Gratleisten

Besserwisser

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Ich habe keine Frage. Ich möchte nur einmal feststellen, dass eine Massivholzplatte nicht grundsätzlich eine Gratleiste benötigt. Zuweilen bekommt man beim Lesen hier im Forum den Eindruck, eine ganze Menge Leute seien dieser Meinung.
Man kann Holz auf viele Arten gerade halten, konstruktiv, ua aber nicht nur mit Gratleisten, durch Holzart oder und Holzauswahl.
In meiner bisherigen Karriere habe ich in all den Jahren nur zwei Mal tatsächlich auf eine solche zurück gegriffen. Ich finde sie nämlich meist ziemlich hässlich.
 

Pendejo

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Hm. Als Anfänger und Laie frage ich mich aber auch tatsächlich, wie man das hinkriegt. Bzw. interessiere mich für Alternativen, denn wie du finde ich Gratleisten einfach nur fürchterlich zum Anschauen. Vom Design her sieht das einfach unschön und brachial aus. Gleichzeitig weiss ich dann jeweils aber auch nicht, was geht und was nicht oder eben wie man es sonst noch machen kann? Für Anregungen bin ich deshalb immer offen :emoji_wink:
 

narrhallamarsch

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wenn du von tischplatten sprichst, hast du teilweise recht.

nutklötzen, die in der zarge mittels eines schlitzes verankert sind, machen das ganz gut.

das a und o einer geraden platte ist aber zum einen die richtige verleimung und vernünftig geschnittenes holz. stehende oder 45° schräge jahresringe wären das optimum, ansonsten immer kern an kern und splint an splint verleimen, dann bleibt es auch halbwegs gerade.

mittlerweile gibt es aber auch metallene gratleisten, die eingefräst werden und kaum noch zu sehen sind, eine schicke alternative.
 

yoghurt

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Hallo,
alles bisher geschriebene sehe ich auch so.
Andersherum betrachtet, gibt es nur wenige Fälle in denen eine breite Massivholzfläche nicht ohnehin konstruktiv gegen Verzug gesichert ist. Meist sind es Korpus- oder Kasteneckverbindungen, die den Job nebenher verrichten. Lediglich bei Möbeltüren oder bei zargenlosen Tischen tritt das Problem auf.

Zu den von narrhallamarsch genannten Lösungen ist noch der eingebohrte Stabilisator zu ergänzen. Zwei Möglichkeiten:
1.: Hier werden vor dem Herstellen der Breitenverleimung Rundstähle (oder änhliches) eingebohrt.
2.: Wenn ein Kettenstemmer zur Verfügung steht kann man auch flache Hartholzleisten vor dem Verleimen einfräsen.

Zudem gibt es ja auch noch Hirnholzleisten....

Und für den Feinschmecker seien die Bücher von Franz Karg (insbesondere das zweite) empfohlen. Hier kann wirklich etwas über den fachgerechten Umgang mit Vollholz - insbesondere im Brettbau - gelernt werden! Aber Vorsicht, das ist fachlich harter Tobak, den man nicht mal so eben nachbauen kann....
 

uli2003

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Ich finde Gratleisten auch nicht mehr wirklich zeitgemäß. Aber das habe ich in diversen Threads ja schon angemerkt :emoji_wink:

Noch schlimmer finde ich jedoch Buchtipps oder Videotipps zu irgendwelchen Holzheiligen, die alles können - und andere nichts :emoji_slight_smile:
Für den Newbie vielleicht, mag sein. Aber das sind wir 'hier' im Forum ja auch.

Grüße
Uli
 

yoghurt

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Hallo,
ich fühle mich da jetzt mal angesprochen...
Nöö, der Herr Karg ist kein Heiliger. Der hat einfach Meisterstücke seiner Meisterschulklassen dokumentiert. Für mich war das sehr lehrreich, da es über den üblichen Schlitzundzapfen-Zinken-Kult weit hinausgeht und unter anderem interessante Lösungen für Vollholztüren im Brettbau bietet.
Aber richtig, wir sind hier bei "Neuling fragt Profi", da gehört das vielleicht nicht hin...
 

uli2003

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Ich habe die hier oft empfohlenen Bücher schon in Büchereien durchgeschaut und dann wieder weggestellt. Das Rad wird darin auch nicht neu erfunden :emoji_slight_smile:
Ist ja auch nicht schlimm, wer wenig mit Massivholz umgeht ist sicher sehr gut bedient.

Allerdings entwickelt sich das Holzhandwerk auch weiter, wie man an den hier in teilweise in Frage gestellte Gratleisten sehen kann.

Grüße
Uli
 

narrhallamarsch

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wenn man es ordentlich macht, muss eine gratleiste nicht zwingend scheisse aussehen...:emoji_grin:

ist aber, wie alles, eine frage des geschmacks. ich habe sowas auch schon einmal gestalterisch eingesetzt.

warum muss man denn alles konstruktive verstecken. schwalbenschwänze werden ja auch gerne gezeigt.....
 

Spannemann

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Schließe mich meinem Vorredner an.

Diese vermeintlich blanke Sachlichkeit wird schnell zum Krampf. Ich habe mit modernem Zeug nix zu tun, aber es hieß doch mal, "Form follows Function". Und weil ich eh weiß, daß ich Gratleisten oft brauchen kann, mache ich sie von vornherein zum Gestaltungsmittel.

Es ist ja eine ähnlich blöde Idee der "Sachlichen" gewesen, das sehr sachliche Steildach verschwinden zu lassen und die Häuser oben abzuschneiden. Bloß weil sie sich damit eine Gestaltungsaufgabe sparten.

Gratleisten müssen auch nicht immer so blöd und unmotiviert wie in den SchlitzundZapfen-Kultbüchern ausschauen. Die können freie Formen haben und auch noch weitere Funktionen übernehmen.

Des weiteren möchte ich für den angesprochenen Zweck die Hirnleiste empfehlen. Liegt in einer Ebene und ist oft ein schöner Abschluß der Massivholzfläche, damit das Hirnholz nicht so blöd herausstieselt.

Beste Grüße!
Spannemann
 

Herbert 10

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Nur das die Hirnholzleiste keinen so hohen Wirkungsgrad hat wie eine Gratleiste .

Aber sonst kann ich deinem geschriebenen schon beipflichten .
 

Gast aus Belgien

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Da wir hier ja im Bereich Neuling fragt Profi sind und viele Neulinge eigentlich nicht wissen warum man sich solche Gedanken um das Werfen von Leimholz macht, hänge ich hier zur Info mal die Festool-Pdf an über dieses Thema.
 

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uli2003

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warum muss man denn alles konstruktive verstecken. schwalbenschwänze werden ja auch gerne gezeigt.....

Das sagt doch niemand. Es wurde nur die Notwendigkeit in Frage gestellt. So in der Art:
'Massive Platte? Da muss aber eine Gratleiste drunter..'

Schwalbenschwänze sind genau wie Gratleisten nicht zu dekorativen Zwecken, sondern rein pragmatisch erdacht und erfunden worden. Heute dienen Schwalbenschwänze nur noch Dekozwecken, wer lässt denn schon den Leim weg und schlägt ggf. noch einen Nagel durch die Schwalbe? Die heutigen Kleber würden den Kasten sogar stumpf verleimt über Jahre zusammenhalten.

Wer macht denn heute noch eine Gratleiste richtig? Am Ende abgesetzt, und KONISCH?

Es geht im Grunde genommen um das Geradehalten einer massiven Platte, wozu es ausreichend alte und neue Möglichkeiten unterschiedlichster Konstruktion und Haltekraft gibt.

Wenn das noch mit der Optik harmoniert, schön. Manchmal ist weniger mehr, und ich möchte beispielsweise keine 40 mm hohen Gratleisten innen in meinen Küchenschranktüren, genauso wenig möchte ich eine Hirnleiste. Also habe ich erst mal nichts gemacht, und? Sind absolut gerade geblieben.

Grüße
Uli
 

Hans-Friedrich

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Ich will nur kurz in den Raum werfen, dass wir uns hier immer noch im "Neuling fragt Profi" befinden.
Wie viele Neulinge stellen denn selber Leimholz her?
Und wie viele dieser Neulinge kennen die oben genannten Verleimregeln und können sie auch fehlerfrei anwenden? (Wie viele Tischlergesellen oder -meister könnten das aus dem Stehgreif?)

Im Ernst: Die meisten Fragesteller, die Leimholz verarbeiten wollen, haben das aus dem Baumarkt. Wer da vernünftig verarbeitetes Holz erwartet, dem ist nicht mehr zu helfen.
Damit wären die Möglichkeiten "Holzart" und "Holzauswahl" schonmal beseitigt!

Ihr habt hier wirklich tolle Vorschläge gemacht.

Der "eingebohrte Stabilisator" fällt schonmal weg. Keiner hat einen so langen Bohrer, der bei 18mm Materialstärke nicht verläuft.

Nutklötze sind für eine Tischplatte ok. Bei einer Tür aber nicht möglich. Fällt auch weg.

Hirnholzleisten - Wer keine Gradleiste haben will, weils "gestalterisch" nicht passt, möchte garantiert eine Hirnholzleiste haben, die das tolle Holzbild zerstört. Nicht!

Ich werf dann nochmal Rahmen und Füllungen ins Rennen. Sind natürlich für einen Neuling super einfach zu machen. Oder eben auch nicht.

Spielen wir das doch mal durch. Ich bin der Neuling und will ein kleines Schränkchen bauen.
@Besserwisser: Erzähl doch mal, was du bei einer Tür aus Buche-Baumarktleimholz machen würdest!
Das Material ist natürlich schon gekauft und muss auch UNBEDINGT verwendet werden.
Rahmen kann ich nicht, Schlitz und Zapfen traue ich mir nicht zu. Einen Fräsersatz mit Konterprofilfräser will ich mir nicht zulegen, weil zu teuer für ein mal.
Hirnholzleisten sehen doof aus, will ich nicht.

So, jetzt bist du dran.

Was will ich damit sagen: Klar gibt es dutzende konstruktive Möglichkeiten.
Jedoch sind viele für einen Neuling und/oder bei fertigem Leimholz und je nach Objekt einfach nicht möglich!
Die Tür ist dabei das schönste Beispiel.
Die Plattenbauweise der "modernen" Möbel lebt einem ja das schlichte Design vor. Will man das mit Massivholz "nachbauen" steht man sehr schnell vor Problemen.

Eigentlich gehört dieser Tread ins "Profi fragt Profi".
 

Besserwisser

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Also ein Profi sollte das wissen und können, das ist ja Kernbereich der Gesellenprüfung. Es sei denn, als Profi gilt jeder, der schon mehr als 5 Heimwerkerhefte gelesen hat. Für mich ist ein Profi jemand, der Geld mit seinem Tun verdient und mehr oder weniger davon leben kann. Alles andere ist ein Amateur, was nichts schlechtes ist.

Du gehst aber falsch an die Sache ran. Wer unbedingt massiven Brettbau machen will muss halt auch konstruktiv massiven Brettbau machen. Dazu gehören im Zweifel auch Gratleisten UND entsprechende Toleranzen mit der entsprechenden Optik. Denn auch Gratleisten halten eine beschissene Platte nicht gerade.
Wenn ich aber moderne Plattenbauoptik haben will benutze ich auch entsprechende Materialien. Ich kann mir auch keinen 911 kaufen und den als Baustellenfahrzeug verwenden. Auch wenn ich das UNBEDINGT will, weil ich die Karre schon gekauft habe. Da muss ich mal meine eigenen Wünsche und Prioritäten in Frage stellen.

und wer aus Preisgründen Buchenleimholz benutzt? Tja, der kauft aus Preisgründen halt auch nur einen Satz Reifen zu seinem Porsche, der nur bis 160 km/h zugelassen ist. You get what you pay.
 

Delgado

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Ich finde die Diskussion gerade sehr interessant, weil es mich betrifft.
Gibt es denn nun Alternativen zur Hirnholzleiste oder Gratleiste?
 

Hans-Friedrich

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Also ein Profi sollte das wissen und können, das ist ja Kernbereich der Gesellenprüfung.

Sollte, müsste, eigentlich, ...
Gesellenprüfungen sind immer schon sooo lange her. Vor allem, wenn man damit im Alltag nichts zu tun hat.
Egal, die Frage mit dem Gesellen/Meister stand ja auch nur in Klammern. Wichtiger waren mir die Hobbyisten.

Du gehst aber falsch an die Sache ran...

Ganz absichtlich sogar. Denn das ist leider die Realität wenn du dich mal im Forum umguckst.
Kaum ein Hobbyist stellt sein Leimholz selber her. Und das Leimholz aus dem Baumarkt ist nunmal so verleimt, wie es gerade ankommt.
Höherpreisiges Leimholz vom Fachhändler ist leider auch nicht unbedingt besser.

Ich finde die Diskussion gerade sehr interessant, weil es mich betrifft.
Gibt es denn nun Alternativen zur Hirnholzleiste oder Gratleiste?

Klar gibt es die. Viele wurden ja schon genannt.
Es kommt halt wie so oft auf den genauen Einsatzzweck und -ort an.
Pauschal zu sagen, das Gratleisten nie notwendig sind ist halt einfach falsch.
 

Besserwisser

ww-robinie
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Ja gibt es. Vernünftiges Holz. Buche ist aus Tischlersicht so ziemlich das Allerletzte. Ansonsten: Eingelassene Hirnleiste, Alu- oder Stahlprofile, Zargenrahmen, Rahmen und so weiter. Besorg dir mal den Spannagel, Möbelbau. Man kann auf so eine komplexe Frage keine vernünftige Antwort geben.
Um beim Auto zu bleiben: Um auf die Frage "was für ein Auto soll ich mir den kaufen?" antworten zu können muss man schon eine menge Randbedingungen kennen.
 

Besserwisser

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Hans Friedrich,

lies mal richtig. Ich habe nicht geschrieben, Gratleisten seien nie notwendig.
Sie sind aber nicht grundsätzlich notwendig.
Und bloß weil 90% aller Heimwerker mit einem der beschissensten Werkstoffe arbeiten (der meist auch noch falsche Feuchte hat) , den es für einen Tischler gibt, wird der nicht besser.

In einem benachbarten Thread fragt jemand, wie eine Tischplatte aus Nuss denn ohne Gratleisten plan bleiben könne. Da zeigt sich, dass die Leute völlig unzureichende Vorstellungen von Massivholzverarbeitung haben.
 

Delgado

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In einem benachbarten Thread fragt jemand, wie eine Tischplatte aus Nuss denn ohne Gratleisten plan bleiben könne. Da zeigt sich, dass die Leute völlig unzureichende Vorstellungen von Massivholzverarbeitung haben.

Deshalb sind wir doch hier auch in dem Forum-Thread 'Neuling fragt Profi' :emoji_frowning2:.
 

Besserwisser

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Er fragt ja nicht das Forum, sondern den Hersteller des Tischs, wie die Platte gerade bleiben kann.
 

Hans-Friedrich

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Er fragt ja nicht das Forum, sondern den Hersteller des Tischs, wie die Platte gerade bleiben kann.

Und wo ist da der Unterschied?
Dann sollte ihm erklärt werden, mit welchen anderen konstruktiven Maßnahmen bei dem Tisch gearbeitet wurde. Ist die definitiv bessere Methode als denjenigen hier als doof hinzustellen.
 

bigmasterbe

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Ja gibt es. Vernünftiges Holz. Buche ist aus Tischlersicht so ziemlich das Allerletzte. Ansonsten: Eingelassene Hirnleiste, Alu- oder Stahlprofile, Zargenrahmen, Rahmen und so weiter. Besorg dir mal den Spannagel, Möbelbau. Man kann auf so eine komplexe Frage keine vernünftige Antwort geben.
Um beim Auto zu bleiben: Um auf die Frage "was für ein Auto soll ich mir den kaufen?" antworten zu können muss man schon eine menge Randbedingungen kennen.

Hallo,

darf ich fragen, weshalb Buche für den Tischler so unbeliebt ist? Habe bisher die Erfahrung gemacht, dass es zwar einigermaßen formstabil ist, aber leider auch leicht reisst... Gibts noch mehr Negativeigenschaften für den Tischler?

Grüße
 
Oben Unten