Hautleim, Knochenleim, Fischleim, Weißleim

Tim Brakemeier

ww-pappel
Registriert
8. November 2012
Beiträge
10
Ort
Eichwalde
Hallo,
ich bin ganz neu hier und fange gerade erst mit dem Thema Holz an. Nach einem Hochbett fürs Töchterchen und einem Markisenrahmen für die Terrasse wollte ich mich nun ein wenig mit kleineren Dingen befassen. Die erste Frage, die mir dabei kommt, ist die nach den verschiedenen Leimsorten. Ich habe zwar die eine oder andere Antwort inb diesem Forum zu dem thema bereits gefunden, aber so richtig umfassend fühle ich mich in dem Punkt noch nicht aufgeklärt. Deshalb verzeiht bitte, wenn ich die Frage nach den Unterschieden und Einsatzmöglichkeiten noch einmal stelle.
Ich finde
- Knochenleim den man im Leimtopf erwärmt,
- Hautleim den man im Leimtopf erwärmt,
- Hautleim der kalt aus der Flasche verwendet werden kann,
- Fischleim der kalt aus der Flasche verwendet werden kann,
- Hausenblasenleim - meine Güte ist der teuer! - den man wiederum erwärmt,
- Weißleim wie Ponal
- und und und
Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Haut-, Fisch- und Hausenblasenleim nach dem Trocknen auch noch in gewissem Maß flexibel. Aber wo liegen zB die Unterschiede zwischen Hautleim der fertig in Flaschen angeboten wird und dem, der im Leimtopf selber zubereitet wird?
Fragen über Fragen für einen Anfänger wie mich.
lg
Tim
 

welaloba

ww-robinie
Registriert
26. August 2008
Beiträge
3.334
Ort
Hofheim / Taunus
Hallo Tim, ich schreibe der Einfachheit halber einfach mal in deinen Text rein in rot.
Gruß Werner
Hallo,

- Knochenleim den man im Leimtopf erwärmt,
muss zügig verarbeitet werden mit gut vorgewärmten und angerauhten Werkstücken. Hält in Kombination mit Hasenleim und Hautleim besonders gut. An den Händen fast wie Sekundenkleber. Mit Sägestaub auch gut zum größere Lücken überbrücken (psst - nicht weitersagen)
- Hautleim den man im Leimtopf erwärmt,
der allein soll angeblich am besten zum Furnieren sein. Habe ich noch nicht probiert.
- Hautleim der kalt aus der Flasche verwendet werden kann,
kenne ich leider nicht, ist vielleicht ein amerikanisches Chemieprodukt.
- Fischleim der kalt aus der Flasche verwendet werden kann,
kommt aus Übersee, riecht ziemlich angenehm, (wer's mag) und ist das Zeugs, mit dem ich fast alles leime, weil hohe Leimstärke, (gut reversibel, wichtig beim Restaurieren Fischleim nehme ich auch zum Furnieren)
- Hausenblasenleim - meine Güte ist der teuer! - den man wiederum erwärmt,
kenne ich leider auch nicht, scheintz brauch ich den nicht.
- Weißleim wie Ponal
Für neues Holz, fürs grobe, also auch da, wo nachher der Leimüberstand weggeschliffen werden kann.
- und und und
Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Haut-, Fisch- und Hausenblasenleim nach dem Trocknen auch noch in gewissem Maß flexibel.
Knochenleim und Fischleim sind, wenn völlig ausgehärtet, m.E. nicht flexibel. Das ist villeicht eher bei Ponal der Fall.
Aber wo liegen zB die Unterschiede zwischen Hautleim der fertig in Flaschen angeboten wird und dem, der im Leimtopf selber zubereitet wird?
keine Ahnung.
Fragen über Fragen für einen Anfänger wie mich.
lg
Tim
Gruß Werner
PS: Buchbinderleim hab ich auch noch, kommt in Perlen, wird gequollen und geschmolzen, steht im Gurkenglas seit einigen Jahren.
 

SteffenH

ww-robinie
Registriert
29. August 2011
Beiträge
2.815

Du hast Caseinleim vergessen. Wasserfest, kalt zu verarbeiten, und man kann ihn sich aus Magerquark zur Not selbermachen. Du hast übrigens wahrscheinlich Knochenleim im Haus ohne es zu wissen, in Form von Gelatine oder Gummibärchen. Den traditionellen Leimen werden viele positive Eigenschaften angedichtet. Meiner Meinung nach ist der herkömmliche Weissleim unschlagbar in Sachen Haltbarkeit und einfacher Anwendung. Und dass Restauratoren auf Warmleim schwören kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen, da Weissleim absolut reversibel ist, da es sich um ein Thermoplast handelt.
 

Mitglied 42582

Gäste
Irgendwie kann ich auch nicht nachvollziehen, warum du nicht einfach Weissleim nimmst. Hast du irgendwas besonderes vor, oder willst du dein Wissen erweitern?
 

pedder

ww-robinie
Registriert
19. Oktober 2007
Beiträge
8.334
Ort
Kiel
Und dass Restauratoren auf Warmleim schwören kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen, da Weissleim absolut reversibel ist, da es sich um ein Thermoplast handelt.

Bist Du da sicher? Ich bekomme Weißleim mit Hitze nicht entfernt.

Hautleime sind in jedem Fall im Gegegnsatz zu Weißleim spaltfüllend.

Gruß Pedder
 

uli2003

ww-robinie
Registriert
21. September 2009
Beiträge
13.550
Alter
57
Ort
Wadersloh
Ich frage mich gerade, warum eine geleimte Verbindung reversibel sein muss? Haben Schlosser auch reversible Schweißelektroden? :confused:

Ja, PVAC Leim ist auch spaltfüllend. Da kann man nun keine 3 mm mit überbrücken, aber für kleine Fugen geht es. In der Regel werden derartige Dinge aber auch nicht so zusammengepfuscht.

Die Aufwärmerei im Leimrtopf kenne ich wohl noch aus meiner Lehre - sicher, wenn man Zeit hat, nicht sein Geld damit verdienen muss und einen Beutel Leim drei Generationen lang verwenden möchte, ist das sicher in Ordnung. :emoji_slight_smile:

Ich verwende nur PVAC-Leim in D2 und D3, sowie Kauritleim, ab und an mal PU.
Komme ich bestens mit zurecht, ohne dass ich Anwendungslücken hätte.

Grüße
Uli
 

fritz-rs

am 7.9.2016 verstorben
Registriert
13. Mai 2010
Beiträge
1.563
Ort
Remscheid
Ich verwende nur PVAC-Leim in D2 und D3, sowie Kauritleim, ab und an mal PU.
Komme ich bestens mit zurecht, ohne dass ich Anwendungslücken hätte.

Grüße
Uli

Mache ich auch, allerdings: Kaurit habe ich seit zig Jahren nicht mehr eingesetzt.
Und für sehr schnelle kleine Kontakte: CA-Kleber mit Accelerator. Aber ungern.
Ja und Epoxi 5 Min., 30 Min, und UHU Plus.

Gruß Fritz
 

welaloba

ww-robinie
Registriert
26. August 2008
Beiträge
3.334
Ort
Hofheim / Taunus
Hallo in die Runde zum Thema Leim - es ist immer wieder unerschöpflich.
Ich nehme Fischleim beim Restaurieren in erster Linie, weil dieser sich sicher mit alten Knochenleimresten verbindet - und Knochenleim ist das, was uns beim Restaurieren immer wieder und fast ausschließlich begegnet. Wer einmal im Nachhinein betrachtet hat, wie vorangegangene "Restauratoren" mit Weißleim versuchten, Stühle zu leimen und gelöste Furniere niederzubringen, der weiß, wovon ich rede. Der Ponal steht vor dem Knochenleimrest wie eine Haut. In seltenen Fällen hat es jemand fertiggebracht, den alten Leim zu entfernen, was mit viel Geduld, heißem Wasser usw. gelingt, dann kann Ponal halten. Ist aber immer noch nicht sicher. Ich nenne Fischleim reversibel, weil ich z.B. rausgequollenen Leimrest mit Wasser entfernen kann. Was beim Restaurieren einfach wichtig ist. Wem gelingt das bei Weißleim?
Ich sagte schon, wenn ich nachher den (Weißleim-)Überstand einfach wegschleifen oder hobeln kann, ist das kein Thema.
Und wenn es darum geht, Ponal und Konsorten zu entfernen, nehmen wir Abbeizer (den guten) oder den Heißluftfön. Dann muss er hochblubbern.
@ uli: Alles richtig. Wenn ich neue Hölzer verleime, nehme ich auch schon mal Weißleim. Kein Thema.
Gruß Werner
 

uli2003

ww-robinie
Registriert
21. September 2009
Beiträge
13.550
Alter
57
Ort
Wadersloh
Epoxy nutze ich höchstens zum Kleben von Beschlägen auf Glas.

@Werner
Es ist richtig was du sagst, nur ist die Restauration ein winziger Teil meiner Aufträge.
Vielleicht mal einen Stuhl verleimen - was natürlich nichts kosten darf. Und dann noch mit Leimtöpfen rumkleckern - nein danke. Da wird der Stuhl zerlegt, der Leim ordentlich entfernt, und mit Weißleim verleimt. Haben bisher alle gehalten.
Furnier an antiquaren Möbeln aufleimen ist nicht meine Welt. Schon gemacht, wird aber nicht bezahlt. Derartige Sachen lehne ich meistens ab.

Ich sage ja nicht, dass die 'alten' Leime keine Daseinsberechtigung oder keinen Einsatzbereich besitzen. Aber den Kühlschrank zu plündern um mir meinen persönlichen Leim zu mixen? Lass mal. Ich pflanze ja auch keinen Raps und presse meinen Bio-Diesel selbst..

Grüße
Uli
 

Tim Brakemeier

ww-pappel
Registriert
8. November 2012
Beiträge
10
Ort
Eichwalde
Hintergrund der Frage ist die Art und Weise wie ein amerikanischer Instrumentenbauer eine Concertina baut:

Tedrow Zephyr Concertina

Der verwendet in vielen Schritten offensichtlich Knochen- und Hautleim aus dem Leimkocher und ich wollte wissen, ob das wirklich noch das Non plus Ultra in einigen Anwendungen ist oder eher ein wenig anachronistisch.
 

Mitglied 42582

Gäste
Eigentlich werden Knochen/Hautleim gar nicht mehr verwendet. Ausnahme bilden hier wahrscheinlich die Restauratoren und Enthusiasten. Aber moderne Leime sind in der Regel wesentlich haltbarer und unempfindlicher gegen Ungeziefer, Feuchtigkeit und werden nicht spröde.
 

dascello

ww-robinie
Registriert
9. Januar 2008
Beiträge
4.449
Ort
Wuppertal
Ihr Lieben,

Zum Thema Knochenleim:
[ame=http://www.youtube.com/watch?v=8aeu0lwFyS8&feature=relmfu]Harpsichord Making: Soundboard Installation - YouTube[/ame]

Wer nutzt ihn? Geigenbauer, Klavierbauer, Cembalobauer. Im Babygläschen ansetzen und im Flaschenwärmer bereit halten.

Und schnell sein muss man.

Vorteil: Er kriecht nicht. PVAC-Leim kann unter dem Zug der Saiten den Holzteilen erlauben, sich gegeneinander zu verschieben, ohne das die Fuge aufgeht (kein Witz!). Knochenleim tut das nicht. PU-Leim auch nicht, ist aber ne Riesensauerei.
Araldite auch nicht, bei uns aber kaum zu kriegen. Und die letzten beiden Verbindungen sind absolut irreversibel.


Gruß

Michael Bender
 

dascello

ww-robinie
Registriert
9. Januar 2008
Beiträge
4.449
Ort
Wuppertal
Titebond wird auch von der Instrumentenzunft gern genommen, das ist wahr.
Trotzdem finde ich das Video cool. Die arbeiten wirklich wunderbar miteinander, vor allem das Einsetzen der Spreizlatten fasziniert mich immer wieder.

Gruß

Michael
 

Tim Brakemeier

ww-pappel
Registriert
8. November 2012
Beiträge
10
Ort
Eichwalde
Ich werde dann doch mal mit Hautleim herumexperimentieren. Was mich zunächst geschreckt hat, war die Anschaffung eines Leimkochers. Selbst die alten DDR Kocher kosten immer noch um die 50,- . Aber ein Flaschenwärmer fürs Babyfläschchen tut angeblich auch seinen Dienst und so hab´ ich mir bei ebay eines von Reer gekauft und war überrascht: Das Ding heizt das Wasserbad (wenn man den Regler voll aufdreht) bis auf knapp 80° - also locker ausreichend für Hautleim.
 

depitter

ww-buche
Registriert
16. Oktober 2016
Beiträge
275
Ort
Wegberg
ich weiss nicht wie es mit dem Hautleim ist, aber aus meinen Lehrjahren weiss ich noch, Knochenleim nicht über 60 Grad erhitzen und nicht in Blechdosen, beides tut dem Leim nicht gut.
 

derdad

Moderator
Registriert
3. Juli 2005
Beiträge
5.145
Ort
Wien/österreich
Und dass Restauratoren auf Warmleim schwören kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen, da Weissleim absolut reversibel ist, da es sich um ein Thermoplast handelt.
Da ist erstens, dass Restauratoren möglichst originalgetreu arbeiten, und da ist der PVAc eben erst seit den "Midcentury Classics" gängig. Und andererseits hast du meist Probleme wenn du z.B. eine mit "tierischen" Leimen geleimte Verbindung mit PVAc nachleimen möchtest und den alten Leim nicht entferntst. PVAc hält nicht auf alten Leimen. Hauptteil auf Hauptteil, z.B. schon.
LG Gerhard
 

flüsterholz

ww-robinie
Registriert
18. Juli 2022
Beiträge
1.126
Ort
Wald-Michelbach
Da ist erstens, dass Restauratoren möglichst originalgetreu arbeiten, und da ist der PVAc eben erst seit den "Midcentury Classics" gängig. Und andererseits hast du meist Probleme wenn du z.B. eine mit "tierischen" Leimen geleimte Verbindung mit PVAc nachleimen möchtest und den alten Leim nicht entferntst. PVAc hält nicht auf alten Leimen. Hauptteil auf Hauptteil, z.B. schon.
LG Gerhard
Was ist mit Hauptteil auf Hauptteil gemeint?
 

depitter

ww-buche
Registriert
16. Oktober 2016
Beiträge
275
Ort
Wegberg
für mich gibt es eigentlich nur noch zwei Gründe Knochenleim zu nutzen, als Instrumentenbauer, da soll der ja die Akustik verbessern (Hörensagen)
oder wie von Gerhard schon geschrieben für die Reparatur alter Möbel wenn eine komplette Entfernung der alten Leimschicht nicht möglich ist.
Ansonsten komme ich wunderbar mit meinem Bindulin Weißleim klar, den nutze ich schon Jahrzehnte und der hat bislang noch alles zu meiner Zufriedenheit zusammengehalten, nachträgliches demontieren muss bei mir eigentlich nichts sein.
 

Tyson's

ww-pappel
Registriert
16. Dezember 2023
Beiträge
1
Ort
Berlin
Für Instrumentenbau muss der Leim reversibel sein um die Fuge problemlos zu lösen (Hitze). Das wird mit Weißleim nicht möglich sein. Da bricht eher das Holz....
 
Oben Unten