Holztechniker - was bin ich jetzt?!

WhoKnows

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Hallo ihr Woodworker,

habe da eine Frage zu meinem, nun seit einem Jahr ausgeübten, Beruf als Holztechniker.

Seit einem Jahr arbeite ich nun als HT aber fühle mich immernoch nicht wirklich in dem Beruf angekommen, wir sind ein kleines Unternehmen und entwickeln Banken und Objekte im mittelgroßen Rahmen.
Leider habe ich ständig ärger mit dem Chef da ich wohl zu langsam im erstellen von 2d Zeichnungen bin.
Andererseits muss ich auch sagen es fällt mir schwer zu zeichnen wenn ich selbst wenig bewegungsfreiraum besitze, zB wie löse ich eine Konstruktion, welches Material nutze ich für ein Möbel.... darüberhinaus hat er ein sehr veraltetes System und nutzt keine Branchensoftware.... nur excel und autocad 2007

Ganz ehrlich ist es nicht so als frisch gebackener Holztechniker, das man wenigstens mal ein halbes Jahr an der Seite eines erfahrenen Holztechnikers / Chefs verbringen sollte und von dem täglich lernt und ihm zuarbeitet ?!

mich würde einfach mal stark interessieren wie die anderen Holztechniker unter uns so ihre ersten Schritte gemacht haben !


LG WhoKnows :emoji_slight_smile:
 

heiko-rech

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Hallo,

ich bin zwar kein Holztechniker, sondern "nur" Meister, will aber dennoch antworten:

1. Die Software ist ein Werkzeug wie jedes andere. Bessere Software wird deine eigentlichen Probleme nicht lösen. Jemand der AutoCAD beherrscht wird damit auch verdammt schnell zeichnen können. Also üben üben üben. Bevor du also über die vorhandene Software gegenüber deinem Chef oder den Kollegen schimpfst, sammel erst Erfahrung damit, versuch sie zu beherrschen und das aktuelle System zu verstehen. Erst dann kannst du auf Basis deiner eigenen Erfahrungen Verbesserungsvorschläge machen.

2. Es wäre gut, deinen bisherigen Werdegang zu kennen. Eventuell fehlt dir auch einfach Praktische Erfahrung in der Werkstatt. Denn die kann weder Software noch Bücher ersetzen. Also schreib doch mal, was du bisher so gemacht hast.

Gruß

Heiko
 

WhoKnows

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Servus Heiko,

Naja mein bisheriger Werdegang ist relativ schnell erzählt !
Ich war bisher fast nur in der Montage hab also viele viele Möbel gesehen aber wenig bauen müssen, mein Vorteil dabei ist natürlich das ich viele verschiedene Varianten , wie etwas konstruiert ist gesehen habe. Ich kann auch viel davon übertragen.

Mein Problem ist eher, alles was ich konstruiere ist nicht recht, ich fühle mich dann immer so übergangen, wenn es doch eh alles falsch ist was ich mache warum macht man es dann nicht gleich selbst und spart sich das Geld für einen Techniker...?

CAD beherrsche ich mittlerweile ganz gut, mein Problem ist eher das was er mir so halb schlecht erklärt zu transportieren, keine Info über Material etc... sondern mach mal und am Ende ist eben wie erwähnt alles eher nicht wirklich nach seinen Vorstellungen.... hab keine Ahnung mehr wie ich mich in so einem laden verbessern kann und auch das Gefühl habe ich helfe weiter und trage zum Gewinn bei...
 

Sägenbremser

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Guten Abend WH

habe vor sehr langer Zeit auch mal den
Sprung vom Tischler zum Holztechniker
gemacht. Ist schon etwas anders als in
einem Betrieb als frischer Meister seine
ersten Schritte zu machen. Die Erwartung
ist halt recht hoch wenn jemand mit der
Qualifikation eingestellt wird, das kostet ja
auch richtiges Geld.

Frage mich aber bei deiner Arbeitsfeldbe-
schreibung, reine Konstruktionstätigkeit,
was bei dem Einstellungsgespräch eure
Grundlage gewesen sein mag. Das klären
doch die Vertragspartner eigentlich im
Vorfeld. Da werden auch die Parameter des
Arbeitsfeldes deutlich abgeklärt und eine der
nachfolgende Tätigkeit angemessene Probe
wird doch immer noch erwartet. Ist das in der
Form bei euch nicht erfolgt?

Fang mal an mit dem Inhaber in ein konstruktives
Gespräch zu kommen, alles Jammern nützt nur
sehr wenig, wenn die Zielvorgaben von dir und ihm
sehr weit auseinander liegen sollten. Das gibt mit
Sicherheit keinen Konsens. Denn must du aber in
deinem Interesse lösen, da du jetzt als Erststelle mit
einem Misserfolg einfach nur schlechte Karten hast
um dich bei einer anderen Firma bewerben zu können.

Grundsätzlich ist es einfach ein Problem, daß sich heute
immer mehr Menschen in eine Qualifizierungsmassnahme
flüchten, ohne die Grundkenntnisse ihres Berufes im vollen
Umfang ausgelotet zu haben. Die immer kürzeren Zeiten
bis zur Anmeldung bei einer weiterführenden Massnahme,
ob nun Meisterschule, Technikerausbildung sind da leider
auch nicht wirklich hilfreich.

LG Harald
 

WhoKnows

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zum Thema Vertrag und Einigung ist ganz klar zu sagen das ich mir Sachen anhören musste wie " Das packen wir zwei schon " etc. und naja es war ihm auch ganz recht das ich nen geteiltes Aufgabenfeld habe, ich gehe definitiv noch mit raus und montiere die gefertigten Möbel beim Endkunden, das hat ihm eben gut gefallen das ich keiner bin der einfach nur noch den Bürostuhl will! Mir persönlich ist das natürlich auch lieber ab und zu nochmal frische Luft zu athmen :emoji_wink:

soooo.... jetzt wurde viel geredet und geträumt aaaaaber..... ich weiss immernoch nicht wie der Start der Holztechniker hier im Forum so aussah :emoji_wink:

lG WhoKnows
 

Sägenbremser

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Ja WH

da wird dir jetzt einer der beiden "Träumer"
doch noch mal antworten müssen.

Du bist jetzt seit einem Jahr in der Firma und
beklagst eine gewisse Zwecklosigkeit deiner
Arbeit, aber dein Arbeitsverhältnis ist immer
noch aufrecht erhalten worden. Ergo scheint
die Firma doch einen Sinn in deiner Arbeit zu
sehen, denke sonst würdest du da nicht mehr
angestellt sein. Du must jetzt das Gespräch
suchen und dir aber auch im klaren sein, das
es bei einer Ablehnung deiner Vorstellungen,
bald zu einem Ende kommen muss. Das setzt
natürlich voraus, daß du auch schon einige
Alternativen angedacht hast.

Ein Holztechniker ist in einem mittleren Betrieb
schon als Führungskraft vorgesehen und sollte
sich daher auch auf Augenhöhe mit dem Inhaber
auseinandersetzen müssen und auch können.

Deine Frage wie es bei anderen Berufsanfängern
gewesen sein mag, erscheint mir etwas müssig.
Zu unterschiedlich ist da der berufliche Werdegang
und die Grundqualifizierung bei jedem gewesen.

Harald
 

heiko-rech

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Hallo,

du sollst Möbel und Einrichtungen planen und fährst mit auf Montage. Das passt meiner Meinung nach nicht. Es ist zwar schön, wenn du die gebauten Möbel siehst, aber es wäre besser, wenn du deine praktischen Erfahrungen beim Bau der Möbel machen würdest. Also weniger Montage, mehr Werkstatt. Schau dir genau an, wie bei euch Möbel gebaut werden, welche betreibsinternen Standards es gibt, was auf welchen Maschinen gemacht wird etc. Bau auch mal ein selbst geplantes Möbel komplett, dann siehst du direkt wo du bei der Planung etwas besser machen kannst.

Wie ich bei der Software schon geschrieben habe, erst einmal das vorhandene Produktionssystem erlernen und anwenden. Erst dann Verbesserungsvorschläge machen.

Eventuell hast du auch selbst falsche Vorstellungen von deinem Beruf. Mir ist zumindest noch kein Holztechniker untergekommen, der mit auf Montage fährt. Wenn dir die Montage mehr Spass macht, als die Arbeit bei der Planung, dann solltest du dir auch überlegen, ob der Beruf des Technikers für dich die richtige Wahl ist.

Gruß

Heiko
 

Mich985

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Moin,

ich bin zwar Holzgestalter sitze aber auf nen Techniker Stuhl im Messebau/Ladenbau.
Wir haben auch nur Excel und ein AutoCAD Imitat in 2D und alles reden über Verbesserungen fruchten beim Chef nicht solang diese was kosten.
Deswegen habe ich für mich beschlossen mit meinen Möglichkeiten zu arbeiten und mich umzuschauen wo es was besseres gibt.
Seit dem klappt es super.
Vorteil bei meinem AG ist aber, das er meine Entscheidungen nur sehr selten in frage stellt und er nicht nachtragend ist...

Ach ja, Berufserfahrung bei Eintritt = 0 Jahre Techniker + 10Jahre "Flick und Fusch".

Und mit auf Montage finde ich erst mal auch super damit man miterlebt was man da so plant... Mich hat es echt weitergeholfen.

Viele Grüße der Micha
 

WhoKnows

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sind ja mal zwei relativ verschiedene Meinungen und Antworten, letztlich sagt mir das alles hier ich sollte einfach noch nen Moment durchhalten und schauen ob sich die angesprochenen Problematiken noch zum positiven wenden !

Was ich definitiv bestätigen muss ist, momentan hab ich absolut mehr Spaß an der Montage und der Werkstatt! Ich bin mir aber ziemlich sicher es hängt von der momentanen Situation hier im Büro ab und nicht an meinen persönlichen Neigungen.
Ich gehe auch davon aus bei der Verhandlung über Arbeitszeit einen großen Fehler gemacht zu haben, denn eine Grundarbeitszeit von 45 Stunden zu denen regelmäßig noch Überstunden kommen, diese u.a. auch auf Sonn und Feiertagen liegen, sind nicht gerade meine Vorstellungen von dem Top Job...

naja hinter her ist man immer schlauer :emoji_wink:
 

Mich985

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Wahrscheinlich kenne ich nur die falschen Leute, aber 45Std + länger und wenn nötig sieben Tage die Woche kenne ich von vielen Leuten aus der Planung.

Deswegen bin ich auch noch in meinem Betrieb, da es in anderen, was die Arbeitszeit angeht auch nicht viel besser aussieht.
 

WhoKnows

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sind wir doch ehrlich, wer ist denn da noch fehlerfrei und motiviert morgens an die arbeit zu gehen ... sowas macht einen doch nicht dauerhaft zufrieden :confused::confused:

naja also wenn's darauf langfristig hinaus läuft werde ich definitiv den Beruf wechseln!

Schuster oder Behindertenwerkstatt.... :emoji_stuck_out_tongue:
 

predatorklein

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sind wir doch ehrlich, wer ist denn da noch fehlerfrei und motiviert morgens an die arbeit zu gehen ... sowas macht einen doch nicht dauerhaft zufrieden :confused::confused:

naja also wenn's darauf langfristig hinaus läuft werde ich definitiv den Beruf wechseln!

Schuster oder Behindertenwerkstatt.... :emoji_stuck_out_tongue:

Moin

So läuft aber der Hase nun mal :emoji_frowning2:

Nenn mir doch mal in der heutigen Zeit einen Betrieb in dem noch ein " gesundes " Geben und Nehmen herrscht ?

War früher ehrlich gesagt noch ein bißchen anders,aber die Zeiten sind ( in den meisten ) Betrieben vorbei.

Gruß
 

OlliC

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Zur Ausbeutung gehören immer zwei: einer der ausbeutet und einer der sich ausbeuten lässt.

Weiter gedacht: Wer zu diesen miesen Konditionen tätig ist, verschlechtert nicht nur seine eigenen Bedingungen sondern auch die der anderen Arbeitnehmer.

Man darf gerne mal etwas Kante zeigen und die Arbeit zu diesen mittelalterlichen Bedingungen verweigern!
 

Mich985

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Ausbeutung ist aber auch Auslegung.
Bei uns wird zwar sehr viel gearbeitet aber auch relativ gut bezahlt und beim Orthopäden gibt es den kurzen Dienstweg:emoji_grin:. Aber ein gesundes geben und nehmen ist bei uns auch schon grenzwertig.


Wenn natürlich alles nicht passt: Zeit, Geld, Arbeitsklima sollte man doch mal wo anders sich umsehen...
 

OlliC

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Ausbeutung ist in dem Zusammenhang natürlich immer relativ.

Streng genommen ist jede Form von abhängig beschäftigter Erwerbsarbeit Ausbeutung, da der Kapitalist also Unternehmer das erwirtschaftete Mehrprodukt abschöpft und somit dem Arbeitnehmer vorenthält.

Meiner Ansicht nach sollte die Regelarbeitszeit im Jahre 2014 bei 35 Wochenstunden liegen. Alles darüber hinaus sollte rein freiwillig sein und mit entsprechenden Zuschlägen vergütet werden.

45 Wochenstunden und darüber hinaus unbezahlte Überstunden sind nur dann akzeptabel, wenn der Arbeitnehmer deutlich am Betriebsergebnis partizipiert.

Lasst euch doch nicht immer verarschen, von wegen das geht nicht anders, der Markt gebe nichts anderes her und jeder müsse jetzt mal die Ärmel hochkrempeln.

Gerade jetzt sind die Arbeitnehmer in einer sehr guten Position ihre berechtigten Forderungen durchzusetzen.
 

Sägenbremser

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Hallo Olli

herrlich das ich das noch mal lesen darf:emoji_slight_smile:
Seit meinem 16ten Lebensjahr Gewerkschaftler
und erst ausgetreten als das Ja zum von mir
nicht mehr mit tragbaren Beschluss zur Nuklear-
stromerzeugung gekommen ist. Waren 10 sehr
spannende, gut ausgefüllte Jahre im Dienst der
Arbeitnehmervertretung, aber nichts hat mich
danach wieder bewegen gekonnt in den Lämmer-
haufen eintreten zu wollen.

Das der Arbeitgeber auch ein nicht ganz unerheb-
lichtes wirtschaftliches Risiko sehr alleine trägt, geht
dabei etwas unter. Ich rede hier nicht von der grossen
Montanunion, nein ein ganz einfacher Tischlerbetrieb
investiert sein gespartes Geld, seine Zeit und viele nicht
vorhandenen Mittel um einige Arbeitsplätze mit der sehr
schwankenden Aussicht auf Einkünfte zu erstellen. Wo
bitte ist in der Konstellation die Vorenthaltung von evtl.
zu erzielenden Überschüssen? Die werden gemeinhin über
die pünktliche Entlohnung für den Angestellten ausgeschüttet.

LG Harald
 

Mitglied 59145

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Nur mal so am Rande, ich wäre mit 45Std schon zufrieden. Bei den meisten anderen Selbstständig die ich kenne sieht das ähnlich aus.......
Nicht das ich sagen will man sollte sich alles gefallen lassen, aber wenn ich Sachen lese von "abhängig beschäfinter Erwerbsarbeit" und dann mal gucke was ich an Verpflichtungen eingegangen bin Frage ich mich schon wer hier abhängig/freier ist.....

Gruss
Ben
 

OlliC

ww-birke
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Hallo Harald,

ganz konkret zu deiner Frage: Ein Arbeitnehmer erwirtschaftet mit seiner Arbeitsleistung nicht nur seinen Lohn und die dazugehörigen Lohnnebenkosten, sondern auch die betrieblichen Gemeinkosten und den Gewinn des Unternehmers.
Der Wert seiner Arbeit ist also bei weitem höher als das was er vom Unternehmer als Lohn erhält. Somit behält der Arbeitgeber das vom Arbeitnehmer erwirtschaftete Mehrprodukt für sich als Gewinn. Das ist weder gut noch böse, das ist halt so in der kapitalistischen Wirtschaft.
Die Verhältnisse sind von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, das Prinzip immer gleich.
Ein Unternehmer will in erster Linie Gewinne machen, das ist der Grund warum er Leute einstellt die für ihn arbeiten. Er tut es nicht, zumindest nicht primär, aus Nächstenliebe.
Darüber braucht man auch nicht diskutieren, da es nun mal eine Tatsache ist.

Über folgenden Punkt kann man diskutieren: Ist es gerecht, das ein Unternehmer/Kapitalist, der mit seinem Privatvermögen ein unternehmerisches Risiko eingeht, bei Erfolg von dem erzielten Umsatz einen Teil als seinen Gewinn
einbehält?
M.E.nach ist es nur dann gerechtfertigt wenn die Rollen klar verteilt sind: der Unternehmer trägt ALLEIN das Risiko. Der Arbeitnehmer hat keine über das tariflich festgelegte Maß hinausgehenden Verpflichtungen.

45 Wochenstunden sind schon lange nicht mehr Zeitgemäß, hier sollte dringend nachverhandelt werden. Es gibt hierfür keine andere schlüssige Begründung als die Profitgier, oder eine völlig desaströse Kalkulation des Unternehmers.
 

Sägenbremser

ww-robinie
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Na klar Ben

45 Wochenarbeitstunden sind natürlich
keine Hausnummer für einen Selbständigen.
In harten Zeiten bin ich fast auf das doppelte
an Zeitaufwand gekommen. Nur leidet da schon
die Familie extrem, wobei in der Gründerzeit die
Kinder eher noch sehr jung bei mir waren.

Die Mutter meiner Kinder ist Architektin und die
haben einfach 24 Stunden minus Schlafzeit als
ihre maximale Arbeitszeit angesetzt. Ob das jetzt
wirklich angemessen honoriert wurde, sei auch mal
dahin gestellt. Da war am Ende des Monats zwar ein
ansehnlicher Betrag auf dem Konto, aber es gibt in
diesen Berufen einfach keine Zuschläge auf die weit
über dem Mittel liegenden Schaffenszeiten.

Der Teil der zu bedienenden Kreditaufnahmen hat
mit der Entlohnung eines Angestellten eigentlich
keinen direkten Zusammenhang, das ist ein Risiko
das jeder mit seiner Wunschvorstellung eines Werkes
aushandeln muss und je nach Gegebenheit gibt es da
auch sehr unterschiedliche Vorgaben denke ich.

Nach meiner eigenen Erfahrung kann ich nur als
Erkenntnis schreiben - der tollste Betrieb, die beste
Ausstattung nützt nichts, wenn der Mitarbeiter an
der Gewinnsituation nicht direkt partizipieren kann.
Dazu muss der Inhaber einfach an der Auftragsbe-
schaffung arbeiten wie ein Pferd und einen guten
Mann in der Werkstatt haben der es auch sicher ab-
arbeiten kann was er heran schafft. Der sollte aber
am Betriebsergebnis auch angemessen beteiligt sein.

So jetzt ist Fussball, Harald
 

OlliC

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Hallo benben,

hier aber bitte nichts durcheinander bringen.

Wenn du selbsständig bist, dann hast du natürlich mehr Verpflichtungen. ABER: Wenn du erfolgreich bist, macht sich das auch deutlich in deinem Geldbeutel bemerkbar. Deine Angestellten dagegen bekommen immer nur das gleiche, egal wie sehr sie sich anstrengen und deinen Erfolg erst möglich machen.
 

Mitglied 59145

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M.E.nach ist es nur dann gerechtfertigt wenn die Rollen klar verteilt sind: der Unternehmer trägt ALLEIN das Risiko. Der Arbeitnehmer hat keine über das tariflich festgelegte Maß hinausgehenden Verpflichtungen.

45 Wochenstunden sind schon lange nicht mehr Zeitgemäß, hier sollte dringend nachverhandelt werden. Es gibt hierfür keine andere schlüssige Begründung als die Profitgier, oder eine völlig desaströse Kalkulation des Unternehmers.

Hallo,

Da wir ein kleiner Betrieb sind (alles zusammen 7Leute im Moment) und in den letzten Jahren auch niemand gekündigt hat um einen ähnlichen Job zu machen, bilde ich mir ein das wir schon sehr fair sind.....
Das Thema Verpflichtungen ist ein Zweischneidiges, wir versuchen ja auch Leute zu halten wenn es mal nicht mit voller Auslastung läuft.....Kündigen ,nur als Beispiel, könnten wir viel früher als wir es bisher taten.
Zum Thema zeitgemäß kann ich mir durchaus folgendes vorstellen:

junges Unternehmen mit wenig finanziellen Mitteln, ich kann beim Aufbau helfen und mir so den Job schaffen den ich will, vielleicht habe ich noch keine Berufserfahrung und kann mich so beweisen.

Wichtig ist halt das man dass auch richtig und ehrlich kommuniziert, es gibt bestimmt eine Menge ausbeuter in dieser Welt. Ich finde das merkt man am meisten an der Wertschätzung die einem entgegen gebracht wird, sowohl als Unternehmer wie auch als Angestellter.

Wie immer, man sollte immer beide Seiten sehen und drauf eingehen können.

Ist das aber nicht gegeben wäre mir schon 1 Wochenstunden deutlich zuviel:emoji_wink:.

Ich hoffe ich konnte meinen Standpunkt ganz gut darlegen.....

Edit : wir sind schon ganz schön vom Thema abgekommen:rolleyes:

Gruss
Ben
 

ChrisOL

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Wenn du selbsständig bist, dann hast du natürlich mehr Verpflichtungen. ABER: Wenn du erfolgreich bist, macht sich das auch deutlich in deinem Geldbeutel bemerkbar. Deine Angestellten dagegen bekommen immer nur das gleiche, egal wie sehr sie sich anstrengen und deinen Erfolg erst möglich machen.

... und wenn du nicht erfolgreich bist oder gerade nicht genügend Aufträge vorhanden sind, erwartet der Arbeitnehmer trotzdem pünktlich seinen Lohn. Das heißt der Selbstständige investiert sein eigenes Geld in die Aufrechterhaltung seines Betriebes.

Nun ja, und wenn es schief geht ist meistens das eigene Einkommen, das private Vermögen - mit dem man idR haftet - und im schlimmsten Fall noch die Altersversorgung futsch. Das ist die Kehrseite der Medaille.

Dabei muss es noch nicht mal am Unvermögen des Inhabers liegen, es reicht schon wenn ein größere Aufträge nicht pünktlich gezahlt werden.

Man darf nicht nur auf die erfolgreichen und wohlhabenden Unternehmer schauen, es gibt genauso viele die gerade genug zum Leben haben oder auch in der Insolvenz landen.

Grüße
Christoph
 

WhoKnows

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Ich find die Entwicklung des Threads ja echt ganz interessant! Ich halte 45 Stunden auch nicht mehr wirklich als zeitgemäß, finde einfach sowas muss es in der heutigen Zeit nicht mehr unbedingt geben. Ich wäre sogar dazu bereit meinen Lohn zu schmälern für mehr Privatleben!

zum Thema Ausbeute kann ich nur eins sagen, jeder aber auch jeder für den ich schon gearbeitet habe (bis auf eine sehr große Firma), hatte einen Geldsack Zuhause und dieser war immer gestrichen voll. Natürlich haben die Unternehmer die einstellen ordentlich Schotter, warum sonst sollten Sie einstellen ? letztlich doch nur weil Sie noch mehr Schotter wollen oder seh ich das falsch ?

Natürlich will hier auch nicht alle über einen Kamm scheren, es gibt, wie man ja hier im Thread auch lesen kann, sehr vernünftige AG's. Die Schwierigkeit besteht nur darin solche AG's zu finden und bei diesen eine Stelle zu bekommen... ist ja auch logisch, die fluktuation ist wesentlich geringer, wie auch angesprochen, und im Umkehrschluss findet man nur Stellen mit hoher fluktuation dank Lohn und Unzufriedenheit und natürlich VIELE VIELE STUNDEN...


Shit happens
 

heiko-rech

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Hallo,

Mir hat die abhängige Beschäftigung auch nicht mehr gefallen. Statt zu jammern habe ich mich dazu entschlossen in die Selbstständigeit zu wechseln, was ich nicht bereue. Aber die 45 Stundenwoche kann man dann natürlich vergessen.

Gruß

Heiko
 

OlliC

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zum Thema Ausbeute kann ich nur eins sagen, jeder aber auch jeder für den ich schon gearbeitet habe (bis auf eine sehr große Firma), hatte einen Geldsack Zuhause und dieser war immer gestrichen voll. Natürlich haben die Unternehmer die einstellen ordentlich Schotter, warum sonst sollten Sie einstellen ? letztlich doch nur weil Sie noch mehr Schotter wollen oder seh ich das falsch ?

Hallo,

wie weiter oben von mir dargelegt ist JEDE Form von abhängig beschäftigter Erwerbsarbeit Ausbeutung.
Man denkt in dem Zusammenhang vielleicht immer zuerst an einen Chef der seine Leute ohne Gnade antreibt und ihnen nur einen Hungerlohn bezahlt. Aber auch der Bandarbeiter in der Autoindustrie, der für eine 37 Stunden Woche knapp 4000€ brutto erhält wird ausgebeutet. Das Niveau ist natürlich ein völlig anderes und in dem Zusammenhang klingt Ausbeutung zugegebenermaßen etwas merkwürdig, da man doch recht gut von dem Lohn leben kann.
Es geht aber um das Prinzip, auch der Bandarbeiter erwirtschaftet mit seiner Arbeit mehr als er als Lohn erhält. Dieses einbehaltene Mehrprodukt gehört den Kapitalisten/Aktionären.
Wäre es anders würde es diese Arbeitsplätze nicht geben. Denn nur wenn ein Arbeitsplatz sich für den Unternehmer lohnt, sprich ihm einen Gewinn beschert ist er in unserem System, in der freien Marktwirtschaft existent.

Darüberhinaus ist es egal ob der Chef einen "vollen Geldsack" zu Hause hat oder nicht. Das ist nicht seine Motivation Leute einzustellen.
Der Chef bezahlt seine Leute ja nicht von seinem Ersparten.
Sondern, wie oben dargelegt, erwirtschaften seine Leute ihren Lohn selber. Und darüberhinaus eben u.a. auch den Lohn des Arbeitgebers.

Wer das verstanden hat, läßt sich auch nicht mehr durch Chefaussagen blenden wie: Ich zahle euch ja schon so viel. Richtig in dem Zusammenhang wäre: Ich stecke mir von eurem erwirtschafteten Geld zu wenig in die eigene Tasche.
 
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