Keilzink, Andreas: Ich weiss jetzt nicht genau, worauf du mit deinem Text hinaus willst. Ich glaube du meintest damit meine Aussage, dass man gegen die Machenschaften nichts unternehmen kann.
Ich würde mir für mich wünschen, dass ich erkennen kann, woher das Holz kommt, dass ich in der Hand halte und mit dem ich auch mein Geld verdient hab.
Und damit meine ich noch nicht einmal die Bohle vom Sägewerk, oder die Fichtenrahmen aus dem Baumarkt. Eher schon die OSB Platte für den neuen Maker-Shop im Einfamilien-Häusle. Was ist denn mit den Handgriffen von Haarbürsten oder Taschenmessern, mit den Brotzeitschneidebrettern, mit Zahnstochern im Restaurant, dem Holzspielzeug und den Korken in den Weinflaschen, die Holzschnitzel in den Wein- und Whisky Tanks, die Späne in den Erdbeerjoghurts, das Holz für den geräucherten Schinken? Die Pellets für den warmen Winter-Weihnachtsofen im kuschligen Neubau. Kleinigkeiten wird mancher sagen, unbedeutend, Mindermengen.
Klar, das kommt alles aus sorgfältig kontrollierten Anbaugebieten in Finnland, Schweden, Spanien, Italien und natürlich aus Baden-Würtemberg.
Und das sind dann alles Rentner die in Teilzeit jeden Tag zwei Stunden auf der Bank unter der Kastanie Zahnstocher schnitzen?
Die Wildeiche ist groß in Mode, jede Ehefrau drängt ihren Mann: Kauf so einen Tisch. Und dann noch das passende Echtholzparkett dazu. Woher das Holz kommt fragt keiner, oder man druckt zur seelischen Beruhigung irgendeinen Phantasiestempel in einen Prospekt. Gibts eigentlich schon Bio-Holz?
Sibirische Lärche, das ist sowas wie schwäbischer Kartoffelsalat, Nürnberger Rostbratwürschtel, oder Flensburger Pils? Muss ja gut sein.
Ich möchte nicht wissen wieviele Einbauküchen in Deutschland pro Jahr verkauft werden. Jeden Tag ist hier der Parkplatz eines Baumarktes voll mit den Montage Lkws eines bekannten Möbel- und Küchenhauses. Die ganzen Spanplatten dafür wachsen nicht auf den Bäumen.
Ich hab das selbst erlebt, du kannst, wenn du im Großhandel Produkte aus Asien kaufst, gegen einen geringen Mehrpreis dir bei der Produktion alle möglichen Stempel ins Gehäuse machen lassen. TÜV, CE, was auch immer du gerne hättest. Willst du ein Ökolabel in deinem T-Shirt? Auf dem Fliessband bekommen die letzten 1000 Shirts ein Label eingenäht. Sind alles die gleichen Shirts, der gleiche Baumwollfaden, aber interessiert ja keinen und man kann den 20fachen Preis verlangen.
In Frankreich weiss man bis jetzt nicht, woher man das Eichenholz für den neuen Dachstuhl der Notre-Dame hernehmen soll, weil es im ganzen Land nicht genug alte Eichen gibt. Aber irgendwer treibt schon eine Quelle dafür auf.
Das meinte ich, dass man gegen diese Machenschaften nichts unternehmen kann. Es ist zuviel, es betrifft all unsere Lebensbereiche (schon mal gefragt, woher die ganze Zellulose für Toilettenpapier kommt?) und keiner hat mehr einen Überblick. Wenn mich ein Kunde fragt, woher kommt das Holz, dass sie gerade an meine Hauswand schrauben? Ich weiss es nicht.
Ich greife niemanden persönlich an, allein weil ich hier niemanden persönlich kenne. Wir müssen uns aber schon ein wenig mehr Gedanken machen, über das, was unser Beruf oder unser Hobby ist. Aber vielleicht lasse ich doch besser in Zukunft derlei Gedanken oder behalte sie zumindest für mich.
Nix für ungut. Servus und Pfiat Gott.