Haltbarkeit Öl, Hartwachsöl etc:

thelostartk

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hallo zusammen,

da ich derzeit mehrere furnier-projekte habe, stelle ich mir die frage, welches finish ich dafür wählen soll. ich bin eigentlich großer fan von geölten oberflächen, tendiere da zum danish oil, andererseits liest man immer wieder, dass man da regelmäßig nachölen muss - und das ist ja ein klarer nachteil gegenüber lacken.

was mir nicht klar ist: wenn ich in ein möbelgeschäft gehe und dort die ganzen schönen stücke mit geölten oberflächen sehe, vorzugsweise moderne skandinavische möbel, wird dort nie etwas von nachölen etc. geschrieben. und ich habe geölte möbel (gekauft, nicht selbst gemacht), dir hier seit jahren rumstehen oder -hängen, ohne dass die oberfläche irgendwie nachteilig verändert wirkt.

woran liegt das? warum sagt mir der hersteller von danish oil zum beispiel, dass man regelmäßig nachölen muss. gilt das auch für ein stück wie einen spiegel oder eine zarge eines plattenspielers - dinge, die also kaum berührt werden?

oder wäre es denkbar, dass eine geölte oberfläche auch nach - ich sag mal - 20 jahren toll bzw. jungfräulich ausschaut, so wie bei einem lack.

und: gibt es in sachen haltbarkeit unterschiede zwischen einem öl à la danish oil und einem hartwachsöl wie dem von osmo?

bin gespannt auf eure einschätzung.

danke!
john
 

WinfriedM

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Das wird oft völlig übertrieben dargestellt mit dem Nachölen. Bei einem Möbelstück, was kaum beansprucht wird, brauchst du 30 Jahre nichts zu machen. Ich kenne selbst Schreibtische, die 10 Jahre nie nachgeölt wurden.

Wenn du dagegen eine Küchenarbeitsplatte hast, die ständig belastet wird, dann sollte man einfach z.B. jährlich mal nachölen. Ich kenne aber auch Platten, die wurden 5 Jahre nicht nachgeölt. Man siehts dann irgendwann, dass die mal Öl vertragen könnte.

Beim Fußboden kommts sehr drauf an, wie beansprucht. Auch da kenne ich Böden, die einmal behandelt über 10 Jahre hinweg nicht mehr geölt wurden. Im Bodenbereich hat man in der Regel aber Pflegeprodukte, die Wachse oder Öle enthalten und mit denen man wischt.

Klar gibts auch Unterschiede bei den Ölen, aber selbst ein simples Leinöl-Firnis hält schon sehr lange.

Warum Hersteller schreiben, dass man regelmäßig nachölt, ist denke ich nachvollziehbar. Man will ja schließlich verkaufen.

Einzig bei Terrassen und Möbeln im Außenbereich sollte man jährlich nachölen, insofern man das überhaupt will. Denn es geht auch ganz ohne.
 

WinfriedM

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Ja, manches ist auch psychologisch: Es gibt halt Menschen, denen es ein gutes Gefühl gibt, wenn sie alle 4 Wochen ihren geölten Tisch aufpolieren. Wunderbar, nur nötig ist es nicht.

Es gibt auch Menschen, die gehen alle 4 Wochen mit Möbelpolitur über lackierte Flächen...
 

Sarazar

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Ich habe mich mit dem Thema bisher nur am Rande beschäftigt, aber es gibt typische Unterschiede z.B. zwischen Osmo und Leinos, soweit ich das bisher verstanden habe. Ersteres enthält meistens Lösemittel, die das Öl flüssig und verarbeitbar machen, das riecht man auch die ertse Zeit. Das Hartöl von Leinos enthält Metallverbindungen deren Oxidation für eine Aushärtung sorgen. Der Geruch ist sehr mild...
 

Georg L.

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Das Hartöl von Leinos enthält Metallverbindungen deren Oxidation für eine Aushärtung sorgen.
Alle handelsüblichen Ölzubereitungen egal von welchem Herseller enthalten Metallverbindungen als Trocknungsmittel.
Diese oxidieren übrigens nicht, sondern bewirken als Katalysator eine Oxidation des Öls und somit eine schnellere Aushärtung. Man kann die Aushärtung auch durch UV-Licht beschleunigen, aber es dauert dann immer noch länger als mit Trocknungsmitteln. Im Objektbereich gibt es auch UV-härtende Öle. Nach dem Auftrag dieser laufen die Teile durch einen Trockentunnel in dem sie mit UV-Licht bestrahlt werden. Mit einem natürlichen Ölauftrag hat das aber nichts mehr zu tun.
Der Geruch ist sehr mild...
Alle Ölprodukte die Lein- oder Tungöl enthalten stinken erbärmlich und das meist längere Zeit. Da nützt es auch nichts wenn der Hersteller etwas Orangenschalenöl beimischt um den Geruch zu überdecken. Spätestens nach einer Woche ist der Orangenduft verflogen und es riecht wieder nach Lein- oder Tungöl. Gesundheitsschädlich ist der Geruch aber nicht.
 

thelostartk

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Danke für eure Antworten, das hilft mir schon mal ein ganzes Stück weiter.
Wie verhält es sich denn mit Wachs im Vergleich zu Öl (zum Beispiel von Renuwell)? Hält eine praktisch nicht beanspruchte Fläche im Innenbereich mit Wachs theoretisch auch Jahrzehnte - oder muss man da reglmäßiger nachwachsen? Ich weiß, Wachs oder Öl ist grundsätzlich wohl eine Glaubensfrage, aber vielleicht gibt es ja in Sachen Haltbarkeit Konsens.
 

uli2003

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Das wird oft völlig übertrieben dargestellt mit dem Nachölen. Bei einem Möbelstück, was kaum beansprucht wird, brauchst du 30 Jahre nichts zu machen. Ich kenne selbst Schreibtische, die 10 Jahre nie nachgeölt wurden.

Ich habe hier gerade eine Esstischplatte, und das ist nicht die Erste, die ich abschleife und nachbehandele. Aber mit 2K-Lack, weil die Kunden das geölte satt sind.
Ich habe mal ein Bild der Platte eingestellt, dort kann man gut den Schmodder sehen, der durch das Öl entstanden ist. So eine grau-braune, eklige Schicht, mit Ringen, Flecken, Streifen, und allem was dazu gehört.
Ja, der Tisch wurde in seinem bisherigen Leben schon nachgeölt, auch nicht zu dick, und nach immer wiederkehrender Empfehlung wurde auch hier und da leicht nachgeschliffen vorher - was die Flecken erklärt.
(Das helle an der Platte ist der Beginn des Schliffs)

Meine ganz ehrliche Meinung - wenn man diesen Used-Look mag, kann man sich beanspruchte Flächen ölen. Ich finde es nach einer Weile echt schäbig, und damit stehe ich nicht alleine da.

Nicht das jetzt wieder kommt 'falsches Öl' und dergleichen. Bei nicht beanspruchten Sachen finde ich Öl echt gut. Wenn auch in diesem Fall die Platten grell orangegelb geworden sind.

Zum Wachs - ich hatte meine Küchentischplatte gewachst. Hat länger gehalten als die Öle, die ich bisher entfernen durfte.

Grüße
Uli

PS:
Ein kleiner Nachtrag zum Überlackieren von Ölen. Mit Lösemittellacken hatte ich bisher absolut keine Haftungsprobleme oder sonstigen 'Nebenwirkungen'.
Selbst wenn ich eine Zarge, die ich nicht komplett per Hand abschleifen wollte einfach nur angeschliffen und überlackiert habe.
Voraussetzung ist natürlich ein getrocknetes Öl.
 

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WinfriedM

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Bei Wachs muss man sehr aufpassen, von was man da eigentlich spricht. Es gibt ganz viele Produkte am Markt, die sich Wachs nennen, aber eine Mischung aus Öl, Wachs und mitunter auch Kunstharzen darstellen. Weil die Eigenschaften da völlig unterschiedlich sind, kann man keine allgemeinen Aussagen zu Wachsen machen.

Wenn mal die ursprünglichen Wachse betrachtet, wo also nur reines Wachs (und Lösemittel) enthalten ist: Die sind als alleinige Behandlung von Holz wenig geeignet. Mit einer Grundierung hat man damit aber recht brauchbare Oberflächen, die bei wenig Belastung auch ewig hält.

Ob Renuwell Möbelwachs ein reines Wachs ist, lässt sich schwer sagen, weil leider keine Volldeklaration verfügbar. Könnte aber durchaus ein reines Wachsprodukt sein.
 

thelostartk

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Ich sollte vielleicht noch dazu sagen, dass ich vor dem Wachsen auf jeden Fall eine Schellack-Grundierung auftragen würde. Diese hier:
100ml. / 250ml. oder 0,5 Liter Schellack Grundierung Möbel Schellackgrund -Sanding Sealer- - Die Möbelwerkstatt Contura - Detmold

Würdet ihr nach Auftrag der Grundierung noch mal schleifen - oder direkt mit dem Wachs drauf?

Der Wachs sollte dann möglichst hart sein und maximal seidenmatt glänzen, ich möchte keinen Hochglanz oder dergleichen.

Vielleicht hat ja jemand eine Wachsempfehlung angesichts dieser Grundierung.
 

frankundfrei

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Used-Look bei Arbeitsplatten

Zu dem Bild von Uli:

Auch eine 2K-Lack-Oberfläche kann ich zu einem Used-Look führen.
Die Vergilbung, und der Farbunterschied entstanden offensichtlich durch eine jahrelange Abdeckung (Maschine?, Schneidbrett?) an der gleichen Stelle. Das würde auch bei einem 2K-Lack passieren.
Sonst ist eine verschmutzte Überölung zu sehen.

Ich würde in der Küche als Holzarbeitsplatte keine Schicht auf der Oberfläche dulden. Kein Wachs, kein Kunstharzöl oder eben Lack. Jede Schicht ist verletzlich, ja sogar weniger hygienisch und führt zur Anschmutzung. Entweder durch Unterwanderung bei verletzter Schicht (Lack) oder durch das Einnisten von Schmutz in der weichen Öl(-wachs)schicht.

Der Schutz von einem Naturöl im Holz reicht bei einer Sättigung der Holzfaser aus. Ordentlich gereinigt und dann nachgeölt ohne Schichtaufbau sieht das anders aus als auf dem Foto.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

uli2003

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Natürlich kann man das Frank.
Das Problem dabei - Otto Normalverbraucher kann das nicht. Das Foto stammt
von einem Esstisch, da steht nix drauf, er wird nur als Esstisch benutzt und Kinder sind im Spiel.

Bei meinem Pa hab ich 2006 eine Ahorntischplatte installiert in der Küche.
Die ist mit Remmers Diamantsiegel lackiert, und wird von unserer sehr großen Family
mit vielen Kindern regelmäßig malträtiert.
Was passiert? Nix, ein paar Dellen, Lack unbeschädigt.

Die Leistungsfähigkeit eines Öls ist wesentlich geringer. Das brauch mir niemand schönreden.
Natürlich kann man das nacharbeiten. Wenn man es kann, und das ist der Punkt.
Hier im Forum - klar, kein Problem. Aber der DAU? Keine Chance.

Grüße
Uli
 

WinfriedM

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Ein guter 2K-Lack kann wirklich einiges. Sorgt dafür, dass auch bei hoher Belastung eine Oberfläche noch so aussieht, wie am ersten Tag. Nicht umsonst sind die meisten Tische in Gaststätten, Cafes, Pizzerien etc. lackiert. Ich bin da oft erstaunt, wie gut die nach Jahren noch aussehen.

Ansonsten ist es eben Geschmackssache, ob man Used-Look mag oder Oberflächen, die auch nach Jahren noch wie am ersten Tag aussehen.

Wobei ich auch ordentlich gepflegte geölte Tische kenne, die nach 10 Jahren noch wie neu aussehen.
 
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