Holz für Kopfhörer biegen

[Dr.Eckert]

Hallo,

da Ihr mir in vielen Fragen schon helfen konntet, probier ich es wieder mal.

Ich wurde gefragt, ob es möglich ist, einen Kopfhörer aus Holz zu bauen.
Genauer soll es sich nur um eine Art Gehörschutz handeln, einfach um etwas "Außergewöhnliches". Schwierigkeit bereitet nur, dass der Kopfhörer auch einem Saunagang standhalten sollte, was mich jetzt letztendlich verzweifelt hat.

Bin die Sache mit den bekannten Verfahren zum Biegen von Holz angegangen, hab mir also den Bügel aus Eichenholz aus einer 60cm langen Leiste (Dicke der Leiste entsprechend dem gewünschten Biegeradius usw.) geschnitten und mittels Dampfbiegen zu nem Rohling gebogen. Ging alles super und sah auch schon ganz gut aus. Dass sich der Holzbügel gegenüber den normalen Kunststoff oder Metallbügeln herkömlicher Kopfhörer nicht so schön biegen lässt usw. (oder es auch am Holz liegt) wär jetzt alles nicht so schlimm, Problem ist:
Beim Testlauf des gebogenen Bügels in der Sauna bog es diesen wieder stark auf, was mir im Nachhinein auch logisch erscheint wenn man sich mal die Prozesse im Holz beim Dampfbiegen so überlegt.....

Gleiches Prozedere nochmal, diesmal zwei Bügel aus einer nur halb so starken Leiste geschnitten, beide gebogen und die zwei mittels PUR-Kleber zu einem verleimt.

Testlauf in der Sauna führte zum fast gleichen Ergebnis wie bei Versuch 1....


Was meint Ihr, ist das ganze unmöglich oder besteht Hoffnung?
Bevor ich einen besseren Leim kaufe (2K-Kleber!?) oder sonstiges, wollte ich mir erst mal Expertenmeinungen anhören.

Da ich das Ganze rein als Hobby mache, investiere ich auch gerne etwas aufwändigere Schablonenbauten oder in sonstige Vorbereitungen.
Wäre eben ein tolles Erfolgserlebnis

 

[moto4631]

Von einem der in der Hinsicht keine Ahnung hat... was spricht dagegen den Bügel aus einem Stück zu schneiden?

 

[uglyripper]

Mal abgesehen davon, dass Kopfhörer oder Ohrschützer in der Sauna tatsächlich außergewöhnlich sind - hast du das Holz auch irgendwie versiegelt?

Gruß, ugly

 

[MOORI]

Versuchen kannst Du es doch mal mit dem Verkleben von vielen Furnieren in der richtigen Form. Dazu am besten einen 2K Harz nehmen. Die sollten sich gegenseitig stützen.
Aus einem Stück könnte ich mir vorstellen, dass durch die Rundung eine Schwachstelle im Maserverlauf das Problem wird. Quasi eine Sollbruchstelle durch die Feuchtigkeit und das Aufbiegen um den Kopf.

Denk dran, den mp3 Player in eine Tüte zu packen und fest zu verschliessen. Auf Dauer kann das für die Kontakte nicht gut sein.

Gruß
MOORI

 

[muh]

Wurde ja schon angesprochen.
Wenn ich Holz biegen will setze ich es Wasserdampf aus.
Der Bügel kann sich also nur wieder verbiegen.

Warum Holz in der Sauna? Das habe ich verstanden.
Eisen kann man ja nicht nehmen, würde man sich verbrennen.

Holz MUSS also versiegelt werden, und zwar so gut daß es nicht die
geringsten Risse bilden können. Und es darf nicht quellen.
Also mission impossible.

Man könnte probeweise den Bügel in Vaseline auskochen.
Daß man das nicht mehr lackieren kann sollte klar sein.

 

[Neige]

Versuchen kannst Du es doch mal mit dem Verkleben von vielen Furnieren in der richtigen Form

Könnte ich mir so auch vorstellen, ggf. mit Kaseinleim, sehr wasserfest und hitzebeständig.

 

[uli2003]

Zwei Schichten zu nehmen ist unklug. Ich würde auf eine ungerade Anzahl setzen, die Bügel mehr biegen als nötig, und dann an einem Muster in der Sauna das Rückstellverhalten testen.
Ich denke der Bügel wird sich einmal zurückstellen, dann aber weitestgehend in Form bleiben.

Grüße
Uli

 

[Kingkarule]

Ich würde wie im Bootsbau vorgehen. Ich würde auch exotisches holz nehmen. Laminat aus vielen Furnieren mit epoxy in einem Vakuum Sack über eine Form pressen. Danach mit epoxy Klarlack versiegeln. Solche teile halten Sonne und Seewasser aus, ist nicht ganz ne Sauna aber ein versuch ist es wert. Epoxy mag auf Dauer keine Wärme und Feuchtigkeit aber ein saunagang geht ja nur 15 min?
Grüße.

 

[Broetchenbacke]

Versiegel das Teil doch. 80gr Glasmatte Leinen gewebt sieht man auf der Oberfläche des Holzes nicht mehr. Das Harz macht die Sache recht dicht und du hast die Eigenschaften eines Kunststoffbügel. Das ganze würde ich dann mit Polyester Oberflächenharz streichen und schleifen sowie aufpolieren.

 

[Kingkarule]

Hi. Polyester ist sehr empfindlich gegen feuchte. Besser ist epoxy. Am besten was Marines z.b. West System. Der Glas Überzug ist sicherlich eine gute Sache, jedoch bei dem kleinen Teil gut frickellig. Gruss

 

[uli2003]

Wie flexibel bleibt denn eine Harz- oder Polyesterbeschichtung? So ein Bügel muss ja schon eine gewisse Vorspannung haben, und wird beim Aufsetzen weit u.U. weit aufgebogen.
Dazu noch die Wärme - wann bricht das wohl?

Grüße
Uli

 

[vkr_de]

Hallo, mir fallen dazu 2 Sachen ein:

Ich würde es aus 2 Streifen zusammenleimen, wobei entweder der eine oder beide Streifen einen flachen Schlitz (komme jetzt nicht auf die richtige Bezeichnung) erhält, in die ein Stahlband eingelassen wird.

Zum anderen kann ich mich an ein Thema in einem Fernsehbeitrag erinnern, bei dem es um Treppengeländer ging. Der "Erfinder" hatte das Holz in Längsrichtung unter Druck (ob auch Temperatur im Spiel war kann ich nicht mit Sicherheit sagen) gesetzt.
Dann konnte man das Geländer in alle möglichen Richtungen dauerhaft verformen.

Viel Erfolg, vkr_de

 

[Kingkarule]

Es gibt diese Harze on unterschiedlichen härten. Die Wärme macht die Harze eher weicher, was ja ganz gut ist. Das Problem ist das die einfachen normalen Harz Systeme nicht gerne über 80 Grad sind. Es gibt aber hoch Temperatur Harze die das packen. Gruß

 

[AngelArtur]

Hi,

ich hab nu gar keine Ahnung, hab aber mal einen Film über Schlittenbau gesehen (Der Letzte seiner Zunft). Der suchte ein Holz, welches so gewachsen war, wie er es brauchte (am Uferhang eines Flusses).
In einem richtigen Wald, findest Du vielleicht auch einen Ast, der so gewachsen ist, dass es passt?

Gruß, AngelArtur

 

[uglyripper]

Moin!

Eigentlich ist das ja keine Raketentechnik. 3 Lagen Starkfurnier wasserfest formverleimen, eine ordentliche Beschichtung drauf und schon sollte es funktionieren. Wenn nicht, dann ein, zwei dünne Lagen Glas drauflaminieren.
Da bricht dann gar nichts mehr.

Gruß, ugly

 

[Dr.Eckert]

Vielen Dank für die bereits sehr vielen Antworten!

Ich werd´s jetzt erst mal bei den nächsten Versuchen mit einem anderen Kleber probieren. Scheint ja da doch eine ganze Fülle zu geben.

Mit dem richtigen Versiegeln hatte ich jetzt auch noch nicht gerechnet, klingt aber sehr logisch wenn man sich so das Verhalten von erhitztem Holz überlegt...

Um die Sache auch aufzulösen, halte ich Euch natürlich auf dem Laufenden!

 

[Holzwurm1952]

hi hab ein Stückchen Zedernholz halbrund gewachsen ca 30 cm Bogen das Stöckchen ist ungefähr 4 cm dick

 

[Len Tezza]

Und, wie isses ausgegangen?

 

[Dr.Eckert]

Hallo und ein großes Sorry an Len Tezza für meine etwas späte Antwort! (Durch die Nutzung mit Tapatalk wurde mir dieser neue Beitrag wohl nicht angezeigt).

Zum Thema: Es ist nicht gut ausgegangen. Das Projekt habe ich eingestampft.
Das Hauptproblem ist einfach die Spannung im Holz. Durch das Biegen unter Wasserdampfeinwirkung wende ich einfach zu viel Druck auf das Holz aus - ob der Kopfhörer nun aus einzelnen Lagen besteht und nach dem Biegen verleimt wird oder aus einem Stück gebogen wird: Bei allen Tests bewegt sich der Kopfhörer nach einem Saunagang in seinen Ausgangszustand zurück.
Auch mit Klebern oder Leimen habe ich viele Tests gemacht - Alle durchgefallen.

Eine Lösung würde ich hier nur mit einem anderen Material oder zumindest mit einer zweiten Materialkomponete sehen - habe ich jedoch bis jetzt nicht weiter verfolgt.