Entwaldungsverordnung wohin führt das?

brubu

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Hallo zusammen
Ich weiss Politik ist hier unerwünscht aber es geht um die Bürokratie, die uns allen zu schaffen macht. Also bitte nicht politisch werden sondern über die unnötige, teure und behindernde Bürokratie diskutieren.

Mit Schrecken habe ich diesen Bericht gelesen.
Da geht es nicht nur um die Schweiz, weiter unten werden Schreiner und Deutschland erwähnt. Offenbar müssen wir uns in Zukunft an eine "Entwaldungsverordnung"
halten, was auch immer das bedeuten soll. Klar ist nur, dass es Kosten und Umtriebe verursachen wird.
Gruss brubu
 
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McIlroy

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Wenn man sein eigenes Holz macht (und roh oder verarbeitet in Verlehr bringt), hat man vermutlich noch am meisten Ärger damit, da man dann entsprechende Nachweise selbst erbringen muss.

Als privater oder gewerblicher Kunde, der beim Holzhändler, im Sägewerk oder im Baumarkt Holz einkauft, sollte das ja (so wie ich es verstehe) schon erledigt und entsprechend zertifiziert sein, da bereits der Verkäufer (bzw. bei Weiterverkauf von Importware schon der Importeur) zum Nachweis verpflichtet ist.

Stelle ich mir dann vor wie dieses FSC-Siegel, oder ist es doch nicht so einfach?
 

inselino

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Der Meinungsartikel (als sachlich möchte ich den nicht bezeichnen) ist absolut tendenziös und lässt relevante Punkte weg.

Es ist daher absolut unmöglich sich mit dem Thema Verordnungen auseinanderzusetzen ohne sich die Frage zu stellen warum und mit welchem Lenkungszweck es diese Verordnung gibt. Damit sind wir zwangsweise in der Politik. Aber ich versuche es so gut es geht drumrum zu fahren.

Ich für meinen Teil kann das ewige Bürokratiebashing nicht mehr hören. Immer wird so getan als würde da die böse EU/Regierung etc. ständig Regeln erfinden um den einfachen Bürger zu schikanieren. Ist doch Unfug.

Fragen wir uns dochmal, warum wir diese Regeln haben:

1. Die Regeln haben wir, weil sich ständig insbesondere Großkonzerne, aus reiner Profitgier über jeden Anstand hinwegsetzen. Wir bräuchten keine Entwaldungsverordnung, wenn Nutella für sein Palmöl nicht riesige Flächen Wald roden würde.
Wir bräuchten auch keine Lieferkettengesetze, wenn Unternehmen die hier verkaufen von sich aus Wert auf Anstand, Respekt und Menschenwürde legen würde. H&M, C&A, Primark oder sonstwem ist es aber komplett egal, in welchem Sweatshop zu welchen Bedingungen ihre Sachen hergestellt werden, Hauptsache die Margen stimmen.

2. Die Regeln machen die Unternehmen z.T. selbst. Wir sind politisch für eine unglaublich hohe Stellung von Eigentum, was die Bildung von Großkonzernen begünstigt. Die wiederum wollen nicht nachdenken sondern geben ihre Aufgaben und Anforderungen einfach 1:1 nach unten weiter. Die Marktposition ist so dominant, dass sie es sich leisten können. Ein guter Freund hat jüngst im Bereich der Automobilzulieferer geforscht. Wenn man alle Anforderungen, die BMW für ein Modell an seine Zulieferer diktiert ausdruckt, reicht der Stapel höher als die Konzernzentrale. Und das sind keine EU Forderungen sondern die Marktmacht ist eben so stark, dass man alles verlangen kann.
Von Porsche weiß ich, dass es Personen gab die die Meßlatte für Kunststoff immer etwas höher gesetzt haben als gerade möglich war. Es wurde solange Material unter dieser Messlatte akzeptiert, bis ein Zulieferer es geschafft hatte. Dann wurden alle anderen gezwungen das auch zu schaffen. Und es war völlig egal, ob es diese Anforderungen überhaupt brauchte, es ging ums Prinzip einfach immer etwas besser zu sein. Das treibt den Aufwand und den Preis und immer wieder fallen Unternehmen hinten runter, das war Porsche aber grad egal.

3. "Kundenpflege". So hat mein früherer Chef es immer euphemistisch ausgedrückt, wenn man eine Norm oder Verordnung so geändert hat, dass man sich selbst die Kunden gesichert hat. Eindrucksvolles Beispiel gab es gerade bei Extra3:
https://www.youtube.com/watch?v=QBlbVJgBNwQ
Da hat die Lobby halt durchgesetzt, dass auch solche harmlosen Dinge wie Backpulver zetifiziert werden müssen. Ein Unternehmen für Pflanzenschutzmittel kann das jetzt zertifizieren, da die Prozesse gut kennen und das Zeug teurer verkaufen, wärend bisherige Hersteller von Backpulver in dem Bereich nicht tätig sind und die Kompetenzen nciht aufbauen wollen.
Genauso landen Wieland-stecker plötzlich in Solarverodnungen, damit nur noch Elektriker die Dinger einbauen dürfen, Feuerwehrautos bekommen neue Farbvorschriften, damit mal wieder ordentlich lackiert und beklebt wird etc.

4. Mangelndes unternehmerisches Risiko. Unternehmerisches Risiko will heute eigentlich nicht mehr wahrgenommen werden. Wir schaffen dutzende an Mechanismen, Absicherungen und beschäftigen Horden an Anwälten damit nie irgendwer persönlich irgendwo für irgendwas verantwortlich ist. Das funktioniert aber nicht. Der NDR hat das zumindestesn mal angesprochen in einer Doku: https://www.youtube.com/watch?v=JyXWtQfFLZA
Problemlage ab 18:30, Einordnung ab 32:00.
Es geht um die Regelung zur Finanzierung von Terrorismus. Die EU Regelung sagt, das darf man nicht (vielleicht auch keine ganz doofe Idee). Die Umsetzung davon ist aber gar nicht vorgeschrieben, das liegt in der allgemeinen Sorgfaltspflicht. Jedes Unternehmen muss das also für sich bewerten. Das hier proträtierte Unternehmen kommt zu der Auffassung, es müsste das bei jeder Überweisung prüfen. Vollkommen Banane, die werfen sich selbst den größten Bürokratie-Ast zwischen die Beine.
Man darf auch keine Hehlerware kaufen, dennoch lässt man sich nicht vor jedem Einkauf im Unternehmen bestätigen, dass es keine Hehlerware ist.

5. Lenkungswirkung. Wir sind ja allesamt nicht wirklich bereit uns zu verändern. Zumindest reichen die bestehenden Veränderungen nicht aus um mit den Herausforderungen der Zeit Schritt zu halten. Um uns also ein Stück weit zur Veränderung zu zwingen gibt es eben auch Verordnungen zur Dämmung an Häusern.
Einfacher wäre es, wenn wir rückwirkend die bestrafen könnten, die sich rücksichtslos verhalten. Ein bisschen so wie der amerikanische Ansatz, bei dem du erstmal sehr viel auf den Markt werfen kannst, aber bei Problemen kassierst du für Lappalien dann Millionenstrafen. Aber auch da wirst du nicht rückwirkend bestraft. Wenn es heute legal ist deine Arbeitnehmer die ganze Woche durchschuften zu lassen und in 30 Jahren kommt raus das ist gefährlich und die Arbeitszeit wird auf 5 Tage begrenzt, dann musst du keine Entschädigung zahlen obwohl du mit dem unmoralischen und ausbeuterischen Verhalten viel Geld verdient hast. Es ist gut, dass wir den Grundsatz im Recht haben, da man so Rechtssicherheit erlangen kann. Er macht es eben aber auch notwendig, vorausschauend Dinge einzuschränken.

Freue mich über jeden, der*die es bis hier geschafft hat. Ich fluche selbst häufig über bürokratische Regelungen. Mein Unternehmen ist im medizinsichen Bereich unterwegs, eine unserer Kernkompetenzen ist das kennen von Regeln. Die Regeln stören mich nicht sondern, dass andere Vorteile haben, in dem sie die Regeln ignorieren, nicht kontrolliert werden und das auch nicht angeben müssen.
Ich möchte mal faire Verpackungskennzeichnung wo nicht "hausgemachte Kartoffelknödel" draufsteht, wenn die Pampe am Eingang der Fabrik mal kurz an einer Kartoffel vorbeigeschoben wurden.
Ich möchte mal, dass Firmen die mit falschen Heilversprechen werben auch empfindliche Strafen kassieren.

Ein Beispiel wo man das schönt sieht ist Eis. Eiscreme ist geschützt und muss Sahne enthalten. Also steht da nur noch "Eis" oder nur die Geschmachsrichtung drauf. "Bourbon Vanille" darf nur drauf, wenn das auch wirklich drin ist. Also entweder man nimmt einfach 0,001% davon und der Rest ist Vanillearoma oder man schreibt einfach "Vanilletraum" drauf und schon geht es wieder.
Womit wir wieder bei Punkt 1 wären, wenn die Firmen anständig wären, bräuchten wir die Regeln nicht. Aber der Unanständige macht mehr Gewinn und animiert damit alle auch alles zu tun, was gerade noch so erlaubt ist.

Und wenn ich jetzt noch einen Schritt weitergehe, dann brauche ich für meine coolen Ideen, die bestimmt viele Leute teilen eigentlich nur noch eine Reihe Regelungen, was man denn jetzt genau auf die Packung schrieben darf, denn jede Firma wird das ja bis zum Extrem ausreizen. und schon sind wir beim Anfang.

So das wars jetzt aber wirklich.
 
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Martin45

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Erstmal ist es richtig, wenn die EU auf 100%-Abholung zur Gewinnmaximierung reagiert. Wir reden ja nicht von einem einzelnen Baum vor dem Haus, sondern von ganzen Regenwäldern oder Urwäldern, die einem mafiösen und umwelttechnisch/klimatechnisch gesehen ruinösen Verhalten zum Opfer fallen, zugunsten gigantischer Profitgier. Das sowas zu verhindern ist, finde ich gut und richtig.
Ja, das kostet sicher an irgendeiner Stelle Geld, aber ohne Regel klappt es ja offensichtlich auch nicht, @inselino hat ja noch ein paar andere Beispiele genannt und in der europ. Landwirtschaft läuft es de fakto auch so, mit groß vs. Kleinbetrieben.
Daher bitte nicht meckern, nörgeln, sich beschweren, sondern bessere Alternativmaßnahmen vorschlagen.
 

brubu

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Hallo zusammen
Danke für die Antworten. Ich hätte wohl besser fragen sollen:
Entwaldungsverordnung, wie werden wir betroffen?
Dies da im von mir aufgeführten Artikel unspezifisch von einem deutschen Schreinerverband die Rede war, der sich gegen die Entwaldungsverordnung geäussert haben soll.
Es geht mir nicht um Tropenholz wo klar ist, dass genau hingeschaut werden muss. Ich möchte wissen ob wir als Holzverarbeiter von einheimischen Hölzern davon betroffen sind.

Ich für meinen Teil kann das ewige Bürokratiebashing nicht mehr hören. Immer wird so getan als würde da die böse EU/Regierung etc. ständig Regeln erfinden um den einfachen Bürger zu schikanieren. Ist doch Unfug.
Genau das frage ich mich immer wieder. Bei allem Respekt für den langen Beitrag von inselino, die Widersprüche darin verstehe ich nicht .
Einerseits brauchen wir gewisse Vorschriften, anderseits sind es die gleichen Behörden die absolut absurde Regelungen, wie die mit dem nun nicht mehr erlaubten Backpulver im Weinbau, einführen. Solche Regeln sind in der Medizin auch bekannt.
Genau diese Regeln sind es die uns das Handwerk vermiesen und die wir bekämpfen müssen. Daher ist die Bekämpfung der unsinnigen Bürokratie wichtiger denn je.
 

inselino

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Einerseits brauchen wir gewisse Vorschriften, anderseits sind es die gleichen Behörden die absolut absurde Regelungen, wie die mit dem nun nicht mehr erlaubten Backpulver im Weinbau, einführen.
Das ist kein Widerspruch es ist nur einfach eine Ebene komplexer und witzigerweise kann ich genau mit der Bekämpfung von Bürokratie diesen Punkt stützen. Außerdem besteht hier anscheinend schon ein ganz grundlegende Fehlannahme. Behörden sind Teil der Exekutive und nicht der Legislative. Ggf. erstellen sie Auslegungsbestimmungen aber die Gesetzgebung die Gebote und Verbote erlässt liegt in der jeweiligen Legislative, in unserem Fall Bundestag/ EU-Parlament.

Fangen wir von vorne an und nehmen wir das Backpulver. Der Beitrag von Extra3 ist hier ja auch sehr zugespitzt und tut so, als hätte sich da jetzt das EU-Parlament ausgedacht Backpulver zu verbieten. Das Gegenteil ist aber der Fall. Ein ganz anderer Bereich wurde reguliert und das Backpulver ist ein in Kauf genommener Kollateralschaden.

Ich habe den Prozess nicht 1:1 nachverfolgt daher ist das folgende kein Tatsachenbericht sondern ein Beispiel, wie es vielfach zu solchen Regulierungen kommt:

Wir beginnen den Prozess eigentlich immer mit einer Problemanzeige. Es gibt irgendwas, was man besser/anders machen möchte, aus welchen Gründen auch immer. Hier wird es das Problem der Pestizidverwendung sein und das daraus resultierende Problem des Artensterbens, der Verlust der Biodiversität und die daraus resultierenden ökonomischen, ökologischen und sozialen Folgen.
Also gibt es die Idee, Pestizide einzuschränken. Also schauen wir mal, was ist denn das größte Problem. Und dann stellt man fest, hm da werden z.T. falsche, z.T. zu viele und z.T. unregulierte Produkte irgendwo versprüht un am Ende schwimmen nen Haufen toter Fische in der Oder (dient nur als Beispiel).
Also was können wir dagegen tun. Wir könnten alle Bauern Schulungen aufzwingen. Das ist super aufwendig, denn irgendwer muss die Schulungskonzepte entwerfen, irgendwer muss die Prüfen etc. Ok wir brauchen eine andere Idee.
Wie wäre es, wenn wir die Ausgabe von Pestiziden strenger kontrollieren? Wie bei Medikamenten in der Apotheke, Abgabe nur mit Information/Beipackzettel etc. Klingt nach einer besseren Idee, wir kennen das Konzept von den Medikamenten und da funktioniert es gut.
Also machen wir eine Regelung, dass als Pflanzenschutzmittel nur noch solche Mittel eingesetzt werden, die bestimmte Kriterien erfüllen, als es muss einen Beipackzettel mit entsprechenden Taten zum Einsatz im Pflanzenschutz geben, damit Landwirt*innen das besser anwenden können.
So und jetzt gibt es eben ein paar Winzer die findig waren und einfach Backpulver genommen haben statt das äquivalente Produkt als Pflanzenschutzmittel.
Ich denke nicht, dass der Gesetzgeber diese Detailproblematik auf dem Schirm hatte aber selbst wenn hat er drei Möglichkeiten:
A) Regelung tritt in Kraft, Winzer haben Pech
:emoji_sunglasses: Regelung tritt nicht in Kraft
C) Sonderregelung für Winzer.

Und jetzt kommt eben der Treppenwitz an der Sache, eigentlich will man C um den Schwachsinn aus dem Beitrag zu verhindern, aber dafür bräuchte es noch viel mehr Regelungen. Je mehr man drüber nachdenkt, desto komplizierter wird es.
Gibt es jetzt nur ne Sonderregelung für Winzer und Backpulver? Warum nicht auch für Biogärtner und Melasse aus der Nahrungsproduktion? Machen wir die Sonderregelung am Job oder am Produkt fest? (Also Winzer haben Ausnahmen oder Backpulver hat eine Ausnahme). Beim Winzer hat man das Problem, dass sich plötzlich alle als Winzer anmelden um Ausnahmen zu bekommen. Wenn mans am Produkt festmacht muss man sich alle Anwendungen anschauen wo es ggf. Produkte gibt die sinnvoll einzusetzen sind und diese auflisten.
Es gibt Bereiche wo man das macht z.B. Kunststoffe mit Lebensmittelkontakt. Da gibt es eine White-List, was darf rein und was nicht. Das ist aber eben erheblicher Aufwand.

Daher nimmt man A) nach dem Motto "Wo gehobelt wird fallen Spähne". Und ganz ehrlich, ich hätte da auch eine Preissteigerung von 1€ auf 1,30€ erwartet für das bisschen Zertifizierung und nicht auf 4€. Ich arbeite zufällig in einem sehr ähnlichen Bereich und das sind so die Margen, die da entstehen wenn Qualitätssicherung dazukommt.
Und wir sind wieder bei Punkt 1) aus meinem vorherigen Beitrag. Wenn wir uns so Verhalten würden, dass wir die Umwelt nicht mit Pestiziden belasten, dann bräuchten wir auch die Regeln nicht. Dann hätten wir aber andere Probleme (weniger Ernte, mehr Arbeit, höhere Preise etc.) und es würde uns nicht so gut gehen wie heute.
 

Seanathair

ww-esche
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Ich für meinen Teil kann das ewige Bürokratiebashing nicht mehr hören. Immer wird so getan als würde da die böse EU/Regierung etc. ständig Regeln erfinden um den einfachen Bürger zu schikanieren. Ist doch Unfug.
Bingo
Bekämpfung der unsinnigen Bürokratie
Halte ich für eine Chimäre um von unseren eigentlichen Problemen abzulenken. Jetzt wird es politisch...
 

isso

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Was ich oft beobachte ist, dass es eine (neue) Regelung für irgendwas gibt, der Mensch aber quasi als natürlichen Reflex hat altes Verhalten beizubehalten und versucht diese Regel irgendwie zu umgehen und weiter zu machen wie bisher.
Eigentlich sollte man sich aber fragen welchen Sinn diese Regel haben soll und dementsprechend handeln.

Gutes Beispiel: Hier gibt es so eine Art Feldweg. Der war ewig nicht beschildert, also ist jeder der eine Abkürzung fahren wollte da entlang gefahren. Ist ganz toll für die Radfahrer, eben weil schmal und staubig.
Jetzt gibt es in dem Ort ganz viele Schilder mit "Forstbetrieb" oder "Landwirtschaft" hinter der Windschutzscheibe. Fürn Arsch KarlHeinz, deinen Köter mit dem Auto "Gassi zu fahren" ist nicht ein landwirtschaftliche Nutzung, da hilft auch dein Schild nicht.

Ich glaube der Ort hat einen Großpack dieser Schilder gekauft, ist echt lustig.

Es geht dabei nicht darum Kilometer an weg zu sparen, das sind vielleicht 300m und der Unterhalt des Weges wäre deutlich günstiger ohne private KFZ. Sieht aber keiner ein weil war schon immer so.


Ich halte den Haufen hier für größtenteils sehr reflektiert und bemüht sich nicht wie die Axt im Walde aufzuführen, gerade @brubu macht den Eindruck eher umsichtig zu sein und Dinge zu hinterfragen. Aber so ist nunmal nur ein kleiner Teil der Menschen. Sieht man täglich, erlebt man täglich und kann man kaum glauben.

Der Tellerrand hat oft eher die Dimension einer Suppenschüssel. Das ist sicher ein Teil der zu einer Überregulierung führt. Doof ist, dass diejenigen wegen denen es das gibt natürlich auch so empfinden.
 

isso

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Uh, das ist jetzt aber nichts mehr für die Frühstückspause. Das sind nur 20min
 

teluke

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Ich schalte mich ungern in solche Diskussionen ein, habe aber ein Beispiel vorzutragen.

2015 wurde die BImSchV Stufe 2 beschlossen mit neuen Grenzwerten für die Umweltbelastung durch Holzverbrennung (Staub usw.).
Dabei wurden erstmalig auch die Grundöfen reguliert.
Grundsätzlich hatte ich dagegen nicht, aber der gewählte Weg ist, für mich absurd.

Der Ofenbauer kann nun nicht mehr einfach einen guten Ofen bauen, er muss faktisch, einen geprüften Feuerraum verwenden.
Spielt natürlich den großen Herstellern in die Hände.
Das hat die Zahl der Firmen die Grundöfen bauen erweitert weil die nun mit dem Prüfungszeugnis einen "Persilschein" bekommen.
Nur ist halt der Feuerraum nur ein Teil des Ofens, die tatsächliche Effizienz und Staubfreiheit wird durch den gemauerten Zug verursacht.

Vor der Neuregelung gab es dazu entsprechende technische Regeln (TROL).

Ich hatte dafür plädiert dem Schornsteinfegermeister ein vernünftiges Kontrollinstrument an die Hand zu geben um die Emissionen und den tatsächlichen Wirkungsgrad zu messen.
Und das an allen Öfen (Kaminöfen, Warmluftöfen, Heizkaminen).
Wäre ganz einfach gewesen und hätte für durchgehend gute Öfen gesorgt.
Hat man nicht gemacht, die Prüfvorschriften entsprechen denen der Prüfstellen.
Dass das nicht wirklich praktikabel ist sollte jedem klar sein.

Was ist das Ergebnis?
Es werden mehr schlechte Öfen gebaut als vorher, Hauptsache es ist ein geprüfter Feuerraum verbaut.

Wir haben unsere Feuerräume prüfen lassen.
Mittlerweile habe ich Vorstellungen wie man das eine oder andere noch besser machen könnte.
Geht nicht, dann müsste ich neu prüfen lassen und das ist kein billiger Spaß.

Ergo bleibt es wie es ist.

Und noch was.
Ich hatte mir im Vorfeld ein neues Messgerät (ca. 10000€) gekauft um nicht bei der Prüfung dumm dazustehen.
Damit haben wir natürlich die zu prüfenden Türen geprüft.
War alles gut.
Dann haben wir eine Reihe alter, von uns gebauten Grundöfen gemessen und siehe da, kein einziger davon wäre bei der Prüfung durchgefallen.
 

brubu

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Details zur Entwaldungsverordnung haben wir immer noch nicht.
Teluke zeigt zu welchem Unsinn es in seinem Bereich führt.
inselino rechtfertigt, dass es für jeden Bereich ein zugelassenes Produkt geben sollte. Dies anhand des Rebbauerns der nun nur noch "zertifiziertes Backpulver" verwenden darf.

Die deutsche Landwirtschaft kenne ich nicht, nehme aber an, dass die ähnlich stark reguliert ist wie bei uns. Ich bin kein Bauer aber nah dran.
Hofdünger, Gülle, Mist sind auch keine zertifizierten Produkte, trotzdem ist bei uns zu Recht streng reguliert wann, wie und wieviel ausgebracht werden darf. So im Prinzip Stand der Technik nicht speziell zertifizierter Produkte. Ähnlich wäre es wohl mit dem Backpulver. Da braucht es kaum weitere Regulierungen oder wenn, dann wie beim Hofdünger eine Anwendungshilfe falls es die wirklich nicht schon gibt .

Es gab vor wenigen Jahren ein Problem mit speziellem Hofdünger, das war Traubentrester (Reste vom Wein pressen). Traubenkerne sind giftig für Hunde und führten zu Vergiftungen. Folglich haben die Behörden schnell gehandelt, nun muss Traubentrester mit Mist oder Gülle gemischt ausgebraucht werden damit ihn Hunde nicht mehr fressen. Alternativ in Kompost oder Biogasanlagen entsorgen, absolut sinnvoll.

Wir brauchen Hilfen wie wir günstig mit normalen Mittel besser werden können, nicht zusätzliche, besonders unsinnige Vorschriften um den Konzernen die Taschen zu füllen.
 

U.Tho

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Bürokratiebashing
Wieder neues Wort gelernt - Dein Kommentar lässt mich fragen, was Du beruflich machst.
Ich meine Deutschland + EU sind für Ihre Regelungen eher berüchtigt. Mit der Meinung bin ich glaube ich nicht alleine.
Über Sinn oder Unsinn der Regeln kann man trefflich streiten.
 

wirdelprumpft

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ich versuch mir das gerade vorzustellen EU-Händler bekommt Palmöl geliefert.
Frage an Lieferant:
wo hast du das her ?
Gibt mir doch bitte den genauen Standort der Palmen mit GPS-Daten damit ich diese dann an meine EU-Stelle weiterleiten kann.
Antwort vom Lieferanten:
Kann ich nicht sagen mein Schiff wird am Hafen betankt woher die das haben keine Ahnung.
Der EU-Händler zum Lieferanten:
könntest du das bitte rausfinden?
Tage später die Antwort:
Der Hafen hat mir mitgeteilt die bekommen das per Lastwagen angeliefert von div. Genossenschaften und es kommt alles in einen großen Tank am Hafen.
Hier höre ich jetzt auf weil es ab einem gewissen Zeitpunkt einfach unmöglich ist irgend etwas nachzuverfolgen.

Was passiert also?
Es wird ein Zertifikat erfunden wo das gewünschte Märchen drin steht - kostet ,aber was solls zahlt ja der EU-Bürger.
Die weit aus wichtiger Frage, was wird mit den gewonnen Daten von der EU gemacht?
Irgend was Sinnvolles ?
Ist so wie die Erfassung von Müllmengen nach den 7 Müllarten einzel aufgeschlüsselt.
Wem nütz so was und was für ein Mehrwert wird mit diesen Daten erzeugt?

Beim Entwaldungsgesetzt:
In vielen Ländern wird nachhaltige Waldwirtschaft betrieben aber es werden dabei ganze Wälder abgeholzt und wieder aufgeforstet.
Im moment der Ernte sind die Flächen nach 2020 entwaldet worden.
Darf ein Händler dieses Holz dann kaufen?
Stammt ja aus einer entwaldeten Fläche....

Das Barrierefreiheitgesetzt:
Für wen ist das gemacht und wem bringt das ein Mehrwert ?
Auf jeden Fall darf man Abmahnen bis 100000 Euro oder so damit ist der Sinn zwar nicht erklärt
aber die motivation der Anwälte hinter so einem Gesetz.
 

inselino

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inselino rechtfertigt, dass es für jeden Bereich ein zugelassenes Produkt geben sollte. Dies anhand des Rebbauerns der nun nur noch "zertifiziertes Backpulver" verwenden darf.
Da fühle ich mich falsch verstanden. Ich bin nicht der Meinung, dass es für jeden Bereich ein reguliertes Produkt gibt. Ich habe dargestellt, wie auf den ersten Blick sinnlose Regelungen wie die mit dem Backpulver zustande kommen können. Und zwar mit dem Hintergrund, dass man unnötige Bürokratie in Form von Sonderregeln vermeiden möchte und daher Dinge verallgemeinert.
Ich denke das jeder hier etwas finden würde, wo er sich mal bessere Vorgaben wünscht und ich würde behaupten bei jeder dieser Regelungen würden solche Kollateralschäden auftreten oder es wird super komplex. So ist es eben in der heutigen Welt.


ich versuch mir das gerade vorzustellen EU-Händler bekommt Palmöl geliefert.
Mir scheint, du hast wenig Vorstellung von globalen Lieferketten. Es ist eigentlich relativ einfach, Ressourcen sehr weit zurückzutracken. Geht halt Station für Station. Du kaufst dein Palmöl ja auch nicht beim Hafen sondern bei einem Händler. der importiert das von einem Exporteur in indonesien. Der bezieht es aus einer Raffinerie, die wird von Bauern beliefert.
Klar ist das Aufwand aber sonderlich schwierig ist das nicht. Vorallem, wenn das von Anfang an mitgemacht wird. Das funktioniert ja schon vielfach. Du kaufst bleifreies Benzin. Die Tankstelle hat da nicht das Blei rausgeholt, die kauft das nur beim Mineralölhändler. Der kauft das beim Großkonzern. Der fördert das irgendwo und raffineriert das irgendwo. Wenn aber der erste in der Kette weiß, dass der letzte eine Bescheinigung über die Bleifreiheit braucht, dann misst der erste das und die Bestätigung wird mit durchgereicht. Und genau so soll es ja auch bei Lieferketten funktionieren. Der EU Händler kauft halt nur beim indonesischen Palmölhändler, wenn der die notwendige Bestätigung mitbringt. Da deran die EU verkaufen will, kümmert der sich drum. Und ja, dass da betrogen wird ist ein großes Problem. Aber es darum gar nicht erst zu versuchen halte ich für den falschen Weg.
Wie gesagt, wenn wir uns alle redlich und anständig verhalten würden, bräuchte es das nicht.

Das Barrierefreiheitgesetzt:
Und das zeigt leider, dass du vermutlich so priveligiert bist und nie mit Menschen mit ernsthaften Einschränkungen zutun hast. Dann wäre dir bewusster, wer von sowas profitiert.
 

brubu

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So wie ich den mit dem Backpulver verstanden habe, läuft es so, dass in Bereichen wo es keine zugelassenen Produkte gibt, sich Firmen genau die gleichen Stoffe als für diesen Anwendungsfall geeignetes Produkt zertifizieren lassen. Sobald ein für diesen Anwendungsfall zertifiziertes Produkt vorhanden ist muss ein solches verwendet werden auch wenn das "Hausmittel" genau so gut ist.

Abgesehen kann auch das zertifizierte Produkt überdosiert werden falls die Verhinderung des altbekannten Hausmittels der Grund für das zertifizierte Produkt sein soll.
Aber wie ich geschrieben habe, bei uns in der Landwirtschaft wird alles registriert, also viel mehr einkaufen als man für seine Flächen braucht kann schwer erklärbar werden. Wer zu viele Tiere hat die zu viel Mist und Gülle produzieren muss Abnahmeverträge haben und kann nicht einfach mehr ausbringen.

Das läuft in der Medizin genau so und die Obrigkeit, ich schreib mal so, -denn mir ist egal wer diese Vorschriften erlässt,- dient damit nur der Abzockerei. Sicherheit und Solidarität tönt immer gut wenn die Obrigkeit etwas durchsetzen will, denn niemand kann es sich leisten gegen Sicherheit und Solidarität zu sein, egal was es kostet.
 
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