funier abgeplatzt ausbessern

sungam

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hallo,
ich habe einen alten Sekretär aus der Gründerzeit wieder funktionstüchtig gemacht, allerdings hatte er einen Wasserschaden, wodurch das Furnier an den Seiten abgeplatzt ist (siehe Bilder). Wie kann ich das am besten kaschieren? Ich habe keine Restaurierung gelernt und weiß nicht was fachlich richtig wäre.
Was habe ich für Möglichkeiten? Ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Vielen dank im Voraus!
 

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TinaRestauro

ww-eiche
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Fachlich richtig:
-Noch vorhandenes Furnier mit Hautleim niederleimen. (Unter Zuhilfenahme von Hostaphanfolie und Plexiglaszulagen)
- passendes Sägefurnier suchen, das im Farbton, Struktur und Maserung dem Originalfurnier entspricht
- Ergänzungsfurnier an das Originalfurnier anpassen (nicht umgekehrt!) Hierfür Ausbruchkanten abpausen und daran entlang ausschneiden (Laubsäge und Skalpelle verwenden)
- Ergänzungsfurnier aufleimen und beiarbeiten ohne das originale Furnier zu verletzen
- Oberfläche ergänzen, evtl vorher beizen

Alles andere ist fachlich falsch
 

sungam

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vielen Dank für die kompetente Antwort. Hört sich für mich allerdings zu anspruchsvoll an....
 

kgb007

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Kaschieren kann man das nicht. Da muss schon neues Furnier drauf. Wenn es für den Privaten Gebrauch ist, Kann man es etwas einfacher machen, als von Tina? beschrieben. Ich habe mal auf den Fotos herum gemalt. So würde ich das machen, wenn das Stück mir gehören würde. Bei solch massenhaft vorhandenen Möbel halte ich die Vorgehensweise für noch vertretbar. Banal ist der Aufwand dann allerdings immer noch nicht. Das muss sauber und exakt geschnitten werden und das Aufleimen mit Glutinleim erfordert auch einiges an Erfahrung und entsprechendes Werkzeug.
Wenn beides nicht vorhanden ist, empfehle ich den Gang zum Fachmann/Frau.
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TinaRestauro

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Hab mir jetzt die Bilder in groß angeschaut. Handelt sich wahrscheinlich um Messerfurnier...
Das Problem beim Begradigen von Ausbruchkanten ist, dass man immer eine durchgehende Fuge erhält, die immer mehr auffällt als die "ausgefranste" Ausbruchkante. Vom Verlust des Originalsfurniers beim Begradigen gar nicht zu sprechen. Man braucht mit der fachgerechten Methode auch nicht unwesentlich länger und bekommt ein viel besseres Ergebnis.

Klar, solche Möbel sind noch oft vorhanden,doch eigtl ist der Grundsatz beim Restaurieren, dass dies keine Rolle bei der Behandlung spielen sollte. Sind in 150 Jahren solche Möbel auch noch so häufig? Ich glaube nicht.. Eben wegen dem sorglosen Umgang in unseren Tagen
 

kgb007

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Sind in 150 Jahren solche Möbel auch noch so häufig? Ich glaube nicht.. Eben wegen dem sorglosen Umgang in unseren Tagen

Sorglos ist ja der gewesen, der den Schaden verursacht hat. Jetzt geht es darum das Möbel mit vertretbarem Aufwand wieder gebrauchsfähig zu machen. Wenn man es nach neuester Restuaratorenphilosophie behandeln würde, ließe man die Fehlstellen bewusst sichtbar und konserviert den Rest. Das berührt hier die Frage der Fragen!
An den schräg gebrochenen Kanten ein Stück einzusetzen erfordert doch eine Menge Fummelei. Ich habe das oft gemacht. Oder man schneidet das vorher zumindest glatt herunter und bekommt dann auch sichtbare Kanten.
Es wird schon schwierig genug, ein passendes Stück Furnier zu finden.
Und noch mal: die Heimatstuben stehen voll mit derartigen Möbeln. Auch noch in 150 Jahren. Da bin ich mir sicher.
 

WinfriedM

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Das ist ja auch eine Frage, die man nur sehr subjektiv beantworten kann: Wie viel Altes muss/will man erhalten? Der eine wirft so ein Möbel direkt in den Müll, ein anderer schmiert nach seinen Laienmöglichkeiten dick Bondex drauf, und noch ein anderer sieht zu, nicht ein Stück des Originals zu verlieren und flickt mühsam passendes Furnier an.

Großen Respekt habe ich vor Menschen, die sowas möglichst ohne Substanzverlust reparieren können. Aber alle haben doch auf ihre Weise irgendwie recht. Es bleibt eine subjektive Angelegenheit, was man draus macht und auch draus machen darf.
 

tomcam

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Grundsätzlich hat Tina Recht, siehe auch "Carta von Venedig" da ist genau definiert, dass, ob es nun der Petersdom, oder irgend ein kleines "unwesentlich" scheinendes Teil ist, alles gleich zu behandeln ist und mit der selben Sorgfalt vorzugehen ist.
Da aber der Privatmann in der Tat kein Restaurator ist, stellt sich die Frage, wie kann man sinnvoll handeln.
Also entweder mit dem vertretbaren Aufwand und dem eigenen Geschick das Beste daraus machen, ohne noch mehr zu zerstören....oder lassen wie es ist...
 

Sägenbremser

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Auch wenn ich mich da in Hinblick auf die
Carta von Venedig etwas unbeliebt mache,
für einen Eigengebrauch würde ich auf der
stärker beschädigten Möbelseite einen ganz
klaren Schnitt machen und mit diesem Teil
des authentischen Messerfurnier den Streifen
in Höhe der unteren Volute auf der deutlich
weniger geschädigten Seite schön aufleimen.

Ob nun die andere Seite, zur Not auch mit
einem dünneren Messerfurnier, angepasst
wird, oder die ganze Seite einfach neu mit
Furnier beschichtet wird, ist Zeit + Anspruch
gewidmet.

Gruss Harald
 
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