Fragen zu Fischleim

gleiter

ww-robinie
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Grüßt Euch!

Via Suche und Lesen bin ich bei "Fischleim" gelandet, ich habe hier einen Nussholzkasten mit einem gut einem Meter langen tief klaffendem Riss, an einem Ende gut drei Zentimeter. Ein (nicht von mir durchgeführter) Rep. Versuch mittels Knochenleim hat ganz offen sichtlich nicht funktioniert.

Hoffe also dass eine Neuverleimung mit Fischleim zum Erfolg führt.

Wie lange würdet Ihr bei rund 23°C die Zwingen angesetzt lassen?

Den Fischleim habe ich in einer 330 g Plastikdose fertig verwendbar erworben, eingestellt ist er recht zähflüssig, in etwa wie Pattex aus der Tube.

Lässt sich der Leim irgend wie (vermutlich Wasser) so weit verdünnen dass ich ihn auch noch in einen sehr schmalen Riss (max. 1/2 mm) einbringen kann, oder verliert er durch Verdünnen seine Klebekraft?

Zu guter Letzt: Wie lagere ich diesen Leim richtig, wie lange mag er wohl haltbar sein, wie lange seine Klebekraft behalten?

Nochmal Zwingen: Hab' einfach mal zwei plane Stücke Lärche, handgroß, aufeinander gelegt mit ein wenig Leim dazwischen, nach einer Stunde sind sie nicht mal mit viel Gewalt zu trennen. Verstärken Zwingen die Bindekraft oder sind sie entbehrlich wenn die zu verleimenden Flächen satt aufeinander liegen?

Ist Alles Neuland für mich, aber extrem spannend.

Dank und Gruß, André.
 

edelres

ww-robinie
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Fischleim Haltekraft

Hallo André,

dein Vorhaben hoert sich an als willst du die Symptome kurieren. Durch was ist der Riss entstanden?

Ich versuche immer erst herauszufinden, was die Ursache ist.

Fischleim ist ein Glutinleim, welcher der DIN 53 260 entsprach, die Haltekraft ist nicht groesser als bei Hautleim.

Der Pressdruck muss so gross gewaehlt werden, dass die zu verleimenden Flaechen waehrend des Abbindevorgangs vollflaechig zusammengehalten werden. Der Erfolg haengt davon ab, wie die Zwingen gesetzt werden und nicht unbedingt von der Menge der verwendeten Zwingen.

Presszeit ist abhaengig, vom Wassergehalt des Leimes, der Porositaet, der Feuchte des Holzes und der Temperatur. Bei Kaseinverleimungen 24 Stunden, bei Hautleim uebernacht.

Z. B. beim Verleimen von schweren feinstporigen Hoelzern mit Epoxydharzkleber, wird bei zu hohem Pressdruck der Kleber aus der Leimfuge gedrueckt und dadurch kommt keine kraftschluessige Verbindung zu stande.

Interessant ist die Tatsache, dass die mit Hautleim bestrichenen Verstaerkungskloetze, welche kurz angerieben wurden ohne weiteren Pressdruck hielten. Bei Restaurierung von Moebeln welche vor 1800 gefertigt wurden, musste ich solche Kloetze entfernen, es gab Holzbruch, die Leimfuge liess sich nicht sprengen.

Ich kenne den von dir verwendeten Fischleim nicht, ich wuerde diesen nach Herstellerangaben verwenden. Wasserzugabe verringert die Haltekraft, des Leimes.

Wegen der Haltbarkeit, nach Ablauf der vom Hersteller garantierten Zeit, mache ich Probeverleimungen.

Lagerung frostfrei und vor Sonnenlich geschuetzt, das Gefaess so waehlen, dass sich moeglichst wenig Luft darin befindet.

Bezueglich Pressdruck; in der Literatur der zwanziger bis vierziger Jahre, wurde wiederholt vom Reissen von Tischplatten berichtet. Die Ursache kam von uebertriebenen Hohlfugen zustande. Um einem Klaffen der Enden einer Tischplatte entgegenzuwirken, wurden die einzelnen Bretter in der Mitte hohl gehobelt. Wurde dies uebertrieben (mit Tuerspannern zusammengewuergt) gab spannungsbedingt das Holz nach nicht die Leimfugen!

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar
 

welaloba

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Hallo Andre, auch ich würde immer erst nach der Ursache für einen Riss suchen.
Beim letzten bearbeiteten Schrank (Vertiko) zeigte es sich, dass die Seiten gerissen waren, weil innenliegende Bodenträger und Schubladenlaufleisten zu lang waren, als die Seiten schrumpften. (Seite = senkrechter Holzverlauf) Die Bodenträger stemmen sich vorn gegen die Lisene und hinten gegen die Rückwand, die Seite möchte schrumpfen, muss aber reissen...
ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt. In der Regel lässt sich eine so gerissene Seite wieder zusammen drücken, wenn die quer montierten Teile entsprechend gekürzt wurden .
In sehr schmale Fugen drücke ich den Fischleim mit Malerpaletten (siehe Bilder) diese sind sehr schön elastisch und haben meist eine Blattstärke von 0.2 - 0,4 mm.
Verdünnen würde ich den Fischleim nicht. Da er i.dR. eine lange offene Zeit hat, kann man auch abwarten, dass er von allein in Fugen reinläuft. Oder halt nachhelfen mit Malerpaletten ...
Nicht zu kalt soll es sein, bei guten Raumtemperatur sollte er etwas flüssiger werden. Leimflächen wenns geht, etwas anrauhen, über Nacht trocknen lassen.
Gruß Werner
PS: Meine Erfahrung ist, dass Fischleim sich hervorragend mit alten Knochenleimresten verträgt.
 

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gleiter

ww-robinie
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Tja, die Ursachen des Risses: Die Seitenwände sind aus zwei Brettern stumpf aneinander gesetzt, oben und unten ist ein massiver Querriegel (Fichte, 55 x 50 mm) angebracht. Dieser Querriegel ist geschraubt UND geleimt, die Verleimung hält "bombenfest" und läßt sich selbst durch sehr beherzte Schläge mit Klotz und Klüpfel nicht lösen. Einfach wegschneiden geht nicht weil er Bestandteil der Keilverbindung ist.

Sonstige Leisten o.ä. sind an den Seitenwänden nicht montiert, der Kasten ist gerade mal mit einer Hängestange ausgestattet.





Danke für die Verarbeitungstips.
 

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welaloba

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Hallo nach Austria,
André, du wirst wohl nicht drum herumkommen, die Klötze rauszunehmen, wenn du die Seiten wieder verleimen willst. Notfalls Stück für Stück rausstemmen und erneuern ... in passender, kürzerer Form.
Werner
 

gleiter

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Grüßt Euch!

Aus gegebenem Anlass grabe ich diesen alten Thread wieder aus...

Natürlich hattet Ihr recht. Die zusammen geleimten Risse sind wieder aufgegangen. Die Querriegel habe ich letztendlich dann doch abbekommen, mittels Wärme und sehr beherzten Hammerschlägen, die verursachten Schäden halten sich zum Glück in Grenzen.

Nun gilt es wohl diesen Querriegel so zu montieren dass ein erneutes Reissen nicht mehr möglich ist.

Dazu meine Überlegung: Die Schraublöcher im Riegel (jetzt ca. 5 mm dm) auf 10 mm aufbohren und an Stelle der Senkkopfschrauben Rundkopfschrauben mit Beilagscheibe verwenden. Die neuen Schrauben auch nicht all zu fest anziehen damit die Hölzer arbeiten können.

Was meint Ihr dazu?

Dank und Gruß, André.
 

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edelres

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Schwundrisse

Hallo André,

danke fuer die Rueckmeldung, Ich wuerde alle Spuren des alten Leimes entfernen und den Querriegel mit max 3 Schrauben, so wie du vorgeschlagen hast befestigen. Die Schrauben wuerde ich mit der Kraft aus dem Handgelenk anziehen.

mfg

Ottmar
 

gleiter

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Danke, Ottmar.

Ich werde es zwar bei den beiden Schrauben belassen, den Rest hatte ich mir aber auch so vorgestellt wie von Dir genannt.

Soll ja "gleiten" können, das Ganze. :emoji_grin:

Gruß, André.
 

gleiter

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Sodale, der Abschluss auch hier:

Kasten steht seit zwei Wochen wieder beim Kunden, sollte sich also an das dortige Raumklima angepasst haben, alles hält, Kunde zufrieden.

Maut passt auch. :emoji_grin:

Danke auch hier für Eure Unterstützung.

Gruß, André.
 

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