Küchenarbeitsplatte: Material, Einbau und Ölen

Elsa

ww-kiefer
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Hallo miteinander,

mein Freund und ich ziehen demnächst um und dabei nehmen wir unsere bestehende Küche mit. Was wir uns neu kaufen müssen, ist eine Arbeitsplatte. Momentan haben wir eine massive Buchenarbeitsplatte, die uns gut gefällt. Allerdings hat es uns für die neue Wohnung eine Schein-Akazien-Arbeitsplatte angetan. Die Küche hat uns in unserer jetzigen Wohnung ein netter Nachbar, der von Beruf Tischler ist, aufgebaut. Diesmal wollen/müssen wir uns selbst versuchen, weswegen ich ein paar Fragen habe. Entschuldigt, wenn ihr die Fragen zum 1000x hört, allerdings finde ich mich in Foren noch nicht so gut zurecht.

1) Zunächst: Was haltet ihr von Arbeitsplatten aus Schein-Akazie? Sind diese gleich gut oder schlechter geeignet als Buche? Gibt es hier Dinge zu berücksichtigen, die sich von Buche unterscheiden?

2) Wenn jemand Erfahrungen mit dem Hartöl von Kreidezeit hat, würde ich mich über ein kurze Information sehr freuen. Bei unserer Buchenarbeitsplatte habe ich anfangs die Platte so oft geölt, bis sie keines mehr aufgenommen hat, dazwischen immer geschliffen und überschüssiges Öl mit einem Baumwolllappen abgenommen. Zwischenzeitlich habe ich dann immer mal wieder nachgeölt. Dafür habe ich allerdings ein „Öko“-Arbeitsplattenöl aus dem Baumarkt genommen, der Name fällt mir nicht mehr ein, die Dose würde ich aber noch erkennen (gelb/grünes Layout).

3) Schließlich hätte ich da noch eine Frage, den Einbau der Arbeitsplatte betreffend. Ich war damals dabei, als unser Nachbar die Arbeitsplatte zugeschnitten und eingebaut hat. Ich hab das damals auch nicht in Frage gestellt, weil er beruflich mit Holz arbeitet und insbesondere Küchen einbaut. Allerdings weiß ich noch, dass die Platte erst geölt wurde, als sie schon aufgebaut war, nur von der Oberseite, keine Unterseite und kein Hirnholz. Soweit ich gelesen habe, sollte man das aber machen. Die Küche ist L-förmig, auch in der neuen Wohnung. Die Arbeitsplatte wurde nicht auf Gehrung gesägt, sondern quasi quer-auf längsverlaufendes Holz – so wollten wir das auch wieder machen. Verbunden wurden beide Arbeitsplatten mit 3 oder 4 Verbindungsplättchen/Lamellos (und jeweils Holzleim) und die Spüle wurde mit Silikon abgedichtet. Meine Fragen: Welche Größe müssen diese Verbindungsplättchen haben und benötigt man noch zusätzlich irgendwelche Verbindungen? Ich habe nämlich gelesen, dass man noch Plattenverbinder nutzen soll. Ich kann mir darunter jetzt nichts vorstellen bzw. weiß ich nicht, ob damit diese Lamellos gemeint sind. Kann ich die Spüle wieder mit Silikon abdichten, oder sollte man das besser lassen, weil das Holz noch arbeitet? Ich bin mir insgesamt so unsicher :emoji_frowning2:

Liebe Grüße,
Elsa
 

Friederich

ww-robinie
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1) Zunächst: Was haltet ihr von Arbeitsplatten aus Schein-Akazie?
Hallo Elsa, da würd ich mal eindeutig sagen: Besser geeignet. Buche ist nämlich denkbar ungeeignet. Schwindet stark und verstockt schnell häßlich. Wundert mich, daß ihr keine Probleme damit hattet. Oder war sie noch nicht lange eingebaut?
Robinie ist sehr hart und widerstandsfähig gegen Verpilzung. Und wenn es doch Flecken gibt, fallen diese wegen der dunkleren Farbe weniger auf.

"Die Arbeitsplatte wurde nicht auf Gehrung gesägt, sondern quasi quer-auf längsverlaufendes Holz".
Das widerspricht eigentlich allen Regeln der Kunst, auf solcher Breite das Holz zu sperren. Ist vielleicht nur gutgegangen, weil die Platte dauernd der Feuchtigkeit ausgesetzt war und nicht besonders austrocknen konnte.
Bei uns wurde es zu meiner Verwunderung ebenso gemacht, ohne daß was passiert wäre. Lag vielleicht auch an der Holzart? Bubinga glaub ich ...Mir widerstrebt es jedenfalls.

"Kann ich die Spüle wieder mit Silikon abdichten, oder sollte man das besser lassen, weil das Holz noch arbeitet?"
Arbeiten wird das Holz immer. Du solltest dich bemühen, es möglichst genau auf die spätere durchschnitliche feuchtigkeit zu bringen. Silikon sollte aber das Arbeiten problemlos wegstecken.
Zur Oberflächenbehandlung gibt es grundsätzlich reines Öl, oder solches mit einem Wachsanteil. Mit letzterem ist man schneller fertig. Reines Öl, insbesondere Leinöl, sollte man in sehr vielen Aufträgen aufbringen. Muß man aber die speziellen Anweisungen für das jeweilige Öl beachten.
Auf jeden Fall bei der Oberflächenbehandlung sehr sorgfältig vorgehen, und die teilweise recht langen Trocknungszeiten einhalten. ich würde das vor dem Einbau durchführen. Und das Hirnholz nicht vergessen.
Worüber ich mir jetzt nicht schlüssig bin ist, ob man dabei den Bereich für die Silikonabdichtung aussparen sollte, um eine bessere Haftung zu gewährleisten?
Unterseite dürfte nicht wichtig sein. Evtl. ist es sogar von Vorteil hier das Holz roh zu lassen, damit von oben eindringende Feuchtigkeit besser austrocknen kann.
Gruß
Friederich
 

tirogast_2018

Gäste
"Die Arbeitsplatte wurde nicht auf Gehrung gesägt, sondern quasi quer-auf längsverlaufendes Holz".
Das widerspricht eigentlich allen Regeln der Kunst, auf solcher Breite das Holz zu sperren.

Eine Gehrung an einer massiven Arbeitsplatte (bedenkt die Breite und das Schwundverhalten des Holzes) wird aber zwangsmässig aufreissen:
Wenn die Platte trockner wird öffnet sich die Gehrung vorne, wenn das Holz anquillt hinten.

Geeigneter ist der oben angeführte stumpfe Stoß, als Beispiel: Flachdübel mit unterseitig Plattenverbinder. Die Fuge nur im ersten Drittel zur Sichtkante hin verleimt, der Rest wird nur durch den Plattenverbinder gehalten.
Die Fuge wird aber immer in Bewegung bleiben und auch gierig allen Saft einsaugen der ihr entgegenfließt...

Wenn man schon unbedingt eine massive Arbeitsplatte möchte, dann muss man Kompromisse eingehen:emoji_grin:
 

Neige

ww-robinie
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...Geeigneter ist der oben angeführte stumpfe Stoß, als Beispiel: Flachdübel mit unterseitig Plattenverbinder. Die Fuge nur im ersten Drittel zur Sichtkante hin verleimt, der Rest wird nur durch den Plattenverbinder gehalten.

So montiere ich die Platten und auch mit Buche bisher keine negativen Erfahrungen gemacht.

Zur Montage und Oberflächenbehandlung:
Platte zuerst einpassen, Ausschnitte vornehmen dann Oberfläche und Schnittkanten behandeln Spüle und Kochfeld (je nach Fixierung) einsetzen und dann montieren.

Auf Silikon bei aufgelegten Spülen und Kochfeldern kann getrost verzichtet werden. Einfach neue Dichtbänder besorgen, auflegen, fixieren dann hat sich das. Die Bänder verhindern ein eindringen von Feuchtigkeit.

Wenngleich der Feuchtigkeitsschutz auch ein wichtiger Aspekt ist, so sehe ich bei massiven Platten eine geringere Gefahr als bei beschichteten Platten, da muß peinlichst genau gearbeitet werden.
 

WinfriedM

ww-robinie
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Zur Oberflächenbehandlung gibt es grundsätzlich reines Öl, oder solches mit einem Wachsanteil. Mit letzterem ist man schneller fertig. Reines Öl, insbesondere Leinöl, sollte man in sehr vielen Aufträgen aufbringen.

Es gibt zahlreiche Arbeitsplattenöle, die trägt man typischerweise 3 mal auf mit 12-24 Stunden Wartezeit. Die sind nicht komplizierter als Hartwachsöle

Zahlreiche Silikone halten eher schlecht auf geölten Oberflächen. Dichtstoffe auf Basis von MS-Polymer haften besser.

Auf Gehrung wird bei Vollholz-Arbeitsplatten nichts. Verbindung mit Arbeitsplattenverbindern und Lamellos, wo Quer- und Längsholz gegeneinander gut arbeiten kann, ist auch meine favorisierte Lösung.

Spüle und Kochfeld würde ich auch besser mit Dichtbändern machen.
 

Friederich

ww-robinie
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Eine Gehrung an einer massiven Arbeitsplatte (bedenkt die Breite und das Schwundverhalten des Holzes) wird aber zwangsmässig aufreissen:
Wenn die Platte trockner wird öffnet sich die Gehrung vorne, wenn das Holz anquillt hinten.
Stimmt. Hatte ich noch garnicht durchdacht. Der Winkel des Ls ändert sich dann ja. Und wenn es fixiert ist, muß die Fuge aufgehen. Andererseits geht sie aber dann nicht auf, wenn ein Schenkel oder beide des Ls nachgeben können...

"Die Fuge nur im ersten Drittel zur Sichtkante hin verleimt, der Rest wird nur durch den Plattenverbinder gehalten."
Klingt plausibel. Es würde also nur über ca. 20 cm gesperrt, was ohne weiteres gutgehen kann.
Wieder was gelernt. Ich hatte mich wie gesagt, über die stumpfe Verleimung gewundert.
Gruß
Friederich
 

Neige

ww-robinie
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Ich habe nämlich gelesen, dass man noch Plattenverbinder nutzen soll. Ich kann mir darunter jetzt nichts vorstellen bzw. weiß ich nicht, ob damit diese Lamellos gemeint sind. Kann ich die Spüle wieder mit Silikon abdichten, oder sollte man das besser lassen, weil das Holz noch arbeitet? Ich bin mir insgesamt so unsicher...

Hier mal zur Veranschaulichung:
67399-albums469-picture2073.jpg

Bildquelle:
Arbeitsplatten Küche | Altholz Factory

Bildbeschreibung:
67399-albums469-picture2074.jpg
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Mein Tipp:
Ich verwende gerne Plattenverbinder mit Umlenkgetriebe. Sie haben den Vorteil, dass bequem mit Akkuschrauber von unten die Platten zusammen gezogen werden können, ohne dass umständlich mit Gabelschlüssel gewerkelt werden muß. Allerdings sind die etwas teurer:
67399-albums469-picture2071.jpg
 

JaRo

ww-pappel
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Hallo Elsa,

zu Deiner Frage bezüglich des Ölmittels / -anwendens: Beim "Aufmöbeln" meines alten Küchentisches habe ich das "Finish-Öl" von Natural Farben verwendet. Es trocknet schichtbildend aus und gibt einen stärkeren Glanz, als das normale Hartöl. Mir zumindest gefällt das Ergebnis ganz gut.
Man verwendet zunächst einmal herkömmliches Hartöl (ich habe da ein sogenanntes Arbeitsplattenöl aus dem Baumarkt genommen) mit mindestens 2-3 Anwendungen. Beim ersten Ölen habe ich die komplette Platte (auch bei meiner Arbeitsplatte) eingeölt. Das Finish-Öl verwendet man dann zum Schluss. Ich habe nur einen Auftrag gemacht - man merkt schon, dass sich die Poren zu schließen beginnen und sich eine (Schutz)Schicht ausbildet. Vielleicht kann das ja auch was für Dich sein.
 
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