DIN 9001:2008 Erfahrungen

Stick69

ww-esche
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Hi,

1. Arbeitet ihr in Betrieben, welche nach der 9001 zertifiziert sind?
2. Wenn ja, wie sehen eure Erfahrungen damit aus ?
3. Viel Mehraufwand für die Pflege des Systems ?
4. Habt ihr messbare Vorteile bei korrekter Pflege ?
5. Wie steht's um die Akzeptanz bei den Mitarbeitern ?

Hintergrund ist, dass wir gerade dabei sind, die beratenden Vorbereitungen abzuschließen, und jetzt an die Umsetzung gehen, um dann in absehbarer Zeit vom TÜV auditiert zu werden. Deshalb wollte ich mal andere Meinungen/Erfahrungen hören bzw. lesen.

so Long

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WinfriedM

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Mich würde mal interessieren, was der Grund für die Zertifizierung ist.

Meine Erfahrungen aus anderen Branchen: Mehr Fluch als Segen. Aber oft hat man ja keine Wahl und muss es machen, weil der Markt es erwartet oder man sich Wettbewerbsvorteile von verspricht. Was hab ich schon Stunden in ziemlich sinnlose QM-Arbeit gesteckt. Man schreibt ganz viel Papier, was niemanden wirklich bei der Arbeit interessiert. Wer schlecht arbeiten will, schafft das auch mit QM. Ein Chef, der Chaot ist, bleibt auch mit QM ein Chaot und sabotiert alle Bemühungen. Und manches, was man früher einfach machte, darüber werden heute unzählige Dinge dokumentiert, die nur für eine Menge Arbeit sorgen, aber nicht wirklich was bewirken. Und natürlich all die Berater, die am QM verdienen.

In manchen Bereichen hat sich aber tatsächlich was durch geregelte Abläufe verbessert. Dafür braucht man aber kein zertifiziertes QM, sonder einfach mal jemanden, der sich mit Arbeitsorganisation beschäftigt und ein gemeinsamer Wille, durch gut Organisation viel Zeit zu sparen und besser zu werden.
 

Stick69

ww-esche
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Hi,

wir müssen es machen, Kundenforderung. Ansonsten werden wir bei zukünftigen Ausschreibungen nicht mehr oder nur eingeschränkt berücksichtigt. Des Weiteren hatten wir jetzt schon vermehrt Anfragen, in denen eine Zertifizierung gewünscht war.

Grundsätzlich sehe ich auch ein, dass man sich ab einer bestimmten Größe ein wie auch immer geartetes System verordnet, welches die betrieblichen Abläufe regelt. Wenn dieses System mit denen in den Betrieben, mit welchen man zusammenarbeitet konform geht, umso besser.

Was mich stört, ist dieses Kanisterkoppdenken nach dem Motto, die DIN fordert das, also muss es gemacht werden, egal ob dies im Einzelfall Sinn macht oder nicht. Mir graut jetzt schon vor dem ganzen Verwaltungsaufwand, den die ganze Geschichte mit sich bringt.

Zitat Winfried :"In manchen Bereichen hat sich aber tatsächlich was durch geregelte Abläufe verbessert. Dafür braucht man aber kein zertifiziertes QM, sonder einfach mal jemanden, der sich mit Arbeitsorganisation beschäftigt und ein gemeinsamer Wille, durch gut Organisation viel Zeit zu sparen und besser zu werden. "

Sehe ich ganz genauso, aber dann stände ja ein ganzes Heer von Beratern ziemlich doof da.
In unserem Fall ist jetzt schon absehbar, das wir der ganzen Dokumentation-, Verwaltungs,- und Auswertungspflicht mit unserem aktuellen Personalbestand nicht wie gefordert nachkommen können.

Naja, mal schauen, wie sich die ganze Geschichte noch entwickelt.

so Long

Stick
 

heiko-rech

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Hallo,

ich war in meinem ehemaligen Betrieb maßgeblich an der Einführung beteiligt und habe auch viele Unterlagen erstellt. Wenn man das System versteht bringt es Vorteile. Das schweirige daran ist, den Aufwand zu minimieren. Das gelingt, wenn Selbstläufer entstehen. Die Mitarbeiter müssen hinter dem System stehen und einen Teil der Pflege übernehmen. So kann das komplette Mitarbeiter KVP in eigenregie der Mitarbeiter ablaufen.

Wie weit man den bürokratischen Aufwand treibt liegt ja zum Teil in eigenem Ermessen. Was uns enorme Vorteile brachte waren klare Arbeitsanweisungen für die hergestellten Produkte. Bei uns liefen Serien in Losgrößen 30 - 1000. Alle Maschineneinstellungen, Messwerte, Arbeitsschritte waren pro produkt dokumentiert. Ergebnis: Weniger Fragen, ruhigerer Produktionsablauf. Oder Wartungspläne. Jede Maschine hatte einen Wartungsplan, der strikt eingehalten wurde. Ergebnis: Weniger Maschinenstillstand, weniger Schäden.

Eine gute und sinnvolle Dokumentation kostet erst einmal viel Geld, bringt aber bei richtiger Umsetzung viele Vorteile. Irgendwann verstehen das auch die Mitarbeiter.

Wie schon geschrieben halte ich sowas in jedem Betrieb für sehr sinnvoll. Ein Zertifikat braucht man dazu nicht. Wenn das Zertifikat gefordert ist muss man versuchen den Aufwand im Rahmen zu halten. Es gibt Leute die schießen da übers Ziel hinaus. Das muss vermieden werden.

Versucht also die Mindestanforderungen zu erfüllen und dabei für euren Betrieb einen Mehrwert heraus zu schlagen.

Was noch wichtig ist: ein gutes Dokumentenmanagement. Wir hatten eine Software, die Bestandteil unseres ERP Systems war. Ein gutes System mit dem man Versionsstände, Freigaben etc. verwalten kann bringt Überblick. Das geht aber zur Not auch mit einer guten Ordnerstruktur, einer Excel Tabelle und viel Disziplin.

Gruß

Heiko
 

WinfriedM

ww-robinie
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Sehe ich auch so, das ist ein Spagatt, das Geforderte so zu gestalten, dass es wirklich auch nützlich ist. Da steckt die große Herausforderung.

Die klaren Verantwortlichkeiten fand ich sehr günstig. Jetzt konnte sich keiner mehr rausreden, warum mal wieder dieses oder jenes nicht gemacht ist. Allerdings kommt dann auch Ärger auf, wenn die Leute sowieso regelmäßig überlastet werden und dann noch eins auf den Deckel bekommen, weil sie Routineaufgaben nicht gemacht haben. Irgendwann platzt der Kragen. Wenn der Chef weiter fordert wie bisher und keine Zeit für die neuen Anforderungen zur Verfügung stellt, wirds problematisch. Dabei ist diese Zeit ja oft dafür zuständig, an anderer Stelle einiges einzusparen oder Maschinenausfälle zu minimieren.
 

Stick69

ww-esche
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Hi,

Hallo,

ich war in meinem ehemaligen Betrieb maßgeblich an der Einführung beteiligt und habe auch viele Unterlagen erstellt. Wenn man das System versteht bringt es Vorteile.

Verstehen ist das Eine, die Umsetzung das andere, hier sehe ich noch nicht die Probleme. Haarig wird es erst bei der kontinuierlichen Pflege, das bereitet mir im
Augenblick noch Kopfzerbrechen.

Arbeitsanweisungen, bzw. Fertigungsaufträge mit festgelegten Parametern bestehen bereits, wird sich auch dran gehalten, aber noch nicht dokumentiert.

Ein weiterer Vorteil ist sicherlich auch die klare Zuweisung von Zuständigkeiten, hier kann sich dann niemand mehr rausreden.

Was die Verwaltung von produktionsrelevanten Unterlagen angeht,- Fertigungsaufträge werden aus dem ERP generiert und Zeichnungen werden ebenfalls per EDV verwaltet, sieht es auch nicht so blöd aus. Aber alles andere muss noch eingestielt werden.

so Long

Stick
 
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