Furnieren ohne Presse

lowi

ww-kastanie
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Hallo Profis,

wie kann man kleinere Furnierarbeiten (max 1qm) ohne Furnierpresse durchführen. Wie Furníere zusammenfügen, was für ein Leim, wie und wie lange pressen ?

danke im vorraus

willi
 

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Funiren ohne Presse

Es gibt eine kleine Anleitung zum funieren ohne Funierpresse mit Bildern auf der Homepage (www.lamee.de) in der Schublade Aktuelles. (Wird heute hochgeladen 18.08.05). Dort wird das funieren mit Knochenleim beschrieben man kann ber auch mit Kontaktkleber (Z.B. Pattex) funieren.
Eckard Jürges
Firma Lamee
 

derdad

Moderator
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Hi Lowi!
Da ich in unserer zeit auf knochenleim wenig, und auf pattex schon gar nichts halte, versuche ich zu beschreiben wie es sonst noch geht.
Fangen wir beim leim an. Am besten dafür pvac-leim. Das ist der normale tischler-weissleim wie ponal oder andere. Nimm dazu keinen expressleim sondern einen mit langer offener zeit. (offene zeit ist jene zeit in der du den leim verarbeiten kannst ab leimauftrag).
Als "presse" nimmst du 2 platten, die glatt sind und mindestens 19mm dick. Evtl eine beschichtete spanplatte, oder du lackierst oder ölst diese platten, damit leimdurchschlag nicht anklebt. Dann machst du zulagen, die über die ganze breite gehen und leicht bombiert sind. Also wenn du sie auflegst sollen sie am rand von der platte abstehen. Das deshalb, denn wenn du jetzt an beiden enden zwingen ansetzt, übertragen sie den druck auf die ganze länge. Je stärker die zulagen umso besser. Bei 1m länge sollten sie aber doch mindestens 25mm auf 50mm stehend haben. Die anzahl der zulagen kommt auf die dicke der zulageplatten an. Ich würde sagen max 25cm abstand zwischen den zulageleisten.
Den leim tragst du am besten mit einer zahnspachtel mit trapezzahnung auf. Plastik ist metall wegen der leichteren reinigung vorzuziehen.
Wenn du alles werkzeuge und material griffbereit hast gehts los. Lass etwas leim auf die zu leimende fläche laufen und verteil sie mit der spachtel. Immer von innen richtung rand, da du sonst den leim an den kanten abstreifst. wenn die fläche gleichmässig dünn (man sollte eine zeitung durch die leimschicht lesen können) angeleimt ist gibst du die furnier drauf und drhest das ganze mit einem schwung um. So, dass die furnier jetzt zwischen zulagenplatte und zu furnierenden platte liegt. Nun das gleiche prozedere auf der oberseite. Furnier drauf. Zulagenplatte drauf. Zulagenleisten dazu. Zwingen ansetzen. Den rest macht nun schon der liebe herrgott. Der leim sollte nun ca. 2std trocknen.
Das beste ist du machst vor dem ersten original eine probeleimung, dann siehst du am besten auf was du aufpassen musst.
Während meiner zeit in afrika heben wir auf diese art zimmertüren verleimt und auch mit hpl laminat beleimt. Ging einwandfrei. In ermangelung von zwingen haben wir auch manchmal zum pressen grosse steine auf der ganzen fläche verteilt.

Die furniere schneidest du am besten mit einer furniersäge oder einem messer auf die entsprechende breite, spannst sie zwischen 2 bretter, sodass die furnierfugen ein paar mm vorstehen und hobelst sie jetzt bündig, so als ob du ein brett fügst. Zusammenleimen kannst du sie mit normalem tixo oder tesa klebestreifen. Der profi verwendet spezielle fügeklebestreifen, der befeuchtet wird und dann klebt. Hat den vorteil dass er später rückstandsfrei abgewaschen werden kann. Klebestreifen beim leimen immer nach aussen, also der leimabgewandten seite. Da der leim nicht am klebstreifen hält.

Viel erfolg
gerhard
 

Erik

ww-buche
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Da hat Gerhard schon eine gute Anleitung geliefert.

Ich mach das auch so...mit einer kleinen Abweichung:
statt der bombierten Zulagen lege ich UNTER die obere Druckplatte (also direkt auf das Furnier) eine elastische Schaummatte.
Gibts als Isomatten im Campingbedarf oder bei Polo/Hein Gericke für paar Euro fuffzig.
Das Material ist etwa 10..12mm dick und läßt sich mit der Schere auf Format schneiden.

Ist wesentlich härter als normales Schaumgummi und selbsttrennend (Polyethylen PE) ; d.h. der Leim pappt nicht an.

Der Pressdruck, der bei mir über Schraubzwingen erbracht wird, verteilt sich so sehr gleichmäßig.
Habe auf die Art schon mehrere Armaturenbretter aus Alu mit Wurzelholz furniert.

Für die Druckplatten benutze ich Reste von Küchenarbeitsplatten.
Die sind sehr stabil und bekommt man in den Küchenzentren meist umsonst.

Ich arbeite allerdings mit Epoxykleber.
Allerdings nur, weil ich den ohnehin hier habe und auch die offene Zeit mit den entsprechenden Härtern beliebig variieren kann.

Erik
 

Eurippon

ww-robinie
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gut, bim Pattex gebe ich Recht, aber bei Knochenleim????

Gerade bei der Handfurnierung doch bestens geeignet, da es kaum zu Fehlpressungen kommen kann. Ist mit Wasserdampf wieder löslich und man sieht immer was man arbeitet....
Die Herstellung ist nicht ganz einfach, aber dafür macht auch der Durchschlag nix...


Finde Knochenleim wird zu unrecht unterschätzt, immerhin hält dieser nachweislich mindestens 100 Jahre, was man über "moderne" Leime nicht sagen kann....

Aber sonst war die Anleitung von Gerhard ausführlich und gut :emoji_wink:

Gruss

Michael
 

derdad

Moderator
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Eurippon schrieb:
Finde Knochenleim wird zu unrecht unterschätzt, immerhin hält dieser nachweislich mindestens 100 Jahre,........
[/QUOTE=
............wenn er sich nicht vorher löst.
Abgesehen davon dass er absolut nicht feuchtefest, geschweige wasserfest ist (aber welcher einfach zu verarbeitende leim ist das schon?), ist das problem bei den alten haut und knochenleimen dass sie auch sprode werden wenn sie nicht genug luftfeuchte haben und dann in sich reissen. Dies tritt immer wieder in zentralgeheizten räumen auf. Das problem von alten möbeln ist nicht nur das arbeiten des holzes in diesen räumen sondern sondern auch dass sich die furnier durch das verspröden löst und abhebt.
Durch dieses verspröden lassen sich ja beim restaurieren alte holzverbindungen relativ leicht lösen.

gerhard
 

Eurippon

ww-robinie
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Richtig Gerhard,

deshalb sollte ja auch immer ein gutes Raumklima herrschen, nicht nur wegen den Knochenleimen sondern auch wegen allen anderen Möbeln und Pflanzen, Nasen etc....


Das dieser Leim nicht wasserfest ist und sich wieder ablösen lässt, empfinde ich zumindest im Möbelbau und auch für die Zwecke des Themenstarters von Vorteil...

Aber was wäre die Welt ohne technische Fortschritte....


Gruss



Michael
 
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