Küchentisch aufarbeiten

vollkorndidi

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Hallo zusammen,

unser Küchentisch sieht nach rund fünf Jahren ziemlich vermackelt aus.
Wir haben Ihn damals von der "Edelfirma" Möbel Boss für'n Appel und'n Ei gekauft. Immerhin Leimholz (keine Ahnung was - Gummibaum oder sonst was) und honigfarben lackiert. Sieht so aus wie Buche hell.

Da die Kinder in den 5 Jahren nicht gerade nett mit dem Tisch umgegangen sind ist genau da, wo sie essen der Lack im wahrsten Sinne des Wortes ab. Außerdem hat dann vor kurzem unsere Kleine ausprobiert ob Edding wirklich nicht mehr ab geht...

Also wollte ich den Tisch komplett abschleifen und - ja was dann.

Am liebsten würde ich ölen - habe gute Erfahrungen mit Osmo Topoil auf Schränken gemacht - aber hält das, bei der Beanspruchung?
Oder lasieren?
Kann man eigentlich auf Öl oder Lasur auch Klarlack auftragen?
Macht das überhaupt Sinn, oder lieber öfter mal nachölen?

viele Grüße

Dietmar
 

frankundfrei

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Küchentisch schleifen und ölen

Wenn Du den Tisch komplett abgeschliffen hast, dann bestehen ja keine Lackreste mehr auf der Oberfläche. Deine Frage Öl auf Lack ergibt sich so also nicht. Grundsätzlich wäre dies aber nicht möglich. Der Altlack muss erst mal runter - Deine Kinder haben es ja z.T. schon geschafft.

Nach einem ordentlichen Schleifaufbau kannst Du dann mit dem Ölen beginnen.

Das Topoil wird Dir wieder eine Schicht auf die Oberfläche bringen. Grundsätzlich empfehle ich dies nicht bei einem Esstisch oder Arbeitsplatten.

Genauso verhält es sich mit einer Holzlasur. Auch dies würde eine Schicht auf der Oberfläche bedeuten, die durch die Beanspruchung abgearbeitet werden kann. Die unterschiedliche Abnutzung kommt bei farbigen Lasuren noch stärker zur Wirkung. Die Holzlasuren sind i.d.R. auch weich eingestellt, damit sie Schwund- und Quellverhalten bei einer Holzfassade bewältigen.

So würde ich Dir ausschließlich den Schutz im Holz nicht auf dem Holz empfehlen. In dem Fall durch ein Naturöl, das gut in das Holz einziehen kann. Aus der Ferne kann ich Deine "Gummibaum"-Bezeichnung nicht nachvollziehen. Aber wenn Du den Eindruck hast, dass das Holz recht dicht ist, dann würde ich das Möbel-Hartöl verwenden. Wenn das Holz recht offenporig ist, dann würde ich das etwas fetter eingestellte Parkettöl-Fußbodenöl verwenden.

Die geölte Oberfläche lässt sich recht leicht nachölen. Eine "Edding-Attacke" wäre dabei kein Problem.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

Mitglied 42582

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Die geölte Oberfläche lässt sich recht leicht nachölen. Eine "Edding-Attacke" wäre dabei kein Problem

Widerspruch, danach darfst du erstmal wieder schleifen, der Edding geht da so nicht mehr runter. Schleife bei meinen Schwiegereltern ständig den Edding meiner Kinder wieder raus.
 

frankundfrei

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Holzfaser mit Öl sättigen

Wenn die Holzfaser mit Öl richtig gesättigt wurde, dann reinige ich Dir eine Eddingattacke mit dem Intensivreiniger von Natural weg und pflege mit dem Pflegewachsöl nach.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

gun

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Wenn die Holzfaser mit Öl richtig gesättigt wurde, dann reinige ich Dir eine Eddingattacke mit dem Intensivreiniger von Natural weg und pflege mit dem Pflegewachsöl nach.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de

Ja, da bezahlt man dann auch gerne etwas mehr, wusste nicht, dass das im Preis mit drin ist...:emoji_grin:

Gruss Guenter
 

Mitglied 42582

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Ich bin beeindruckt, das Zweihorn Hartöl hat das Featuer nicht mit drin:emoji_wink:
 

vollkorndidi

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Erstmal vielen Dank für die Antworten.

Also auf jeden Fall ölen - mit einem nicht schichtbildenden Öl. OK.

Ich würde dann so vorgehen:

1.) 80er Maschinenschliff (mit Exenterschleifer) bis dass aller Lack ab ist
2.) 120er Maschinenschliff
3.) Tisch säubern und erst Ölung
4.) 240er Schliff von Hand
5.) Tisch säubern und zweite Ölung.

Jetzt noch ein paar Fragen:
Der Tisch soll Babypopo- Charakter bekommen.
Soll ich noch einen Schliff mit noch feinerem Papier dranhängen?
Soll ich vor dem ersten (oder zweiten) Ölen das Holz mal wässern, damit sich die Fasern aufstellen?

Bisher war Babypopo noch nie gefordert - daher die "dummen" Fragen. Aber die Regierung besteht auf Babypopo....
 

gleiter

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Hi!

Ich mache den Plattenschliff immer und bis zum Ende mit dem Rotex, 80 (falls nötig) - 100 - 120 - 150 - 180 - 220 (oder 240).

Bei 180 und 220 wässere ich die Platte, lasse gut trocknen, und schleife mit der gleichen Körnung noch mal. 180 ev. ein zweites Mal wässern, kommt auf die Güte der Vorschliffe an.

Das ist dann schon "Babypopo" - es folgt der Ölaufbau.

Wässern nach dem Ölen ist sinnlos.

Ölaufbau bei mir ist deutlich aufwändiger, allerdings arbeite ich mit einem anderen Produkt.

Gruß, André.
 

gleiter

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Hallo Gleiter,

wie sieht denn bei Dir der Ölaufbau aus - und welches Öl verwendest Du?

Was hältst Du von den Clou- Produkten?

Hi!

Ich verwende - und das schon seit sehr vielen Jahren - ausschliesslich Produkte von AURO, kann somit zu Clou nichts sagen. Hab' seinerzeit alles am Markt erhältliche getestet, AURO war mit Abstand das Beste. Ist aber schon gute 30 Jahre her...

Zum Aufbau einer belasteten Oberfläche wie Küchen- oder Büroarbeitsplatten nehme ich PurSolid Hartöl, eben von AURO, und baue mindestens fünf Schichten auf, besser sieben.

Dauert eine gute Woche, man muß sich recht penibel an das Verarbeitungsblatt halten, und bis so eine Oberfläche wirklich voll belastbar ist geht schon mal ein guter Monat ins Land (vorsichtig benutzbar natürlich schon nach drei, vier Tagen).

PurSolid ist schichtbildend, ich baue also viele Schutzlagen auf der Platte auf. Sättigung der Platte ist spätestens nach dem dritten Auftrag, danach wird nur noch zusätzlicher Schutz aufgebaut.

Gruß, André.
 

vollkorndidi

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Danke Leute - ihr habt mir echt weitergeholfen.

Ich werde hier demnächst Vorher- Nachher- Bilder einstellen (Darf ich ja jetzt :emoji_wink: ).

Übrigens meint auch meine Regierung, das der Tisch aus Gummibaum ist. So hat uns das damals der Verkäufer gesagt.
Wenn ich das jetzt schleife und danach öle passt das hoffentlich wenigstens annähernd zu Buche. Ich teste das mal vorher auf der Unterseite....
 

gun

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Also ich lass mich jetzt auch mal kurz dazu aus, wie ich das vom Schreiner gelernt hab.
Farbe entfernen mit Bandschleifer 60-80 ueber Kreuz, und nicht zu schnell laufen lassen.
Dann Bandschleifer 120 und 240 in Faserrichtung, ohne Druck, bis die Riefen weg sind.
Von Hand in Faserrichtung mit 400er, dann Staub wegbuersten.
Mit feuchtem Lappen drueber, die weichen Fasern quellen auf, wenn trocken mit 600er vorsichtig glatt schleifen, dass geht ruckzuck. Das ganze 3x wiederholen. nochmal buersten, und mit einem trockenen, sauberen Lappen abwischen. Immer in Faserrichtung arbeiten, ausser beim Farbe entfernen. Ich benutze ausser dem Bandschleifer hoechstens mal einen Deltaschleifer, fuer Ecken.
Und dann Bienenwachs, was der Frank da hat sieht ganz gut aus von der Zusammensetzung, besonders, wenn man Kinder hat. Clou Produkte hab ich noch nie gekauft, dass ist fuer die, die sich nicht buecken. Und die Beizen, Pulver, von Zweihorn.

Gruss Guenter
 

siggi.ch

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Hallo,

ich möchte mich hier mal einklinken, weil ich durch diesen Thread auf die Idee kam, unseren Küchentisch ebenfalls aufzuarbeiten (ist jetzt 11 Jahre alt) - nachdem wir schon länger am überlegen waren, etwas Neues zu beschaffen.
Der dürfte aus Buche sein und ist m.E. mit Lack behandelt; die Frage, die sich mir nur stellt, ist die, dass man schon seit längerem "Streifen" in der Tischplatte sieht. Ich nehme an, dass die die Kanten sind, wo das Leimholz verleimt ist ......sieht man die jetzt erst, weil einfach der Lack ab ist oder muss ich da Angst haben, dass die Platte "langsam aus dem Leim geht"?
Ich weiß, die Frage ist ungesehen aus der Ferne schwierig zu beantworten, aber vielleicht gibt es durch Eure Erfahrungen ja Antworten, die mir weiterhelfen würden .......
Ansonsten denke ich, könnte sich die Arbeit schon lohnen - der Tisch ist ausziehbar und das Gestell ist noch sehr stabil ......

Hoffe, man kann auf dem Foto die Streifen erkennen.

Gruß, Siggi
 

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Bist du dir sicher das die Platte nicht furniert ist? Umleimer gibt es bei Leimholz normalerweise nicht.
Schleifen kann man das aber wesentlich vorsichtiger als eine Massive Platte. Und der erste Schritt wäre eine Ziehklinge um nicht das Furnier durch zu schleifen.
 

siggi.ch

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Okay - wieder was dazugelernt .......erst richtig schauen, bevor man was schreibt .....

Das Foto ist eindeutig (Rückseite vom Auszug): es ist Furnier und damit doch wohl Schluss für den Tisch......

Gruß,
Siggi
 

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vollkorndidi

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Also ich lass mich jetzt auch mal kurz dazu aus, wie ich das vom Schreiner gelernt hab.
Farbe entfernen mit Bandschleifer 60-80 ueber Kreuz, und nicht zu schnell laufen lassen.
Dann Bandschleifer 120 und 240 in Faserrichtung, ohne Druck, bis die Riefen weg sind.

Gruss Guenter

Hallo gun,

ich habe zwar einen Bandschleifer, nutze ihn aber eher ungerne. Er ist mir zu schwer und zu grobschlächtig. Wenn ich da auf einer Stelle ne Sekunde zu lange Schleife bin ich gefühlt 5mm tiefer als der Rest der Platte :eek:.
Ich versuche es erstmal mit dem Exenterschleifer.....

Beim Öl bin ich mir noch nicht sicher. Da stöbere ich mal noch ein bischen hier und im restlichen www.
 

frankundfrei

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Richtiges Schleifen ...

Heiko Rech hat recht schöne [ame="http://www.youtube.com/watch?v=BY04XKbaQk0"]Videos[/ame] in seinem Holzwerkerblog, was das Schleifen und die Oberflächenbearbeitung angeht.

Drei Dinge fallen mir dabei auf:

1. Im Kreuzgang schleifen mit einem Exzenterschleifer
2. Keine hohen Sprünge im Korn.
3. 320er Schliff reicht völlig aus.

Deine Überlegung mit 120er, dann ölen und sogleich 240er Körnung wäre mir zu sprunghaft.

Die Empfehlung von gun:
Dann Bandschleifer 120 und 240 in Faserrichtung, ohne Druck, bis die Riefen weg sind.
Von Hand in Faserrichtung mit 400er, dann Staub wegbuersten.
Mit feuchtem Lappen drueber, die weichen Fasern quellen auf, wenn trocken mit 600er vorsichtig glatt schleifen, dass geht ruckzuck. Das ganze 3x wiederholen.
Dort wäre mir der Sprung von 120 auf 240 zu groß. Das 600er Blatt wäre mir zu fein für Holz.

Ölen bis zur Sättigung. Ein Finish erfolgt nach 24 Stunden mit einem Pflegewachsöl.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

WinfriedM

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Sehe ich auch so: Wenn du schön glatte Oberflächen haben willst, dann VOR dem ersten Ölen bis mindestens Korn 240 schleifen, je nach Holz auch bis 320. Nach dem ersten Ölen arbeite ich lieber mit feinem Schleifvlies.
 

vollkorndidi

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Wie bei vielen Dingen im Leben - so auch hier:
Fragst Du 10 Leute bekommst Du 20 Antworten - alle anders.

Ich habe mir meinen Reim darauf gemacht und finde die Videos von Heiko recht anschaulich. Ich werde nun so vorgehen wie im Video beschrieben - das erscheint mir am sinnvollsten. Ich werde bis 320 raufgehen.

Wobei ich darüber staune, das auch quer zur Maserung geschliffen wird. Aber prinzipbedingt schleift der Exenter ja eh auch immer etwas quer....

Vielen Dank übrigens für das Einblenden der Videos!
 

vollkorndidi

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fertig!!!

Hallo Woodworker,

es hat etwas länger gedauert, aber die Seuche (fette Erkältung) hat mich dahin gerafft.
Aber - ich bin fertig.

Hier nun erstmal die Bilder von vorher.

Man sieht gut den "Eddingangriff" und die verkratzte Oberfläche
 

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vollkorndidi

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So, und nun nachher:

geschliffen mit 40er, 80er, 120er, 180er, 240er Maschinenschliff
danach mit 320er, 400er und 600er Handschliff

Danach kräftig mit Lumberjack Holzöl getränkt (3mal)

Es glänzt zwar nicht mehr so doll wie lackiert, aber selbst die Regierung ist total angetan vom Ergebnis.

Witzig finde ich, dass die Holzfarbe fast unverändert geblieben ist. Da habe ich nicht mit gerechnet.

So und jetzt noch mal vielen Dank für all die Tipps! Ihr seit ein klasse Forum!
 

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