohen Carnaubaanteil, das lässt sich ganz nett polieren, was aber nicht ganz einfach ist. Auch das Auftragen erfordert etwas Erfahrung oder auch entsprechend viel Lösemittel. Die Beständigkeit wäre ebenfalls zu prüfen.
Gruß Werner
 

lunateide

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Hallo
und Dank an alle, die sich um mein Problem bemüht haben.

Bleibt also nur die Lackierung oder eine Schellackpolitur, aber dazu fehlt mir alles, vor allem Ahnung.

Aber was kann ich noch tun, um der von Werner angesprochenen dichte, porenfreie, genügend harte Schicht ein wenig näher zu kommen, außer schleifen, wässern, noch feiner schleifen?

Bis zu welcher Körnung macht denn schleifen noch einen Sinn?

Grübelnd,

Roland
 

narrhallamarsch

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Moin Roland,

das kommt immer auf das Holz an.

Bei Eiche z.B. kommst du nicht um das Porenfüllen rum, bei Ahorn und Kirsche durchaus.

Poren kann man mit Schnellschleifgrund, gibts unter anderem von Clou oder mit handelsüblichem Porenfüller machen, lass Dich da am besten mal im Fachhandel beraten.

Schleifen ist immer so eine Sache, da gehen die Meinungen weit auseinander. Festool empfiehlt beim Ölen bis maximal 240 zu schleifen, da ansonsten das Eindringverhalten bei deren Ölen, die recht dick eingestellt sind, negativ beeinflusst wird.

Ich höre bei Hartholz normalerweise bei 240- 280 auf, Hirnholz teilweise bis 400, es gibt aber Kollegen hier, die auch mal so bis 400 oder 600 schleifen.

Da hilft nur testen, testen, testen.

Gruß

Frank
 

frankundfrei

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Glanz auf der Oberfläche mit Öl

Ein wenig Glanz kannst Du mit dem Finish-Öl erreichen. Das ist aber nicht das Öl das glänzt, sondern die Naturharze, die einmal die Poren füllen und dann als Schicht aushärten.

Hochglanz wird das nicht - aber das Ergebnis wird sicherlich besser sein als mit einem Hartwachsöl.

Wesentlich für ein gutes Ergebnis ist die Vorbehandlung - aber das wurde ja schon geschrieben.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

lunateide

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Guten Abend Frank,

jetzt blicke ich überhaupt nicht mehr durch.

Was bitte ist Finish-Öl?

Das von mir verwendete Clou Hartwachs-Öl hat auch die Bezeichnung Öl-Finish????

Wie und in welcher Reihenfolge soll ich eine Oberfläche aufbauen, damit sie durch Öl und/oder Wachs den höchstmöglichen Glanz bekommt.

Daß es kein Hochglanz werden kann, habe ich inzwischen begriffen.

Gruß
Roland
 

frankundfrei

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Finish-Öl und Ölfinish

Sorry, Roland,

das sind natürlich alles Bezeichnungen von den Herstellern und da verbirgt sich immer etwas anderes dahinter. Die Zuschlagstoffe sind recht unterschiedlich.

Ich meinte das Finish-Öl von Natural Naturfarben. Es hat eben keine Wachsanteile. Das was als Schicht überständig auf der Oberfläche aushärtet ist ein Öl-Harzgemisch. Die Naturharze füllen auch den Rest von vorhandenen Poren.

Wenn du das Finish-Öl mit dem Lappen aufpolierst, dann erzeugst Du kaum eine Schicht, sondern Du füllst nur die Poren. Es kommt dennoch zu einem gewissen Glanz.

Du kannst aber auch mit einem etwas groben Pad (also kein weißes) - wir nehmen das beige - das Finish-Öl als dünne Schicht auf dem Holz aufziehen und dann austrocknen lassen. Der Glanz erhöht sich dann.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

Fahrradstolz

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Moin Roland,

das kommt immer auf das Holz an.

Bei Eiche z.B. kommst du nicht um das Porenfüllen rum, bei Ahorn und Kirsche durchaus.

Poren kann man mit Schnellschleifgrund, gibts unter anderem von Clou oder mit handelsüblichem Porenfüller machen, lass Dich da am besten mal im Fachhandel beraten.

Schleifen ist immer so eine Sache, da gehen die Meinungen weit auseinander. Festool empfiehlt beim Ölen bis maximal 240 zu schleifen, da ansonsten das Eindringverhalten bei deren Ölen, die recht dick eingestellt sind, negativ beeinflusst wird.

Ich höre bei Hartholz normalerweise bei 240- 280 auf, Hirnholz teilweise bis 400, es gibt aber Kollegen hier, die auch mal so bis 400 oder 600 schleifen.

Da hilft nur testen, testen, testen.

Gruß

Frank
 

Fahrradstolz

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Ich bin zwar nur "Hobby-Holzhandwerker" aber nachdem ich hier einige Kommentare gelesen habe hätte ich ne Anmerkung.
Ich bekomme durchaus spiegelglatte Holzoberflächen, und das ausschließlich durch Schleifen.
Nachdem ich 1-2jahre mit max. 240er Körnung geschliffen habe, wollte ich mal ausprobieren wie weit ich gehen kann und bin letztendlich (kein witz) bei 7000er Körnung gelandet.
(Obwohl man auch mit 3000er oder 5000er Körnung ein schon mehr als zufriedenstellendes Ergebniss erreicht.)
Es hängt natürlich stark von der zu bearbeitenden Holzart ab wie sehr die Oberfläche am Ende glänzt.
Zu Anfang habe ich viel mit Buche & Kirsche gearbeitet, die Ergebnisse waren auch recht passabel.
Ende letzten Jahres habe ich dann aber durch Zufall ein paar größere Stücke Eibe bekommen & hier sind die Ergebnisse echt überwältigend!
Ich kann mich tatsächlich in der Oberfläche spiegeln, kein Witz!
Ausserdem verleiht es der Maserung unheimlich viel Tiefe.
Im Anschluss ruhig noch Ölen und polieren, gibt nochmal den letzten Schliff und fertig ist der Lack!
Man muss natürlich äußerst exakt arbeiten und braucht anfangs sicherlich etwas Übung aber mittlerweile bekomme ich sowohl ebene Flächen als auch geschwungene Formen mit Hand oder mit Maschine auf Hochglanz geschliffen.
 

Fahrradstolz

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Was ich in meinem Beitrag nicht explizit erwähnt hab:

Vor der 7000er Körnung kommen natürlich erstmal noch 80/100/180/240/320/600/800/1000/1200/2000/3000/5000er Körnung...sind zwar ziemlich viele Schleifgänge aber das Ergebnis überzeugt!
 

Bartkauz

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Ich stimme Fahradstolz zu was Eibe betrifft. Das ist mein Lieblingsholz für Stifte, weil es einfach wunderschön ist. Ich mache zwar nich t so viele Zwischenschritte wie er, aber ich glaube zwölf verschiedene Körnungen verwende ich auch. Kein Lack, nur Drechsleröl aufpolieren. Mit Spiegelbild ist zwar bei einem Stift nix (wäre dann ja auch ein Zerrspiegel ), aber sie glänzen toll. Diese Stifte liegen nie lange bei mir rum.

Werner
 

WinfriedM

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Problem bleibt, dass so eine Oberfläche sehr empfindlich ist. Ein Tropfen Wasser oder etwas Handschweiß und man hat matte Flecken. Einmal feucht abgewischt und es ist auch alles matt. Für ein Kunstobjekt, was man nicht berührt, kann ich es mir noch vorstellen, aber alles, was im Alltag genutzt wird, wird schnell leiden.
 

Friederich

ww-robinie
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Außer dem Schliff ist auch eine Grundierung wichtig. Ohne Diese sackt das Wachs ins Holz ein und wird matter.
Standardvorgehen bei der Aufarbeitung alter Nadelholzmöbel (Ich nenns jetzt mal nicht "Restaurierung"): Bimsmehlhaltigen Schellack aufpinseln, zweimal, mit Zwischenschliff mit Schleifvlies.
Vom Hochglanz z.B. einer echten SchelllackPOLITUR ist das aber trotzdem meilenweit entfernt.
 
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zündapp

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Die Erfahrungen von Fahrradstolz kann ich bestätigen, ich hatte das an der Drechselbank ebenso gemacht, allerdings bis "nur" 1000er Korn und danach mit der Baumwollscheibe poliert. Das Holz sieht nach dem Polieren schon toll aus. Egal, was ich danach aufgetragen habe, es ergab dauerhaften spiegelnden Hochglanz. Probiert habe ich Tru Oil, osmo Hartwachsöl und so ein spezielles Drechselöl mit englischem Namen, Shellawax hieß das.
Verarbeitet habe ich Obsthölzer, Buchsbaum auch einmal, das wurde fast wie Elfenbein.
Viele sagen, ab 280er Korn schleifen bringt nichts mehr. Für den Glanz gehts da aber erst los, finde ich.

Aber so, wie Schellack-Hochglanz ist es nicht. Mit TruOil kommt man da am ehesten dran, aber das ist auch irgendwie kein richtiges Öl.
 

dascello

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Ich mache gute Erfahrungen (auch bei Stiften) mit Clou Schnellschliffgrund. Ab 240 immer einmal schleifen, dann SSG, nochmal 240, dann 280, SSG, 280 usw bis graues Vlies. Letzter Auftrag SSG, dann „Yorkshire grid“.
 
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