Chef läßt mich das Gesellenstück nicht machen

arno61

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Hallo zusammen,

ich habe ein großes Problem mit meinem Chef. Ich mache eine Schreinerlehre und bin kurz vor der Gesellenprüfung (in ca. einem Monat).

Unsere Schreinerei ist ein kleiner Betrieb und leider muss ich sagen, dass der Chef sehr seltsam ist, aber ich war damals froh, eine Lehrstelle zu bekommen.

Ich mache Überstunden seit ich in der Lehre bin. Im 1. Lehrjahr konnte ich die auch abfeiern, bzw. wurden mir ausgezahlt. Die Anzahl der Überstunden war zwar unzulässig, da ich zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig war, aber man meckert ja nicht gleich, wenn man endlich eine Lehrstelle bekommt.

Inzwischen bin ich 19 und seit ca. 6 Wochen verlangt mein Chef von mir, das ich montags bis samstags jeden Tag an die 10 -12 Stunden arbeiten soll.

Das Schlimmste ist aber - Er gibt mir keine Gelegenheit mein Gesellenstück zu fertigen. Alle anderen in meiner Berufsschulklasse haben schon angefangen. Ich wüsste auch gar nicht, wann ich das Gesellstück fertigen sollte, denn ich muss ja jeden Werktag arbeiten.

Geschweige denn, dass ich zum Lernen für die Prüfung komme - außer Sonntags.

Inzwischen habe ich seit dem letzten Jahr über 350 Überstunden die ich weder abfeiern kann, noch ausbezahlt bekommen habe.

Ich habe mich inzwischen mit der IHK in Verbindung gesetzt und der Herr meinte, dass ich in diesem Fall das Recht hätte fristlos zu kündigen. Das blöde ist aber, das ich eine Werkstatt finden müsste, in der ich mein Gesellenstück fertig machen könnte.

Mit meinem Chef kann ich nicht reden. Der ist mir rethorisch überlegen und redet sich immer raus, bzw. fängt das schreien an. Außerdem sagt er heute so und morgen so.

Ich will auf alle Fälle weg von diesem Laden, aber ich will vorher meine Gesellenprüfung machen. Aber, wie gesagt, er gibt mir imAugenblick keine Gelegenheit dazu. Für mein Gesellenstück sind 80 Stunden angesetzt.

Was soll/kann ich euerer Meinung nach tun?

Danke

Arno
 

Heinz

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Hallo Arno,

bei der IHK bist Du falsch, für Dich als Handwerks-Azubi ist die Handwerkskammer zuständig.

Ich würde Dir vorab folgendes empfehlen: Wende Dich an die Handwerkskammer und lass Dich nicht mit Tipps abspeisen. Die sollen das Problem für Dich lösen. Spreche zusätzlich mit der örtlichen Schreiner-Innung, auch die sollen mal persönlich auf deinen Chef einwirken.

Und lass Dich ansonsten nicht durch rhetorische Tricks von Deinem Chef beeindrucken, wer so was macht, hat keine Argumente. Was dein Chef von Dir verlangt, nämlich unbezahlte Überstunden abzuleisten, verstöst gegen das Arbeitsrecht und Deinen Ausbildungsvertrag.

Ziel muss natürlich sein, Dein Gesellenstück zu bauen und die Prüfung zu bestehen.
Danach forderst Du Deinem Chef schriftlich auf, die geleisteteetn Überstunden zu bezahlen, und zwar zum Gesellenlohn.

Viel Erflg wünscht Dir

Heinz
 

raftinthomas

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wo wohnst du?
wende dich SOFORT an deinen zuständigen gesellenprüfungsausschuss. der gehört zumindest in meinen breiten nicht direkt zur hwk sondern zur innung/kreishandwerkerschaft.
wenn du da keinen kennst, eventuell auch an einen berufsschullehrer, den du kennst und für umgänglich erachtest.
der typ von der hwk (ich hoffe, an die hast du dich gewendet) ist wohl ne echte flachpfeife.
wann ist denn offizieller anfang des gesellenstückbaus und wann abgabe?
 

WinfriedM

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Manche reagieren emotional sehr unangenehm, wenn die sich hintergangen fühlen, wenn also dein Chef auf einmal einen Anruf von irgendjemand Externen bekommt, den du aktiviert hast. Wenn da zuvor nicht genügend direkt miteinander gesprochen wurde, kann der Schuß auch nach hinten losgehen.

Ich würd also erstmal alles ausreizen, es direkt mit ihm zu klären, auch wenn das für dich sehr unangenehm sein kann. Deine Argumente sind doch gar nicht so schlecht: Du hast mittlerweile 350 Überstunden, also sowieso schon viel mehr für ihn gearbeitet, als notwendig. Und jetzt brauchst du Zeit für dein Gesellenstück, wo es dir verdammt wichtig ist, dass das wirklich gut wird. Dieses Projekt hat einen klaren Fertigstelltermin und du brauchst mindestens 80 Stunden. Das ist jetzt DEINE AUFGABE und das hat jetzt Priorität.

Wenn er sich da irgendwie wehrt, dann frag ihn doch, wie er sich das vorstellt oder wie er die Sache angehen würde. Oder frag ihn, wie er damals sein Gesellenstück gebaut hat. Oder lass dir mal sein Gesellenstück zeigen und redet darüber, wie wichtig sowas ist. Dann bekommst du ihn vielleicht auf deine Seite, dass auch er dein Ziel mit unterstützt. Das beste wäre, wenn du ihn emotional so erreichen kannst, dass er dein Verbündeter bei der Umsetzung deines Projektes wird.

Wenn er sehr wechselhaft ist, vereinbare mit ihm eine klare Struktur, wie die nächsten Wochen ablaufen werden. Da reicht es nicht, wenn er sagt: "Ja, kannste machen, wenn gerade nichts zu tun ist..." Dann wird das nämlich nie was.

Was ist eigentlich mit dem Wochenende, kannst du da an deinem Gesellenstück in der Werkstatt arbeiten? 4 Wochen kein freies Wochenende zu haben, ist ja noch überschaubar...

Übrigens: Das ist ja auch ein sehr wichtiger Lehrinhalt: Zu lernen, die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen. Und auch, andere Menschen von seiner Position zu überzeugen. Kannst du später im Berufsalltag immer wieder brauchen :emoji_wink:
 

TischlerLoos

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wie kann man denn wenn man jeden tag 10 -12 stunden arbeitet um 10 Uhr n post in nem forum machen? habt ihr an der Hobelbank nen PC?
 

arno61

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Hallo,

erstmal vielen Dank an alle für die schnellen Antworten.

>>habt ihr an der Hobelbank nen PC?<<
Der Patrick hat mich ertappt. Also, ich bin der Vater des Betroffenen und schreibe in seinem Auftrag. Mein Sohn ist natürlich zu dieser Zeit wie üblich in der Arbeit.

Zur IHK: Das war ein Fehler meinerseits. Ich hatte natürlich die HK gemeint. Der Herr dort meinte, er könne so kurzfristig gar nix machen. Ich, bzw. mein Sohn sollte der HK doch nen detailierten Bericht schicken wenn er bei der Schreinerei gekündigt hat.

Ich wohne im Raum Aschaffenburg.

Eben hab ich beim "Lehrlingsbeauftragten" hier im Landkreis angerufen um den Fall zu schildern. Der ist leider erst am Montag wieder erreichbar.

Viele Grüße

Arno
 

raftinthomas

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Ich mache eine Schreinerlehre und bin kurz vor der Gesellenprüfung (in ca. einem Monat).
...
Schlimmste ist aber - Er gibt mir keine Gelegenheit mein Gesellenstück zu fertigen. Alle anderen in meiner Berufsschulklasse haben schon angefangen. Ich wüsste auch gar nicht, wann ich das Gesellstück fertigen sollte, denn ich muss ja jeden Werktag arbeiten.

ja was denn jetzt- hat denn die prüfungszeit begonnen oder nicht?
 

arno61

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>>ja was denn jetzt- hat denn die prüfungszeit begonnen oder nicht?<<
hallo thomas,

soweit ich weiß, ist die theoretische prüfung am 06.07. abgabe von gesellenstück ist am 24.0. aber da werd ich meinen sohn noch mal genauer fragen.

tatsache ist, das der chef ihn vielleicht die zeit fürs gesellenstück gibt, aber wenn, dann erst auf den letzten drücker. wenn da was schiefgeht, hat er keine zeit mehr für korrekturen.

als er den chef darauf angesprochen hat, wann er das denn machen soll, kam die tolle antwort, das er mit dem gesellenstück doch schon vor einem halben jahr anfangen hätte können. dabei wurde das gesellenstück erst vor ca. 5 wochen vom prüfungsausschuß genehmigt.

gruß

arno
 

TischlerLoos

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er hat eine gewisse Zeitspanne bis zu abgabe... 100 h sind es bei uns im moment noch...

wenn er die vorher bekommt ist doch ok

mein Azubi muss morgen abgeben ^^
 

raftinthomas

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MOOOOOMENT!

wenn er am 24.7. abgeben muss und 100 (=2 1/2 wochen) oder 120 stunden (=3 wochen) zur verfügung hat, darf er noch gar nicht anfangen, denn die prüfung hat ja noch gar nicht begonnen. wer vorher beginnt, verstösst gegen die prüfungsordnung und macht seine prüfung ungültig.

(*hintervorgehaltenerhandmodus on *)
es ist bei einigen betrieben ist es üblich, dass der azubi schon vor beginn der prüfung einzelne teile des stücks vorbereitet, zb gezinkte schubkästen oä, die ganz zufällig auch ins gesellenstück passen. diese teile werden dann in der freizeit von den prüflingen als übungsstücke gefertigt.
das ist nicht völlig dumm, aber nicht 100% legal und bringt eine anfechtbarkeit der prüfung mit sich. anspruch hat ein azubi auf ein solches vorgehen ganz sicher nicht- eher im gegenteil.
allerdings hat er den anspruch, dass er die der prüfung zugedachte zeit in der werkstatt zu üblichen betriebsbedingungen selbstständig verbringen darf. wenn er pech hat, und der chef den betrieb immer um 17:00 abschliesst, hat er eben pech. das stück muss ja so geplant sein, der der prüfling es in der gegebenen zeit auch fertigen kann.
 

Mister G

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MOOOOOMENT!

wenn er am 24.7. abgeben muss und 100 (=2 1/2 wochen) oder 120 stunden (=3 wochen) zur verfügung hat, darf er noch gar nicht anfangen, denn die prüfung hat ja noch gar nicht begonnen.

Zumindest in NRW ist es so, wie Patrick geschrieben hat: Der Prüfungsausschuss legt einen Zeitraum von ca. 4 Wochen fest. Innerhalb dieser Zeit muss das Stück innerhalb von theoretisch 100 Stunden gebaut werden. Der Prüfungsausschuss genehmigt das Stück, wenn er die Bauzeit von 100 Stunden für realistisch hält. Ob der Prüfling dann tatsächlich innerhalb der 100 Stunden fertig wird, wird nicht so genau kontrolliert.
 

arno61

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hallo zusammen,

erst nochmal vielen dank für eure tipps. am freitag abend ist was komisches passiert. der chef hat sich um 180 grad gedreht. er hat meinem sohn gesagt, das er ab sofort nicht mehr samstags zusätzlich arbeiten muss, damit er auf die prüfung lernen kann und hat ihm die 80 stunden, die für sein gesellenstück veranschlagt sind, zugesichert.

wir haben anfang letzter woche den innungsmeister eingeschaltet und der hat auch mit dem chef gesprochen. vielleicht war ja das der auslöser für die kehrtwende. vielleicht hat er aber auch angst, das mein sohn kündigt, denn die sind voll mit arbeit über beide ohren und knapp an personal.

na ja, wie dem auch sei, im augenblick siehts erst mal gut aus - obwohl ich dem frieden noch nicht ganz traue. heute kann der schon wieder ganz anders reden. das war in der vergangenheit schon öfters der fall.

viele grüße

arno
 

Ekahard

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Nur mal aus reinem Interesse:
Wie ist die Geschichte ausgegangen ? Hat er bestanden und ist alles gut gelaufen oder gab es noch Ärger.
 

arno61

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Nur mal aus reinem Interesse:
Wie ist die Geschichte ausgegangen ? Hat er bestanden und ist alles gut gelaufen oder gab es noch Ärger.

Hallo,

vielen Dank für Euer Interesse.

Nachdem der Innungsmeister mit dem dem Chef meines Sohnes gesprochen hat, hat sich der auf einmal um 180 Grad gedreht. Wir haben nie erfahren, was der Innungsmeister gesagt hat, aber mein Sohn wurde daraufhin die Zeit zur Fertigstellung des Gesellenstückes vom Chef zugestanden.

Fazit: Er hat die Gesellenprüfung bestanden und wurde auch übernommen, allerdings sucht er augenblicklich eine neue Stelle. Ist aber nicht leicht zu finden hier in der Gegend.

Gruß

Arno
 
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