Funierschäden/ Aufarbeiten alte Kommode

Mela

ww-pappel
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Hallo zusammen, ich habe hier schon viele wertvolle Tipps von Euch gelesen und trotzdem noch viele Fragen. Kürzlich habe ich eine alte Kommode gekauft und möchte diese restaurieren. Leider ist das gute Stück ziemlich mit Mitleidenschaft gezogen. An einigen Stellen ist das Funier völlig abegplatzt. Ausserdem gibte es Brandflecken und Kratzer. (S. Bilder) Das Funier ist im Allgemeinen sehr rissig, rauh und brüchig.
Könnt Ihr mir sagen um welche Holzart es sich bei dem Funier handelt und wie alt die Kommode ist?
Wie würdet Ihr das Stück am besten behandeln, um Ihm neuen Glanz zu verleihen?
Was haltet Ihr von Streichschellack?
Wie bekomme ich auf die Deckplatte eine gleichmäßige farbliche Oberfläche ohne Kratzer hin?
Was mache ich mit dem dunklen kreisrunden Rand auf der Platte?
Ich würde ungern alles abschleifen, da ich die Patina (so es denn eine ist) gern erhalten möchte.
 

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carsten

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Hallo

immer mit der Ruhe heute ist Sonntag, herrliches Wetter, letzter Ferientag und die Antworten bzw Tipps gibt es hier unentgeldlich.
Holzart Eiche.
Zeit ca. so 1950 plus minus. Als Basis dient der Kleiderschrank meiner Großeltern der sehr ähnlich aussieht.
Für die restlichen Angaben fehlt mir die Erfahrung mit sowas bzw. die Bilder sind dzu undeutlich.
 

welaloba

ww-robinie
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Hallo, wenn ich es mit diesem Schrank zu tun hätte: Zuerst lose Furniere nach den Regeln (wasserlöslicher Leim wie zB. Fischleim, Papierauflage, feste Zulage angewärmt, Zulage auf Gegenseite wenn nötig, genügend Druck mit Schraubzwingen) niederleimen, dabei prüfen, ob Dreck, Staub Fusseln usw. unter den losen Furnieren entfernt wurden. Dann Furnierfehlstellen mit passendem Furnier (Struktur, Holzart, Dicke) ergänzen, Vorgehen wie vor.
Danach Deckplatte prüfen, ob Fettflecke vorhanden, wenn ja, diese mit passendem Lösemittel entfernen. Lackreste mit Alkohol oder alkohol-Nitromischung 50:50 entfernen. Danach schwarze Verfärbungen vorsichtig mit Wasserstoffperoxid und evtl. Salmiakzugabe rausbleichen. Vorsicht, viel Erfahrung und volle Schutzausrüstung wie Handschuhe, Augenschutz usw. erforderlich.
Danach weiter am Gehäuse Lackreste, wo erforderlich, mit Alkohol oder Alkohol - Nitromischung entfernen. Keine Stahlwolle verwenden, sondern Kunststoffvlies. Gut trocknen lassen. Gute Altlackflächen reinigen, entfetten - wenn nötig. Wenn dies nicht möglich ist, weil der Lack nicht mehr aufpolierbar ist oder farblich nicht akzeptabel , muss aller Lack abgelöst werden - vorgehen wie oben. Furnier-Flickstellen sachte beischleifen, wässern, feinschleifen, wenn nötig, farblich anpassen mit Wasserbeize zB. Körnerbeize / Saftbraun. Farbigkeit prüfen mit Alkohol. Sachten zügigen ersten Anstrich mit wachsfreiem Schellack aufbringen. Nach Trocknung weiter streichen mit wachshaltigem Schellack, ca. zwei Durchgänge. Nach Trocknung Anpolieren mit nicht zu kleinem Ballen.
Die ganze Aktion braucht natürlich auch Kenntnisse, wie geschnitzte Applikationen bzw. Perlstäbe abgenommen werden können.
Das ist die Art und Weise, wie ich vorgehen würde. Ob Mela die Ausrüstung und die Kenntnisse hat, das nachzumachen, weiss ich nicht. Oftmals stellt sich raus, es ist hauptsächlich die Deckplatte, der Sockel und die Füße, die tatsächlich neue Lackoberfläche brauchen, während Türen und Seiten aufpoliert werden können, nachdem evtl. Lackfehlstellen ergänzt wurden.
Das war jetzt wohl erst mal ein grober Überblick. Es können u.U. mehr Arbeiten anfallen. Was das alles beim Profi kosten würde, kann ich aus der Entfernung nicht sagen. Ob sich das alles "lohnt", muss Mela entscheiden.
Gruß Werner
 

Mela

ww-pappel
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Vielen Dank für deine ausführlich Beschreibung. Ein bischen habe ich mich belesen. Mir Bücher aus der Bibliothek besorgt. Ich denke ich mache mir die Mühe. Zumindest mit der Oberfläche. Die schwierigeren Sachen wie leimen muss ich an einen Tischler geben, da ich dafür kein Werkzeug habe.

Aber ein bischen Handwerkszeug habe ich schon. Und nachdem ich in der Apotheke meinen Ausweis vorgelegt habe, auch Wasserstoffperoxid (30%) und Salmiak bekommen.

In welchem Verhältnis sollte man das Wasserstoffperoxid mischen?
In welcher Stärke(n) muss ich Schleifvlies kaufen? Geht damit auch nass schleifen?
Das Ersetzen des Funiers mit Teilstücken ist eher schwierig, da es sich immer nur um Milimeterrisse handelt. Oder kann man so ein winziges Ersatzstück herstellen? Dann brauch ich ein paar davon. Gibt es eine ander Lösung?

Vielen Dank schon mal.
 

welaloba

ww-robinie
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Hallo
Schön, dass die Chemie schon mal im Haus ist. Das Bleichmittel Wasserstoffp. ist einzig für den schwarzen Kringel in der Deckplatte gedacht. Das kommt aber später. Die Vorgehensweise beim Bleichen ist: Wasserstoffperoxid (erstmal kleine Menge, etwa 2cl.) mit dest. Wasser 1:1 verdünnen, dann vorsichtig mit Schaschlikspieß oder ähnlich feinem Holzinstrument auftragen und zwar nur auf die verfärbte Stelle. Beginne den Versuch an einer kleinen Stelle. Du kannst nicht den ganzen Kringel zugleich bearbeiten. Verdünne auch den Salmiakgeist (kleine Teilmenge) 1:1. trage diesen auf die mit Wasserstoffperoxid vorgenässte Stelle mit ähnlich kleinem Hölzchen. Es sollte früher oder später zu schäumen beginnen. Wenn nichts passiert, Chemikalien weniger verdünnen. Die Reaktion der beiden Chem. "kocht" nach meiner Erfahrung die Schwarzverfärbung aus dem Holz. Vorsicht: Die gebleichte Stelle kann heller als die Umgebung werden und muss evtl. wieder beigefärbt werden. (Wieder eine Sache, die einige Erfahrung und Fingerspitzengefühl erfordert) Wenn du irgendeine Möglichkeit siehst, die Bleichaktion an einem anderen Stück Eiche zu üben, dann solltest du das tun. Gebleichte Stellen nach dem Durchtrocknen mit warmem Wasser gut nachwaschen. Dabei darauf achten, dass Furniere sich nicht durch allzu große stehende Nässe lösen. Erst nach dem Nachwaschen kann man beim trockenen Holz beurteilen, wie das Bleichen ausgegangen ist. Der Vorgang kann dann auch wiederholt werden.
Vorsicht: Die gebleichte Stelle kann heller als die Umgebung werden und muss evtl. wieder beigefärbt werden.

Es gibt auch Zeitgenossen, die versuchen, solche Sachen rauszuschleifen. Dabei kann es passieren, dass das Furnier an den betroffenen Stellen weg ist oder zumindest durchgeschliffen.
Noch mal: Das Bleichen ist an der Reihe, wenn die Holzarbeiten (lose Furniere usw.) erledigt sind und der Lack entfernt ist.
(Hier noch die nachdenkliche Abteilung: Es gibt manchmal Spuren an Möbeln, mit denen wir einfach weiterleben müssen, Spuren, die sich einfach nicht mehr beseitigen lassen)
Gruß Werner
 

Mela

ww-pappel
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Hallo Werner, vielen Dank an Dich für die 'richtige' Mischung. So recht trau ich mich da noch nicht ran. Werde es aber strikt nach Deiner Anleitung versuchen und erst testen. Ergebnisse foglen. Rausschleifen finde ich auch nicht optimal. Möglicherweise hat man danach statt einem Fleck ein Loch.
Habe mir vorerst den Schleifvlies und Wasserbeize (Eiche) besorgt und mit einer Tür begonnen. Die Schnitzerei konnte ich unbeschadet entfernen *stolzbin*. Der Beschlag macht da mehr Probleme, da ich 2 Schrauben nicht lösen kann. Der Schraubenkopf ist eigentlich Schlitz und hier aber völlig platt. So jetzt gibt es erstmal Kartoffelsuppe und dann geht es weiter.
Viele Grüße
Mela
 

Mela

ww-pappel
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So nun denn die erste Tür. Links vorher. Rechts bearbeitet. Habe den Beschlag entfernen können, fein geschliffen, mit Beize nachgebeizt, noch nicht geölt.
Was meint Ihr?
Viele Grüße
Manuela
 

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welaloba

ww-robinie
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Sieht gut aus . Weiter so. Gruß Werner
Ps. stelle sicher, dass das alles gut getrocknet ist vor dem Ölen. Gut trocknendes Öl verwenden.
 
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