fotographieren wie vor 150 jahren

horsthorst

ww-esche
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Hallo zusammen!
Früher, als es noch keine Filmnegative geschweige denn Digitalkameras gab, musste man eine Glasplatte mit Chemikalien lichtempfindlich machen, diese dann in eine Holzkamera stellen und einige Sekunden lang belichten.
Genau solch eine Kamera möchte ich bauen. Ich habe schon einiges recherchiert, die Konstruktion ist recht einfach. An einer Stelle weiß ich aber nicht genau weiter, daher wollte ich mal hier fragen, was ihr davon haltet.
Zunächst hier die Bilder einer Originalkamera:

E. & H. T. Anthony Amateur Equipment or Outfit (#s 1-8), Variation 1 ( c. 1884-1885)

Wie ihr seht, ist das Vorderteil mit dem Objektiv fest mit dem Führungsgestell verankert. Das Hinterteil kann auf dem Basisgestell vor und zurück gleiten. Aber wie genau wird es fixiert? Zu sehen ist eine hölzerne Führungsschiene und eine (ich vermute) Feststellschraube. Meint ihr, das Rückteil der Kamera ist nur über diese eine Schraube mit der Führungsschiene verbunden oder hat es ein passgenaues Negativ zur Führungsschiene an der Unterseite, welches in diese eingesteckt wird?

Wen die Fototechnik an sich interessiert: es heißt Nassplatten Technik und ist eine spannende Sache.

Danke für eure Hilfe.

Gruß, Jan
 

B./Petz

ww-fichte
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Hallo,

Bei Betrachtung der Hinteransichten beider Kameras scheint erkennbar, dass eine hölzerne Feder in der Nut der Führungsschiene steckt und somit den hinteren Teil führt. Dies würde ich auch für logisch halten, da ich vermute (ohne mich mit Kameratechnik auszukennen), dass die Fotoplatte im rechten Winkel zur Aufnahmeachse bzw. parallel zum Objektiv stehen muss, was durch eine punktförmige Fixierung nicht gewährleistet wäre. Die Feststellschraube arretiert den hinteren Teil vermutlich über eine Art Nutenstein (Metallplatte mit Innengewinde), wenigstens würde ich das Bild so interpretieren

Gruß
 

edelres

ww-robinie
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Fuehrungs-schiene

Hallo Jan & Forumsfreunde

Die Klemmung und Fuehrung ist recht einfach. Die Klemmschraube ist ein flaches Stueck Messngblech auf welche ein Gewindestift aufgeloetet/genieted ist.

Das Kamerarueckteil wird auf den Gewindebolzen gesetzt und mit der Raendelmutter geklemmt.

Erklaerung.jpg

Als Gedankenanstoss


mfg

Ottmar

PS: Bei der Belichtungszeit vermute ich Minuten nicht Sekunden
 

xv_treiber

ww-esche
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Soll es GENAU so eine Kamera sein oder willst eine Holz-Plattenkamera (Planfilmkamera) bauen, die auch die Vorteile so einer Konstruktion auf dem fotografischen Sektor bietet?

Im Beispiel-Gerät aus dem Link würde ich sagen, dass die hintere Standarte zusätzlich zur Klemmschraube mit einer Gerade-Führung in der Schiene versehen wurde.
Das wiederum beraubt den Fotografen aber definitiv um die Möglichkeit, zumindest die hintere Standarte verschwenken zu können.
Ähnliches sehe ich bei der Front-Standarte. Ist diese fest auf der Bodenplatte und weder dreh- noch schwenkbar, werden viele (eigentlich die meisten) Vorteile so einer Kamera-Version verschenkt.

Es gibt für solche Kameras durchaus Baupläne und Anleitungen im Netz. Möchte man aber damit - anders als bei einem reinen Deko-Teil - auch fotografieren, würde ich den Aufwand etwas höher ansetzen und zumindest auf eine bewegliche Front-Standarte bestehen.

Optimal wäre so ein Gerät mit folgenden Ausprägungen, die natürlich auch etwas aufwändiger umzusetzen gehen, aber auch viel Spaß beim "Arbeiten" mit diesen Kameras bringen: Front-Standarte (mit dem Objektiv) drehbar, zudem seitlich nach links und rechts verschiebbar und/oder auch nach oben bzw. unten verschiebbar. Damit kommt man in den Genuss von Tilt- und Shift-Funktionen. Diese optischen Leckerbissen sind ja der Grund, warum es - nicht unbedingt aus Holz - dieses Kameraprinzip immer noch neu zu kaufen gibt.
Leichter umzusetzen wäre zusätzlich noch, die hintere Standarte, da wo mal die Platte / der Film rein kommt, ebenfalls seitlich und in der senkrechten Ausrichtung schwenken zu können.

Der Aufwand insgesamt ist je nach Ausprägung gering bis auch hoch.

Aber bevor mit der Umsetzung eines Projekts "Kamerabau" begonnen wird, kläre unbedingt vorher ab, ob du einen LICHTDICHTEN Balgen (diese Ziehharmonika) beschaffen kannst. Achtung dabei: Gebrauchte Balgen, oft aus alten Kameras ausgebaut, sind eher selten ausreichend lichtdicht. Mit solchen Teilen ist KEIN fotografieren möglich. Bei einem reinen Ausstellungsstück natürlich sieht das anders aus.

Jedenfalls viel Spaß beim Konstruieren so eines Teils.

Gruß

XV-Treiber

(der auch viel mit Bildermaschinen zu tun hatte und hat :rolleyes: )
 

horsthorst

ww-esche
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schon mal vielen dank für die antworten!
also sehe ich das richtig, dass die holzfeder gar nicht t förmirg ist sondern die t-nuten nur für das messingplättchen ist? wäre es nicht stabiler, die ganze holzfeder dem nutprofil anzupassen und nur vorgelagert eine feststellschraube zu setzen? ich hab nämlich immer an folgendes gedacht: wenn ich ein langes brett mit der zwinge nur an einem ende auf dem tisch festschraube, hebt sich das andere ende, wenn auch gering, ab. daher dachte ich, wenn das kamerarückteil nicht zentral, sondern vorne festgeschraubt wird, könnte es nicht exakt auf der schiene liegen...
@treiber: da hast du recht, was die vorzüge beweglicher teile angeht. aber das soll meine erste kamera werden. ich will damit "nur" portrait formate fotographieren, und dafür sollte es erst mal reichen. hab schon fotographen gesehen, die auch mit starren teilen portraits schießen.
meint ihr es wäre teuer, mir die einzelteile anfertigen zu lassen? mit nut und feder etc... hab leider keine fräse zuhause und ich glaube dafür lohnt es sich nicht, eine zu kaufen.

gruß jan
 

Eisenbieger

ww-pappel
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Hallo HorstHorst,

ich habe mal eine Fachkamera aus Alu nachgebaut, den Balgen habe ich dafür aus Verpackungpapier von Fotopapier gemacht, da dies bei mir (ich hatte damals eine Dunkelkammer sowieso anfiel. Hat gut funktioniert.

Gruß Rüdiger
 
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