Holztruhe von 1759 (?) erstanden ... und jetzt?

m_und_m

ww-pappel
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Hallo,

wir haben uns heute auf dem Flohmarkt in diese Truhe verliebt und sie auch gleich mal gekauft. Die stark abgeblätterte Bemalung gibt die Jahreszahl 1759 an.

Nun stellen sich folgende Fragen:

Wie sollte die Truhe behandelt werden, um sie wieder ansehnlich werden zu lassen? Bürsten, schleifen, beizen, ...? Und dann Lackieren, Ölen, ...? Hängt evt. auch vom Holz der Truhe ab, allerdings kennen wir uns auch da nicht aus, vielleicht erkennt das einer von euch anhand der Bilder?

An der Front und am Deckel muss die Farbe vermutlich komplett entfernt werden, an den Seiten ist die Bemalung allerdings noch einigermaßen gut erhalten und wir würden sie im Sinne der Ursprünglichkeit gerne erhalten. Gibt es Möglichkeiten der Fixierung (Überlackierung o.ä.)?

Und nur aus Interesse: Welches Alter könnte diese Truhe denn haben, ist 1759 glaubhaft? Nach welchen Hinweisen könnte man darüber hinaus schauen?

Danke!
 

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derdad

Moderator
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Einen schönen Abend!
Bevor du irgendetwas tust warte auf jeden Fall einmal die Expertise von Ottmar (edelres) ab.
Falls die Bemalung original ist wäre meiner Meinung nach jede Entfernung ein großer Frevel. Das würde die Truhe sehr entwerten.
In welchem Zustand ist das gute Stück sonst? Holzwurm? Fäule? Verbindungen?
Vielleicht kannst du noch ein bisschen erläutern.

lg
gerhard
 

m_und_m

ww-pappel
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Holzwurm und Fäule sind für unsere ungeübten Augen nicht zu erkennen.
Was genau meinst du mit Verbindungen? Die Beschläge und Scharniere sind beschädigt, scheinen aber original.
Insgesamt ist die Truhe massiv und in gutem Zustand, nur eben die Bemalung ist ziemlich hinüber und der unvermeidliche Rost an den Metallteilen.
 

Hacki

ww-esche
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Die Fassung der Truhe ist nicht von 17 irgendwas.
Dafür ist die Farbe viel zu neu, es ist drunter auch eine ältere Farbe zu erkennen.
Einer Altersbestimmung kann nur ein Fachmann bei direkter Inaugenscheinnahme machen.
Die Bänder sehen nicht nach 18. Jhd aus.
Gruß Gerd
 

Mathis

ww-robinie
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Moin,

die Truhe sieht eher wie Ende 19. Jhdt. aus, zu glatt das Holz, keine Risse, keine Fugen, es scheint Nadelholz zu sein (gut an der Kante des Deckels zu sehen), der Schlüssel sieht auch nicht wie 18. Jhdt. aus, die Füße sind typisch Gründerzeit und die um den Sockel umlaufende Profilleiste ist ganz unbeschädigt- undenkbar bei einer Truhe aus dem 18. Jhdt.
Wahrscheinlich habt ihr ein Möbel aus der Zeit um 1900 erstanden, die Bemalung dürfte eher um ca. 1950 sein.
Trotzdem tut das der Truhe keinen Abbruch, ihr müsst euch nur darüber klar werden, ob ihr die restliche Bemalung erhalten wollt oder nicht- für meine Begriffe ist sie nicht erhaltenswert, da diese etwas vortäuscht, das sie ohnehin nicht ist: Eine Truhe im Aussehen des 18. Jhdts., die ein Produkt des späten 19. Jhdts sein dürfte, mit einer Bemalung des 20. Jhdts: nix zu konservieren. Der Lack ist fünfziger Jahre.

Dafür ist die Leimpapierauskleidung innen zeittypisch und gut erhalten, wenn ihr was an der Truhe macht, dann nur von außen- innen würde ich alles zu erhalten versuchen!
 

m_und_m

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Danke schonmal für die Hinweise! Das geringere Alter der Truhe mindert ihren Wert für uns persönlich nicht, wir waren ja nicht auf der Suche nach einem Museumsstück.
Trotzdem nochmal zurück zu den Anfangsfragen:
Mal vorausgesetzt wir wollten die Bemalung nicht erhalten, welche Behandlungsschritte würdet ihr empfehlen?
 

garfilius

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ich kann nur vermuten, denke aber, dass der Unterbau samt Kugelfüßen nicht original dazugehört.
1700 ist wohl etwas optimistisch, ich würde aber auch Ottmars Meinung abwarten, bevor ich die Farbe runter hole.
 

edelres

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Reisetruhe

Hallo Forumsfreunde,

ich hatte Unterbrechungen mit meiner DSL-Verbindung und konnte mich zeitlich nicht melden.

Zu der Truhe ist schon so gut wie alles gesagt worden.

Meine Zusammenfassung, Entstehungszeit ca 1850/1920, die Bemalung Schrift und Blumen stammen aus den fuenfziger Jahren, diese Schreib-Malweise war 1700 nicht ueblich/bekannt.

Die Beschlaege sehen wie gepresstes Leder aus, in der Entstehungszeit ueblich.

Der Boden mit den Kugelfuessen ist wie schon erwaehnt bei der Aufhuebschung in den fuenfziger Jahren angebracht worden. Bei diesen Truhen waren sehr oft die Boeden durch die Belastung oder Lagerung beschaedigt/zerstoert.

Der Verwendungszweck der Truhe war um die Jahrhundertwende fuer die Reise der ganzen Familie mit der guten alten Dampf-Eisenbahn. Da wurde alles hineingepackt wass zu einem Aufenthalt am Meer oder in der Sommerfrische gebraucht wurde.

Des Gewichtes wegen waren diese Truhen aus leichten Nadelhoelzern gebaut und mit einer helbraunen, manchmal roetlichen Farbe grundiert. Der Deckanstrich war in Lasurtechnik ausgefuehrt, so dass der Eindruck eines wertvolleren Holzes entstand. Oft waren diese Truhen einfach nur angestrichen.

@ m und m,

die abblaetternde Farbe, wuerde ich mit einer Ziehklinge oder einem Farbkratzer entfernen. Danach die auf der Oberflaeche sitzenden Reste des alten Anstriches mit 100er Schleifpapier abschleifen, mit 120er Papier fuer einen Neuanstrich fertig schleifen.

Fuer den Nutzungswert spielt das Alter der Truhe keine Rolle.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar
 
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