Freihandfräsen macht mir keinen Spass

Holzweg

ww-kirsche
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Hallo zusammen

Wie kommt es, dass ich am Fräsen mit der Oberfräse nicht wirklich Spass habe, wo es doch allgemein sehr gerne gemacht wird?

Konkret bat mich ein Kollege, eine Holz-Einlage für einen kleinen Knarrenkasten zu machen. Also ein Holzbrett mit Aussparungen für eine gebogene Knarre, zwei Verlängerungen und zwei Nüsse.
Ich sagte: "gern!" in der Annahme, dass das ein lustiges Oberfräs-Projekt werden könnte.

Ich fräste freihand die angezeichneten Formen aus. Wie sonst? Dabei merkte ich, dass die Ränder allesamt nicht gerade wurden. Auch hatte ich das Problem, dass ich teilweise nicht wirklich freie Sicht auf den Fräsbereich hatte.
Nach diesem Versuch stellte ich die Oberfräse weg und begann nochmals von vorne. Diesmal aber mit Stechbeitel und Feile, weil es so einfach besser geht. Allerdings ist es mit dieser Methode nicht so einfach, entlan der Holzfasern saubere Ränder zu erhalten.

Wie machen das die Profis? Braucht man einen Bohr- und Fräsständer plus Oberfräse mit 43 mm-Hals sowie einen Kreuztisch? Das ist doch übertrieben...

Gruss David
 

SteffenH

ww-robinie
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Freihand wird eigentlich immer schief. Kommt auch auf die Abnahme an. Eine Schrift mit der Spitze eines Schriftenfräsers nachfahren geht ganz gut, aber je tiefer man fräst, desto mehr Kräfte werden frei.
Für das genaue Fräsen einer Form macht man sich eine Schablone und fräst dann mit Hilfe eines Kopierringes oder eines Kopierfräsers. Oft macht es Sinn, das Gröbste mit der Stichsäge auszusägen, und dann die Ränder sauber zu fräsen.
Ich erlaube mir mal, auf die Seite eines anderen Forenmitgliedes zu verweisen:

http://heiko-rech.de/grundlagen/schablone.php
 

Holzweg

ww-kirsche
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Danke für den Hinweis und den Link.
Ich kann mir zwar vorstellen, dass das so ganz gut geht, aber für ein so einfaches Projekt zuerst eine Schablone bauen? Das lohnt sich doch erst, wenn ich dann drei, vier dieser Einlagen fräse, nicht?
Irgendwie habe ich das Gefühl, die ganze Welt liebt Oberfräsen, während ich damit einfach nicht warm werde. Ihr arbeitet alle so?

Bei großen Formen säge ich auch mit einer Stichsäge vor, danach kommt bei mir aber die Raspel, dann die Feile(n), dann der Schleifklotz.

Gruß David
 

SteffenH

ww-robinie
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Je nachdem, was man fräsen möchte, kann man natürlich auch mit dem Parallelanschlag der Oberfräse arbeiten, oder mit Hilfsanschlägen, die auf das Werkstück gezwungen werden, oder oder...jeder hat da so seine Technik und Vorlieben. Das Arbeiten mit Raspel und Feile ist natürlich ebenfalls eine legitime Sache.
 

gleiter

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...aber für ein so einfaches Projekt zuerst eine Schablone bauen? Das lohnt sich doch erst, wenn ich dann drei, vier dieser Einlagen fräse, nicht?

Ja, so ist es. Natürlich "rechnet" sich eine Schablone erst bei größeren Stückzahlen, allerdings braucht diese Maschine eben Zwangsführungen. Frei Hand ist Murks (mit Ausnahmen in einem ganz engen Bereich, wie eben Schriften fräsen).

Tip: Jede Schablone, falls nicht ganz eindeutig ist dass sie nur für den einmaligen Gebrauch ist ordentlich beschriften und an die Wand hängen. Du wirst staunen wie oft eine einmal gebaute Schablone wieder verwendet werden kann.

Irgendwie habe ich das Gefühl, die ganze Welt liebt Oberfräsen, während ich damit einfach nicht warm werde. Ihr arbeitet alle so?

Ich arbeite so. Und mitunter dauert das Herstellen einer Schablone länger als das Arbeiten am Werkstück selbst - ist nun mal so. Richtig angewendet ist die Handoberfräse eines der besten Werkzeuge.

Die Maschine hat ihre Grenzen - schon klar - aber gut ausgereizt ist der Spielraum mit einer OF erstaunlich groß.

Gruß, André.
 

Dietrich

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Hallo,

solche Einlagen werden gewerbl. allesamt auf CNC Maschinen gefertigt.
Vor vielen Jahren hab ich mal einen Samstag in so ein Projekt gesteckt, allerdings auf der TKS mit dem Verstellnuter vorgefräst, mit der OF dann noch gerundet.
Messerschublade || Holz-Seite.de

Nussenkästeneinsätze kann man sehr gut aus Weich-PU-Schaum mit der Feinschnittsäge und div. Topfbohrern machen.

Gruß Dietrich
 

WinfriedM

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Mit wenig Zustellung habe ich auch schon einiges Freihand recht sauber hinbekommen. Meist tauche ich dann nur so 2-4 mm in einem Durchgang ein.

Ich kann dich aber schon verstehen, eine Oberfräse ist keine Wundermaschine, bei der man mit wenig Aufwand unglaubliche Dinge effizient produziert. Wenn man dann noch Zugriff auf eine CNC-Fräse hat, kommt einem das Handfräsen mit Oberfräse doch sehr umständlich vor. Trotzdem: Man kann vieles damit anstellen, wenn man geduldig zu Werke geht.
 

Keilzink

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... das ist ein interessanter Punkt, an dem auch klar wird, dass handwerkliches Arbeiten oft viel mehr beinhaltet, als man dem Produkt ansieht. Genau das führt dann auch oft zu falschen Einschätzungen, wenn es um Handwerker-Löhne geht.

Beim Fräsen eines solchen Teils in Holz ist die Arbeit an einer genauen Schablone Teil der Fräsarbeit, läuft unter Arbeits-Vorbereitung. Anders geht es nicht, es wird nicht sauber. Wenn dann jemand fragt: "Wie wird das gemacht?", kann man antworten: "Gefräst, ist in 10 Minuten passiert". Richtig wäre natürlich, dass man dazusagt, dass man vorab erst mal 2 Stunden an einer guten Schablone gearbeitet hat - mit Bohrmaschine, Stichsäge, Raspel, Feile und Schleifpapier.

Andreas
 

Georg L.

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Natürlich "rechnet" sich eine Schablone erst bei größeren Stückzahlen
Ein befreundeter Schreiner meinte einmal, eine Schablone anzufertigen rechnet sich ab zwei Stück.
Mittlerweile habe ich für viele Projekte auch Schablonen erstellt, so daß ich mittlerweile ein massives Platzproblem habe. Ich versuche deshalb immer, möglichst viele Funktionen in eine Schablone zu packen.
 

magmog

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guude,

eine Schablone rechnet sich nach meiner Erfahrung sofort.
dünnes material, z.b. 4 mm HDF ist wesentlich einfach zu bearbeiten
als das Wekstück,
und ein Fehler zerstört nicht gleich das gute Material.
 

Holzweg

ww-kirsche
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Hallo zusammen

Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten - das ist echt toll hier bei Woodworker. Ich merke, dass ich von der Oberfräse etwas zu viel erwartet habe.
Aber es macht Sinn - ohne Führung ist es einfach nicht möglich, saubere, exakte Formen zu fräsen. Die kleinste Bewegung richtet im Holz schon einiges an.

Auf PU wollte ich jetzt nicht ausweichen, es soll schon Holz sein.

Ich denke, ich besorge mir mal etwas von diesem HDF für zukünftige Projekte. Wer weiss, vielleicht komme ich ja doch noch auf den Fräs-Geschmack.

Gruss David
 

Holzwurm-Tom

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Hallo David,
kaufe dir dieses Buch. Dann wirst du auf den Geschmack kommen! :emoji_slight_smile:

Da sind viele Techniken genau erklärt und auch viele Bauanleitungen vorhanden um Anschläge usw. zu bauen.
Auch ist eine DVD mit dabei. Wirst den Kauf nicht bereuen!

Gruß
Thomas
 
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