Eiche wirklich krebserregend-Alternative Akazie?

kniebi

Gäste
Liebe Holzwerker,

ich möchte mir einen Esstisch bauen, eigentlich aus Eiche-Leimholz, aber ich lese immer wieder, dieser Holzstaub sei kreberregend...
Sauger, Klasse L (Festool) ist vorhanden, aber alles erwischt er ja auch nicht beim Sägen/Fräsen.

1) Gibt es überhaupt (Hart-)hölzer, die generell als unbedenklich eingeschätzt werden können?

2) Wäre Akazie eine "gesunde" Alternative?

Bin ziemlich verunsichert, wenn ich z.B. lese " habe nach dem Sägen Nasenbluten (!) bekommen, ist aber nicht weiter schlimm..."

Will nichts dramatisieren, allergische Reaktionen kann es auf so gut wie alles geben, will aber auch nichts verharmlosen und ein unnötiges (weil vermeidbares) Risiko eingehen.

Gruss
kniebi
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.319
Ort
Dortmund
Nach allem, was ich gehört und gelesen habe, ist Eiche nicht kritischer als andere Holzstäube. Eiche ist lediglich besser untersucht, aber es gab auch wieder Zweifel an dem Krebsverdacht. Neben Krebsverdacht gibt es auch allergische Reaktionen. Wer auf was allergisch reagiert, ist auch wieder ganz unterschiedlich.
 

fischzwergle

ww-pappel
Registriert
3. Januar 2010
Beiträge
5
Ort
Bei Zeppelinstadt
Ich denke der Krebsverdacht bei Eichenstaub bezieht sich darauf, dass die Berufsgenossenschaften mit Regressansprüchen bombardiert werden. Wenn die BG´s jedoch auf den Krebsverdacht schon hinweisen und entsprechende Arbeitsschutz-masnahmen fordern wie das tragen von Staubmasken P2 oder ähnliches dann können sie die Ansprüche abweisen bzw. mindern.

Ich denke für Hobbywerker die gelegentlich mal n´bisschen Holzstaub "Schnupfen" besteht kein Problem. Das gibts dann wenn man täglich die Nase zu voll nimmt. :emoji_grin:

Gruß Michael
 

kniebi

Gäste
Hallo,

danke für Eure schnellen Antworten. Ich finde, das Thema ist recht schwer einzugrenzen, aber Eure Antworten leuchten mir ein. Wahrscheinlich kann man schlicht und ergreifend nicht genau abgrenzen, ob Eichenstaub auf Dauer wirklich krank macht oder nicht...

Gruss
Kniebi
 

magmog

ww-robinie
Registriert
10. November 2006
Beiträge
13.049
Ort
am hessischen Main, 63500
guude,

in den 80-ern wurde bei holzbearbeitern, die in england auf trommelschleifmaschinen geschweifte teile für den gestellmöbelbau, vor allem in eiche und buche, ohne funzende absaugung fertigten, eine statistisch erhöhte häufigkeit des ardenokarzinoms festgestellt. darauf hin wurde holzstaub u.a. als krebserregend in die MAK-liste aufgenommen.

dies hatte sinnvollerweise zum allgemeinen zwang der betriebe zum einbau/ertüchtigung von absauganlagen geführt.

im krebsforschungsinsitut heidelberg wurden darauf hin umfangreiche untersuchungen durchgeführt, die jedoch zu keinem ursachen-wirkungsnachweis führten.
vor jahren wurde das auch publiziert, jedoch scheinen einige daran interessiert zu sein, daß diese untersuchung scheinbar nicht mehr aufzufinden ist, m.e. im sinne der durchsetzung von luftreinhaltungsmaßnahmen in betrieben auch nachvollziehbar.

die offizielle stellungsnachme scheibt daher:

zitat: "Inzwischen gibt es vielfältige Hinweise darauf, dass Holzstaub als Ursache für Krebserkrankungen immer in Kombination mit anderen Belastungsstoffen (z. B. Holzschutzmittel) in Frage kommt. Aber auch auf europäischer Ebene wird der Holzstaub von sogenannten "Harthölzern" als besonders belastend eingestuft."

quelle: Betrieblicher Umweltschutz in Baden-Württemberg : Holzstaub

zu einer wie auch immer gearteten einschätzung mussten die offiziellen stellen kommen, da sonst, wegen unbegründeter auflagen für die betriebe, regressforderungen im mehrstelligen milionenbereich hätten gestellt werden können.

robinie ist ein wunderbares ersatzholz für eiche, allerdings mengen- und qalitätsmäßig schwierig. einige bearbeiter reagiern auf inhalsstoffe der robinie, wie bei anderen hölzern auch.
verarbeitet sind nur ganz wenige hölzer problematisch.
 

HeldDerLiebe

ww-buche
Registriert
25. Mai 2011
Beiträge
251
solange du dich nicht täglich damit einstaubst, ist die Krebsgefahr zu vernachlässigen. Ausgenommen allergische Reaktionen1
 

ToK_ToK

ww-kiefer
Registriert
11. März 2008
Beiträge
51
Ort
Dresden
Guten Abend,


problematisch ist der Staub, nicht vordergründig das Material. Das reine Vorhandensein des von den Zellen in der Lunge "irgendwie zu behandelnden" partikulären Materials überfordert bei größeren Mengen ebenjene Zellen, deren Neigung, sich dann bösartig zu verändern, sich erhöht. Weiterhin: sind die Immunabwehrzellen mit dem Staub beschäftigt, kommen andere Krankheitserreger leichter zu Zuge.
Stichwort zum Weitergockeln: Staublunge.

Viele Grüße,
Thomas
 

kniebi

Gäste
Danke für die weiteren "tiefergelegten" Infos! Dann nehme ich also mit:

1) Robinie wäre ein Ersatz für Eiche

2) Nicht speziel Eichenstaub, sondern (Holz)Staub an sich ist problematisch - also Absaugung, Maske, Nass wischen etc.

3) Es ist eine Frage der täglichen Dosis und der persönlichen Veranlagung

4) Staub alleine genügt nicht, es müssen andere Stoffe (z.B. Holzschutzmittel) hinzukommen

Herzlich
kniebi
 

Georg L.

ww-robinie
Registriert
5. März 2004
Beiträge
4.236
Ort
Bei Heidelberg
1) Robinie wäre ein Ersatz für Eiche

Ja, mit den Einschränkungen die Justus schon genannt hat.

2) Nicht speziel Eichenstaub, sondern (Holz)Staub an sich ist problematisch - also Absaugung, Maske, Nass wischen etc.

In dem Zusammenhang würde ich Robinie nicht unbedingt als unproblematischer einstufen. Grundsätzlich würde ich aber sagen, je feiner der Staub, desdo eher ist mit gesundheitlichen Problemen zu rechnen. Also Sägespäne wurde ich als ungefährlicher wie Schleifstaub einstufen. Aber immer mit guter Absaugung arbeiten.

3) Es ist eine Frage der täglichen Dosis und der persönlichen Veranlagung

Sehe ich genauso.

4) Staub alleine genügt nicht, es müssen andere Stoffe (z.B. Holzschutzmittel) hinzukommen

Darauf würde ich mich nicht verlassen, da wäre mir die Datenlage zu dünn. Lieber etwas vorsichtiger als später gesundheitliche Probleme.
 

Frown

ww-nussbaum
Registriert
20. Februar 2011
Beiträge
96
Meiner Meinung nach ist es übertrieben nach einer alternativen Holzart zu suchen nur wegen einem Projekt. Wenn man ein Leben lang mit einem Material arbeiten muss, das unter Verdacht steht, dann ja, kann man sich schon Gedanken machen, aber nicht wegen einem Tisch.

Ich denke es ist viel wichtiger möglichst sauber zu arbeiten (d.h. keine Staub- und Spanberge in der Werkstatt ansammeln lassen), eine Absaugung mit gutem Filter einsetzen und bei den Schritten, die starke Staubentwicklung verursachen, eine Staubmaske tragen. Ausserdem immer Atemschutz tragen, wenn man Holz behandelt.

Wenn man dies so macht und im Hobbybereich tätig ist, dann ist die eigene Belastung wahrscheinlich um Grössenordnungen geringer, als diejenige eines Berufsschreiners.

Jeder muss dies natürlich für sich entscheiden. Ich mache es aber so.
 

rogsch

ww-ahorn
Registriert
11. Juni 2011
Beiträge
127
Ort
Zwickau
So lange du keine Eibe verarbeitest, brauchst du dir eigentlich keine Sorgen machen. Die Eibe ist Deutschlands giftigster Baum und wird auch nicht zum Verkauf angeboten. Bei Buche und Eiche ist es nur bei Tischlereien wichtig, da diese dies melden müssen, wenn von den Sorten von Holz viel verarbeitet wird. Da der Hartholzstaub beim Menschen nachgewiesenermaßen Nasenschleimhautkrebs erzeugen kann.

Nur weil Du nun einmal mit Eiche arbeitest, brauchst du dir wirklich keine Sorgen machen. Da sind andere Umwelteinflüsse wesentlich schlimmer.... Wie passivrauchen, Autoabgase und und und.
 

waulmurf

ww-ulme
Registriert
2. Februar 2009
Beiträge
161
Ort
Berlin
Holzstäube

Das System des Arbeitsschutzes (seit Bismarck) läuft ja so, dass der Unternehmer aus Regressforderungen bezüglich Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten herausgenommen ist. Stattdessen leistet eine Berufsgenossenschaft o.ä. (Unfallkasse). Und diese gibt natürlich (gesetzlich verbindliche) Vorgaben zur Arbeitsgestaltung heraus – die Unfallverhütungsvorschriften.
Entstanden sind diese durch Erfahrungen und Untersuchungen.

Für den privaten Bereich gelten diese natürlich nicht – aber es ist schon sinnvoll, diese zu beachten.

Speziell zu Holzstäuben: Hier gilt die Technische Regel für Gefahrstoffe TRGS 553 „Holzstaub“ – wer nachlesen möchte: BAuA - TRGS 553 Holzstaub / Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) / Gefahrstoffe / Themen von A-Z / Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin .

Noch eine kurze Bemerkung:
Die Problematik der Holzstäube hat sich in den letzten Jahren verschärft (erkennbar an steigenden Berufserkrankungen):
 es werden neue Materialien verwendet (Leim- und Epoxydharzanteile sind höher)
 anstatt Holzspänen entstehen mehr Holzstäube (Fräser mit Abweisern, höhere Drehzahl bei Fräsern)
 es kommt zum Zusammenwirken verschiedener Stoffe (Lösemittel, Stäube) und die Wirkung vervielfacht sich (Allergien)

Meine Empfehlungen für den Hobbybereich:
Irgendwelche Holzarten muss man nicht meiden. Möglichst immer mit Absaugung arbeiten. Bei hohem Staubanfall Staubmaske (FFP2-maske) benutzen. (Masken bitte nicht offen im Arbeitsraum lagern – die sind nutzlos, wenn sie innen verschmutzt sind!)
UND:
Gerade hier ist der Unterschied zwischen billigen Hobbygeräten und BG-geprüften Maschinen enorm. Aus eigener Erfahrung kann ich das für Lamello-fräser berichten. Nach Arbeiten mit dem Profigerät muss ich nicht einmal die Werkstatt ausfegen.

Das nur in Kurzform.
Sollte jemand noch irgendwelche Fragen haben – PN an mich.
Gruss
waulmurf
 

Gnurke

ww-pappel
Registriert
10. Juni 2013
Beiträge
3
Ort
Kassel
Servus zusammen,

ich habe nun viele verschiedene Meinungen und Ansichten über Holzstäube gelesen... zu einem wirklichen Ergebnis bin ich nicht gekommen.. aber auch sehr gute und hilfreiche Tipps.. Ich fange bald ein Lehre als Schreiner an, meint Ihr ich sollte mich vorher auf alle Möglichen Holzallergien testen? und für alle Fälle eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen? Oder ist das Risiko gar nicht "sooo" Groß?

Viele Grüße,
Gnurke
 

andi121

ww-birnbaum
Registriert
14. Juni 2010
Beiträge
242
Ort
Rosenheim
Hallo,

mein Vater war 47 Jahre lang Schreiner bis zur Rente und danach noch als Hobby weiter. In der aktiven Zeit hat er Treppen gebaut - meist Eiche.
Da er selbst wie eine Eiche ist, ist er kerngesund, obwohl fast 80.
Vom Sorgen-Machen wird man leichter krank als vom Eichenstaub.
Gruss
andi
 

Mitglied 42582

Gäste
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist immer sinnvoll. Allergietest kann nicht schaden, aber den würde ich nur machen wenn du eh bereits zu Allergien tendierst.
Ich hab mal einen gemacht und dabei wurde festgestellt, das ich auf irgendwelche Rasenarten allergisch reagiere. Gemerkt habe ich das allerdings noch nie, noch nicht mal beim Rasenmähen ohne Staubmaske:emoji_grin:
 

DIYer

ww-ahorn
Registriert
24. April 2013
Beiträge
105
Ort
Kassel
Liebe Holzwerker,

ich möchte mir einen Esstisch bauen, eigentlich aus Eiche-Leimholz, aber ich lese immer wieder, dieser Holzstaub sei kreberregend...
Sauger, Klasse L (Festool) ist vorhanden, aber alles erwischt er ja auch nicht beim Sägen/Fräsen.

1) Gibt es überhaupt (Hart-)hölzer, die generell als unbedenklich eingeschätzt werden können?

2) Wäre Akazie eine "gesunde" Alternative?

Zwei Körner Akazienstau und ein Korn Eichenstaub reicht schon, um Krebs mit Metastasen zu verursachen. Ist schlimmer als angereichertes waffenfähiges Uran. Darum auch die vielen Krebstoten in der Holzbranche. Also ich würde nicht den sicheren Tod für einen Schreibtisch riskieren.
 

lakarando

ww-esche
Registriert
12. November 2010
Beiträge
435
Ort
Friedberg
Zwei Körner Akazienstau und ein Korn Eichenstaub reicht schon, um Krebs mit Metastasen zu verursachen. Ist schlimmer als angereichertes waffenfähiges Uran. Darum auch die vielen Krebstoten in der Holzbranche. Also ich würde nicht den sicheren Tod für einen Schreibtisch riskieren.

Ich glaub, dat kommt etwas zu spät ( mal auf das Datum des Eingangsthread gucken )
 

w00dpecker

ww-pappel
Registriert
17. Juni 2013
Beiträge
2
Hallo Gnurke,

ich habe nun viele verschiedene Meinungen und Ansichten über Holzstäube gelesen... zu einem wirklichen Ergebnis bin ich nicht gekommen.. aber auch sehr gute und hilfreiche Tipps..

das stimmt, die Meinung über Holzstaub ist gespalten:
1. Laut Wikipedia "Es wird deshalb mittlerweile davon ausgegangen, dass Hartholzstaub alleine nicht die Ursache für diese Krebserkrankungen ist."
auf der anderen Seite 2. besteht die Meinung, dass Holzstaub für den Krebs verantwortlich ist...

Ich fange bald ein Lehre als Schreiner an, meint Ihr ich sollte mich vorher auf alle Möglichen Holzallergien testen?
Vorher testen kann ich dir auf jeden Fall empfehlen, kann ja nicht schaden. Im schlimmsten Fall nützt dir etwas..

und für alle Fälle eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen? Oder ist das Risiko gar nicht "sooo" Groß?
Das ist natürlich schwer zu sagen, auf jeden Fall die Holzstaubgrenze von maximal 2 mg/m3 Holzstaub in der Atemluft am Arbeitsplatz nicht überschreiten und den Arbeitsplatz regelmäßig sauber machen.

Ich hoffe ich konnte helfen,

Gruß Klaus
 

frhofer

ww-fichte
Registriert
22. Juni 2013
Beiträge
15
Hallo,

mein Vater war 47 Jahre lang Schreiner bis zur Rente und danach noch als Hobby weiter. In der aktiven Zeit hat er Treppen gebaut - meist Eiche.
Da er selbst wie eine Eiche ist, ist er kerngesund, obwohl fast 80.
Vom Sorgen-Machen wird man leichter krank als vom Eichenstaub.
Gruss
andi

Mein Gott, was für eine Argumentation!
"Helmut Schmidt ist über 90. Also ist Zigarettenrauch nicht krebserregend…"
 

frhofer

ww-fichte
Registriert
22. Juni 2013
Beiträge
15
Zum Thema vorheriger Allergietest:
Das bringt mal gar nix, für eine Allergie ist eine vorherige Exposition notwendig, die man in aller Regel erst während der Lehre erfährt (zumindest gegen "alle möglichen Holzarten", wie oben angefragt... )
 
Oben Unten