Gratleiste genutet vs. geschraubt

holz-wurmmm

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Hallo liebe Holzwerker

Die Tischplatte meines neuen Buchentisches liegt gerade in den Zwingen und es ist an der Zeit mit den Gratleisten zu beginnen.

Der Tisch wird 140x80 und ist 24mm dick.

Grundsatzfrage: Ist eine genutete Gratleiste wirkungsvoller als eine geschraubte? Oder geht es lediglich um die Optik?

Mein Fall: Ich habe die Buchenbretter vor einer Woche abgerichtet und in der geheizten Werkstatt gelagert. Dort waren sie vorher schon eine Woche. Das Holz wurde mir als lufttrocken verkauft.

Heute wollte ich sie nur noch alle auf die gleiche Dicke hobeln. Aber weit gefehlt. Die Bretter haben sich mir fast entgegengeworfen. Zum Teil musste ich nochmal 5mm weghobeln. Übrig geblieben sind besagte 24 mm, die jetzt verleimt sind.

Deshalb ist es mir wichtig, da wirklich eine stabile Konstruktion zu haben. Eine geschraubte Gratleiste ist natürlich viel einfacher herzustellen und war bis jetzt geplant. Wenn eine genutete Gratleiste wesentlich grössere Kräfte aufnehmen kann, würde ich die Mehrarbeit wohl in kauf nehemn.

Viele Grüsse
Holzwurm
 

moto4631

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Für eine versteckte genutete Gratleiste ist es jetzt eh schon zu spät wenn die Bretter schon verleimt sind.

Welche Leiste mehr aushält kann ich Dir leider nicht beantworten, bei Buche würde ICH sowieso keine Experimente machen und eine Metalleiste drunterschrauben.
Mit Buche hab ich schon so meine Erfahrungen gemacht. :rolleyes:
 

teluke

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Lufttrocken" kann durchaus 20% sein.
Dann wird das Holz auch nach zwei Wochen Werkstattaufenthalt weiter schwinden und sich werfen.

Im Prinzip ist die eingenutete Gratleiste wirkungsvoller weil sie eine größere Wirkfläche hat.
 

kgb007

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Hier habe ich mal dokumentiert, wie man eine verdeckte Gratleiste in ein Tischblatt einbringt:
https://rainerspeer.wordpress.com/2016/03/02/gratleiste/
Die Dimension des überstehenden Teils einer eingefrästen Gratleiste kann man natürlich geringer halten, als bei einer aufgesetzten Gratleiste. Buche benötigt eine kräftige Disziplinierung!


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Friederich

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Hallo,
eine "Grat"leiste läuft mit ihrer Gratfeder immer in einer (Grat)-Nut.
Eine nur angeschraubte Liste ist also keine Gratleiste.

Echte Gratleiste ist in der Anfertigung recht anspruchsvoll und benötig sehr trockenes Holz, sonst wird sie schnell locker. Ich würde davon Abstand nehmen.

Du warst etwas zu eilig im Nachhobeln der geworfenen Bretter. Besser du hättest ihnen noch ein paar Wochen Zeit gelassen, um weit genug und gleichmäßig runterzutrocknen.
Ich würde jetzt erstmal die fertige Platte noch eine Weile trocknen lassen und beobachten. Wenn sie noch schüsselt, kannst du entgegenwirken, indem du sie ab und zu wendest. Immer die bauchige Seite zur Heizquelle oder Sonne ausrichten.
Aber natürlich nicht gerade direkt an den Heizkörper lehnen.
 

woody wolle

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Hallo Holzwurm,
es ist ein wenig Premiere für mich.
Habe noch nie auf eine Frage geantwortet im Forum. Umso besser !
Also grundsätzlich ist eine echte Gradleiste nur eine Gradleiste.
Geschraubte Verwerfungsbremsen haben keine besonders gute
Wirkung. Im Zweifelsfall werden die Schrauben herausreissen.
Dabei kommt es natürlich immer darauf an,wie Deine Bretter geschnitten sind.
Ob es liegende an stehende Jahrringe sind, und ob Du die Regel Kern an Kern,
Splint an Splint, befolgt hast.

Also , ich würde zu einer echten Gradleiste raten. Es sei denn, Du hast nur Bretter mit stehenden Jahrringen. Dann könntest Du Dir die Leiste vielleicht ganz sparen !
Ich wünsche Dir ein schönes Restwochenende.
 

WinfriedM

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Grundsatzfrage: Ist eine genutete Gratleiste wirkungsvoller als eine geschraubte? Oder geht es lediglich um die Optik?

Bei gleicher Dicke an Leiste, die von der Platte hervorsteht, ist die echte Gratleiste im Vorteil, weil sie mehr Höhe hat. Ein Teil der Höhe verschwindet ja in der Platte.

Vor allem die Höhe sorgt für hohe Kraftaufnahme, nicht die Breite.

Wenn du aber keine "Höhenprobleme" hast, kannst du eine aufgeschraubte Leiste einfach höher machen und hast die gleiche konstruktive Wirkung.

Von der "Tischlerehre" her ist eine geschraubte Leiste allerdings unterste Schublade und eine Gratleiste als edel anzusehen. Allerdings habe ich auch schon bei Möbeln hochwertiger Hersteller aufgeschraubte Leisten in Schranktüren gesehen.
 

holz-wurmmm

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Ich sehe schon, da gibt es ganz verschiedene Erfahrungen.

Momentan schwanke ich zwischen einer aufgeschraubten Metallleiste und Rainers Lösung mit der zusammengesetzten genuteten Gratleiste. Metall ginge sicher viel schneller und einfacher. Die echte Gratleiste scheint mir konstruktiv doch im Vorteil zu sein.

Noch eine Frage zu den geschraubten Leisten: Da sehe ich meistens nur alle ~20cm eine Schraube. Reicht das wirklich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einzelne Bretter an werfen hindert. Genügt Alu (wegen einfacherer Bearbeitung) oder besser ein Stahlprofil?

Viele Grüsse
Holzwurm
 

sheuberger

ww-kiefer
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Hallo Reiner,

Hier habe ich mal dokumentiert, wie man eine verdeckte Gratleiste in ein Tischblatt einbringt:
https://rainerspeer.wordpress.com/2016/03/02/gratleiste/
Die Dimension des überstehenden Teils einer eingefrästen Gratleiste kann man natürlich geringer halten, als bei einer aufgesetzten Gratleiste.

Wie fixierst du in diesem Beispiel den "Keil" der auf die beiden Hälften den Druck aufbaut? Wird der eingeleimt? Oder Quer durch die Gratleiste geschraubt? Ist das überhaupt ein Keil?

Danke,
Gruß
Stefan
 

Besserwisser

ww-robinie
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Nur noch mal der Vollständigkeit halber:
Eine echte Gratleiste ist eingegratet (daher der Name) und konisch, damit man sie einschlagen und in die Gratnut pressen kann. Nur dann zeigt sie optimale Eigenschaften. Sie ist auch so bemessen, dass man sie nach weiterem trocknen des Holzes nachschlagen kann. Aus ebenjenem Grunde sollte man si auch nicht zu breit machen, denn sie schwindet sonst zu stark und kann nicht mehr ausreichend stark nachgeschlagen werden. Zumal, wie schon geschrieben wurde, die Höhe viel wichtiger ist.
Soweit zur Theorie. In der Praxis habe ich als Tischler im Möbelbau genau 2 Mal eine klassiche Gratleiste gefertigt, ein Mal davon im Klötzchenkurs. Wird imho völlig überbewertet, eine vernünftige Holzauswahl und Konstruktion genügen fast immer.
 
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