Belastbarkeit Taschenloch-Verbindungen (Kreg jig)

ndheimann

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Hallo Fachleute,

ich weiß, diese Verbindungsart ist nicht die hohe Schule der Holzverbindungen. Für ein schnelles Regal oder einen kleinen Maschinentisch im Keller, finde ich aber die Lösung gar nicht schlecht.

Habe jetzt mal die Firma Kreg angeschrieben und nach Daten zur Belastbarkeit der Holzverbindungen mit ihrem System gefragt. Die Antwort ist etwas dürftig ausgefallen. Das Aussagekräftigste:....the shear strength of pocket-hole joints, it was tested with one of our Heavy Duty screws and did not fail until 707 pounds of pressure were applied...

Ich habe zwei Fragen: was sagt der Begriff "shear strenght" - kann ich hiervon irgendwie die Gewichstbelastbarkeit von einem Regalboden ableiten?

Hat jemand Erfahrungen mit der Gewichtsbelastbarkeit dieser Verbindungsart?

Grüße
Norbert
 

ndheimann

ww-birnbaum
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Hallo Michael,

vielen Dank für Deine rasche Antwort. Ich denke, damit sind 99,9% meiner Frage beantwortet.

Was vielleicht offenbleibt und daher nochmal Raum für eine Versuchsanordnung sein könnte, ist die reale Gewichtsgrenze bei Belastung von oben. Die von Dir und Matthias gewählte Versuchsanordnung testet ja eher die "seitliche" Belastbarkeit. Natürlich lassen sich hieraus Rückschlüsse auf die vertikale Belastbarkeit ziehen.

Nochmal vielen Dank. Wieder eine hervorragende Hilfe in diesem ausgezeichneten Forum.

Gruß
Norbert
 

Komihaxu

ww-robinie
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Gut passend zu Deiner Frage ist dieser Artikel von Matthias Wandel:
Testing pocket holes against mortise and tenon and dowel joints
Die Festigkeit ist doch deutlich geringer.
Wandel wird auf Youtube vorgeworfen, er hätte nicht geschraubt und geklebt.
Je nach Anwendung ist das richtig. Reine Hirnholzverbindungen würden aber auch mit Leim nicht die volle Festigkeit erreichen. Und der Vorteil der lösbaren Schraubverbindung wäre dahin.

Für ein schnelles Regal oder einen kleinen Maschinentisch im Keller, finde ich aber die Lösung gar nicht schlecht.
Stimmt. Fritz Spannagel hätte es so ausgedrückt "Für hochwertige Arbeit nicht anzuwenden."
 

michaelhild

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Wandel wird auf Youtube vorgeworfen, er hätte nicht geschraubt und geklebt.
Je nach Anwendung ist das richtig. Reine Hirnholzverbindungen würden aber auch mit Leim nicht die volle Festigkeit erreichen. Und der Vorteil der lösbaren Schraubverbindung wäre dahin.


Ich habe die Kommentare nicht gelesen. Aber das ist doch Quatsch, dann wäre der direkte Vergleich ja dahin. Wenn dann wäre ein zusätzlicher Versuch sinnvoller gewesen. Naja gemeckert wird immer.

Ich hatte ja auch mal Festigkeitstests mit Leimen gemacht und dabei auch Versuche mit Hirnholz. Die Belastbarkeit war bei meiner Konstellation um 20kg und nur etwa 1/5 gegenüber einer reinen Längsholzverleimung.
 

WinfriedM

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Da kann man im Zusammenhang mit einem Regal nur schwer klare Aussagen zu machen. Die Kräfte hängen stark vom konkreten Einzelfall ab. Belastest du einen Regalboden direkt in der Nähe der Verbindung von oben, hast du vor allem Scherkräfte. Hast du eine Belastung eines langen Bodens mittig, werden über einen Hebel Kräfte eingeleitet.

Was man vielleicht sagen kann: Diese Verbindung sollte ähnlich gut halten, wie mit Holzdübeln oder mit Schrauben von außen verschraubt. Und hier hat man ja in der Regel genügend praktische Erfahrung.
 

Timer

ww-buche
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Was man vielleicht sagen kann: Diese Verbindung sollte ähnlich gut halten, wie mit Holzdübeln oder mit Schrauben von außen verschraubt. Und hier hat man ja in der Regel genügend praktische Erfahrung.

Das klingt nach einer vernünftigen Faustregel. Aber ich nehme an du meinst gesteckte Holzdübel? Denn verleimte Holzdübel spielen ja in einer ganz anderen Klasse (zumindest bei Möbeln) als geschraubte Verbindungen.
 

WinfriedM

ww-robinie
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Nee, ich meine schon verleimt. Wieso sollen verleimte Holzdübel viel höhere Kräfte aufnehmen können, als Verschraubungen?

Oft spielt das aber alles keine Rolle: Alle diese Verbindungen sind doch meist hinreichend gut genug, um bei einem Regal zu halten. Also so Regale, wo man vielleicht 10-20Kg pro Boden an Last hat.
 

yoghurt

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Hallo,
sehr pragmatisch, was Winfried schreibt- und Recht hat er!

Was die Hirnholzleimung angeht, so hält sie oft mehr als man erwartet. Klar, Spannagel würde schimpfen aber da wo es nicht soll, hält die Hirnholzleimung sehr gut.... (Das weiß ich, weil ich oft genug versucht hab, die Teile wieder zu trennen...)
 

holznerd

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Hallo,

ich würde das auch nicht so eng sehen. Alle diese Tests sind interessant und konstruktiv, aber da spielen einfach zu viele Variable (von der Holzart über deren Trockenheitszustand bis zu den Wachstumsverhältnissen des Baums) rein, um wirklich einen Lastfall berechnen zu können. Der obige pragmatische Ansatz ist für den eben nur am Praktischen interresierten Anwender wahrscheinlich alles, was man wissen muss.

Zu den Hirnholzverleimungen: die scheinen wirklich sehr gut zu halten - zumindest eine Zeit lang. Ich "darf" aus dem Verwandtenkreis immer wieder alte, vom Tischler (!) ausgeführte, reine Hirnholzverleimungen reparieren. Ich denke, es hat schon seinen Grund, warum das so nicht gemacht werden sollte. Kurzfristig hält das aber sehr gut - das stimmt.

Lieben Gruß
Alex
 

Timer

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Nee, ich meine schon verleimt. Wieso sollen verleimte Holzdübel viel höhere Kräfte aufnehmen können, als Verschraubungen?

Ich würde nicht sagen dass sie höhere Kräfte aufnehmen können bis die Verbindung komplett auseinandergeht, da haben die Schrauben vielleicht sogar die Nase vorn.

Aber bei Möbeln kommt es ja eher darauf an wie viel Kraft die Verbindung aufnehmen kann bevor sie sich verformt und Spalte bildet. Und da sind verleimte Dübel (und generell verleimte Holzverbindungen) besser als Schrauben. Bei den Schruaben braucht es ja nur relativ wenig Kraft bis sie sich im Holz Raum schaffen.
Da gabs auch einen netten Test von Matthias Wandel dazu, ich finde nur den Artikel gerade nicht.
 

WinfriedM

ww-robinie
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Aber bei Möbeln kommt es ja eher darauf an wie viel Kraft die Verbindung aufnehmen kann bevor sie sich verformt und Spalte bildet. Und da sind verleimte Dübel (und generell verleimte Holzverbindungen) besser als Schrauben. Bei den Schruaben braucht es ja nur relativ wenig Kraft bis sie sich im Holz Raum schaffen.

Vorstellbar, aber in der Praxis sieht man doch auch, dass verschraubte Verbindungen ganz oft auch völlig problemlos ihren Dienst tun. Für mich sind das eher so theoretische Betrachtungen. Wenn man an die Grenzen geht, hat das natürlich auch praktische Relevanz, aber oft liegt man doch weit unterhalb irgendwelcher Belastungsgrenzen.
 
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