Wie kann man einem jungen, scheinbar gut ausgebildeten Mann so etwas raten? Genau das ist doch unser Problem.
Wo siehst du ein Problem? Wenn ausgebildete Facharbeiter für einen Hungerlohn arbeiten sollen, stimmt was nicht. Die Frage ist ja, warum ein Betrieb keine Preise erzielen kann, von denen die Mitarbeiter einen Lohn erhalten, von denen sie auch ordentlich leben können.
Seit vielen Jahren wird unser ausgebildeter Nachwuchs von der Industrie abgeworben (in meiner Nähe ist es oft VW). Dort werden exorbitante Gehälter bezahlt, gegen die tarifzahlende Handwerksbetriebe nichts entgegensetzen können.
Wer schlau ist nimmt diese Chance sofort war. Nicht nur die Gehälter sind besser, sondern i.d.R. auch andere Leistungen wie mehr Ulaub u.Ä. und man hat dann auch noch nen Euro über um über Nachwuchs nachzudenken.
Die Notwendigkeit des Handwerks wird gesellschaftlich und politisch niemals nach seinem Wert geschätzt.
Da stimme ich dir zu. Nur kann man sich von Idealismus kein Brot kaufen und Idealismus zahlt auch nicht in die Rentenkasse ein. Gesamtgesellschaftlich betrachtet brauchen wir den billigen Handwerker genau so wie den Niedriglohnsektor, damit die weniger idealistischen Gutverdiener sich nicht einschränken müssen. Für die Einzelperson ist es aber sicher angenehmer auf der anderen Seite zu stehen.
Ich wage die These, dass in fünf bis zehn Jahren qualifizierte Handwerker so gesucht sein werden, dass sie deutlich höhere Einkommen fordern können, als die heute soo attraktiven IT-Berufe.
Das wird auch schon seit Ewigkeiten erzählt und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Wer sich daran klammern möchte, kann sich ja weiterhin im Handwerk für einen Hungerlohn verheizen lassen.
Den Betrieb will ich sehen. ALLE meine - mit mir arbeitenden - Handwerksbetriebe suchen händeringend Lehrlinge und übrigens auch Fachkräfte.
Nun, wenn ihr händeringend Leute sucht, scheint ihr ja mit vollen Auftragsbüchern da zu stehen. Wenn das so ist, müssten eigentlich doch bessere Preise und damit auch bessere Löhne möglich sein. Die Realität sieht doch so aus, das diese vollen Auftragsbücher nur dann voll bleiben, wenn irgendeiner der Dumme ist, und für sehr wenig Geld arbeiten geht. Versteh ich Volkswirtschaftlich vollkommen. Der Niedriglohnsektor lässt grüssen. Aber wenn man dann mit 65 und kaputtem Rücken immer noch beim Kunden unterm Küchenschrank rumrutschen muss, weil eine Rente hinten und vorne nicht reichen würde, bekommt man von der Volkswirtschaft nichtmal nen feuchten Händedruck. Die Küche unter der ihr dann noch rumklettert gehört aber vermutlich einem VW-Mitarbeiter, der schon mit 63 in Rente ging und sich trotzdem einen (natürlich günstigen!) Handwerker leisten kann.