Ist schon klar, dass es auch hier bei uns gleiche/ähnliche Fertigungsmethoden gab (und noch immer gibt) - heutzutage ist das hier leider die Ausnahme weil's niemand mehr bezahlen will.
Da brauche ich mir nur die Bilder meiner Restaurationsprojekte anzusehen - z.B. eines Kabinettschrankes aus rund um 1715 - sehr viel Maschinenarbeit wird da kaum drinnen stecken, ansonst reine Handarbeit. Hut ab, wäre heutzutage in Neu unbezahlbar.
Genau so wie die Schärfe der Werkzeuge - hüben wie drüben das Um und Auf für eine perfekte Bearbeitung, also auch nichts besonders Erwähnenswertes.
Oder japanische Holzverbindungen - gar nicht so einzigartig, es gibt auch in unserem Kulturkreis durchaus Vergleichbares. Dazu passend ein sehr empfehlenswerter Buchtip für Interessierte: "Wolfram Graubner - Holzverbindungen. Gegenüberstellung japanischer und europäischer Lösungen".
Der wirklich eklatante Unterschied ist die Handhabung der Geräte - da kann ich noch immer nicht verstehen wieso Europa "auf Stoss" arbeitet und nicht, wie in Japan üblich "auf Zug". Auch die auf den ersten Blick eher seltsam anmutende Arbeitstechnik - am Boden hocken, die Werkbank ist eine Bohle, einseitig etwas angehoben. Und wenn mensch schon mal hockt sind auch die Füße zum Fixieren eines Werkstückes verfügbar - genial. Dafür gibt es sogar spezielle Schuhe mit extra Ausnahme für den großen Zeh um das "Greifen" leichter zu machen. Hab' auch solche Schuhe, konnte damit aber nie so wirklich warm werden - bloßfüßig ist einfach besser.
Bei all den vorhandenen Ähnlichkeiten und den eher wenigen Verschiedenheiten - das Faszinosum liegt wohl eher darin, dass dieses Handwerk in Japan nach wie vor am Leben erhalten und offen sichtlich auch geschätzt wird.
Nebst wohl auch entsprechender Honorierung, das Um und Auf.
Ich geh' jetzt mal meine eigentlich eh' scharfen Eisen nachschärfen....
Gruß aus dem Wein/4, André.