Geölte Arbeitsplatte zu dunkel und voller Wasserflecken – Was lief falsch?

Holz_ist!

ww-pappel
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Hallo, ihr Lieben!

Nachdem ich nun seit geraumer Zeit stiller Mitleser war und mir hier einiges an Wissen aneignen konnte, bräuchte ich nun Euren Rat in Sachen eines konkreten Problems.

Im Zuge unseres Umzugs haben wir uns für die Küche eine neue Arbeitsplatte gekauft. Es handelt sich dabei um eine Eiche-Massivholzplatte aus geleimten durchgehenden Lamellen vom Baumarkt.

Vor dem Ölen habe ich die Platte mit dem Exzenterschleifer und 120er bzw. 240er Schleifpads geschliffen.

Da mir die Farbe der roh geschliffenen Platten sehr gut gefiel, wollte ich eine Anfeuerung des Holzes so gut es geht vermeiden und habe mich vorher ausführlich mit den verschiedenen Möglichkeiten und Herstellern auseinandergesetzt.

Die Wahl fiel schließlich auf das H2 Möbelöl von Natural Farben, das es auch mit Weißpigmenten (UV-Blocker) gibt und der Anfeuerung des Holzes entgegenwirken soll.

Geölt habe ich nach der Anleitung, die der Hersteller auf seiner Website empfiehlt.


Dennoch ergaben sich nun folgende Probleme:

1) Die Platte ist viel dunkler geworden als erhofft. :emoji_frowning2:
Zum Vergleich hier einmal die geölte Platte und ein ungeöltes Reststück:

livqlylj.jpg


Meine Fragen hierzu:
– Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit dem Produkt?
– Was könnte schiefgelaufen sein?
– Gibt es eine Möglichkeit, die Platte wieder hell zu bekommen?
– Würde ein erneutes Abschleifen Abhilfe schaffen?
– Könnte ich die Platte nach dem Abschleifen problemlos mit dem OSMO Hartwachs-Öl 3041 Natural neu ölen? »Vertragen« sich die beiden Systeme?



2) Selbst wenn ich mich mit dem dunklen Farbton arrangieren könnte, bleibt ein anderes Problem: Beim geringsten Spritzwasser gibt es sofort Wasserflecken auf der Arbeitsplatte.

Hier einmal zwei Bilder zur Veranschaulichung:

vetnfcnr.jpg

7478gvl5.jpg


Mir ist bewusst, dass man die Platte gerade am Anfang so schonend wie möglich behandeln sollte. Da wir nun aber ohnehin schon 5 Wochen ohne Küche leben mussten, fällt es schwer, die Küche nun 4 Wochen unangetastet zu lassen bis das Öl vollständig ausgehärtet ist.

Ist es denn normal, dass sich die Wasserflecken sofort absetzen? Wir wischen beim kleinsten Spritzer sofort alles weg und dennoch bleiben weiße Flecken auf der Platte zurück. Ich dachte, dass das Öl genau das verhindern soll.

Kann es evtl. auch zu wenig Öl gewesen sein? Beim Auftragen des Öles musste ich schon drei Mal rüber, bis überhaupt etwas wie ein Überstand zu erkennen war.

Wie bekäme ich denn die Flecken weg? Muss ich die Platte wieder komplett abschleifen?
Und wie vermeide ich neue Flecken von vornherein?


Ich hoffe, ihr könnt mir als unerfahrenem, aber interessierten Holzlehrling helfen!

Vielen Dank!
 

WinfriedM

ww-robinie
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Vor ein paar Tagen schrieb hier schonmal jemand, dass er auf Eiche mit H2 Öl Fleckenprobleme hat. Könnte schon sein, dass das Öl fleckenempfindlich ist. Ich werde das demnächst mal testen, interessiert mich jetzt auch mal.

Das das so anfeuert trotz Weißpigmente, wundert mich. Viel falsch machen kann man da eigentlich nicht, was die Anfeuerung angeht. Meine Erfahrung ist aber: Anfeuerung hängt stark vom Holz ab. Kann also sein, dass auf Fichte so gut wie keine Anfeuerung ensteht, auf Eiche aber stärkere Anfeuerung auftritt.

Osmo jetzt drüber machen bringt keinen aufhellenden Effekt, da müsstest du erst vollständig abschleifen. Bessere Wasserbeständigkeit erreichst du evtl. durch Einsatz von Natural Möbelöl oder Natural Finishöl. Da weiß Frank aber besser bescheid.

All den Spaß hättest du übrigens nicht, wenn du bei solchen Projekten vorher zuerst ein Muster machst. Das zahlt sich immer aus.
 

frankundfrei

ww-robinie
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Eiche ölen und hell lassen

Zuerst möchte ich auf den folgenden Thread verweisen, da wir hier erst vor ein paar Tagen das gleiche Thema hatten:

Wasserränder geölter Oberfläche verhindern

In diesem Thread werden schon viel Fragen von hier beantwortet.

Die gerbstoffreiche Eiche hat nun mal ihre eigenen Gesetze:

- Jede Flüssigkeit schwemmt Gerbstoffe der Eiche auf die Oberfläche
- Diese Gerbstoffe müssen von der Oberfläche durch Reinigung entfernt werden
- Es ist darauf zu achten, dass Gerbstoffe mit gewissen Flüssigkeiten besonders reagieren

Darauf weisen wir in dem genannten Merkblatt ausdrücklich hin und empfehlen auch, Vorversuche zu machen. So empfinde ich es als eine versäumte Chance, dass man ein Reststück als Beweis vorstellt, dass einem die Färbung der Arbeitsplatte nicht gefällt - aber dieses Reststück nicht für die Anlage einer Musterfläche verwendet wurde.

Hier mal jemand, der sich die Mühe machte und Muster für sich anlegte:
Eiche ölen - Test von Patrick

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

WinfriedM

ww-robinie
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Das ist aber wirklich sehr komisch: So wie bei dem Link von Patrick erwarte ich ein Öl mit Weißpigment. Auf deiner Arbeitsplatte hier sehe ich überhaupt kein Weißpigment. Bist du sicher, dass du das Öl ordentlich aufgerührt hast?
 

Standöl

ww-ulme
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Hallo zusammen,
es gibt doch immer wieder falsche Vorstellungen beim Thema Ölen oder zumindest unpräzise Formulierungen. Das beginnt schon beim Schleifen: was sind 120er u. 240er Schleifpads? Eine gute, geölte Möbeloberfläche gehört bei Laubhölzern mindestens mit Korn 220/240 geschliffen und zwar mit Schleifpapier oder Schleifgitter. Und nicht mit zu großen Sprüngen. Hölzer beim Ölen möglichst im rohen Naturton zu erhalten ist fast unmöglich und funktioniert nur bei Fichte/Tanne, Ahorn und Birke mit weißpigmentiertem Naturöl. Bei Eiche ist das nur sinnvoll, wenn man den Kalkeicheeffekt will. Bei den farbigen Hölzern bleibt nur lösemittelfreies Naturöl als die am wenigsten anfeuernde Variante. Die weißlichen Flecken auf den Bildern sind keine Gerbsäureflecken (die wären dunkel), sondern aufgequollenes, schichtbildend verarbeitetes Öl. Diese lassen sich meist noch mit einem Pflegeöl und eine entsprechenden Pad ausreiben, bevor man alles abschleift. Test ist es wert.
Gruß Wolfgang
 

ölfisch

ww-robinie
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Hallo,

vorweg kenne ich das besagte Öl nicht.
Zum einen scheint mir die Platte wirklich recht Dunkel geworden zu sein.
Das kann u. a. von:
-einem nicht aufgerührtem pigmentierten öl kommen
-einer nicht gründlich geschliffen Fläche. (das kann auch förderlich für für die Wasserflecken sein)


Vorbereitung und ölen (bei Küchenarbeitsplatten und Tischplatten) schaut bei uns wie folgt aus:
120er Grundschliff (Langbandschleifmaschine alternativ Handbandschleifer)
ölen mit sumpfen lassen überstand abnehmen (20-30min)
trocknen
240er Excenterschliff (ca. 1-2 Scheiben pro m2, und nicht nur mal kurz drüber huschen)
einölen und überstand abnehmen
240er Handschliff in Maserrichtung
einölen und mit einem Exzenterpad (ähnlich eines Küchenschwamms) einpolieren bis sich aus öl und abrieb ein Öl-Holzstaubgemisch ergibt. NICHT abwischen die Konsistenz ist wie Honig und wird mit dem Exzenter möglichst gleichmäßig verteilt.
Trocknen lassen (ca 7 Tage)

Die Methode bringt Oberflächen hervor die auch einen heißen Topf mit Wasser drunter für einige Sekunden aushält.
Das klappt mit mindestens zwei unterschiedlichen Herstellern.

Noch etwas zu schleifen. Laien verwechseln Schleifen oft mit "drüberhuschen". Der Großteil der Oberflächenbearbeitungszeit geht beim Schleifen drauf, das Ölen oder gar lackieren ist "rapzap" erledigt.

Zum anderen wird die Platte selbst bei einer sorgfältigsten Oberfläche nicht besonders lange so bleiben, da Äste und risse da (Arbeitsplatte) nix zu suchen haben. Es sei, man kann damit leben, dass hier ständig Angrifffsstellen gegen die Oberflächenbearbeitung bleiben.
 
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