Intarsien

waltgallus

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Gutes Tag

Schiefertisch

1. Gehe ich zu Recht davon aus, dass dieses Tischblatt aus Massivholz
ist (nicht furniert)?
2. Gehe ich zu Recht davon aus, dass es sich um Nussbaum handelt?
3. Wie wurden die Intarsien (Schnörkel und Kreis) hergestellt und
eingelegt?
Laienhafte Vorstellung: aus Furnier (welche Holzart, wie dick ungefähr)
mit Dekupiersäge ausgeschnitten. Diesen Ausschnitt als Vorlage zum
Nachzeichnen auf dem Tisch verwendet. Mit Handoberfräse ausgefräst.
Oder eine ganz andere Methode, welche?

Dank und Gruss

Walt Gallus
 

dermike

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Hallo,
Massivholz, ja
Nussbaum, ja
Handeingelegte Intarsien, damals gab es keine Oberfräßen, war alles mit Hand vertieft.
Ca. 100 Jahre alt, geschätzt.

vielleicht wissen die Fachleute noch mehr.


dermike
 

carsten

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Hallo

sieht sehr nach massiv aus.
Nußbaum: ja auch dass kann man bestätigen.
In der Zeit in der das Möbel vermutlich entstanden ist gab es weder Oberfräsen noch Dekupiersägen.
Da hat man zu den vorhanden Handwerkzeugen gegriffen. Das eingelegte Furnier kann zwischen wenigen zehntel mm bis zu 3-5 mm stark sein.
Heute ist Furnier meist 0,6 mm stark.
 

Keilzink

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Hallo!

Die Tischplatte besteht aus einzelnen Massivholz-Segmenten, die mit einer sog. Fremdfeder zusammengesetzt sind. Diese groß dimensionierten Federn sind mit Holznägeln fixiert.

Ob die Platte aus Walnuss ist? Könnte sein, bei Holzbestimmung nach Fotos bin ich weiß Gott nicht der Spezialist und deshalb sehr vorsichtig. Da meldet sich aber sicher noch jemand, der das besser drauf hat als ich.

Die Intarsien (um solche handelt es sich, weil Furnier in Massivholz eingelegt wurde), können so entstanden sein, wie du das annimmst.
Ich würde aber für diesen Tisch ein etwas höheres Alter annehmen, und dann dürfte es sich um eine Arbeit mit handgeführten Werkzeugen handeln (Handsägen, Messer, Stecheisen usw). Die Dicke der eingelegten Hölzer kann man zerstörungsfrei nicht bestimmen. Und der grobe Flicken, der den Flügelast kaschieren soll, wurde wohl eher nicht von dem Handwerker eingelegt, der die Schnörkel und Bänder eingelegt hat.

Andreas
 

dieweltistrund

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Guten Abend Walt Gallus,

ja die Tischplatte rund um den Schiefereinsatz ist massiv aus europäischem Nußbaum, mit eingeschobenen Federn (evtl. ungedämpfte Buche) /mit Holznägeln (wohl auch Nußbaum) aus 6 Teilen zusammengesetzt. Die Intarsienadern und die schön geschwungenen Ranken sind, wie so oft wohl Ahorn (evtl. Bergahorn, oder auch Spitz - oder Feldahorn sein) kann aber auch was anderes, edles Helles sein, dazwischen europäisches Nußbaum(messer)furnier.


Schöner Tisch in Handarbeit- vielleicht ein Spieltisch?

Gruß
Jörg
 

Keilzink

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... ich habe solche Tische mit Schiefereinlagen 2,3 Mal in der Schweiz gesehen, allerdings meist mit noch größerer Schiefereinlage, und das waren dann Esstische: auf den Schiefer kamen die heissen Töpfe zu stehen.
Was die Machart angeht, würde ich auf jeden Fall auf den Alpenbereich tippen.
 

dieweltistrund

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Hallo Keilzink,

ja, das ist wohl die richtige Nutzung, z.B. für Schweizer Käsefounde https://de.wikipedia.org/wiki/Käsefondue in einem Caquelon auf einem heißen Rechaud. Da kann auf dem Schiefer nicht viel passieren, alle am Tisch kommen gleich gut dran und man bekommt es auch wieder gut sauber :emoji_wink:

Die Machart und das Untergestell, spricht auch für den (bäuerlichen) Alpenraum.


Gruß
Jörg
 

waltgallus

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Guten Tag
Vorab vielen Dank für eure sehr informativen Ausführungen. Erst an Hand eurer Antworten merke ich, dass ich euch wesentliche Fakten vorenthalten habe - sorry!
Ja, der Tisch wurde in der Schweiz gefertigt, wo die Machart vor allem im Appenzellerland verbreitet ist. Der Tisch ist nicht alt, sondern auf alt gemacht. Er stamm aus den 1980er Jahren aus einer Antikschreinerei, die darauf spezialisiert war, antike Möbel nachzubauen. So etwa weiss ich, dass die vermeintlichen Nägel, welche die Feder fixieren sollen, nur Attrapen und lediglich ca. 10 mm tief sind. Daher auch meine Vermutung Handoberfräse. Solche Tische werden auch heute noch als normale Ess- oder Stubentische verwendet. Dieser hier hat übrigens ein sog. "Zücheli" (von "ziehen"), eine Schublade, die sich von beiden Seiten öffnen lässt (durchgehend).

Gruss

Walt Gallus
 

dieweltistrund

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Hallo Walt,

kann das sein, das Du Jurist bist? Ist ja nichts schlimmes, würde aber passen - nichts für ungut.

Gruss
Jörg
 

dermike

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Hallo,
dann waren das aber super Handwerker von denen man den Hut ziehen muss.
Das Teil wirkt echt und alt und authentisch.
Der eingesetzte Flicken einfach unglaublich.
Perfekte Arbeit, aber wahrscheinlich doch alles Handarbeit wie früher ohne großen Maschineneinsatz.


Und noch was. Da war keine Oberfräße dabei.


Grüße


dermike
 
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