Esstisch aus Akazie-Leimholz

ChrisA

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Hallo!

Als ambitionierter Hobbybastler und angehender Familienvater muss unser alter Glastisch einem neuen (Kindergerechten) Holz-Esstisch weichen. Vorbild waren die Team7-Tische, aber preislich sind die nicht wirklich meine Kragenweite. Also dachte ich mir folgendes:

Gewünscht ist: Massivholztisch 220x100x75cm in Akazie mit Eckbündigen Füßen ca 10x10cm. Das ganze in möglichst minimalistischem Design. Dazu gab es ja schon einiges im Forum...

Gefunden hab ich: Leimholz 60x220 in 18mm.

Versucht hätte ich:
Die Leimholzplatten erst stumpf aneinander leimen (=zu Platten 120x220x1,8cm)
Dann 2 solche Platten übereinander leimen mit leichtem Versatz (= Platte ~120x220x3,6cm)
Daraus die Tischplatte 220x100 ausschneiden.

Für die Füße insgesammt 6 "Streifen" 75x11cm übereinander leimen - das ganze natürlich 4 mal.

Im Baumarkt hätte ich mir dann die Füsse auf die richtige länge mit einer "großen" Kappsäge kürzen lassen (damit der Schnitt wirklich 90° hat)

Zum Schluss hätte ich die Füße an die Tischecken mit langen 10mm Holzdübeln (~ 4 Stück pro Fuß) angeleimt.

Nun die Fragen:
Hält die Tischplatte oder wird sie sich durchbiegen?
Kann ein "Seilkreuzspanner" das Durchbiegen / Rollen verhindern? ( Seilkreuzspanner - verhindert das Durchhängen von Tischen )
Halten die Füße? (Ich muss sie nicht abnehmbar machen)
Was gibt es noch zu beachten?

Danke für Eure Hilfe & viele Tipps!
Chris
 

derdad

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Hallo!
Durchhängen ist 1 Problem. Ein anderes, und das ist nicht zu verachten, ist, dass beim geringesten wackeln des Tisches die Füsse wegbrechen werden. Abgesehen davon, dass der Tisch wenig Stabilität aufweist.
Über irgendeine Zargenkonstruktion oder anderem Unterbau wrst du nicht umhin kommen.

lg
gerhard
 

ChrisA

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Danke für die Rückmeldung!

Ich dachte das bei einem vollflächigem Verleimen auf 10x10cm mit 4 Holzdübel das schon halten sollte, aber wenn Deine Erfahrung etwas anderes sagt brauche ich wohl eine Alternative.
Als Alternative hab ich gesehen, das ein 15x15cm Stahlplatte zuerst mit einem Eck am Tischfuß angeschraubt wird, und dann von der anderen Seite am überstehenden Teil an der Tischplatte - ähnlich dem fixissimo ... hält das besser als 4 Holzdübel?


Zum Durchhängen:
Kann ich einfach Vierkant-Stahlleisten an der Unterseite anschrauben, oder hilft das auch nichts?

Was ist generell zum verleimen von 2 Leimholzplatten zu sagen?

Danke und lg
Chris
 

WinfriedM

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Holz und Stahl kann man nicht einfach miteinander verschrauben, Temperatur und Feuchtigkeit führen zu völlig anderer Ausdehnung. Bedenke z.B., dass deine Platte durchaus 5-10mm breiter werden kann, je nach dem, wie hoch gerade die Luftfeuchte ist.
 

ChrisA

ww-pappel
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Holz & Stahl - Problem erkannt, gibt es da auch eine Lösung?
Oder muss es eine Holzzarge werden?
 

vollholz

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Hallo,
die 15x15cm-Platten kann man bedenkenlos mit der Platte verschrauben. In diesen Dimensionen (15cm!) läßt sich das Schwundverhalten vernachlässigen. Wichtig ist die Stärke der Verbindungsplatte-8mm würde ich dem schon geben. Die Kräfte sind hoch und auch Stahl elastisch. Also kein dünnes Blech verwenden.
Ich würde mal z.B. bei berthold-holz.de oder arbeitsplatten-shop.de nach einer Platte entsprechender Stärke und Abmessung schauen.
Mit Bordmitteln allein hast Du sonst gute Chancen, eine Banane statt einer Platte zusammenzuleimen.
Grüße,
Jens
 

Heiner

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Hallo Chris A.

Wenn du zwei Flächen verleimst wird der Leim die Flächen einseitig befeuchten. Die Platten wölben sich voneinander weg. Ich glaube nicht, das du das mit Heimwerkermethoden in den Griff kriegst. Kauf zwei Küchenarbeitsplatten in Massivholz, 60 cm breit und leime sie zu 1.2 m zusammen. Nimm Platten, bei denen die einzelnen Streifen mit senkrechten Jahresringen verleimt sind. Liegende und stehende Jahresringe miteinander verleimt geben eine unruhige Platte. Jetzt hast du 20 cm Verschnitt aber eine Menge Arbeit gespart. Die Platten werden mit 2,7 cm Stärke angeboten.

Meine Tischplatten mache ich 3 cm stark. Ein guter Tisch soll stabil sein aber nicht schwerer als notwendig. Ein guter Tisch hat keine Eckstützen, weil die beim" hineinrutschen" stören. An der schmalen Seite sollen 30 cm frei bleiben, damit man die Knie unter dem Tisch unterbringt und auch dort sitzen kann. Eine umlaufende Zarge behindert die Beinfreiheit, man kann die Knie nicht übereinander schlagen. Shakertische haben diese Probleme gelöst. Man verwendet zurückgesetzte Doppelstützen die oben und unten einen Riegel in Plattenbreite erhalten. Die beiden Doppelstützen werden mit zwei zurückliegenden Zargen miteinander verbunden. Dieser Tisch ist leicht aber äußerst stabil. Stahl und Holz würde ich nicht zusammen verwenden. Einheitlichkeit im Material war schon immer eine Voraussetzung für eine gute Gestalt.

Gruß Heiner
 

ChrisA

ww-pappel
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Danke für Eure Rückmeldungen!

@Heiner: Das Design sollte schon so minimalistisch bleiben, da es so zum Rest im Haus passt. Daher einfach eine Platte und 4 Füße Eckbündig...

@Vollholz: Ja, Ihr habt mich überzeugt. Ich werde jetzt über einen Großhändler eine Massivplatte 125 x 420 x 4cm nehmen - lediglich den Preis muss ich noch verdauen (~€ 1200,-)

Im Gespräch mit einem Tischler sind wir auf folgende Möglichkeit gekommen: Die Füße einmal mit vielen (9?) Holzdübeln an die Tischplatte leimen, und dann an den Innenseiten Dreiecksleisten (Seitenlänge 5 cm) an den Fuß und die Tischplatte schrauben. Damit soll der "Kipppunkt" nach aussen verschoben werden, und so die Dübel besser halten. Er meinte das dann keine Gefahr für das "abbrechen" der Füße besteht.

Bleibt noch das "rollen" der Platte. Ist das bei 4cm auch noch ein Thema? Im Möbelhaus hab ich einige Massivholztische gesehen, die einfach Stahlleisten (Bänder?) an der Unterseite gespannt haben. Wie wäre das?
 

derdad

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Hallo Heiner!
Zu deinem Tisch möchte ich "kurz etwas ausführlicher :emoji_wink: Stellung nehmen:
Zur Fußbefestigung: Im Prinzip genügen 4 Dübel vollauf. Das Problem ist nicht der Halt "IN" der Platte, sondern die großen Hebelkräfte die Auftreten. Und die kann man nur mit einer Vergrößerung des Stützdreiecks erreichen. So wie du es mit den Eckklötzen jetzt machst. 9 Dübel können evtl das Gegenteil bewirken, da das Holz zwischen den Dübellöchern (speziell in der Platte) so weit geschwächt wird, dass die Gefahr des Ausbrechens besteht. Leim an den Stirnflächen der Füße (Hirnholz) hält beinahe nichts und ist zu vernachlässigen.

Zur Platte: Eine dickere Platte sagt nicht, dass es sie weniger wirft. Es kommt dabei immer auf die richtige Verleimung der einzelnen Bretter/Lamellen an. Das heißt, die richtige Zusammenstellung der Jahresringe. "Stehende" Jahresringe sind besser als "liegende". Geh einmal in das "Suchen" Register. Hier wurde schon einiges über das Thema geschrieben (wenn auch meiner Meinung nach manchmal mit falscher Interpretation).
Bei einer Tischplatte tritt auch meist das Problem der verschiedenen, sagen wir einmal, "Klimazonen" auf. An der Oberseite ist die Oberfläche mit einem "Coating" (mir gefällt der englische Begriff dafür, weile er jede Art von Oberflächenbehandlung (Öl/Wachs/Lack/etc.) einbezieht) versehen. Die Unterseite wird oft vernachlässigt. Das heißt, dass der Feuchteaustausch an der Oberseite anders von statten geht als an der Unterseite. Ausserdem entsteht an der Unterseite ein Luftstau (meist wärmer/feuchter als an der Oberseite). Dadurch entstehen underschiedliche Holzfeuchtezonen, und dadurch wirft/schüsselt/rollt sich die Holzplatte. Dem wird klassisch durch die Gratleiste und modern mit verschiedenen anderen Systemen entgegengewirkt.
Deine Metallleiste ist durchaus ein gutes Mittel, (auch wenn mich Puristen dafür sicher am Scheiterhaufen verbrennen würden :emoji_wink:) nur muss man beachten, dass sich das Holz im Lauf der Zeit in der Breite verändert (schwinden und quellen). Deshalb müssen in der Metallleiste Langlöcher vorhanden sein, damit sich die Schrauben bewegen können (das Gleich gilt im Übrigen auch für aufgeschraubte Holzleisten quer zur Faser!!!)

Mit diesem kleinen Ausflug in die "Holztechnik" hoffe ich dir ein bisschen behilflich gewesen zu sein.
Viel Erfolg bei deiner Arbeit
gerhard
 

Heiner

ww-birnbaum
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Hallo Derdad! Unbehandelte Tischplatten aus Ahorn oder Eiche altern nach meiner Erfahrung am besten. Sie fühlen sich auch angenehm an weil keine Sperrschicht uns vom Holz abhält. Die klimatischen Unterschiede spielen dann auch keine Rolle. Statische Probleme gibt es bei den Shakertischen nicht. Es sind Leistungsformen. Eine Stütze 10 x 10 cm trägt 10 Tonnen. Die Verbindung zur Platte wird nur unzureichend herzustellen sein. Mit so einem Tisch möchte ich nicht umziehen! Eine gute Konstruktion kann uns zu einer guten Form führen. Verschwendung von Material führt in aller Regel zu unbefriedigenden Formen. Eine 4 cm starke Massivholzplatte über 2,2 m Spannweite wird sich durchbiegen. Es ist lohnend, die Konstruktion alter Tische zu studieren. Gruß Heiner
 
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