Erle saugt Öl "zu schnell" auf

gfuchs

ww-kiefer
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Hallo, ich habe einen Schreibtisch für meine Tochter in Erle gebaut. Nun wollte ich was gutes tun, und habe auf die Produkte von Auro zurückgegriffen. Die Idee war folgende: Tief eindringendes Öl zum Grundieren mit Imprägniergrund "Nr. 121" Hartöl "Nr. 126" für den Zwischenschritt Abschließend Arbeitsplattenöl "Nr. 108" als (mehrmaliger) Abschluss Ich dachte mir, bevor ich mit einem Produkt mehrmals öle, kann ich auch einen "Stufenaufbau" verwenden, die Menge an Öl wird sich ja nicht ändern. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht folgendermaßen aus: Beim Ölen mit Imprägniergrund hat das Holz so schnell das Öl aufgesaugt, so schnell daß ich kaum mit dem Nachstreichen nachgekommen bin. Ich habe für einen Schreibtisch mit 1,2m Länge und 3 Schubladen 2 Dosen Imprägniergrund (0,75L) verbraucht!!! Ist das Normal??? Ich habe versucht so lange Öl nachzustreichen, bis das Holz gesättigt war. Beim Fuß war es mir dann doch zu doof. Da habe ich 2 mal nachgestrichen, und dann 2 Tage trocknen lassen. Anschließend nochmals mit Imprägniergrund gestrichen. Das Aufsaugen war denn logischerweise geringer. Was macht Ihr denn? Mir geht es eigentlich darum, daß ich für das Öl fast so viel bezahlt habe, wie für das Holz!?! Welche Tricks habt Ihr denn so? Oder muss es so sein? War das Öl zu dünn für Erlenholz? Der Schreibtisch ist zwar kurz vor der Vollendung, aber der nächste Auftrag steht an... Schon mal vielen Dank für Eure Tipps Gruß Günter
 

gleiter

ww-robinie
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Mit Auro Produkten arbeite ich schon seit vielen Jahren. Imprägniergrundierung zieht in der Tat sehr schnell ins Holz ein. Ich mache einen satten Auftrag, nach rund 15 Minuten wische ich mit Küchenrolle drüber, gut is.

Lasse das Teil einen Tag rasten und mache danach den weiteren Aufbau.

Entweder mit Hartöl, z.B. bei wenig belasteten Teilen wie Kastenseiten, da zwei Mal, oder bei z.B. Türen mit Hartwachs 171, auch ein bis zwei Mal dünn aufgetragen und auspoliert.

Bei stark belasteten Flächen wie Tische oder Badezimmermöbel, auch bei Küchenplatten, nehme ich von Auro das Pur Solid Hartöl nach dem Schritt 121. Meistens fünf Schichten, mitunter auch mehr. Je mehr Schichten, desto weniger Öl wird benötigt. Wenn ordentlich ausgetrocknet kann da auch mal Wasser für eine Zeit stehen ohne dass die Oberfläche gleich kaputt ist.

Mit 0,75 Litern 121 mache ich ein ganzes Wohnzimmer :emoji_grin:.

Und ja, gerade Erle ist ein Säufer, aber auch hier mache ich nur einmal 121, dafür sehr satt.

Gruß, André.
 

frankundfrei

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Erlenholz...

das 121 ist recht dünn eingestellt. So André schon geschrieben hat, sollte einmal reichen und dann schon mit dem 108er weiterarbeiten. Obwohl für das 108er keine Vorbehandlung mit dem 121er vorgesehen ist.

Zuhause habe ich eine Erlen-Vollholzküche. Dort arbeite ich mit dem Parkettöl von Natural - ohne irgen ein weiteres Grundieröl.

Die Anfeuerung von Erle fällt aber recht unterschiedlich aus und es rächt sich sehr schnell, wenn zu lange Öl punktuell stehen bleibt (ähnlich wie bei Buche)

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

gfuchs

ww-kiefer
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Hey das geht aber schnell, Danke für die Antworten. Werde es das nächste mal testen. Andre: Warum nimmst du das Solid-Öl und nicht das normale? Frank: Warum Parkettöl und nicht Hartöl? Härtet Hartöl wirklich etwas härter aus, als andere Öle? Und wie ist es mit dem Parkettöl? Übrigens bin ich nicht zu doof für ne ordentliche Absatzgestaltung. Beim schreiben ist es korrekt, beim Einstellen ist alles verschwunden... Gruß Günter
 

gleiter

ww-robinie
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Noch mal nicht so verklausuliert: 121 ist immer Grundierung, egal was drauf kommt (im Innenbereich).

Je nach Einsatz und Verwendung eben unterschiedliche Aufbauten.

Hartöl - wenig belastet.

Hartwachs - mäßig belastet.

Pur Solid - hoch belastet.

Die Produkte sind eben so abgestuft, und gut is. Wachs auf Tischen macht gerne mal Ränder vom Wasserglas, Hartöl ist hinwiederum nicht so beständig gegen mechanische Belastung wie Pur Solid. Auch 10 Schichten Hartöl bauen keine ähnlich feste Oberfläche auf wie 5 Schichten Pur Solid.

Gruß, André.

P.S.: Formatierung ist Nebensache, Interpunktion und Groß/Kleinschreibung passt, Anliegen kommt klar formuliert rüber, ergo klappt auch die Kommunikation. :emoji_grin:
 

WinfriedM

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Holzsorten, die viel saugen, sollte man besser nicht so lange füttern, bis sie gesättigt sind. Das verbraucht nur sinnlos Öl und braucht dann Monate, bis es durchtrocknet. Was soll das auch bringen, wenn Öl 4mm tief ins Holz einzieht?

Es geht in so einem Fall dann eher darum, beim ersten Auftrag nur einmal satt zu streichen und nicht mehr nachzufüttern, wenn Öl weggezogen ist. Nach 15-60 Minuten (je nach Öl) dann abwischen. Diese erste Schicht führt zu einer gewissen Absperrung, so dass folgende Aufträge nun nur noch wenig saugen.

Was die Absperrwirkung angeht, kommt es sehr auf das Öl drauf an. Manche Öle sperren gut, andere fast gar nicht. Auro PurSolid sperrt recht gut. Gerade bei saugenden Hölzern hat es den Vorteil, dass es zudem recht dickflüssig ist, weil ohne Lösemittel. Das zieht nicht so schnell weg.

Leinöl-Firnis hingegen sperrt recht wenig, da kann das Holz selbst nach dem vierten Auftrag noch Öl ganz schnell aufsaugen. Ist mir letztens so bei Multiplex-Hirnholz so gegangen.

Von der Belastbarkeit habe ich keine sonderlichen Unterschiede zwischen Hartöl 126 und PurSolid 123 festgestellt. Man muss das historisch sehen: Zuerst war das Öl der Wahl das Hartöl 126, welches lösemittelhaltig ist. Ein PurSolid gab es noch nicht. Dann kam die ganze Lösemittel-Reduktions-Debatte und alle Farbhersteller mussten zusehen, in ihren Produkten die Lösemittel zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. Da hat Auro dann das PurSolid 123 entwickelt.

Das PurSolid ist für mich auch die erste Wahl, es gibt aber Situationen, da sind die lösemittelhaltigen Öle besser. Den Überstand vom PurSolid bekommt man manchmal schlecht weggewischt, besonders wenn man sehr verwinkelte oder sonstig komplizierte Oberfläche hat. Manche mögen auch den Geruch vom PurSolid nicht (da ist viel Tungöl drin).

Grundieröl find ich unnötig, wird auch beim PurSolid und beim 126 nicht empfohlen.

Beim PurSolid kommt man typisch auch mit 2 Ölungen aus. Tischplatten, die mehr beanspruchbar sein sollen, können aber ruhig öfters behandelt werden. Man sollte aber bedenken: Wenn die Faser gesättigt ist, ist sie gesättigt, alle weiteren Aufträge bringen nur eine Schichtbildung. Und Schichtbildung muss nicht unbedingt vorteilhaft sein.

Parkettöl und Hartöl - das sind alles Begriffe, die nicht klar definiert sind. Ein Hartöl von Firma X kann butterweich sein (weicher als Leinöl pur), ein Holzöl einer anderen Firma sehr hart. Gleiches gilt bei Parkettöl.

Typischweise sollte man mit 100-200ml/m^2 Öl auskommen, auch bei saugenden Hölzern.
 

frankundfrei

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Hartöl und High- (Pur-) Solid-Öl

Hartöl ist hinwiederum nicht so beständig gegen mechanische Belastung wie Pur Solid. Auch 10 Schichten Hartöl bauen keine ähnlich feste Oberfläche auf wie 5 Schichten Pur Solid.

Diese Aussage möchte ich ein wenig relativieren.

"Hartöl" ist erstmal jedes Öl, das aushärtet. Meist wird es für Öle verwendet die schnell aushärten und natürlich für Öle die nicht nur aushärten, sondern auch hart im Nehmen sind - aber das liegt in der Freiheit der Hersteller. Die Bandbreite geht da von dem schwachen Sonnenblumenöl mit entsprechenden Trockner oder Modifizierung bis zur Verharzung bis hin zu Mischungen mit Tungöl, Leinöl-Standöl mit Naturharzen und Kieselgur.

"High-Solid" oder bei Auro "Pur Solid" meint i.d.R. "Ohne Verdünner" - das sagt aber auch noch nichts über die Beständigkeit gegen mechanischer Beanspruchung. Z.B. ist auch Leinölfirnis bei Auro "Pur Solid" - das hat aber mit Beständigkeit gegen mechanischer Beanspruchung noch nicht viel zu tun.

Entscheidend sind die Inhaltsstoffe und was ich erreichen will. Eine tiefe Sättigung der Holzfaser mit aushärtenden Ölen, die mit Naturharzen versetzt sind, erreiche ich nur mit Verdünner. Deshalb baut Auro mit 121 oft auf oder empfiehlt die Verdünnung der "Pur-Solid-Öle" für den Erstanstrich.

Die "Pur-solid"-Öle kamen erst mit der VOC-Verordnung auf. Klassisch, bzw. sinnvoll für die Anwendung sind eher die "Classic"-Öle - also gute Inhaltsstoffe mit Verdünner - bei Auro z.B. das 126er Öl. Im Endfinish mag dann evltl. ein vollfettes Öl interessant sein - allerdings muss man dann auch damit umgehen können und nicht nach "viel hilft viel" arbeiten.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

frankundfrei

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Hartöl - Parkettöl

Warum Parkettöl und nicht Hartöl?

Hallo gfuchs,

das Möbel-Hartöl von Natural ist dünner als das Parkettöl-Fußbodenöl eingestellt. Deshalb verwende ich für die stark saugenden Hölzer eher das fettere Öl.

Bei Deiner Anwendung kommt noch hinzu, dass Du auch eine möglichst gute Beständigkeit gegen mechanischer Beanspruchung brauchst - Stichwort: Arbeitsplatte.

Das Parkettöl - Fußbodenöl hat da noch die bessere Zusammensetzung.

Ein "High-Solid"-Öl hat Natural erst mit der Heißtechnik - also eigentlich zu fett oder dickflüssig für einen kalten, unverdünnten Auftrag.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

gleiter

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Bitte nicht falsch verstehen - meine Aussagen beziehen sich ausschliesslich auf Auro - Produkte. Und da ist nun mal das Pur Solid Hartöl in Puncto Belastbarkeit dem Hartöl überlegen.

Richtig ist auch, dass meistens zwei Schichten Pur Solid ausreichend sind, alles mehr scheint Luxus zu sein. Dieses "Mehr" allerdings macht eine besonders gute Langlebigkeit der Oberfläche aus.

Mag sein dass 121 nicht unbedingt nötig ist, ich finde dass das Holz widerstandsfähiger ist wenn es grundiert wurde.

Und auch richtig - Pur Solid verlangt nach ein wenig Feingefühl im Applizieren und Endbehandeln, ist aber für mich unschlagbar im Handling. Auro hatte vor Jahren ein Wachs im Programm, das war heftig zum Verarbeiten. Die Oberfläche allerdings sensationell. Da konnte - wenn richtig verarbeitet - Wasser fast ewig stehen ohne einzusickern. Fünf Schichten Pur Solid kommen da wieder recht nahe.

Das Schöne ist, dass Fehler ausgebessert werden können, das gilt vermutlich für alle Wachse und Öle.
 

frankundfrei

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Holz mit Öl sättigen - ausreichend grundieren

Mag sein dass 121 nicht unbedingt nötig ist, ich finde dass das Holz widerstandsfähiger ist wenn es grundiert wurde.

Hallo André,

danke für diesen Hinweis. Bei weniger belasteten Möbelteilen wie Seitenwände, etc. ist es sicherlich sinnvoll durch eine schnell aufgetragenes und austrocknendes Öl ein weiteres Eindringen ins Holz zu verhindern. Dadurch spart man Material.

Bei Küchenarbeitsplatten, Esstisch, Werkbank, Holzboden würde ich aber für den Erstanstrich immer eine möglichst tief einziehendes Öl vorziehen . Also ein Öl, das entweder durch Verdünner oder durch eine verzögerte Abbindungszeit oder durch Hitze gut in das Holz eindringen kann. Gleichzeitig würde ich auch eine Sättigung der Holzfaser anstreben.

Der Nachteil von stark verdünnten Ölen ist allerdings, dass der Verdünner wieder abgeht und somit die Faser nur "halb" gesättigt ist. Dem kann man durch ständiges Zugeben während der Abbindungszeit nachhelfen. Das Endfinish sollte bei verdünnten Ölen dann erst am nächsten Tag erfolgen.

Wenn man ein Holz mit aushärtenden Ölen sättigt, die auch Naturharze beinhalten, dann kann das für die mechanische Belastung und für evtl. Wasserkontakt nur von Vorteil sein. Die Öle härten aus geben dem Holz mehr Widerstandstkraft.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

gfuchs

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Hallo an alle,
danke für die konstruktive Diskussion.

Hat mir sehr weiter geholfen.
Ich werde zukünftig mal versuchen, bei weniger belasteten Stellen direkt mit Hartöl arbeiten, und wenn überhaupt nur die Tischplatte grundieren.

Ich werde auch mal die Empfehlung von Frank testen. (Aber wo bekomme ich die Natural-Produkte her?)

Übrigens mit dem Microsoft Explorer funktioniert auch die Absatzgestaltung, mit Firefox leider nicht. Weiß einer warum?

Danke nochmals für die Tips

Gruß Günter
 

anobium60

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Nur eine Frage noch: Mit welcher Körnung hast du das Holz geschliffen? Evenuell nicht fein genug? Bei Erle würde ich den Endschliff mindestens mit 240er Körnung ausführen.
 

elidor

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Ich mache alles in Erle und nehme TRIP TRAP Meisteröl.
Schleife alles mit Bandschleifer 150er. Für die Fronten nehme ich ein altes Band, etwas heiß schleifen, bis es schön glänzt.
Erster Auftrag tolal egal wie oft, wie viel, es wird alles aufgesaugt.
Dann 24 Stunden warten. Mit Scoth Brite oder 360er fein ganz wenig schleifen bis es glatt ist. Zweiter Auftrag, wenig Öl nehmen. 30 bis 60 Min später mit trockenen Tuch abwischen mit Küchenrolle oder ähnlichen - nichts vergessen . Vorsicht Tücher können zu brennen beginnen. Ich entsorge sie gleich im Ofen.
Da ich nicht vom Fach bin habe ich erst mal vieles probiert, nach einigen Tests habe ich sogar Badezimmermöbel damit geölt.
 

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gfuchs

ww-kiefer
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Hi anobium: Ich habe erst mit 120er (nach dem Hobeln von Hand), dann mit 180er und anschließend mit 220er gründlich geschliffen. elidor Schöne Möbel, echt toll gemacht. Auch eine schöne Idee mit dem Regal. Gruß Günter
 
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