Fenster nach historischem Vorbild selbst herstellen

HeinzMan

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Hallo, für mein Gründerzeithaus möchte ich Fenster bauen, die dem modernen Standard entsprechen. Ich orientiere mich am Euro-Falz, das Aussehen der Fenster soll sich aber an das historische Vorbild anlehnen. Ich baue eine Dichtung ein und Einkammerscheiben 4+16+4. Die Fenster werden Drehflügel haben und Bascule-Getriebe. Die Scharniere (Einbohrbänder) sind von einer Kunstschmiede nach historischem Vorbild gefertigt (Fitschenbänder).

In meiner Werkstatt habe ich eine Tischfräse mit Handvorschub, verschiedene Fräser wie z.B. Verstellnuter und Falzfräser und natürlich entsprechende Schutzausrüstung.

Meine Frage: Im Haus sind auch Fenster aus dem Jahr 1985 verbaut. Beim Betrachten der Verbindungen mit Schlitz und Zapfen ergibt sich der Eindruck, dass die Fälze nach dem Zusammenbau, d.h. nach dem Verleimen der Zapfen-Verbindungen gefräst worden sind.
Kann mir jemand sagen, ob dies damals so gemacht wurde und welche Vor- und Nachteile dieses Verfahren hat?

Darüber hinaus bin ich für jeden Tipp dankbar, der mich bei diesem Fensterbau-Projekt weiterbringt.

Gruß Heinz
 

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bello

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Hallo,

kennst Du dieses Video schon?

[ame=http://www.youtube.com/watch?v=RAQeIakElzQ]FELDER WP-HW-Fenstergarnitur TEIL 1 - Felder Group - YouTube[/ame]

Gruß
 

elmgi

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Hallo Heinz,

von Felder gab (gibt??) es eine Bauanleitung für Fenster, Türen und Wintergärten. Die Arbeitsabläufe sind mit vielen Zeichnungen, Maßangaben und Erläuterungen versehen.

Bei Interesse bzgl. der Broschüre bei Felder nachfragen.
 

narrhallamarsch

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moin,

nur sollte man immer in betracht ziehen, dass alleine der fräsersatz zwischen 5000.- und 6000.- kostet.

wenn man dann noch das material dazu rechnet, wäre vielleicht mal zu prüfen, um wie viele fenster es geht und ob da dann ein schreiner nicht doch eine alternative wäre, der auch etwas davon versteht und für fachgerechte ausführung auch garantiert.

gruß

frank
 

HeinzMan

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Hallo bello,
hallo Elma, alisa elmgi,

Dank für die rasche Antwort. Die Felder-Videos kenne ich. Die Broschüre nicht. Beim „System Felder“ erfolgt der Zusammenbau mittels Dübel-Verbindungen. Das wäre natürlich auch für mich eine Option, zumal ich eher auch optischen Gründen Winkelbleche einbauen wollte. Aber die historischen Fenster wurden mit Zapfen gefertigt. Und es soll ja halten.

Gruß
Heinz
 

elmgi

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Hallo Heinz,

Die Fenster werden Drehflügel haben und Bascule-Getriebe. Die Scharniere (Einbohrbänder) sind von einer Kunstschmiede nach historischem Vorbild gefertigt

Eine gute Auswahl hat dbzgl. die Fa. Hummel Kunstbeschläge, solltest Du diese Lieferquelle evtl. nicht kennen.
 

HeinzMan

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Hallo Frank,

das 6000-Euro-Fräser-Argument liest man öfter. Ich könnte natürlich auch zum Schreiner gehen. Der geht dann zur Fabrik und lässt die Fenster machen. Bei mir in der Stadt gibt es noch die Schreinerei, die die genannten Fenster gemacht hat. Sie macht noch heute Fenster selbst. Sie benutzen einen Automaten. Dort bekomme ich auch Schichtholt her. Aber der Schreiner hat keine Zeit Fragen ausführlich zu beantworten. Die Cheffin, die das Büro macht hat gesagt, der Fräsersatz, den sie für ihren Automaten benutzen, kostet 20.000 Euro.

Zum Fräsersatz noch: Ich benötige keine komplizierten Profile, da ich keine innenliegenden Fenstergetriebe habe.

Und ich benötige mehrere Fenster. Fenster die vom Standard abweichen, kosten naturgemäß richtig Geld.

Nicht zuletzt habe ich mir eine kleine Schreinerei eingerichtet um mit Holz zu arbeiten und dann auf mein Werk stolz sein zu können.

Gruß
Heinz
 

ölfisch

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Hallo,

ach Du sch...:eek:


Fenster dübelt man nicht!!!!!!

Auf deine Frage: Fenster werden (Rahmen allgemein) meist innen profiliert, dann Zapfen/Schlitz schlagen, verleimen und dann außen profilieren. Bei besonders großen Rahmen auch manchmal vor dem Verleimen.
Vorteil des nachträglichen profilierens ist, dass die Kopfenden nicht nachbearbeitet werden müssen, Nachteil ist das bei der 4. Seite ein wegsplittern/Ausreißen des zu bearbeitenden Kopfstücks durch eine Zulage verhindert werden muss.

Ich bin kein Fensterbauer, das beschreibt eine Vorgehensweise wie sie im handwerklichen/traditionellen Sinn gemacht wird.
Fensterbaubetriebe haben hierfür oft spezielle Automaten und Maschinen die mehr oder minder ausschließlich auf den Bau von Fenstern ausgelegt sind.

Besten Gruß und gut Fensterbau.

M.
 

ölfisch

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Hallo Frank,

das 6000-Euro-Fräser-Argument liest man öfter.

PS: Ein einfaches unprofiliertes (nur Fälze/Nuten) Fenster lässt sich mit einem Falzfräser und einer Tischfräse sowie einer Tischkreissäge und einem großen Sägeblatt herstellen.
Es dauert halt länger als mit einem Fräsersatz.


Gruß M.
 

HeinzMan

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Hallo ölfisch,

danke für die Antwort. Sicherlich fahre ich am besten, wenn ich nach alter Tradition arbeite. Ich werde mir wohl ein Hilfsmittel bauen müssen, um mit meiner "Greissäge" (Tischsäge-Fräs-Langloch-Kombi) aus den (vermutlich) 20ger Jahre präzise fräsen zu können. Bislang ist es so, dass Anfang und Ende des Frässtückes meist ausgeschlagen sind. Ich arbeite mit Andruckfedern und -Kamm.

Die Maschine hat einen Schiebeschlitten, der in einer Trapetznut läuft. Ich werde ihn wohl verbreitern, damit ich die Rahmen sicher führen kann.

Gruß
Heinz
 

beppob

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wir haben im keinen Handwerksbetrieb auch kurz mal fenster gemacht, mein Chef wollte da mit Sonderanfertigungen ein Geschäft machen, weil gegen einen speziell eingerichteten fensterbau-betrieb kann man in Serie nicht konkurieren. wir haben auch mit normaler tischfräse angefangen, dann noch einen alten zapfenschneider dazugekauft. das ging prima und ist eine interessante arbeit, aber die fräsköpfe kosten ein kleines vermögen. wir hatten genau diese hier: Fensterfräser Leitz, günstig kaufen und gratis inserieren auf willhaben.at! drum kann ich behaupten, die hier sind ein schnäppchen, aber für daheim ein paar fenster zu machen :confused: dann hinterher wieder verkaufen, warum nicht :emoji_frowning2:

dübeln würd ich fenster auch im leben nicht, weiß nicht was sich felder da gedacht hat :eek:
 

HeinzMan

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Hallo Beppo,

du bist der Mann, den ich brauche!

Erstens: Womit stelle ich am besten die Zapfen und den Schlitz her? Mit der Tischsäge? Hier müsste ich mir eine Vorrichtung ähnlich der von HolzWerken Schlitz und Zapfen auf der Formatsäge / Maschinen / HolzWerkenTV - Holzwerken bauen. Oder mit der Fräse mittels Falzfräser und Verstellnuter?

Zweitens: Wie schaffe ich es, dass der Rahmen sauber am Fräskopf vorbeiläuft und nicht am Anfang und Ende kippelt?

Herzliche Grüße ins Oberallgäu
Heinz

P.S. Damit meine ich nicht, dass die anderen Beiträge nicht von Bedeutung waren! Ganz im Gegenteil!
 

beppob

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danke, :emoji_open_mouth: überschätz mich mal nicht :emoji_stuck_out_tongue:

schlitz und zapfen, wie auf dem Video ist doch gut, nur fensterhölzer sind etwas größer und schwerer und sind aufrecht nicht so gut zum führen. ich würde schon eher auf die fräse zurückgreifen, man kann auch in die fräse ein sägblatt einspannen um schlitz und zapfen zu machen, IST ABER NICHT ERLAUBT, laut bg. aber oft reicht vom nuter die tiefe nicht aus.
wegen dem kippeln, kann sein, daß es am anschlag selber liegt, ich habe mir neulich auch einen panhans-anschlag montiert, weil der originale einfach in sich zu unstabil war. kann sein du hast den anschlag nicht richtig eingestellt ?!? bei kurzen Werkstücken, oder beim zapfen, wäre ein durchgehendes Brett vor dem anschlag, oder ein vernünftiger schiebeschlitten von Vorteil.
 

HeinzMan

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Danke Beppo,

jetzt wird es konkreter. Ich habe in der Tat noch nicht überprüft, ob die Frästiefe der Nuter ausreichend ist. Aber. Bei der Fräse ist auch eine Schlitzscheibe dabei ;:emoji_open_mouth:. Die kann ich benutzen. Sie ist für manuellen Vorschub geeignet. Das mit dem Sägeblatt werde ich nicht machen. Ich habe gehört, Finger sollen nicht nachwachsen.

Das „Kippeln“ möchte ich genauer ausführen. Ich meine damit, dass hauptsächlich am Ende des Fräsvorgangs das Werkstück nur noch auf einer Seite des Anschlags geführt wird und geringfügig vom Fräskopf angezogen wird. Das gibt dann eine kleine Delle. Das scheint nicht ungewöhnlich zu sein. Ich habe schon mehrfach gehört, dass Profilleisten erst nach dem Fräsen abgelengt werden. Sicherlich wäre es von Vorteil, wenn ich die Anschläge verlängern würde.

Wie gesagt ist die Maschine schon ein wenig älter. Die Anschläge aus Holz sind auf einem Gusskörper angeschraubt.

Ich arbeite gerne präzise und habe mir für die Stirnholzbearbeitung eine Vorrichtung gebaut.

Ich überlege, ob ich mir einen großen Schiebeschlitten bauen kann. Dazu müsste ich aber eine Trapetzstange anfertigen lassen und ich habe keine Ahnung wo.

Die Fotos zeigen die Schwenktisch-Maschine mit geneigten Tisch und 500er Blatt, wie ich sie zuletzt zum Gehrungsschneiden benutzt habe. Normalerweise arbeite ich natürlich mit Spaltkeil ;:emoji_open_mouth:

Gruß
Heinz
 

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beppob

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wenn du am ende vom Werkstück eine delle hast, dann muß die linke anschlagbacke (wenn man von rechts nach links fräst) etwas weiter nach vorne stellen, der flugkreis muß genau mit der abnahmeseite des anschlag bündig sein, im Prinzip wie bei der abrichte.
der schlitten zum zapfen sollte möglichst nah an der frässpindel sein. bei einem zweiflügligen fenster sind die querfriese vom flügel oft nur noch 500-600mm lang, oder noch kürzer. dann kommt noch die frästiefe weg. wenn dann der schlitten zu weit weg ist, ist ungünstig. man kann natürlich ein auflagetisch drauf machen, macht aber die Sache nicht genauer, da kannst du fast den in der nut geführten sschiebetisch nehmen, wenn der kein spiel hat.
zum umfälzen, ja überhaupt für solche arbeiten, wäre ein vorschubapparat schon vorteilhaft, schon wegen der nicht nachwachsenden finger :emoji_wink:
 

9watts

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alleine der fräsersatz zwischen 5000.- und 6000.- kostet.

Ich sehe dass bei ebay viele solcher Frässätze gebraucht zu haben sind, und da es von hier (USA) so aussieht als ob die meisten Fensterbauer in Deutschland mittlerweile auf automatische Maschinen umgestiegen sind wundert das mich eher nicht.

Was ich aber gerne besser verstehen würde ist wie man für einen gegebenen Beschlagssatz die entsprechenden Frässätze (gebraucht) findet. Ich höre Euronorm, bin aber sehr unwissend was dass genau bedeutet, und was für andere Varianten im Gebrauchtmarkt erscheinen.
Ich möchte wie Heinzman gerne selber Fenster bauen, mit simplen Beschlägen, oder zumindest mit Beschlägen die man noch erhalten kann und wofür es gebrauchte Frasköpfe gibt. Träume ich? Ist das zuviel verlangt?

Vielen Dank im Voraus.

Reuben Deumling
 
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