Einsteigertagebuch - "Kapitel 1: Die Ersten Schritte"

Großstadtschreiner

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Hallo Freunde,

ich spielen nun schon seit vielen Jahren mit dem Gedanken dieses Hobby zu ergreifen, aber irgendwie verhielt es sich damit immer wie mit einer Weltreise. Eines Tages wird man sie ganz bestimmt machen, aber im jetzt kommen einem immer ganz wichtige Dinge dazwischen... :emoji_wink:

Vermutlich geht es jedem mit irgend einem Thema so und deshalb möchte ich dieses Tagebuch hier offenbaren, um Interessierten die Möglichkeit zu geben an einem Prozess Teil zu nehmen ohne die ganzen damit einhergehenden Unannehmlichkeiten erdulden zu müssen. Diejenigen die sich tatsächlich ein Herz gegriffen haben und ins kalte Wasser gesprungen sind bewahrt es vielleicht davor in die selben Fallen zu tappen und den "alten Hasen" amüsiert es vielleicht sogar. Und mir mag vielleicht das ein oder andere Ungemach erspart bleiben indem der erfahrene Handwerker sagt:
"Mööp! Stop, lass das mal... tu' mal besser so machen..."

Wo kommen wir her?
Als Tischlermeistersohn, bin ich nun naturgemäß nicht ganz unvorbelastet. Auf Kindergeburtstagen wollte niemend das Nägel-mit-Hammer-einschlagen-Spiel spielen wenn ich dabei war und ich weiß sehr genau wie sich ein Hobel anhören und -fühlen sollte, wenn er korrekt eingestellt, geschärft und geführt wird. Allerdings habe ich keine Ahnung wie man ihn dazu motiviert in einen solchen Zustand zu gelangen. :emoji_wink:
Mit anderen Worten, ich habe meine Kindheit in Papas Werkstatt verbracht und durfte jeden Sch... ausprobieren, bin aber nie technisch belehrt worden.
Heute, nach einem Ingenieurstudium schließt sich der Kreis und ich stelle fest, was für eine erhebliche Herausforderung die trivialsten Handgriffe darstellen, wenn man keine voll ausgestattete Schreinerwerkstatt am Haus hat. Oder überhaupt irgend welches Werkzeug...
Nach unzähligen Stunden des theoretischem und unterhaltungsgeprägtem Studium der einschlägigen YouTube Gurus wie Paul Sellers und Co kam ich zu dem Schluss, dass man im Grunde kaum etwas für dieses Handwerk benötigt. Mit einer Säge, einem Hobel und einem Stemmeisen lässt sich nahezu alles bewältigen. Anscheinend...

Das einzige worauf es aber ankommt sind scharfe Klingen! Jap, daran erinnerte ich mich sofort wieder, ebenso wie das stets amüsierte Schmunzeln, wenn der Sohnemann versuchte das Gegenteil zu beweisen... :emoji_wink:
Tja, aber wie zu scharfen Schneiden kommen? Zu diesem Zeitpunkt interessierte ich mich für das Schärfen ebenso sehr wie für Bilanzbuchführung. Man könnte sagen, jemand hätte erst einmal eine gerüttete Portion Interesse in mir wecken müssen, damit mir diese Themen zumindest gleichgültig werden. :emoji_slight_smile:

Nun denn, man kann sich ja nicht alles aussuchen, aller Anfang ist schwer, Nicht jammern, machen! Und dann kam's...
Ich dachte, ich bin in eine Kreuzung aus Raketenphysikern und religiösen Fanatikern geraten! Aber es war nach dem ersten Schock tatsächlich spannend. Und teuer...
Wer brauchbare Ergebnisse wollte, brauchte auf jeden Fall gute Schleifsteine, am besten Diamant für 80€. Und mindestens 3 verschiedene. Da kommt man unweigerlich ins grübeln, wenn man vergleicht das die meisten Powertools schon ab 25€ einsatzfertig zu haben sind. Glücklicher Weise bin ich dann bald auf das Thema "Scary Sharp" gestoßen, welches eine sehr ökonomische und leicht zu handhabende Einsteigermethode darstellt. Wer das System nicht kennt, hierbei macht man sich Metall schneidendes Schleifpapier zu nutze. Einfach mal Googlen.

Also los, bei Amazon für kleines Geld (5€) ein überteuertes Sortiment an Schleifpapieren gekauft und aus dem Baumarkt die groben Stufen: 80, 120, 180, 240, 400, 600, 800, 1200, 1500, 2000, 2500, 3000
Da dürfte wohl nun alles bei sein.
Und aus dem Baumarkt noch 2 Marmorfliesen als exakt planare Unterlage.
Hm, und was schleifen wir? Besser nichts mit einer Schräge, wie Stemmeisen. Vor diesen hatte ich gehörigen Respekt! Da ich in meinem Leben mehr Mathematik machen musste als mir lieb war, wusste ich dass ein Mensch eigentlich niemals in der Lage sein dürfte einen Winkel so konsistent zu halten wie die Körnung der feinen Schleifmittel es fordern. Stichwort Winkelgeschwindigkeit. In jedem Fall nicht ein tatteriger Neuling. Doch siehe da, die Lösung! Eine Ziehklinge löst das Problem, da sie im 90° Winkel geschliffen wird und dieser sich sehr gut herstellen lässt.

Oh mann, was für ein Fiasko...
Ich weiß gar nicht wie viele Abende ich mit dem Schleifen von dem Ding verbracht habe, 30 Stunden Vielleicht? Der Grund: Die zu schleifende Fläche ist einfach "riesengroß" was alleine schon sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, und darüber hinaus haben die klugen Videotutorials es zumeist versäumen zu erwähnen das vor dem Schleifen, das Abrichten kommt. Letzteres gestaltet sich mit 400er Körnung recht zäh... und was macht man, wenn es nicht schnell genug geht? Genau, man wendet erst mehr Kraft und dann Gewalt auf. Infolgedessen hatte ich nicht nur keine glatte Spiegelfläche, sondern man staune, mir sogar Wellen in das Material geschliffen, überall dort wo meine Finger auf der Rückseite Druck ausgeübt haben.

Jetzt war das Maß voll! Scheißdreck alles!
Ich feuerte alles in eine Kiste und wollte erstmal eine Runde schmollen, aber es war klar, dass das letzte Wörtchen in dieser Sache noch nicht gesprochen war... :emoji_slight_smile:

PS: Wenn dieses nicht das korrekte Forum ist, bitte einfach verschieben :emoji_slight_smile:
 

Guido_CH

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Was ist dann jetzt deine Frage?

Umgekehrt: Frage an Großstadtschreiner :emoji_slight_smile:
Du schleifst offenbar die ganze Fläche der Ziehklinge. Was hast Du denn vor? Ist das einfach ein Übungsobjekt, um mal irgednwas zu schleifen, oder willst Du die Ziehklinge für den Gebrauch herrichten?

Grüße
Guido

Und ja, mich interessiert Dein Tagebuch sehr - ich habe zwar eine funktionierende Methode, um meine Hobelmesser und Stemmeisen scharf zu halten (Spyderco Keramikbanksteine, die trocken verwendet werden), warte/hoffe aber weiterhin, dass mir "die perfekte" Lösung begegnet ...
 

Großstadtschreiner

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Umgekehrt: Frage an Großstadtschreiner :emoji_slight_smile:
Du schleifst offenbar die ganze Fläche der Ziehklinge. Was hast Du denn vor? Ist das einfach ein Übungsobjekt, um mal irgednwas zu schleifen, oder willst Du die Ziehklinge für den Gebrauch herrichten?

Diese Frage kann ich dir leider nicht direkt beantworten, da wir uns zu diesem Zeitpunkt der Geschichte noch einem Depp gegenüber sehen, der irgendwie versucht in das Metier hinein zu finden. :emoji_wink:

Aber ja, ich habe die ganz e Fläche der Ziehklinge geschliffen um sicher zu stellen das Werkzeug nicht zu verkanten.
(Oder sollte man ihn diesem Zusammenhang bei der Ziehklinge eher vom Werkstück und beim Schleifmedium vom Werkzeug sprechen? *g*)
Hier offenbarte sich abermals das Problem, auf das ich noch ausführlich zu sprechen komme, welche Schwierigkeiten sich ergeben wenn man keine Werkstatt hat.
Klar gibt es Methoden eine Ziehklinge nur auf den vorderen 5mm zu schleifen, auch präzise. Aber kaum realistisch am Kaffeetisch. :emoji_wink:
 

Guido_CH

ww-buche
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Falls Du einen Spannungsbogen aufbauen willst: das hast Du geschafft :emoji_wink:

Vielleicht gehst Du besser bald zu Kapitel zwei weiter, sonst kommen Beiträge, wie man eine Ziehklinge wirklich herrichtet, und ruinieren Dir die Story :emoji_grin:
 

Großstadtschreiner

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Falls Du einen Spannungsbogen aufbauen willst: das hast Du geschafft :emoji_wink:

Vielleicht gehst Du besser bald zu Kapitel zwei weiter, sonst kommen Beiträge, wie man eine Ziehklinge wirklich herrichtet, und ruinieren Dir die Story :emoji_grin:

Über gute Tipps freue ich mich immer gerne, und selbst wenn ich über etwas bereits bescheid weiß, freuen sich andere Leser bestimmt über die Informationen. :emoji_slight_smile:
 

Großstadtschreiner

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"Kapitel 2: Der Gegenschlag"

Schadensbericht
Finger: voller Blasen
Kaffetisch: Aufgequollen vom heruntertropfenden Schleifschlunz
weißer Teppich: Oh oh...
Partnerin: ... hallo Schatz! *schluck*
Vorwürfe: mikroskopisch genau
Chance das Papa in den nächsten 100 Jahren Zucker bekommt: mikroskopisch klein...

So, nun habe ich die Sache persönlich genommen, es gab jetzt nichts mehr zu verlieren, aber alles zu gewinnen. Darum besorgte ich mir einen Satz Stemmeisen und gröberes Schleifpapier. Und siehe da, das Ergebnis war richtig ansehnlich! Es bereitete eine richtig motivierende Freude, mit anzusehen wie die Spiegelseite des Stecheisens immer glatter und spiegelnder wurde. Sogar die Fase ließ sich richtig gut schleifen, konnte leicht Papier schneiden und Weichholz recht dünn schälen! :emoji_slight_smile:
Allerdings war kein Rasieren möglich und die Fase hat eine sehr deutliche Rundung angenommen, also noch weit von perfekt.

Nachdem ich also zeigen konnte, das es möglich ist mit diesen Mitteln ein passables Ergebnis zu erzeugen hieß es nun: "Aufrüsten zum Gegenschlag"
Ich bestellte mir 2 Dinge. Das Buch von Ron Hock "The Perfect Edge" und eine 10€ Schleifführung von Dictum. Eines von beiden sollte sich als kriegsentscheidender Verräter herausstellen.

Das Buch ist wirklich exzellent! Leider lieferte es mir nicht wirklich neue Informationen, da ich bereits sehr intensiv recherchiert habe, aber es war hilfreich alles noch einmal gebunden zu lesen.

Und die Schleifführung offenbarte sich als Gottesgeschenk! Klinge einspannen, über das Schleifmedium bewegen und man erhält eine perfekt gerade Fase mit exakten Kanten. Und es war erschreckend zu sehen wie schräg die Fase meines Hobels bereits durch meine Handarbeitversuche geworden ist!
Allerdings nicht so erschreckend, wie die Erkenntnis nach unzähligen Stunden des monotonen Schleifens, dass die Schleifführung ein Mängelprodukt war und jedes Werkstück schief einspannte...
Ich hatte mir also mit viel Mühe 2mm Unterschied von der Linken Hobelseite zur Rechten hinein geschliffen...Freude!

Konnte das wirklich sein? Ja...
Musste das unbeding sein? Scheint so...
Alles was ich wollte war doch bitte einfach nur mal mit irgendwas ein bisschen an irgendeinem Holzstück herumfrickeln, Himmelherrgott! Einen einzigen Schwalbenschwanz fertigen und feststellen das der ganze Mumpitz nichts für mich ist und ich von irrsinnigen Vorhaben ablassen kann, aber nein, irgend was ist ja immer...

Stinksauer ließ ich den Plunder an Ort und Stelle, und strafte ihn von da an mit Missachtung... Weggeräumt werden durfte er natürlich nicht, ich war ja technisch gesehen noch mitten in der Arbeit!
Der weibliche Überlebensinstinkt teilte der Misses mit das es sich hier offenbar um eine der Situationen handelt in der die Männer etwas untereinander auszudiskutieren haben und wanderte in die metaphorische Schweiz aus. Die Tage verstrichen und meine improvisierte Werkbank (unser Kaffeetisch) verwandelte sich in eine art Kriegsdenkmal. Dezente versuche der Aufarbeitung der Geschichte, im Sinne von aufräumen des Tisches, knickten immer wieder unter den strengen Blicken der Denkmalschutzbehörde ein. Auch Argumente, dass das Glas mit dem Schleifwasser doch wirklich in der Küche benötigt würde, stießen auf taube Ohren. Und zaghafte Bemühungen zur Aufnahme von Friedensverhandlungen, wie dem Austauschen des muffigen Schleifwassers mit Frischem, wurden mit einem knappen "Das Wasser ist noch gut!" niedergeschmettert.

Irgendwann schien das "Kriegsdenkmal" zu einem "Schrein des Scheiterns" zu werden, und damit war das Maß wieder einmal voll, so ja nun nicht!
Wenn das Ding krumm ist, ist das bestimmt ein Fehler und wenn es ein Fehler ist, dann gibt es bestimmt Ersatz, und wenn es Ersatz gibt dann hast du etwas funktionierendes mit dem man Arbeiten kann, schließlich ist das Teil von Dictum.
Also angeschrieben die Herren, Produkt eingeschickt, nach Wochen neues bekommen und siehe da! :emoji_wink:
Auch Schief! Argh!
Allerdings nicht so schlimm wie die Erste, ich denke man muss an diesem Punkt von einem systemischen Mangel ausgehen der dem niedrigen Preis geschuldet ist. Lange Rede kurzer Sinn, man kann mit diesem Produkt arbeiten, wenn man nur auf die Schneide drückt und nicht auf die Rolle, da diese technisch bedingt kippelt.

Bleibt da nur das Problem der 2mm Materialunterschied.... Ich hatte an dieser Stelle so unglaublich gar keine Lust die wieder zurück zu schleifen... Vorher hätte ich... keine Ahnung... DSDS geschaut?
Die Lösung: Gegen meine Philosophie einen elektrischen Doppelschleifer für 40€ mit tollen Bewertungen gekauft.
Oh mein Gott... Ich komme hier vom Regen in die Traufe! Bis dato hatte ich noch nie etwas zurück geschickt, aber das Ding war eine Katastrophe auf die ich hier besser gar nicht erst eingehe... Immerhin ist beim austesten der 2mm Unterschied vom Hobelmesser verschwunden. Leidlich, muss ich dazu sagen...

Junge, Junge... Ich bekomme selbst jetzt schon wieder richtig Blutdruck, wenn ich jetzt an diese Zeit nur denke! Ich bin wirklich froh, dass das alles vorbei ist :emoji_wink:
 

ChrisOL

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Hallo,

wenn ich aus den Texten eine Frage rauslesen soll, dann wie bekomme ich scharfe Eisen?

Um sich dem Thema Schärfen praktisch und in der Theorie zu nähern finde ich die Ausarbeitung von Friedrich Kollenrott sehr, sehr gut.

Stecheisen, Hobeleisen und Ziehklingen schärfen — von Hand

Es kein bewegtes Youtube Bild, dafür aber ein fundierte Lektüre um zu scharfen Eisen zu gelangen. Viel Spaß beim Lesen.


PS: Das Schleifen sollte keine Religion sein, sondern ist nur Mittel zum Zweck. Die Rasiermesserschärfe ist eh nach ein paar Minuten wieder weg.
 

Großstadtschreiner

ww-kastanie
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Um sich dem Thema Schärfen praktisch und in der Theorie zu nähern finde ich die Ausarbeitung von Friedrich Kollenrott sehr, sehr gut.

Stecheisen, Hobeleisen und Ziehklingen schärfen — von Hand

Nach dem ersten Lesen, scheinen mir auf der Seite die gleichen Inhalte beschrieben zu sein wie in dem Buch von Ron Hock. Damit also eine exzellente kostenlose Quelle für alle Interessierten. Ich hätte sie gerne früher gehabt :emoji_slight_smile:

@Schrauber
Danke, das du eine Lanze für mich gebrochen hast. :emoji_slight_smile:
Aber auch wenn ich sowohl inhaltlich, als auch in der Form vollkommen mit dir übereinstimme, möchte ich nicht das wir uns hier gegenseitig vorführen.

@alle
Wenn der Wunsch nach einer Fortsetzung besteht, schreibe ich gerne weiter. Auch wenn ich eigentlich nicht vorhatte hier einen Roman zu schreiben.
Das Ziel war (eines von insgesamt vieren, wenn ich mich recht erinnere) einen Einsteiger an Erfahrungen teilhaben lassen um nicht in die selben Fallen zu tappen.

Warum?
In Ausbildungen heißt es: "Frag nicht so dumm, sondern mach was man dir gesagt hat!"
Und im Studium wird oben links geschrieben "wir definieren" und unten rechts steht "was zu beweisen war" und der Rest dazwischen ist offensichtlich.
All zu oft wird vergessen das der Mensch nicht aus Anweisungen sondern aus selbst- und miterleben lernt.

Und ein anderer Aspekt ist der, das ich in der Zukunft selbst ganz konkrete Fragen an euch haben werde, für die es wichtig ist das die Rahmenbedingungen klar und unmissverständlich sind. Zumindest für jene die konstruktiven Willens sind.

Und schließlich, wenn auch nur ein einziger amüsiert ist, ist es doch schon ein Gewinn. Oder etwa nicht? :emoji_slight_smile:
(Hierzu verweise ich an psychologische Fachliteratur zu Themen wie "Was ist Realität" "Positive/Negative Selbstverstärkung", oder auch "Projektion")
 

yoghurt

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Hallo,
Ich habe das Thema wieder hergestellt (siehe auch woodworker-intern). Ich hoffe es sind nicht zu viele inhaltlich "lose Enden" entstanden.

Wem das Thema nicht gefällt, der kann sich um andere Themen kümmern. Wir haben ca. 100.000 davon.
 

joh.t.

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[
Chance das Papa in den nächsten 100 Jahren Zucker bekommt: mikroskopisch klein...

...habe ich vorher auch gesagt, aber jetzt kann ich nicht mehr und bedaure es zutiefst...

...hängt nätürlich auch vom Papa ab...
 

Großstadtschreiner

ww-kastanie
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Kapitel 3: "Von Impulskontrollstörungen und dem Henne/Ei-Problem"

Unser Epos ist nun nahezu in der Gegenwart angelangt. Wo stehen wir:
Wir verfügen über ein nahezu dienstbaren Hobel. (Wie ich zu diesem gelangt bin, schildere ich vielleicht mal zu einem späteren Zeitpunkt. Viel Später... vermutlich wenn ich mal zuviel RTL-Nacht-"RufMichAn"-Werbung gesehen habe und das verstörende Bedürfnis nach emotionaler Misshandlung verspüren sollte... *g*)
Außerdem haben wir 2 ganz passabel geschliffene Stemmeisen geschaffen und gelernt wie wir, mit der zweifelhaften Unterstützung einer "economy Class" Schleifführung, klingen in einen nutzbaren Zustand versetzen können.
Des Weiteren haben wir eine Japansäge mit einer "Crosscut" und einer "Ripcut" Seite. Ich frage mich schon seit geraumer Zeit wie diese Begriffe wohl auf deutsch heißen?

Dann kann es ja losgehen, basteln wir doch mal eine Schlitz & Zapfen Verbindung! :emoji_wink:
Nur wo? Am Kaffeetisch? Wohl eher nicht. Nicht einmal mit dem besten Willen und der stärksten Leidenstolleranz ist das auch nur Ansatweise möglich. Eine Werkbank muss also her!
Die aus Holzteilen besteht, welche mit Schlitz & Zapfen Verbindungen aneinander befestigt werden... Welche wo hergestellt werden? Hm... Wir scheinen uns im Kreis zu drehen.
Im Internet gibt es sehr schöne Anleitungen, wie man eine Werkbank Herstellen kann. Einfach, oder anspruchsvoll. Günstig, oder prunkvoll. Aber jede einzelne dieser Beispiele wurde in einer Werkstatt auf einer bereits bestehenden Werkbank erstellt, selbst wenn diese nur außerhalb des gefilmten Bereiches steht. Hm, was Tun? Wir haben weder eine Werkstatt, noch eine Werkbank. Die Lösung, wieder einmal Paul Sellers! :emoji_wink:
Weil dieser Mann wirklich weiß wovon er redet und das Handwerk offenbar bereits seid 200 Jahren ausführt weiß er auch um all die kleinen Randproblemchen, auf die man vorher gar nicht kommt. Und somit hat er eine sehr schöne Videoreihe erstellt, wie man ohne irgend etwas, außer den minimal benötigten Werkzeugen, eine Werkbank aus sägerauem Holz herstellt. Großartig! :emoji_wink:

Allerdings war mir klar das es eine menge Hobeln bedeutet und das mit meinem Hobel eine Qual werden wird. Aßserdem war da noch das Problemchen mit dem Platz. Ich hatte zwar meinen Keller dafür auserkoren, aber der ist (Präsens *g*) randvoll mit den Dingen die ein Keller üblicher Weise beherbergt. Glücklicher Weise hatte ich mir schon einen Plan gemacht wo das alles hin sollte, nämlich in die Wohnung! Genau gesagt in die Schränke, die ich in meiner neu geschaffenen Werkstatt bauen wollte.... "Da waren sie wieder, meine drei Probleme..."

-Handlungsloch-

[Handlungsloch, das (engl. Plot Hole): Logisch nicht erklärbarer und/oder völlig unmotivierter Sprung in einem Handlungsbogen. Man kennt diesen Kunstgriff aus Filmen. Zum Beispiel mit Von Diesel.]

Als sich der Nebel der Impulskontrollstörung lichtet finde ich mich mit 50m Konstruktionsholz in meinem Wohnzimmer wieder und mich beschleicht erste Sorge, was ich mir da nun wieder eingebrockt habe. Sei's drum, manchmal muss man einfach Tatsachen schaffen, damit etwas geschieht. Und das Bauholz musste unbedingt "verschwinden", bevor die Misses Heim kommt!

Der Plan war einfach, ich hatte mir eine schlüssige Konstruktion erdacht, nach der die Latten zusammen geschraubt werden, ohne viel Schnick oder Schnack (Ich schaue mal ob ich davon irgendwie Fotos hier rein bekomme). Zwei seitenfüße in H-Form und ein dritter zum Abstützen in die Mitte. Die beiden äußeren Füße wurden an den Enden mit einer Latte an einander befestigt und schon stand das Ganze. Jetzt hieß es Die Tischplatte einfach nur aufzuschrauben und halbwegs glatt zu hobeln (Wobei darauf zu achten ist, dass die Schrauben weit genug versenkt sind um den Hobel nicht zu beschädigen).

An dieser Stelle unterbreche ich die Geschichte, da mir jede weitere Beschreibung nutzlos erscheint, wenn man das Produkt nicht bildlich vor sich sieht. Im nächsten Teil werde ich dann auf die Vor- und Nachteile dieser Konstruktion eingehen, womit wir uns dann auch endlich in der Gegenwart befinden und ich brennend auf eure kreativen und fachlichen Impulse gespannt bin, wie man Projekt Schreinerwerkstatt versiert vorantreiben kann. :emoji_wink:
 

JimmyStone

ww-pappel
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11. August 2017
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Lieber Großstadtschreiner,

ich bin in einer ähnlichen Situation, wie du.
Mein Vater war ebenfalls Handwerker (aber gelernter Blechschlosser und insgesamt eher ein Allrounder) und ich bin daher auch in der Theorie nicht völlig blöd. In der Praxis dann aber eben leider schon. :emoji_grin:

Jedenfalls wollte ich nur mal "Danke" sagen. Dein Tagebuch spricht mir aus der Seele. Gerade das Thema "Anfangen ohne Werkstatt oder anderen geeigneten Ort" bereitet mir immer noch so einige Sorgen.

Unser Keller ist zwar mittlerweile teilweise umfunktioniert und ich habe was zum darauf arbeiten (Ein Spanntisch von Lidl und eine ausgediente Ikea Kommode) aber so richtig damit arbeiten geht halt auch nicht. Der Keller ist halt eben auch nach wie vor noch ein Lagerraum und bietet nicht sonderlich viel Platz und zu viel Dreck darf da auch nicht gemacht werden.

Und auch, wenn ich schon zwei kleine "Projekte" fertigstellen konnte befinde ich mich noch ganz ganz am Anfang und habe deine bisherigen Schilderungen mit viel Nicken und Schmunzeln gelesen. Manchmal ist es einfach gar nicht so wichtig, ob sich aus einem Post eine Frage ableiten lässt. Mir macht das Mut, weil ich weiß, dass ich nicht der einzige Noob bin und Noob sein okay ist. :emoji_slight_smile:

Also danke noch mal.

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