Holzbett aus Buche beizen oder anders färben?

Hogshead

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Liebe Forummitglieder,

ich versuche mich kurz zu fassen und wäre für gute Hilfe dankbar (und ich gelobe Bilder, die allerdings ein wenig dauern können):

Es geht um ein Holzbett, das im Wesentlichen aus 4 großen Buchenplanken besteht.

Zwei Buchenplanken sind neu, gehobelt und geschliffen (das Bett wurde verbreitert), und die anderen 2 Buchenplanken sind alt und wurden nun ebenfalls gehobelt und geschliffen.

Ich würde das Bett gerne wieder ungefähr in seinen alten Farbton versetzen: eschefarben gebeizt (nicht klarlackiert, maserung bei genauem Hinschauen noch erkennbar).

Der Farbton darf gerne auch ganz ins Schwarze gehen. Jedenfalls soll das Bett wieder dunkel bis schwarz gefärbt sein, weil das den schönsten Kontrast zu dem hellen Kiefernboden, auf dem es stehen wird, gibt.

1) Ist Beizen das Mittel der Wahl und kann mir jemand eine möglichst einfach zu handhabende Beize empfehlen? Möglichst biologisch/verträglich und nicht stark riechend.

2) Gibt es ein besseres Mittel das Holz zu färben, ohne dass es seine natürliche Oberfläche verliert? Ich bin auch auf färbende Öle gestoßen, z. B. von Woca.

Besteht die Gefahr, dass solche Öle länger/stärker riechen als Beize?

Vielen Dank schonmal für Eure Antworten!

PS: es geht um eine Ehebett, es werden also zwei Menschen auf einmal glücklich gemacht, vor allem aber darf es nicht daneben gehen
 

WinfriedM

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Buche ist schwierig, was die Pigmentaufnahme angeht. Beizen geht recht gut, du musst dann aber lackieren (Ölen reicht in der Regel nicht). Pigmentierte Öle in Richtung schwarz funktionieren auf Buche in der Regel nicht, da ist das Holz zu dicht. Sobald man den Überstand abwischt, ist kaum noch was vom Pigment da. Als weitere Möglichkeit gibts noch Innenraumlasuren, die eine durchscheinende dünne Schicht aufs Holz bringen. Das kann auch ganz gut funktionieren. Produkte z.B. Sikkens Cetol BL Decor oder Clou Lacklasur.

Evtl. bekommst du es auch mit Osmo Dekorwachs gut hin, wäre auch noch eine interessante Alternative.
 

Hogshead

ww-birke
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Danke für die prompte Antwort. Zu einzlenen Punkten muss ich mich noch weiter schlau machen.

Insbesondere wusste ich nicht, dass man beim beizen danach (immer?) auch lackieren muss. Unter Lackieren stelle ich mir eine glänzende Lackschicht vor. Die hatte das alte Bett nicht. Das Schwarz war matt.

Ölen ist mir der einleuchtenden Erklärung vom Tisch.

Zum Osmo Wachs werde ich mich noch ein wenig umschauen/umhören ...
 

WinfriedM

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Beize kannst du dir wie Füllertinte vorstellen. Farbstoff fast ohne Bindemittel. Wird das Holz nass, gibts Flecken und es färbt wieder ab.

Was MarioM schreibt, find ich auch einen guten Weg.
 

Bastelhorst

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Ich hab die besten Erfahrungen mit Osmo-Colorwachs gemacht. Einmal mit Dekorwachs bearbeitet und dann ein Mal im Jahr mit Holzwachs Natur überarbeiten. Mit Beize stehe ich auf Kriegsfuß seit ich einen Schwung Buchenbretter mit Beize in Buchenoptik behandelt habe und ich danach den Ofen mit rot gefärbten Holz befeuert habe. Darf gar nicht dran denken, treibt mir jetzt noch die Tränen aus den Augen. Klar, der kluge Mann probiert erstmal an einem Abfallstück aus. Tja, Learning by doing
 

Holzsinn

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Ich empfehle auch Osmo Dekorwachs. Ich habe in meinen Oberflächenkursen und in m,einer Werkstatt schon viele gute Erfahrungen damit gemacht.
Der Name ist leider irreführend, das Ganze enthält wenig Wachs sondern ist ein schichtbildendes gefärbtes Hartwachsöl. Das Gute daran ist, es lässt sich problemlos mit transparentem Hartölwachs oder Dekorwachs mischen, so dass man den Deckungsgrad dadurch selbst bestimmen kann.
Das transparente Hartölwachs gibt es in unterschiedlichen Matt- bzw. Glanzgraden, dadurch kann man auch eine eher matte oder leicht glänzende Oberfläche hinbekommen.

Viel Erfolg!
 

Hogshead

ww-birke
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Vielen Dank für die Antworten. Ich habe mich fürs Beizen entschieden. Für alle unerfahrenen Nachleser, hier meine Erfahrungen:

Der Vorteil der Pulverbeize ist der günstige Preis. Anrühren war problemlos möglich (klumpt nicht oder so). Zum Auftragen empfehle ich: Fußboden großzügig abdecken (Malerfolie), Einweggummihandschuhe und einen Schwamm zum Auftragen der Beize auf dem Holz. Ich habe mich bemüht in möglichst langen Zügen das gesamte Holz zu beizen. Insgesamt zwei Arbeitsgänge (Rückseite zuerst). Das ging einfach und das Holz hat gleichmäßig die Farbe angenommen. Das Holz war vor dem Beizen geschliffen (nach dem Beizen habe ich nicht nochmal nach geschliffen (das wir wohl empfohlen, weil sich beim Beizen durch das Wasser die Fasern des Holzes aufstellen - diesbezüglich habe ich keine Erfahrungen, außer dass ich keine Probleme mit aufgestellten Fasern hatte. Das Ergebinis nachdem Lackieren war bei mir eine glatte Oberfläche).

Nach dem Trocknen (ich glaube ich habe mehr als einen ganzen Tag verstreichen lassen) wollte ich lackieren. Der Wasserlack (ClouAqualack) stand schon bereit, ich habe aber im Internet nochmal recherchiert und bin auf Warnungen gestoßen, dass ein Lack auf Wasserbasis die Beize, die ebenfalls auf Wasserbasis gelöst ist, beim Auftragen aufweicht und verwischt. Mehrere Nutzer meinten, das gäbe Probleme.

Deshalb habe ich zunächst mit Clou Holzsiegel lackiert (zweimal). Das Holzsiegel muss man laut Anleitung mit EV Verdünnung mischen. (Ich habe das beim ersten Lackauftrag übersehen und deswegen bewusst lange mit dem zweiten Lackauftrag gewartet (ca 1 Woche). Vor dem zweiten Mal lackieren habe ich die erste Lackschicht leicht angeschliffen (damit die zweite Lackschicht haften kann). Das kostet Überwindung, weil die schöne Lackschicht sofort ganz milchig wird. Sobald man den Schleifstaub wegwischt (Mikrofasertuch) und neu lackiert wird es aber genauso schön wie vorher. Zum Auftragen des Lacks habe ich ein kleine Malerrolle (aber aus anderem Material als für Wandfarben, nämlich einer Art Schaumstoffrolle) verwendet. Das funktioniert sehr gut. Der ursprünglich geplante letzten Anstrich mit Aqualack ist dann aus Zeitgründen unterblieben.

Mit dem Ergebnis bin ich insgesamt zufrieden. Das Buchenholz hat eine schöne gleichmäßige schwarze Farbe bekommen, durch die die Holzmaserung durchscheint. Lediglich mit dem Holzsiegel bin ich etwas unglücklich. Es ist zwar für Innen und Außen ausgewiesen und behauptetermaßen speichelecht, hat aber lange Zeit noch "chemisch" gerochen (möglichweise lag das jedoch an der fehlenden EV-Verdünnung beim ersten Lackauftrag oder weil die Nase verwendungsgemäß auch immer recht nah am Bettgestell dran ist oder weil ich bei so etwas ein wenig empfindlich bin). [Jedenfalls hätte ich im Nachhinein lieber auf einem Probeholz getestet, ob Wasserbeize und Wasserlack nicht doch ohne Zwischenlackierung mit Holzsiegel funktioniert, und falls das nicht der Fall ist, zumindest nur einmal Holzsiegel und dann lieber 1-2 Mal den Aqualack aufgetragen.] Wegen der Folgekommentare korrigiere ich diesen letzten Satz [...]:

> Aqualack auf Holzsiegel ist anscheinend keine gute Idee (siehe Kommentare unten).
>nochmalige Internetrecherche hat ergeben: Aqualack auf Beutelbeize ist zumindest laut Clou Homepage nicht vorgesehen - es gibt jedoch anscheinend spezielle Beize für den Aqualack. Die ist aber deutlich teurer als die Beutelbeize.

Das ist nur ein Erfahrungsbericht ohne Anspruch auf Vollständigkeit und sollte besser noch mit einem ausführlichen How-To zum Thema Beizen abgeglichen werden.
 

WinfriedM

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Super Erfahrungsbericht, hab ihn genüsslich gelesen. :emoji_slight_smile:

Ich denke, das war eine guter "Zufall", keinen Wasserlack mehr drüber zu machen. Das ist technisch nicht so sinnig.

Der Geruch von Alkydlacken ist zwar unangenehm, aber da dünsten keine belastenden Stoffe aus. Die Lösemittel sind innerhalb von wenigen Tagen nahezu vollständig weg.
 

seschmi

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Ich würde auch nicht verschiedene Lacksysteme mischen. Meine Erfahrung mit Clou Holzsiegel ist auch, dass er viel länger zum Durchtrocknen braucht als angegeben - bei mir hat es sicher zwei bis drei Wochen gedauert, bis er voll gehärtet war und nichts mehr zu riechen, trotz Original-EV-Verdünnung. Danach ist er aber völlig geruchsfrei und sehr gut belastbar.
Warte also einfach noch zehn Tage, dann wird das schon passen.
 

Hogshead

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Super Erfahrungsbericht, hab ihn genüsslich gelesen. :emoji_slight_smile:

Ich denke, das war eine guter "Zufall", keinen Wasserlack mehr drüber zu machen. Das ist technisch nicht so sinnig.

Der Geruch von Alkydlacken ist zwar unangenehm, aber da dünsten keine belastenden Stoffe aus. Die Lösemittel sind innerhalb von wenigen Tagen nahezu vollständig weg.


Hallo und mit etwas Verspätung Danke fürs nette Feedback!
 
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