Betriebsausrichtung

VolkerDK

ww-robinie
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Hallo @Diesel1982
Finde deine Arbeit spannend, moechte dir deswegen gerne antworten, auch wenn ich kein "Profi" bin. (Nicht im Holzhandwerk)
Ich stand / stehe auch an der Schwelle, mein Hobby als Nebengewerbe (MWST pflichtig) anzumelden. Ich habe es vorerst ad acta gelegt.

1. Wegen der Abmahnflut mit dieser neuen Gesetzgebung...fehlender Hinweis auf der Website etc... habe meinen Webshop der im Aufbau war vom Netz genommen
2. In dem Augenblick, wo das Hobby zur Arbeit ausartet...naja....ist es kein Hobby mehr.

Ich habe auch wie du gerechnet: Material ist umsonst (ja, weil ich Planken aus Brennholz und Sturmwurf etc. geschnitten habe)....Maschinen habe ich sowieso ....und ne Werkstatt hat man ja auch....
Ich habe am Anfang mit 20 Euro die Stunde "kalkuliert"...weil Brutto war ja Netto in die Tasche. Beim dritten Auftrag kam mein Kunde und hat mir das doppelte gegeben was ich haben wollte, er meinte ich soll mich nicht lächerlich machen, er würde sich ja schämen sonst. Und er hat gesagt ich soll man weiter bauen (Tischplatten, Hocker, Bänke, Blumenbänke), er hat immer Abnehmer die "was feines, handgemachtes" suchen.

Long story short: Wo liegt für dich der Vorteil, 50 Schneidbretter im Baumarkt zu verkaufen, hergestellt in der gleichen Zeit mit der gleichen "Marge" wie 20 für den Messerhersteller? Ist es nicht auch "schöner", lieber vielleicht noch hochklassiger zu produzieren, als den billigen August zu machen und stundenweise am Exzenterschleifer zu hängen?
Es gibt Leute, die bezahlen für gutes Handwerk bares Geld. Für die sind, 100, 300, oder 3000 Euro "nicht viel", wenn sie den Gegenwert sehen.

Also meine "Erfahrung", nicht als Profi, aber aus einer vielleicht nicht vollkommen ungleichen Situation:
Wenn es auch "Hobby" bleiben soll, ein Stück weit mindestens: Immer Exklusivität vor Masse. Immer am Drücker bleiben, dass die Marge bei DIR hängen bleibt und nicht woanders. Wenn du beim Messermacher in einer existierenden Marke Trittbrettfahren kannst, unter eigenem Label vielleicht....würde ich die Richtung gehen.

Was Produkthaftung angeht:
Klar, einer steht auf deinen Hocker auf dem Balkon und will die Markise reparieren, stürzt in den Tod. Er ist Amerikaner, und du wirst zu 100 Millionen verknackt.
Oder einer schneidet sich die Wurst auf deinem Tungöl Brett, ist allergisch gegen Nüsse, Schock, Tod. Hinterlässt 6 kleine Kinder, du musst zahlen bis zu deren Rente.
Wenn dass für dich realistische Szenarien sind, dann besser morgens immer im Bett bleiben, mit Maske auf, und nicht vor die Tür gehen. Denn vor der Tür wird man vom Blitz erschlagen etc, oder es fällt eine Betonplatte auf dein Auto auf der Autobahn.

Wenn du Kinderspielzeug herstellen würdest oder Spielgeräte, dann wäre ich enorm vorsichtig. Bei Kästchen und Schneidbrettern, oder Blumenhockern...da würde ich durchaus nachts noch schlafen können.
Oberflächenbehandlung wirst du bei den Schneidbrettern ja wohl vernünftig machen, mit irgendwas "lebensmittelechten"....da gehe ich mal von aus.

Viel Erfolg, und immer Spaß bei der Arbeit behalten!
 
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Hallo zusammen,

wo der Faden ohnehin schon aus dem Ruder gelaufen ist, kann ich es mir zwecks Rettung meiner Reputation nicht verkneifen, den Zweiflern unter euch die Lektüre des Produktsicherheitsgesetzes ans Herz zu legen.

Dort heißt es (sehr vereinfacht und stark verkürzt ausgedrückt): Ein Produkt darf nur auf den Markt gebracht werden, wenn es die Sicherheit und Gesundheit von Personen bei vorhersehbarer Verwendung nicht gefährdet.

Das heißt: Wenn irgendwo ein Hocker rumsteht, ist vorhersehbar, dass sich jemand draufsetzt.

Hier nachzuschlagen:
https://www.gesetze-im-internet.de/prodsg_2011/index.html#BJNR217900011BJNE000400000

@Diesel1982 : Alles gut, wenn dein Hocker hält, was er verspricht!
 
Zuletzt bearbeitet:

predatorklein

ww-robinie
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Moin

Klar, einer steht auf deinen Hocker auf dem Balkon und will die Markise reparieren, stürzt in den Tod. Er ist Amerikaner, und du wirst zu 100 Millionen verknackt.
Oder einer schneidet sich die Wurst auf deinem Tungöl Brett, ist allergisch gegen Nüsse, Schock, Tod. Hinterlässt 6 kleine Kinder, du musst zahlen bis zu deren Rente.
Wenn dass für dich realistische Szenarien sind, dann besser morgens immer im Bett bleiben, mit Maske auf, und nicht vor die Tür gehen. Denn vor der Tür wird man vom Blitz erschlagen etc, oder es fällt eine Betonplatte auf dein Auto auf der Autobahn.

Sorry , aber das sind jetzt eben die tatsächlich weit hergeholten Szenarien , die du da aufmalst .

Mindestens so weit weg die die Pegasus-Galaxie :emoji_slight_smile:
Und das ist jetzt keinesfalls böse gemeint .

Einfaches Beispiel was die Herstellung der zu vertreibenden Ware angeht :

- wo wird produziert ?
- entsprechen die Räumlichkeiten den gesetzlichen Auflagen ?
- gibt es Versicherungen , die bei einem Schadensfall ( egal welcher Art ) einspringen ?

Ich kenne jetzt einige Hobbyschreinereien , denen bei einem Schadensfall die Versicherung den Hintern versohlen würde .
Und ich kenne auch einige Profis , bei denen das so laufen würde .

Beispiel aus meinem Bekanntenkreis :

private " Muckibude " im heimischen Keller mit allerlei Profigeräten .

Dort treffen sich immer einige Jungs und trainieren zusammen .

Jetzt hat sich einer an der Bankdrückmaschine den Brustmuskel gerissen .
Beim Arzt auch angegeben , wie das passiert ist ( in der Muckibude des Bekannten ) .

Wurde an die Versicherung weitergeleitet wegen den Behandlungskosten .
Und jetzt kam von der Versicherung jemand und hat sich die Muckibude angekuckt .

Und erklärt , dass die ( prof. ) Maschinen eigentlich alle 12 Monate gecheckt werden müssen , da hier eben kein reiner Hobbybetrieb mehr stattfindet .

Sehen die Jungs anders und es wird vor Gericht gehen .

Und jetzt überleg dir mal , wie viele private " Kellerschreinereien " mit Sicherheit NICHT den Vorschriften entsprechen was Brandgefahr oder Maschinensicherheit angeht ?

Alles kein Prob , solange nichts passiert .

Die Probs bekommt man erst , wenn was passiert :emoji_wink:

Wie wahrscheinlich sowas ist , steht auf einem ganz anderen Papier .
Mancher hat Pferde schon kotzen gesehen .
Mancher hat Pferde schon fliegen gesehen .
Ich hab ehrlich gesagt schon Pferde gesehen , die waren der Pilot des Fliegers :emoji_frowning2:

Ich persönlich finde es daher keinesfalls verkehrt , wenn auf mögliche Stolperfallen hingewiesen wird .

Gruß
 

VolkerDK

ww-robinie
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@predatorklein
Vollkommen richtig, die Beispiele waren ueberspitzt, aber nicht viel weiter weg, als wenn sich einer gleich den "Steiss bricht" weil der Deko Hocker zusammenklappt, und du dann deswegen mit einer "Klage" vor Gericht gezogen wirst.

Wie du sagst, alles eine Sache der Wahrscheinlichkeit.

Wobei letztendlich das der Knackpunkt liegt: Wenn ich zu hunderten oder gar tausenden meine Artikel in Baumaerkten verkaufe, bin ich eben ein astreiner Unternehmer, mit allem was dazugehoert (Produkthaftpflicht, Betriebshaftpflicht, BG konforme Maschinen etc. etc.)
Ob ich noch einen anderen Beruf nebenbei habe, ist dann ja egal.
Ich haette vor allem vor Unfaellen in der Werkstatt schiss, wenn ich so eine Serienproduktion einlege. Belastung der Atemwege durch Staub, Hand Arm Vibrationssyndrom, Sehnenscheidenentzuendung….ganz banale Sachen.
Und das Eintreten solcher "Unfaelle" ist ja ganz und gar abhaengig von der Zeit und Art der Arbeit in der Werkstatt.
Deswegen doch lieber ein von Hand verputztes Schneidbrett, eines am Tag machen, als 10....

Und eine Freunde….tja...warum sagt er nicht er hat Liegestuetze mit nem Kasten Bier auf dem Ruecken gemacht? Ich meine, ein bisschen mitdenken muss man schon….
Du gehts ja auch morgens nicht zur Polizei und meldest an, dass du gestern im Suff mit deinem Auto gegen das Garagentor gefahren bist.
 

vangogh

ww-ulme
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Bei der Krankenkasse gehen die meisten Leute wohl nicht davon aus, dass der Fragebogen existiert um die Möglichkeit auszuloten jemand anderem die Behandlungskosten ans Bein zu binden.
 

predatorklein

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Hallo

Und eine Freunde….tja...warum sagt er nicht er hat Liegestuetze mit nem Kasten Bier auf dem Ruecken gemacht? Ich meine, ein bisschen mitdenken muss man schon….

Weil viele einfach nicht mitdenken .
Und erst sehen , für was man u. U. alles gerade stehen muss , wenn es schon zu spät ist .

MIR ist es wie gesagt da lieber , wenn ich im Vorfeld auf zu viele Stolperfallen afmerksam gemacht werde als auf zu wenige .

Und statistisch gesehen , ist die Wahrscheinlichkeit , dass was passiert , ja auch in den meisten Fällen sehr gering .

Blöd nur , wenn es einen selbst trifft :emoji_frowning2:

Gruß
 

brubu

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Blöd nur , wenn es einen selbst trifft :emoji_frowning2:
So ist es auch bei uns, da hatte ein Pferdehalter eine ungenügende Haftpflichtversicherung mit zu kleiner Deckungssumme. Ihm wurde vorgerechnet,
dass ein Invalider (Kleinkind) rund 3Mio. kostet. Er musste dann rund Sfr 450`000:- aus dem eigenen Sack draufzahlen, wenn man das hat....
Auf uns bezogen habe ich mir Gedanken gemacht, dass eine 5Mio. Betriebshaftpflicht "nur" für einen Invaliden reicht. Also haben wir auf 10Mio.
aufgestockt, das kostet wenig mehr weil laut Statistik die Wahrscheinlichkeit sehr klein ist, dass die Versicherung den ganzen Betrag bezahlen muss.
Gruss brubu
 

Mater1984

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Hab jetzt mal nicht alles durchgelesen.
Aber mir fiel ein Satz auf
Ich kann keine Kosten kalkulieren die real nicht exisiteren
DOCH kanns du.
Man nimmt "kalkulatorische" Kosten an.
Zum Beispiel nutzt du im Eigenheim den prozentualen Anteil der Fläche von deiner Werkstatt und rechnest alle Kosten um auf die qm.
Ebenso Rücklagen für Maschinenersatz oder die Anschaffung der Maschine auf Laufzeit gerechnet. Selbst wenn du im Hobby die Maschinen angeschafft hast werden sie ja Teil deiner Betriebseinrichtung und damit solltest du diese als Beriebsvermögen einbringen. Und rechne mit einem kalkulatorischen Lohn für dich selbst wenn du nur 12 € pro Stunde annimmst.
Empfehle dir dringend Kostenkalkulation als Onlinekurs zu buchen oder ein Buch zu lesen.

Für deine Betriebsausrichtung würde ich folgendes Vorgehen machen:
  • Rede mit dem Messerladen und dem Baumarkt
  • Frage sie welche Preise sie ansetzen möchten
  • WEnn sie ehrlich sind wird schätzungsweise was um die 60 - 80 € für ein Schneidebrett rauskommen
  • Verkauf deine Produkte in deinem Onlineshop für ungefähr den Preis den auch der Baumarkt nimmt
Dann kannst du weiterhin beide Schienen fahren ohne Konkurrenz für deine Wiederverkäufer zu sein.
 

marcus_n

ww-robinie
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Da gibt es einige Lehrbücher als Standard eines jeden BWL Studiums. Ich hab hier noch ein dreissig Jahre altes herumliegen: Kostenrechnung, Kiehl Verlag. Und hier wahrscheinlich für jeden Normalnutzer am interessantesten die Kostenarten sowie die Deckungsbeitragsrechnung zur Kosten- und Gewinnermittlung.
Gruß
 

Bandsäge-neuling

ww-kastanie
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hab jetzt nicht den ganzen thread gelesen, aber schonmal herzlichen glückwunsch zum start deines unternehmens

... eine gefahr sehe ich hier: du sagst ja selbst es ist ein hobby, das du nebenbei betreibst ... aber ein gewerbe muss immer eine gewinnabsicht haben.

wenn du jetzt eine prüfung vom finazamt hast, die sagen mit deinem unternehmen kannst du keinen gewinn erzielen und die firma ist nur dazu da um das hobby legal zu betreiben, dann gibts vermute ich mal eine fette strafe + nachzahlung.

material, strom, heizung, miete, maschinenkosten, werkzeugverschleiß, kosten für werbung, homepage, onlineshop, kosten für werkzeug und holz kaufen, anteilige kosten am auto, einen vernünftiger stundenlohn + dann noch mal gewinnaufschlag musst du rechnen, ansonsten ist der einzige der durch deine schneidbretter reich wird der baumarkt (und du produzierst die für einen hungerlohn)

eine idee: du kannst auch baumarkt und messermacher bedienen: dem baumarkt verkaufst du ausschließlich schlichte bretter aus einfachem holz (ahorn zb, hab keine ahnung ob das für schneidbretter geeignet ist). dem messermacher und auf deiner homepage kannst du dann immer noch aufwändig gestaltete bretter aus edleren hölzern in einem höheren preissegment verkaufen

eins darf in der kalkulation auch nicht vergessen werden: gewährleistung, deine bretter müssen auch mindestens 2 jahre halten, kann ja sein dass nach einem jahr 10% der bretter gerissen sind, ich weiß ja nicht wie lange du schon schneidbretter machst, da wird ja sicher etwas mehr dahinter sein als eine bohle zu nehmen, hobeln, abschneiden, ölen und wieder zu verkaufen ...
 

schrauber-at-work

ww-robinie
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Nabend,

ich weiß ja nicht wie lange du schon schneidbretter machst, da wird ja sicher etwas mehr dahinter sein als eine bohle zu nehmen, hobeln, abschneiden, ölen und wieder zu verkaufen ...
Genau so hab ich die meisten gemacht. Hier zwar OT aber alles andere macht wenig Sinn. Zumindest nicht wenn Sie auch in den Geschirrspüler kommen.
Eins hab ich aus Eiche Hirnholzparkett zusammengeleimt, das darf nicht in den Spüler.

Öl nehm ich auch nicht, verwende Holzbutter (Lebensmittelecht).

Gruß SAW
 
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