Geschwungene Möbelbeine selber bauen

[Sabrina]

Hallo zusammen,

mich würde interessieren ob jemand von euch schon einmal geschwungene Möbelbeine im Stil des Rokokos selbst gemacht hat?!
Ich überlege mir ein Möbel (Sideboard) zu bauen, und würde diese gerne als Blickfang einfügen.
Allerdings fehlt mir die Erfahrung in diesem Bereich.
Bei Google habe ich nichts gefunden was mir weiterhilft und ich wäre aus diesem Grunde dankbar für ein paar tipps zur korrekten herangehensweise.
Ich habe zwar eine Idee, aber um nicht vorzugreifen, behalte ich diese noch für mich... vielleicht lag ich ja schon richtig
Vielleicht hat der ein oder andere ja schonmal welche gebaut.
(CNC steht mir nicht zur Verfügung, jedoch die üblichen sonstigen Maschinen)

Zur Verdeutlichung habe ich mal ein Foto von Tischbeinen beigefügt, die am ehesten zeigen, in welche Richtung ich tendiere.

Vielen Dank schon jetzt

 

[hirn-holz]

Hi Sabrina,
geht alles, Bandsäge, Flex und viel schleifen.
Du solltest Sperrholzschablonen bauen um die verschiedenen Umfänge abzugreifen...
Viel Arbeit aber machbar...

 

[welaloba]

Flex und viel schleifen.
Viel Arbeit aber machbar...

Da spricht der Profi...........................
Gruß Werner

 

[civil engineer]

Hallo,

selbst gemacht noch nicht, aber beim Schmökern über eine Anleitung gestolpert. In Spannagel, Fritz; Der Möbelbau, Auflage 1939, Nachdruck 1950, S. 208 f.

Gruß
Jochen

 

[Sabrina]

Danke schonmal für die schnellen Antworten.
Den Spannagel habe ich leider nicht, wollte ich mich allerdings schon lange mal besorgen- nun wäre dann also der richtige Zeitpunkt dafür

Meine Idee war mir eine Schablone zu bauen und dann mit der oberfräse die Umrisse nachzufräsen, stichsäge- und anschließend mit dem anlaufring an der Tischfräse. Dort hätte ich ggf auch die Möglichkeit noch ein Profil zu fräsen... allerdings ist dort das Problem der unterschiedlichen radien bzw materialstärken.
die idee verwerfe ich also besser mal

 

[TinaRestauro]

Bandsäge, Zugmesser, Schnitzeisen..... --------> Bein fertig. Wie früher eben (damals ohne Bandsäge)

 

[esel1976]

Hallo,
ich mach das auf jeden Fall ohne Tischfraese, lohnt sich erst bei groesseren Stueckzahlen.
Schablonen aus duennem, biegsamen Holz machen, Rohling rechteckig aushobeln, Form mit Schablone auf 1. Seite aufzeichnen, an der Bandseage ca.2-3mm vom Strich aussaegen, dann am Kantenschleifer sauber bis an den Strich schleifen.
Dann dasselbe mit der 2. Seite, Schablone muss aber die geschwungene Form des Holzstuecks beruecksichtigen, ansonsten haette auch nur 1 gereicht. Fertig.

Es kann sehr hilfreich seine die Zapfen, falls es gezapft werden soll, vorm saegen fertigzustellen, laesst sich gut auflegen und anreissen, da noch alles winklig ist. Funktioniert aber leider nicht immer.
Hoffe das kann man verstehen.
MfG
Stefan

 

[glenwood25]

Hallo Sabrina,

ich hab mal eine Seite aus einem Fachbuch von 1957 eingescannt.
Hoffe, man kann was erkennen.
Könnte eine kleine Hilfestellung für dein Projekt sein.
Viel Spass.

Gruß
Gerhard

 

[esel1976]

Hallo,
ja der gute alte Spannagel. So mach ichs auch, allerdings ohne die Abschnitte wieder unterzulegen. Werde ich naechstes mal probieren, dann braucht man nur 1 Schablone.
Stefan

 

[Sabrina]

1000 Dank an euch, das war unglaublich hilfreich!!!
Ich werde mich dann demnächst daran versuchen und hoffe das alles funktionieren wird
Wenns klappt werde ich die Beine dann auch an meinem Meisterstück benutzen- also nochmals 1000 Dank

Allerdings hätte ich noch 2 Fragen:
Die erste ist: Spannagel spricht von einem Schinder... Peinlich berührt muss ich zugeben, das ich keine Ahnung habe was das ist. Kann mir da jemand weiterhelfen?
Und die zweite ist hoffentlich nicht zu dreist, aber ich sehe auf den eingescannten Blättern, das Spannagel beginnt die Trichterzinkung zu erklären. Wärst du vielleicht so freundlich mir die Seiten die noch dazu gehören auch einzuscannen?
Habe im Internet zwar eine Anleitung gefunden, aber er scheint wirklich übersichtilich Punkt für Punkt vorzugehen.

Vielen Dank nochmal für all die netten und hilfreichen Antworten!!!
Damit sollte es doch funktionieren...

 

[glenwood25]

Hallo Sabrina,

im Anhang die gewünschten Seiten bzgl. des Trichterzinkens.
Was ein Schinder ist, willst du wissen?
Bei uns im Süddeutschen Raum war da ein Schabhobel bzw. Schweifhobel gemeint.
Was mich ein bisschen wundert ist, dass hier vom Spannagel die Rede ist. Dieses Buch besitze ich nicht.
Die Zeichnungen bzw. Erläuterungen stammen aus dem Buch "Werkkunde des Tischlers" aus dem Verlag Handwerk und Technik. Als Autoren sind Andreae und Kohnert genannt. Wie gesagt aus dem Jahr 1957.

Gruß
Gerhard

 

[weissbuche]

Hallo Sabrina,
kann mich Gerhard nur anschließen, obwohl ich ein Fan von Fritze Spannagel bin, finde ich die
Erklärung bei Andreae und Kohnert fast noch ein bißchen besser. Also bitte mal nach dieser
Anleitung ausprobieren, funktioniert bestimmt.
Gruß aus der Heide, der Lüneburger
Eckard.

 

[Sabrina]

Danke euch beiden und vor allem vielen Dank für das schnelle scannen der Trichterzinkung.

Ich habe scheinbar voreilig vom Spannagel gesprochen, da zuvor erwähnt wurde das in seinem Buch eine Anleitung für den Bau von geschweiften Beinen vorhanden ist.
Deswegen bin ich wohl eifach mal davon ausgegangen das diese Seiten auch aus seinem Buch stammen und habe die Angaben zu den Jahreszahlen schlicht überlesen.
Wobei mir eigentlich egal ist woher die Anleitung stammt, solange sie nur gut ist- und das ist sie
Werde es in jedem Fall nach dieser Vorgabe ausprobieren.

(Außerdem bin ich dankbar für jeden guten Fachbuch-Tipp. Habe schon im Nutsch nachgeschlagen, aber dort sind nur Konstruktionsideen jedoch keine Anleitungen. Hab mir den Titel von deinem Buch mal notiert, vielleicht findet es sich ja noch... )

 

[yoghurt]

Hallo Sabrina,
ich habe 2 Jahre gebraucht um die erste drei Bände "Die Werkkunde des Tischlers" aufzutreiben. Hilfreich ist ein Suchauftrag bei booklooker.de. Alte Fachbücher zu bekommen ist sonst nicht so schwierig, aber diese Bücher scheinen selten zu sein - wenn zugleich auch nicht teuer (ca 12€/Stück)!
Auch interessant: Flocken et al: Lehrbuch für Tischler. Die gibt es in zig Ausgaben von 1930 - ca. 1990. Ich habe welche aus den 30er, 50er und 70er Jahren, kann aber nicht sagen, was da das nonplusulta wäre.... Ich denke, mit dem Spannagel ist man eigentlich in 99% aller Fälle gut bedient.

Gruß

Heiko

 

[Grenen]

Hallo Sabrina,

Vielleicht hilft dir dieses Video weiter

[ame=http://www.youtube.com/watch?v=zxVCBOK1J0Q]YouTube - How to cut a curved, tapered leg[/ame]

 

[elgarlopin]

Schinder

@glennwodd25:
Bei uns am linken Niederrhein war der "Schinder" in den 50er Jahren ebenfalls die Bezeichnung für den Schweifhobel. Ich habe den meines Vaters übernommen, habe heute 4 Exemplare und benutze sie nach entsprechendem "tuning" und Anleitungen aus dem emglisch-sprachigen Raum immer noch gerne. Für Aufgaben wie die "Rokkoko-Beine" oder z.B. Handlaufkrümmlinge kenn ich immer noch nichts Besseres. Einfach (aber) genial!
Franz

 

[Glismann]

Es gibt die Beine in einfacher Form auch fertig zu kaufen.,
kosten ca. 50,--€ / Stück.

Firma sende ich Dir gerne.

Gruß aus Hamburg

 

[glenwood25]

elgarlopin; Einfach (aber) genial!
Franz

Genau!

Was ich unseren Jungspunden immer wieder sage: Unsere Altvorderen hatten verdammt viel auf dem Kasten. Und von diesem Wissen ist leider viel zu viel verloren gegangen.
Entweder bekommt man es gar nicht mehr vermittelt, oder wenn doch, ist der Kunde schlichtweg nicht bereit die Mehrkosten zu bezahlen.
Siehe dazu den Beitrag über Qualität > Kastenmöbel ......
Lese deshalb mit Vorliebe die Beiträge von Ottmar. Soviel Fachwissen ist mir in meinen 53 Lebensjahren selten untergekommen.
Hoffe, wir bekommen noch einiges aus Redwood City zu hören.

Gruß
Gerhard

 

[Sabrina]

Hallo ihr lieben,

vielen Dank für den Tipp wo ich die Bücher finde. Habe auf Anhieb alle 3 Bände gefunden
Habe mir auch direkt mal das Lehrbuch für Tischler notiert.
Es gibt zwar unglaublich viele Bücher, aber scheinbar doch einige die sich auf die Dauer bewährt haben...

Das Video habe ich mir auch direkt mal angeschaut. Danke dafür!
Wenn die Variante aus dem Buch nicht funktioniert, werde ich diese mal ausprobieren
Es ist aber auf jeden Fall immer hilfreich den Vorgang mal zu "sehen"... !

Den Hobel kenn ich in der Tat, habe mal so ein Exemplar bekommen. Da es aber eher aussah wie eine Antiquität bzw ich ihn auch nicht benötigte liegt er immer noch in der Ecke. Er war mir allerdings nicht unter diesem Namen bekannt
Vielleicht kann ich ihn ja dann jetzt doch noch verwenden...

Bezüglich der Beine kaufen- vielen Dank für den Tipp... Aber zum einen möchte ich es wirklich gerne selber mal probieren; zum anderen würde ich diese gerne in meinem Meisterstück (oder -projekt wie es sich jetzt nennt) verbauen.
Wann sonst hat man schonmal die Möglichkeit solche Beine wirklich zu verbauen

Ich bin jedes mal total begeistert, wenn ich sehe wie ihr mir hier mit gutem Rat und Tipps zur seite steht. Danke nochmals

 

[Mitglied 30872]

Hallo Sabrina,
Du schreibst, Du hättest die üblichen sonstigen Maschinen. Was Du nun darunter verstehst, weiß ich nicht, aber vielleicht reicht Dein Maschinenpark hierzu: http://www.festool.de/Aktionen/Fest.../Bauplan/Tische/Festool_Bauplan_Tischchen.pdf
Macht auch bestimmt mehr Spaß, als die Tischbeine für 50 Steine pro Stück zu kaufen.
Grüße
Stefan

 

[frischer Fisch]

Zum Thema findet man echt wenig das stimmt wohl habe auch vor mal solch Beine für ein Schminktisch zu nutzen wäre schön hier weitere Dinge lesen zu können ...
Gruß Sven


...was ist den aus dem hier genannten Vorhaben geworden,,,,,fertig ?

 

[Sabrina]

Huhu,

Ich habe es mal nach der Anleitung, die ich von Gleenwood bekommen habe, probiert. Und ich muss sagen, ich war überrascht wie gut es funktioniert hat. War am Ende wirklich sehr zufrieden mit meinem Probebein.

Das Vorhaben habe ich allerdings aufgrund der neuen Prüfungsverordnung verworfen. Zumindest für das Meisterstück. Zuviele Probleme die spontan aufgrund der Projektstellung hätten auftreten können. Allerdings habe ich dafür nun auch etwas ausgefallenere Beine entworfen... Ich steh auf schöne Möbelbeine

Ich bin jedoch froh auch die geschweifte Beine mal probiert zu haben. Und beim nächste Möbel das für mich selbst ansteht, werde ich meine neu erworbenen Kenntnisse dann sicher auch anwenden.

Danke nochmals für die vielen Tipps und Tricks und Kniffe...!

 

[frischer Fisch]

..zeig doch mal ein paar Bildchen würde mich interessieren ...

 

[Sabrina]

Der Name des Ganzen... "Ameisenmöbel"

 

[frischer Fisch]

eh das ist mal eine klasse Idee und die Gelenke...gefällt mir.
Deine Farbwahl war mutig aber bestimmt voll ins grüne oder ?
Schöne Kontraste und noch schönere Arbeit ...gratuliere ..

Gruß
Sven