Halbwahrheiten und Fails die im Forum immer wieder auftauchen

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yoghurt

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Hallo,
ich war mal so frei den Text von Besserwisser mit weiteren Hinweisen zu editieren. Die Diskussion machen wir im Originalthema:
https://www.woodworker.de/forum/halbwahrheiten-fails-immer-forum-auftauchen-t99931.html

Moin,

ich hab mich mal dazu aufgerafft, hier einige Dinge klarzustellen, die immer wieder für Unsicherheiten sorgen. Das kann natürlich auch alles gern diskutiert werden, aber dann bitte auf entsprechendem fachlichem Niveau.
Vielleicht kann man das zu gemeinsamen Texten editieren, die dann oben gepinnt werden?

#Eine (Leim)Holzplatte muss immer beidseitig oberflächenbehandelt werden, sonst wird sie unweigerlich krumm.
Ist falsch. Ein Brett/Leimholzplatte wird nur dann seine Geometrie verändern, wenn sie einer dauerhaften Klimaveränderung ausgesetzt wird, die eine Änderung der Holzfeuchte mit sich zieht. Das tut sie dann ohne wenn und aber, denn ein delta hf bedeutet eine geometrische Änderung der Holzzellen (Wasser wir aus den Zellwänden mit Zellwandvolumenänderung ein- oder ausgelagert). Eine Oberflächenbeschichtung kann das verzögern, dazu muss diese aber diffusionsbremsend sein (Lack). Öle sind im allgemeinen diffusionsoffen.
Starke einseitige Klimaveränderungen können Massivholz vorübergehend stark schüsseln lassen, bis sich durch den gesamten Querschnitt eine homogene Holzfeuchte eingestellt hat. Dann ist die Platte wieder mehr oder minder eben.


#Eine Brettfläche muss immer mit einer Gratleiste stabilisiert werden.
Falsch. Es gibt 1001 konstruktive Wege ein Brett gerade zu halten. Eine davon ist de Gratleiste. Diese ist in fachlich korrekter Weise, immer in ihrer Längsachse konisch, um mit dem Hammer nachgeschlagen werden zu können und damit optimale Ergebnisse erzielen zu können. Alles andere ist keine Gratleiste im handwerklichen Sinne, auch wenn Hersteller ihre (durchaus in Grenzen auch funktionierenden) Produkte so bezeichnen.
Nach Beurteilung der Holzauswahl und Gesamtkonstruktion sollte sowieso vorher beurteilt werden, ob das Brett eine zusätzliche Stabilisierung überhaupt benötigt.


#Keilgezinktes Leimholz wird immer krumm
Falsch. Kann sein, muss nicht, Tendenz zum zweiten. Alleine der kleinteilige Aufbau einer solchen Leimholzplatte, deren Elemente -wenn überhaupt lediglich optisch sortiert werden, sollte rein statistisch eine ausgewogene Anordnung der Jahresringe ergeben. Aber wie das mit der Statistik auch ist, auch die Gaußsche Verteilung hat Randbereiche. Andererseits sind die Bestandteile dieser preiswerten Platten oftmals nicht ordnungsgemäß getrocknet.


#Wichtigste Verleimregel: Kern an Kern, Splint an Splint
Falsch. Wenn man beim Verleimen ein Brett erhalten will, das möglichst gerade bleibt, dann ist wichtig, dass die Jahresringe gegenläufig liegen. Nur so wird das starke Schüsseln einer Bohle umgewandelt ist das leichte, abwechselnde hohl-und-rund-werden eines Leimholzes. Die Regel "Kern an Kern" ist die Kür dieser Pflicht, die lediglich den Höhenversatz einzelner Riegel untereinander im Hundertstel-Millimeter-Bereich minimiert.


#Verleimregeln sind immer einzuhalten.
Nope. Abhängig von Konstruktion, Holzfeuchte, Aufstellort, Erfahrung und Verwendung wägt man dies ab. Kein Tischler wird eine Tischplatte ausschließlich nach den Verleimregeln zusammenfügen, da spielt auch immer Optik eine Rolle. Aber mit, man verzeihe mir den Kalauer, Augenmaß.


#Massivholz ist immer besser als Plattenwerkstoff
Quatsch. Auch Plattenwerkstoffe haben ihre Vorzüge, und das nicht nur im pekuniären Bereich. Bündige, dauerhaft ebene, besonders lackierte Flächen usw. sind nur mit Spanplatte* & Co zu realisieren. Der Tischler vor 200 Jahren hätte sich nach unserer Spanplatte* die Finger geleckt, die Rokokokommoden und Biedermeiersekretäre würden dann heute nicht so schrecklich reißen.
In der Nachkriegszeit waren die hiesigen Tischler extrem scharf auf amerikanische Munitionskisten, weil diese teils aus Sperrholz waren.


#Niemals längs- und Querholz verleimen.
Falsch. Geht meist gar nicht ohne, z.B. im Rahmenbau. man sollte die Riegel bzw. Verleimflächen nicht zu breit machen.
Auch Tischlerplatten und Sperrholz sind schöne Beispiele, dass dies durchaus funktionieren kann.

#Nasses Holz braucht pro cm ein Jahr, bis es trocken ist- großer Schwachsinn.
Es gibt Hözer wie z.B. Pappel, Stechpalme oder Birke, die in 50 mm Dicke in einem Jahr lufttrocken sind und andere wie Olive oder Ebenholz brauchen sicher 5-8 Jahre für 50er Holzstärke. bei Lufttrocknung

Eibenholz ist giftig, wie die ganze Pflanze-ebenfalls Schwachsinn, der besonders gern von Laien behauptet wird- nur das Blattgrün ist bei Verzehr giftig, selbst die roten Früchte kann man essen. Die Kerne der Früchte aber nicht!!..

#Palettenholz ist kein Möbelholz

#Es gibt keine Glaskugel im Forum, Bilder sagen mehr als Worte.

#Es gibt keine ordentliche (Format)kreissäge für deutlich unter 1k€

#Es gibt keinen Systemvorteil durch Nutzung nur einer Marke, Festool Geräte akzeptieren andere Marken in der Werkstatt ohne zu zicken .)

#Betriebe arbeiten nicht für einen kleinen Taler in der Kaffeekasse.

#Schnittholz kauft man beim Händler vor Ort, online gibt es das nicht.

#to be continued ....


PS: Ich rede hier häufiger von Platten- gemeint ist immer Leimholz, das ja eigentlich eben kein Plattenwerkstoff ist. Man möge mir die Ungenauigkeit verzeihen.
 
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