Essstäbchen aus Ebenholz

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Da das Projekt endlich erfolgreich abgeschlossen ist, kann ich auch ein paar Bilder präsentieren.
Durch ein YouTube Video von Maschinenhandel Mayer wurde ich mit der Idee angefixt, ein (bzw zwei) paar Essstäbchen für meine Schwester herzustellen. Sie isst gerne asiatisch mit Stäbchen und hat alles was man zum Leben braucht. Also bekommt sie immer etwas besonderes, was man nirgendwo bekommen kann.

Bei Dictum habe ich je ein Stück Ebenholz und Ironwood (und einen neuen Hobel) gekauft und mich ans Werk gemacht.
Das Ebenholz lässt sich ganz wunderbar sägen und hobeln, das Ironwood leider nur sägen und schleifen, was im Weiteren noch zu Problemen führen wird.

Zuerst habe ich das Ebenholz auf zwei Seiten von den Sägespuren befreit und anschließend längs aufgetrennt. Das gekaufte Stück hat genau für 4 Stäbe mit Anfänger freundlichem Aufmaß gereicht. Ich war total begeistert, wie akkurat sich das Ebenholz von Hand auftrennen lässt. Es ist ein sehr homogenes Holz

Hier zu sehen das auftrennen. Ich habe eine Fläche mit Krepp abgeklebt, um den Riss zu sehen. Auf dem schwarzen Holz ist kaum etwas zu erkennen.
Wie würdet ihr das machen?

IMG_20231020_162907.jpg

IMG_20231020_163643.jpg
 
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So ein Stäbchen kennt ja wahrscheinlich jeder.
Die billigen Einwegstäbchen von Asiaten zum auseinanderbrechen haben aber wenig mit der hochwertigen Ware zu tun, die man für anständig dreistellige Beträge erwerben kann.
Spitz zulaufend. Und da beginnen regionale Unterschiede. die einen sind rund, die anderen 4-eckig und dazwischen gibt es beliebig viele Möglichkeiten.
Glatt, geriffelt etc.
Zu guter Letzt die Länge. Die spielt eine große Rolle für das Empfinden (Achtung, der könnte flach kommen...) der Balance bei der Anwendung.

Ich habe dann festgelegt dass sie hinten 4-eckig und nach vorne 8-eckig zulaufend gestaltet werden, glatt und ca 25cm lang.
1704231978846.png

Weil mir das optisch irgendwie nicht wertig erscheinen wollte, brauchte ich noch einen Kontrast. Den sollte das lachsfarben/rote Ironwood im 4-eckigen Teil bringen. ich wollte dort nur einen schmalen Streifen integrieren, ohne genau zu wissen, wie das eigentlich gehen könnte.
Als Alternative habe ich noch mit einer umlaufend eingesägten Rille experimentiert und die wäre es auch geworden, wenn der Versuch mit dem Ironwood nicht geglückt wäre.

Beim Versuch, das Ironwood zu hobeln habe ich direkt herausgefunden, dass das zeug echt nicht gut zu verarbeiten ist. das neue Hobelmesser war nach wenigen Versuchen direkt mit Scharten verziert und das Holz hatte üble Ausrisse. So konnte das nichts werden.
Deswegen habe ich auf das Abrichten verzichtet und das Stück längs geviertelt, damit es grob den selben Querschnitt, wie die fertigen Stäbchen hatte.

IMG_20231012_233214.jpg

Anschließend mit Aufmaß abgeschnitten und auf dicke geschliffen. So ging das recht fix und mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden:

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IMG_20231027_163156.jpg

Das waren meine Muster:

IMG_20231020_173211.jpg
Plan B mit der umlaufend eingesägten Rille
IMG_20231020_172834.jpg
 
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Für die weitere Bearbeitung musste ich mir noch eine kleine Hobellade / manuellen Dickenhobel bauen, damit am Ende auch alle Stäbchen die selben Dimensionen erhalten. Das habe ich aus ein paar Reststücken Pressspan+HDF , Küchenarbeitsplatte und KVH gebaut. Damit lässt sich erstaunlich schnell und präzise von Hand auf Dicke hobeln:
IMG_20231027_175113.jpg

Anschließend habe ich mich lange damit gequält, wie ich die Rohlinge trennen kann, damit am Ende mit eingesetztem Kontrastholz wieder ein gerades Stäbchen rauskommt.
Stoßlade, Oberfräse im Tisch mit Schiebeschlitten, von Hand Sägen und dann wieder auf 90° Schleifen.
Das musste erst Reifen und am Ende habe ich einfach mit zwei aufeinander gespannten Holzresten, von denen einer einen 90° Winkel hatte und glücklicher Weise exakt senkrecht abgesägt war, und der Japansäge vier super saubere Schnitte hinbekommen. Um ehrlich zu sein, war das die Lösung, der ich am wenigsten Erfolgsaussichten zugetraut habe.

Besonders gut daran gefällt mir, dass die Maserung so durchlaufend bleiben kann. Hier alle Stäbchen zugesägt und lose zusammengelegt für die spätere Verklebung.
IMG_20231223_171624.jpg


Auch damit habe ich mich gedanklich lange beschäftigt, da ich dazu keinerlei Erfahrung hatte. Es ist das erste Mal, dass ich mit Ebenholz arbeite und dann auch noch einen Längsverklebung. auch wenn diese nicht großartig belastet wird, so wollte ich doch eine robuste Lösung, damit die Stäbchen am ende auch mal vom Tisch fallen dürfen, ohne den Kopf zu verlieren.
Deswegen habe ich mich am Ende dazu entschlossen, alles mit Reingungsbenzin abzureiben - ist das bei diesen Hölzern überhaupt erforderlich? - und mit Epoxidharz zu verkleben. 3 Lange Tage musste ich warten, bis alles ausgehärtet war. Ich habe ein bei mir noch vorhandenes Produkt genommen, mit dem man eigentlich größere Gießhöhen realisieren kann und das daher sehr lange zum aushärten braucht.

Alle Kontaktflächen mit dem Pinsel bestrichen und penibel darauf geachtet, dass ich beim zusammensetzen nichts verdrehe.
Gesichert war der Zusammenbau mit einfachen Haushaltsgummies.
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Zum Abschluss habe ich überschüssiges Epoxi mit Schleifpapier entfernt und in meiner Dicken-Hobellade auf Endmaß gehobelt.
Dabei hatte ich etwas Bedenken wegen der schlechten Erfahrung mit dem Ironwood, aber bis auf 2 kleine ausrisse ist alles gut gegangen.
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Als die vier Stäbchen alle sauber quadratisch und gleich gehobelt waren, habe ich sie alle wieder mit der Handsäge auf die selbe Länge gebracht und dann ging es an die Schrägen. Ich wollte diese wegen der Optik etwas unterhalb des Roten Streifens beginnen lassen.

Von 8,6mm auf 3mm zulaufend sollten sie werden. Also habe ich einseitig zuerst mit ((8,6-3)/2) mm Rest-HDF unterlegt, das zufällig sehr gut gepasst hat und habe die beiden ersten nebeneinanderliegenden Seiten gehobelt und anschließend einen weiteren Streifen HDF unterlegt und die beiden anderen Seiten gehobelt. So ist sichergestellt, dass die Spitze mittig bleibt.
IMG_20231228_183015.jpg
Für den letzten Hobelgang musste ich eine um 45° gedrehte Fase anhobeln, damit die Spitze 8-Eckig wird. mit dem Pythagoras ausgerechnet, dass ich eine ~3mm tiefe Nut mit dem V-Nut Fräser in eine Eichenleiste fräsen muss, in die ich die Stäbchen dann einlegen konnte.
Hätte ich diese Zulage gleich zu beginn gemacht, hätte ich einmal weniger die Dicken-Hobellade einstellen müssen. Der Aufwand ist aber sehr überschaubar gewesen.
Fluchs die vier Kanten gehobelt und anschließend alles mit einem 1500er Schleifpapier "poliert"
Mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden und auch ein bisschen Stolz, so viele Schritte ohne größere Fehler viermal gleich gemeistert zu haben.
Einzig die beiden kleinen Ausrisse, die ich noch nachträglich etwas geschliffen habe machen das Endergebnis zu einem eindeutig handwerklich hergestellten Produkt:
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Zum Abschluss habe ich dann noch eine Kleine Geschenkschachtel gebastelt: IMG_20231229_200013.jpg

Das Projekt hat großen Spaß gemacht, v.a. weil es etwas Besonderes für jemanden besonderen ist und das bei jeder Verwendung Emotionen und Erinnerungen wecken wird.

Ich habe schon überlegt für uns auch noch eine kleinere Serie ohne die besondere Optik herzustellen. Wenn der Prozess einmal verstanden und durchlaufen ist, sind weitere Stäbchen wahrscheinlich extrem Schnell hergestellt.
Diese 4 haben ca. 6 Monate Bearbeitung, Überlegung und Warten hinter sich :emoji_grin:
Ein Alltag mit 2 Kindern + Haus + turbulentem Job wirkt manchmal echt wie eine Zeitmaschine..

So Weit - Ich hoffe ich konnte mit meinem kleinen Projekt einen Auftakt für das neue Jahr geben und freue mich auf Feedback, Lob und Fragen


Steffen
 

Ed-o-mat

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Wirklich sehr schöne Arbeit! Ich mag die Arbeit mit Ebenholz auch sehr, nur der schwarze Schleifstaub jst etwas nervig. Dafür kann man Ebenholz halt hochglanzpolieren.

Zum Verkleben: das Reinigen war eine sehr gute Idee. Ebenholz hat einen sehr hohen Öl Anteil und lässt sich ungereinigt nur schlecht kleben oder leimen.
 
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Die Stäbchen sind wirklich schön geworden, ist das Holz aber eine gute Wahl für den Umgang mit Lebensmittel?
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0032-1326289.pdf
Interessanter Artikel, danke!

Da es sich bei den Stäbchen nicht um sehr häufig genutztes Besteck handelt, hoffe ich, dass sich die Gefahr in Grenzen hält.
Aus Ebenholz finden sich sehr viele Stäbchen der gehobenen Preisklasse. Ich habe daher angenommen, dass es sowohl geschmacklich als auch gesundheitlich unbedenklich ist.
Im Gegensatz zu Instrumenten werden die Stäbchen auch nach der Nutzung mit Seife abgespült.
 
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Danke für die Ergänzung,
Ich versuche Bridge City zu vermeiden.
Die haben Lösungen für Probleme, die ich nicht mit meinem Geldbeutel haben möchte
Und wenn die einmal deine Mail-Adresse haben, ist das schon sehr aufdringliche Werbung..
 

Mathis

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Im Dorf in 'ner Stadt
Die haben Lösungen für Probleme, die ich nicht mit meinem Geldbeutel haben möchte
Und wenn die einmal deine Mail-Adresse haben, ist das schon sehr aufdringliche Werbung..
Verstehe ich jetz nicht.... die 439 € für eine Vorrichtung, (CSM v 1 ChopstickMaster Gen.1), die Essstäbchen machen hilft, ist doch ab dem 1000sten Stäbchen easy amortisiert, oder?
Soo billig gibts das doch sonst nirgendwo, oder?
 
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