Holz arbeitet - wie extrem, und was nun?

MJHA

ww-pappel
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Hallo,

ich habe vor einigen Monaten einen Einbauschrank gebaut. Stolz wie sonstwas, alles passte genau. Buche Leimholz, 20mm dick, Außenseiten der Türen geölt, 3x je 2 Türen nebeneinander sowie 2 Schubladen, ebenfalls nebeneinander. Jede Tür und die Schubladen 44cm breit und alle Teile mit je 4mm Schlitz dazwischen.

Und nun, 3 Monate später, ist der Schlitz in der Mitte weg. Die Schranktüren stoßen aneinander, lassen sich kaum noch richtig schließen. Nachgemessen: Die Türen sind ca 3mm breiter geworden. Das sieht man besonders deutlich an den Schubladen, bei denen die Maserung quer verläuft, im Gegensatz zu den Schranktüren, und die eben nicht "länger" geworden sind.

Die Einstellmöglichkeiten der Scharniere habe ich schon voll ausgereitzt. Was nun?

  • Abwarten, ob sich das Holz wieder zusammenzieht?
  • An den Wangen herumbasteln, um die Scharniere tiefer zu setzen? (Also, sozusagen den Schrank "breiter" machen)
  • Die Türen schmäler machen? Wenn Ja: Jetzt schon, oder noch warten, und was ist in Hinblick auf das Ölen, evtl Abschleifen zu beachten? (und, um wie viele mm verschmälern?)
  • Was ist die Ursache für so ein extremes Arbeiten des Holzes? Ich hatte das Holz Online Maßgeschnitten gekauft und plane eigentlich jetzt, 2 weitere Schränke passend zu diesem zu bauen. Ist das ein Zeichen mangelnder Holzqualität?

Grüße
MJHA
 

derdad

Moderator
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hallo!
In welchem Raum steht der neu gebaute Schrank? Welche Luftfeuchte hast du da? Das sind die Fragen, die erst einmal wichtig sind.
Benutz mal die Suche hier im Forum und gib mal so Begriffe wie "Holz trocknen", "Schwundmaße", "Arbeiten des Holzes", oder ähnliches ein. Da wirst du jede Menge Themen und Beiträge finden mit denen du dich schon mal auseinandersetzen kannst.

Massivholz verarbeiten ist nicht so einfach wie es aussieht. Auch wenn man heutzutage fertig verleimte Platten bekommt, und diese vermarktet werden als ob man diese verarbeiten könnte wie Spanplatten. Nicht umsonst haben unsere Berufsahnen in früheren Zeiten verschieden Konstruktionen erfunden wie z.B. Rahmen und Füllung. Das war nicht nur optisch, das hatte einen praktischen Grund.

Vertief dich in die Materie und du wirst sehen es gibt eine Lösung. Aber zuerst brauchen wir Info bzgl. den Raum-, und Luftfeuchteverhältnissen.

lg
gerhard
 

raziausdud

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Hallo MUHA,

mögliche Ursachen:

- in den letzten Wochen herrschte oft eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit bei warmen Temperaturen, d.h. in Räumen die kühler sind als draußen wird es dann noch extremer. Vielleicht schrumpft Dein Holz mal wieder ein wenig, wenn erst geheizt wird. Also ich würd erst einmal warten. Dann kann man immer noch aktiv werden.

- Nur eine Seite geölt. Das ist aber ehr ein Grund, dass sich das Material verzieht/krumm wird.

Herzliche Grüße
Rainer
 

Mitglied 42582

Gäste
Wenn die Platten "gewachsen" sind heisst das, das das Holz vorher zu trocken war, zumindest für den Raum in den du deinen Schrank gebaut hast.
In Querrichtung der Fasern kann das Holz maximal 10% in der Breite schwinden/quellen.

Ein Satz von dir hat mich allerdings stutzig gemacht:
..., Außenseiten der Türen geölt...

Du hast, doch wohl hoffentlich, beide Seiten, heisst innen und aussen, geölt und dich nur falsch ausgedrückt?
 

MJHA

ww-pappel
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Hallo und schon mal danke für die Infos.

Der Einbauschrank befindet sich in einer Nische im Flur, Erdgeschoß und dient dort als Schuhschrank. Ich habe für etwas "Innenbelüftung" gesorgt, indem ich oben und unten je ca 1cm Luft zu Decke/Boden gelassen habe, und auch bei den Regalböden drinnen ist links und rechts etwas Platz, so dass die Luft im gesamten Schrank stets etwas zirkuliert.

Luftfeuchte? Ähh, keine Ahnung. Normale Wohnräume halt.... Mal sehen, vielleicht kann ich irgendwo ein Hygrometer auftreiben...

Und aufgrund Anratens hier in diesem Forum (z.B. https://www.woodworker.de/forum/holz-bearbeiten-t88494.html) sind die Türen nur auf der Außenseite geölt, um Gestank im Inneren des Schranks zu vermeiden. Sie sind auch nicht verzogen, nur breiter geworden.

MJHA
 

kobalt

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Das beidseitige Ölen bzw. Bearbeiten der Oberfläche wird gemacht, damit beide Seiten gleichmäßig Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben. Dadurch soll das Verziehen des Holzes vermieden/vermindert werden. Wenn Du damit keine Probleme hast, brauchst Du das jetzt auch nicht nachholen.

3mm Zuwachs auf 44cm sind gerade mal 0,7%, das ist wie schon oben geschrieben, absolut im Rahmen der Normalität.

G Kai
 

beppob

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und dient dort als Schuhschrank.

MJHA

sind die Türen nur auf der Außenseite geölt, um Gestank im Inneren des Schranks zu vermeiden.

MJHA

in einem schuhschrank ist doch der Geschmack von Holzöl der weitaus beste gestank :emoji_grin::emoji_grin::emoji_grin:

ich würde auf alle fälle auch beide seiten und alle kanten ölen, wenn das öl getrocknet ist, riecht es doch nicht mehr. und das arbeiten der Türen (quellen und schwinden) wird schon mal stark verzögert und weniger werden.

wenn du die teile online bestellt hast, nehme ich an, daß die in einer klimatisierten halle gelagert und verarbeitet werden um Beschwerden aus dem weg zu gehen und dann in Folie eingeschweißt verschickt wurden ??? da solltest du es machen, wie mit allen holz-halbfertig-Produkten. erst auspacken und ein paar tage in dem "neuen" raum aklimatisieren lassen, bevor du die teile weiterverarbeitest.
 

blacksaxon

ww-ahorn
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Hallo,
ist der Hausflur relativ kühl? Dann kanns schon sein, dass der im Sommer, wenn warme Luft von draussen reingelassen wird zu hoher Luftfeuchte neigt, die dann an Holz, Wände etc. abgegeben wird. Normalerweise geht das im Winter wieder zurück, allerdings auch im nächsten Sommer wieder von vorne los. Ich würde wie Rainer schon sagt erstmal warten und ggf. die Türen etwas schmaler machen, sollte ja bei geöltem Leimholz relativ einfach möglich sein.
Gruß
Paul
 

Dusi

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Mal eine dumme Frage. Hier wird immer wieder beschrieben, dass Holz in der Breite um bis zu 10% seine Ausdehung ändern kann. Aber ist das wirklich so? Oder ein rein theoretischer Wert?

Ich habe noch keine Tische gesehen, die mal 90cm tief und dann fast 1m wären. Und wenn ich mir Rahmenfüllungen und solche DInge anschaue, die ja die Ausdehnungen kompensieren sollen, können die auch nur Ändeurngen im mm Bereich kompensieren und nicht mehrer cm....
 

Komihaxu

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Ich würde die Türen und Schubladen ausbauen und mit einem Handhobel ein paar Zehnten abnehmen. Sollte ja bei Vollholz geölt kein Problem sein - sofern die Türen dann noch am Korpus aufliegen.

Alternativ könnte man sich mehr Arbeit machen und das ganze zu einer Rahmen-Füllungs-Konstruktion umbauen.
 

yoghurt

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Mal eine dumme Frage. Hier wird immer wieder beschrieben, dass Holz in der Breite um bis zu 10% seine Ausdehung ändern kann. Aber ist das wirklich so? Oder ein rein theoretischer Wert?

Ich habe noch keine Tische gesehen, die mal 90cm tief und dann fast 1m wären. Und wenn ich mir Rahmenfüllungen und solche DInge anschaue, die ja die Ausdehnungen kompensieren sollen, können die auch nur Ändeurngen im mm Bereich kompensieren und nicht mehrer cm....

Hallo,
die 10% sind ein Durchschnittswert aus verschiedenen Holzarten. Weiterhin beziehen sich die 10% auf den tangentialen Schwund - will heißen, entlang der Jahresringe. Zuletzt - und da liegt der eigentliche Punkt - beziehe sich die 10% auf den Bereich vom Fasersättigungspunkt (ca. 30% Holzfeuchte) bis zur Darrtrockenheit (0% Holzfeuchte). Beide Punkte bzw. Werte kommen im Wohnraum nicht vor, außer Du badest das Holz in der Badewanne und trocknest es im Backofen.
 

SteffenH

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Als Faustformel kann man 0,3% effektiven Schwund/Quellung pro 1Prozent Holzfeuchteänderung rechnen. Wenn deine Türen also von 8 auf 10% gegangen sind wären das rechnerisch 0,6 % Breitenänderung, entspricht bei einer ursprünglichen Breite von 440mm 2,64mm.
 

WinfriedM

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Als Faustwert kann man 1% quer zur Faser rechnen, wenn man die normalen Feuchteschwankungen im Innenbereich einbezieht. Das Holz arbeitet also in diesem Bereich, wenn es beim Bau schon trocken genug war. Wenn es zu feucht war, schrumpft es erstmal und arbeitet dann auch wieder um 1%. Längs zur Faser rechnet man dann mit 0,1%.

Es ist bei den meisten Ölen übrigens ein Irrglaube, dass die die Dampfdiffusion in irgendeiner Form verändern. Klassische Öle lassen das Holz völlig offen, von daher ist einseitige Behandlung kein Problem. Das gilt für Luftfeuchteänderungen, nicht wenn man beide Seite direkt mit Wasser belastet werden.

Ein paar wenige Hartwachsöle, die dickere Schichten bilden, ähnlich wie Lacke, verhalten sich eher lackähnlich, da ist es anders.

Deine 3mm bei 40 cm sind völlig im Limit, ist halt so und muss konstruktiv berücksichtigt werden. Ich kann hier auch jährlich beobachten, wie der Abstand zwischen den Türen um 3-5 mm schwankt.

Besorg dir mal ein digitales Hygrometer und beobachte mal eure Feuchteschwankungen. Die billigen mechanischen Hygrometer kannst du vergessen, die funktionieren extrem ungenau. Empfehlen kann ich dies hier:
http://www.amazon.de/dp/B007SAM4E0/ref=sr_ph?ie=UTF8&qid=1411335371&sr=1&keywords=tfa+hygrometer
oder
http://www.amazon.de/TFA-Thermo-Hyg...411335388&sr=1-3-spell&keywords=tfa+hygromete
 

dascello

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Liebe alle,

hier wurde mal wieder Vollholz für Holzwerkstoffdesign missbraucht.

Irgendeiner schrieb küzrzlich hier sinngemäß: "Die Altvorderen haben sich nicht nur so zum Spaß mit Rahmen und Füllung rumgeschlagen". Vollholz funktioniert halt nur so und nicht anders. Es sei denn, man mag Murks.

Es grüßt

Michael
 

Hainling

ww-eiche
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Vollholz funktioniert halt nur so und nicht anders. Es sei denn, man mag Murks.
Hätte er den Einbauschrank aus Rüster* statt Buche gebaut, hätte es klappen können. :emoji_wink:

MfG Hainling

*Das Holz der Ulme quillt und schwindet viel schwächer als dasjenige der Buche, die dafür berühmt-berüchtigt ist.
 

MJHA

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Hallo und schon mal vielen Dank für die größtenteils informativen Antworten (Ausnahmen bestätigen die Regel :emoji_wink: )

Wen es interessiert: Da jetzt binnen weniger als 24Std die Temperaturen um mehr als 10°C gefallen sind, lassen sich die Türen wenigstens wieder ohne Schaben betätigen, auch wenn der Schlitz noch immer nicht wirklich zu sehen ist.

Da die Scharniere bis zu 3mm einstellbar sind, werde ich wohl die Türen um ca 2mm verschmälern (Genauer werde ich das festlegen, wenn ich das mit einem Hygrometer mal eine Zeit lang beobachtet habe). Wenn sich die Türen noch weiter zusammenziehen, kann ich das ja dadurch locker ausgleichen, und ob der Schlitz 3, 4 oder 6mm breit ist, ist letztlich völlig egal. So gesehen, kann ich vielleicht sogar auf ein Hygrometer verzichten und beobachte einfach mal den Winter hindurch.

Dennoch noch eine Frage an die Profis dazu: Da die Außenseiten und die Ränder der Türen geölt sind, sollte ich vor dem Verschmälern der Türen die Ränder, oder sogar die gesamten Türen abschleifen? Hinterher sollte ja wieder optisch ein einheitliches Bild entstehen.

Grüße
MJHA
 

Komihaxu

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Da würde ich überhaupt nichts machen.

Die 2mm auch nicht schneiden oder schleifen, sondern mit einem Handhobel abnehmen. Das ist das Mittel der Wahl.

Wenn noch kein anständiger Handhobel im Haus ist, dann wird es mal Zeit. :emoji_wink:
 

WinfriedM

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Bei Öl funktioniert partielles neu ölen in der Regel gut. Probier es einfach aus, wenn dur irgendwelche Übergänge siehst, schleife alles nochmal leicht an und öle über alles.
 
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