Holzbearbeitung auf japanisch

fahe

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...ich habe nachgezählt, scheinen noch zehn Zehen vorhanden zu sein... Aber seht selbst: Ab Minute 4:20.

:eek:
 

Tom70

ww-ahorn
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:eek: sieht gruselig aus. Bei jedem Schlag zieht sich bei mir alles zusammen...
 

WinfriedM

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Das hat schon was Meditatives: "Zen in der Kunst, Holz zu bearbeiten." :emoji_slight_smile:

Wenn man da nicht in jedem Moment wach ist, wirds gefährlich. Ich finds ja immer wieder erstaunlich, wie viel Präzision man durch Übung so hinbekommt. Leider sind solche handwerklichen Fähigkeiten heute nur noch selten gefragt.
 

uli2003

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Leider sind solche handwerklichen Fähigkeiten heute nur noch selten gefragt.

In diesem Land sicher nicht. Ergebnis und Zeitaufwand wie Arbeitssicherheit passen in keiner Weise.
Ich hätte echt Skrupel jemandem 15 Euro/Stunde zu bezahlen, der mehr seinen Hobel streichelt als Abtrag hinbekommt..


Grüße


Uli
 

yoghurt

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Hallo,
in der Tat ist hochwertige Handarbeit bei uns eher wenig gefragt. Es gibt aber durchaus noch Bereiche wo so etwas gefragt ist - zB bei der neverending Fensterreparatur...

Ansonsten ist es einerseits schon beeindruckend mit welcher Liebe zur Perfektion hier gearbeitet wird. Andererseits - und ich möchte das nicht schmälern - gab und gibt es das alles auch bei uns in Westeuropa. Es gibt auch einen Channel der die Fähigkeiten schwedischer Zimmerer und Bauern in den 50er dokumentiert. Da wurden mit vergleichsweise wenigen Äxten, Beilen, Sägen und Stemmeisen Löffel, Schuhe und Blockhäuser hergestellt. Im Prinzip alles wurde selbst und aus vorhandenem Holz hergestellt. (Um meine kongeniale Kusine zu zitieren: "Früher waren auch die Schneebälle noch aus Holz!")(quasi Uwes schöne Nachbarin!)

Natürlich hat man bei uns aus einem Blockhaus keinen Handschmeichler gemacht. Dafür wurde aber auch gerne mal ordentliches Hartholz verarbeitet! Und das ging auch alles ohne von nackten Jungfrauen bei Vollmond linksherum tanzend geschmiedeten Wundereisen.....

Ich mein ja nur, schön das es das alles gibt... aber etwas soooo besonderes ist das nun auch wieder nicht!

(Übrigens die Finiermaschine ist auch hier bekannt - genauso wie die daraus resultierenden Probleme....)
 

gleiter

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Ist schon klar, dass es auch hier bei uns gleiche/ähnliche Fertigungsmethoden gab (und noch immer gibt) - heutzutage ist das hier leider die Ausnahme weil's niemand mehr bezahlen will.

Da brauche ich mir nur die Bilder meiner Restaurationsprojekte anzusehen - z.B. eines Kabinettschrankes aus rund um 1715 - sehr viel Maschinenarbeit wird da kaum drinnen stecken, ansonst reine Handarbeit. Hut ab, wäre heutzutage in Neu unbezahlbar.

Genau so wie die Schärfe der Werkzeuge - hüben wie drüben das Um und Auf für eine perfekte Bearbeitung, also auch nichts besonders Erwähnenswertes.

Oder japanische Holzverbindungen - gar nicht so einzigartig, es gibt auch in unserem Kulturkreis durchaus Vergleichbares. Dazu passend ein sehr empfehlenswerter Buchtip für Interessierte: "Wolfram Graubner - Holzverbindungen. Gegenüberstellung japanischer und europäischer Lösungen".

Der wirklich eklatante Unterschied ist die Handhabung der Geräte - da kann ich noch immer nicht verstehen wieso Europa "auf Stoss" arbeitet und nicht, wie in Japan üblich "auf Zug". Auch die auf den ersten Blick eher seltsam anmutende Arbeitstechnik - am Boden hocken, die Werkbank ist eine Bohle, einseitig etwas angehoben. Und wenn mensch schon mal hockt sind auch die Füße zum Fixieren eines Werkstückes verfügbar - genial. Dafür gibt es sogar spezielle Schuhe mit extra Ausnahme für den großen Zeh um das "Greifen" leichter zu machen. Hab' auch solche Schuhe, konnte damit aber nie so wirklich warm werden - bloßfüßig ist einfach besser. :emoji_wink:

Bei all den vorhandenen Ähnlichkeiten und den eher wenigen Verschiedenheiten - das Faszinosum liegt wohl eher darin, dass dieses Handwerk in Japan nach wie vor am Leben erhalten und offen sichtlich auch geschätzt wird.

Nebst wohl auch entsprechender Honorierung, das Um und Auf.

Ich geh' jetzt mal meine eigentlich eh' scharfen Eisen nachschärfen.... :emoji_grin:

Gruß aus dem Wein/4, André.
 

uli2003

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Bei all den vorhandenen Ähnlichkeiten und den eher wenigen Verschiedenheiten - das Faszinosum liegt wohl eher darin, dass dieses Handwerk in Japan nach wie vor am Leben erhalten und offen sichtlich auch geschätzt wird.

Nebst wohl auch entsprechender Honorierung, das Um und Auf.

Dann träum mal schön weiter.
Ich habe in der letzten Zeit Ladeneinrichtungen aus dem asiatischen Raum eingebaut, bei denen der Kunde aus Kostengründen in seinem Heimatland für sehr! viel weniger Geld bestellt hat.
Die Anfertigung mag vielfach noch händisch passiert sein, das Ergebnis für unsere Verhältnisse inakzeptabel.

Lasst euch nicht von den Videos blenden, die Arbeiten werden zwar sehr geschickt und geübt ausgeführt, aber wirklich 'gerade' ist anders.

Ganz abgesehen von der Arbeitshaltung, oder - wenn man mal etwas durch die Videos zappt, wo beispielsweise ein Dach mit Holzschindeln gedeckt wird und die Arbeiter ihren Mund als Nagelmagazin benutzen - in anderen gesundheitlichen Aspekten.

Grüße
Uli
 

WinfriedM

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@Uli: Auch die Qualitäts- und Arbeitsschutzvorstellungen scheinen Teil einer Kultur zu sein. Was also für uns inakzeptabel ist, wird dort vielleicht als sehr schön erlebt. Umgedreht erleben die vielleicht was als inakzeptabel, was bei uns als gut erlebt wird.

Was man sicherlich vergleichen kann: Wie viele Arbeitsunfälle gibt es dort und wieviele hier? Wenn da Japan wesentlich schlechter abschneidet, wäre es im Sinne der Arbeiter schon sinnvoll, von uns zu lernen. Denn der Schutz der Gesundheit sollte immer ganz oben stehen. Da haben wir in Deutschland ja in den letzten 100 Jahren auch einen extremen Wandel vollzogen.
 

uli2003

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Natürlich werden sie das sein Winfried. Das war 'hier' auch mal O.K.

Wenn ich so manches vor vielen Jahrzehnten in D gefertigte Möbelstück heute als neu verkaufen wollte, hätte ich sicherlich meine Probleme, was Genauigkeit und Präzision anging.
Das hat sich gewandelt, sicher durch industriellen Einfluss, und auch durch steigende Preise. Man achtet mehr darauf, was man erhält. Wie erklärst du dir sonst die ganzen Maschinen-Threads, bei denen eine kleine Winkelabweichung an dem Anschlag einer Festool-Säge einer Katastrophe gleichkommt?

Nehmen wir mal banale Beispiele Fenster oder Fußleisten - wer kauft heute noch Fenster mit sichtbar geschossenen Glasleisten? Wer will noch Schrauben in Fußleisten sehen?

So geschickt dort in Asien auch mit Handwerkzeugen gearbeitet werden mag - für den Westen reicht es nicht. Da können wir noch so wehmütig hinter der 'soliden Handarbeit' hinterhertrauern.

Statistiken über Arbeitsunfälle von dort werden schwer zu finden sein. Das Land weiß sich nach außen hin abzuschotten. Vermutlich möchte ich es auch gar nicht wissen.

Grüße
Uli
 

gleiter

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Statistiken über Arbeitsunfälle von dort werden schwer zu finden sein. Das Land weiß sich nach außen hin abzuschotten. Vermutlich möchte ich es auch gar nicht wissen.

Ich werde mal meine Kontakte im Land der aufgehenden Sonne darauf anspitzen - das interessiert mich jetzt auch...

Gruß aus dem Wein/4, André.

P.S.: Über eben diese Kontakte habe ich ein paar Sägen bekommen - gar nicht mal so teure Dutzendware aus dem Laden - die Qualität und vor allem Standzeit ist sensationell.
 

ranx

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Moin, wenn ich Handarbeit mit Maschinenarbeit vergleiche kommt es nur darauf an wo du hinguckst. Das was die Maschine jedes mal gleich macht macht sie im Falle auch jedes mal falsch. Genauso der Geselle der es schon seit seiner Lehre so macht...
LG uwe
 
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