Beizen - Welche Arbeitsschritte?

Fralle

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Da ich auf meinen letzten Post in diesem Beitrag leider keine Resonanz mehr hatte, versuche ich es mit einem neuen Thread. Da es jetzt nicht mehr um die Konstruktion, sondern um die Oberflächenbehandlung geht, denke ich auch, daß das okay ist.

Meine erste Frage lautet:
Was spricht gegen den Einsatz von Pulverbeize?

Aqua Clou Holzbeize in 250ml Flaschen kosten im Baumarkt ~7€, macht grob 30€/Liter. Vergleiche ich den Preis für Pulverbeize: clou-shop.eu - Wasserbeize im Pulver 250gr. Wasserbeize in Pulver 250gr. 1510.250
...dann komme ich auf einen Preis von gut 3€/Liter. Was ist also an dieser Pulverbeize soviel schlechter? Nur durch das selbst anrühren kann doch der große Preisunterschied nicht kommen. (Seltsam ist, dass der relative Preisunterschied zwischen der 12g und der 250g Packung auch so groß ist.)


Meine zweite Frage betrifft das Beizen selbst. Ich habe mir bereits einige Threads dazu durchgelesen, wollte trotzdem die einzelnen Arbeitsschritte von den Profis hier "absegnen" lassen, damit ich nichts falsch oder gar überflüssiges mache.

Material: Fi/Ta Glattkantbretter, allseitig gehobelt
1. Nässen (Mit einem nassen oder besser feuchten Lappen? Wie "nass" muss das Holz werden?)
2. Schleifen (Welche Körnung für den 1. Schliff? 100er?)
3. Abwischen, vom Staub befreien
4. Beize auftragen (Pinsel oder Rolle oder egal?)
5. Lackieren (Acryl-Klarlack)
6. Zwischenschliff (Welche Körnung?)
7. Abwischen, vom Staub befreien
8. Lackieren (Acryl-Klarlack)
(Schritte 6-8 beliebig mit immer feinerer Körnung wiederholen)

Macht es Sinn, die einzelnen Holzteile vor dem Zusammenbau zu bearbeiten oder sollte die komplette Oberflächenbehandlung erst nachher gemacht werden?

Bitte gebt mir nochmal wichtige Tipps!
 

Hurricane2706

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Hallo Fralle,

die Pulverbeize ist schon in Ordnung, habe selbst einige Möbel damit gebeizt und sehr gute Resultate erzeugt.

Ich habe allerdings alle Seiten 2 mal gebeizt, damit die Oberfläche gleichmäßig wurde. Die Beize trage ich immer mit Pinsel auf.
Die Oberfläche muss nur leicht feuchtgemacht werden, dazu reicht ein feuchter Lappen, und dann 120er Schliff.

Danach würde ich dir empfehlen einen Lösemittelhaltigen Lack zu nehmen, da du mit dem Acryllack die Beize wieder anlösst und so dein Möbelstück abfärbt.

Gruß
Martin
 

Frank77

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Hallo,

also ich nehme immer nur die Pulverbeize denn die ist super einfach zu verarbeiten. Ausserdem kaufe ich immer ein zweites Päckchen als Reserve wenn ich mal was ausbessern muss.

Frank77
 

elgarlopin

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Hallo Fralle,
nur positive Erfahrungen mit der Pulverbeize (Preisunterschiedsgründe: Vermarktbarkeit (Wer kauft warum Fertiggerichte?), Transport- und Lagerkosten usw. .
Nun zu deinen Arbeitsschritten:
Im Prinzip stimmt deine Planung. Nur noch ein paar Ergänzungen:

vor 1. schleifen (180)
nach 1.trocknen lassen
zu 2. 180er, scharfes Papier, ohne Druck, Faserrichtung

zu 3. Druckluft oder Staubsauger mit Pinseldüse
zu 4. ganz wichtig: Pinsel ohne Metallfassung; ebenso das verwendete Gefäß!
nach4. Überschüsse mit trockenem Pinsel vertreiben
nach4. trocknen lassen
vor5. Schnellschliffgrund (G1) auftragen, nach ca. 30 Min. mit 220/240er leicht überschleifen und entstauben (s.o.)
zu5. eher L 11 Aqua Holzlack nehmen
Insgesamt: mehr Zeit einplanen, Trocknungszeiten unbedingt einhalten!
So!
Viel Spaß und gutes Gelingen!
Franz
 

Sauerländer

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Kannst das Mat am Anfang anschleifen - Papier so um 150er - eventuell vorher noch ein wenig anfeuchten. Dann am besten Beizprobe machen- wichtig !! - auf einem zusätzlichen Stück oder einer Seite die man nicht sieht. Dann beizen wie Franz es schreibt - und wichtig - ordentlich vertreiben oder einpinseln - eine Zeit einziehen lassen und dann ganz leicht mit einem Lappen in Faserrichtung abreiben. So ganz fest kann man das gar nicht sagen - wenn du ein Teil anpasst ist das eine Mischung aus Allem. Nach gründlicher Trocknung die aufgestellten Fasern abschleifen - 180er reicht. Lackieren - schleifen Lackieren ( 180 - 240er ). Schleifen immer schön in Faserrichtung.
Wenn du nach dem Beizen und Trocknen wissen willst wie das Teil zu SChluß lackiert aussieht
einfach mal mit einem feuchten Schwamm rübergehen - das nasse Bild entspricht in etwa dem fertig lackiertem Teil.
Aber schau doch mal auf die Beienungsanleitung der Produkte oder auf der Homepage der Hersteller.
 

Fralle

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Vielen Dank für Eure wertvollen und ausführlichen Ratschläge!
So bin ich sicher, keine groben Fehler zu machen.

Ich werde mir nun alle notwendigen Materialien zusammenkaufen und dann kann der Bau endlich losgehen. Ich werde darüber hier selbstverständlich berichten.

@elgarlopin:
Was würde passieren, wenn ich einen Pinsel mit Metallfassung verwende?

Nur noch ein paar letzte Fragen:
Macht es Sinn, einen Teil (oder sogar alles) der Oberflächenbehandlung vor dem Zusammenbau zu erledigen?
Ein Vorteil wäre der bessere Zugang zu allen Stellen des Holzes, hinterher gibt's auf jedenfall Ecken, wo ich nur schlecht drankomme.

Wenn ich eine Schleifmaschine verwende, welche ist besser geeignet?
Dreiecksschleifer oder Exzenterschleifer? Wie schleife mit einem Exzenterschleifer in Faserrichtung? Oder auf jeden Fall besser von Hand schleifen?

Gruß,
Frank
 

elgarlopin

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Hallo Frank,
fast alle Beizen reagieren chemisch recht empfindlich (Änderung des Farbtons...) auf Kontakt mit Metall. Bei Wasserbeizen oxidiert mit der Zeit das Metall, was bei erneutem Kontakt mit Beize diese noch stärker verändert.
Auf jeden Fall vor dem Zusammenbau beizen, bei "hinterher gibts auf jeden Fall Ecken, wo" die Beize sich verstärkt ansammelt und wesentlich dunkler färbt.
Ich würde den Schwingschleifer empfehlen, ergibt planere Oberflächen. Abschließend von Hand in Faserrichtung schleifen.
Franz
 

spearhead102

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Die bisherigen Antworten sind schon sehr gut.

Ein „einmaliger“ Beizauftrag erzeugt immer ein negatives Oberflächenbild (Maserung).:mad:
Wem dies nicht stört kann mit „einem“ Beizauftrag viel Zeit sparen.

Natürlich sollte man bedenken dass meine Technik nicht bei allen Holzarten sinn macht.
Meist nur bei Weicheren Hölzern wo Früh und Spätholzjahresringe sehr verschieden ausgeprägt sind.


Mich stört so was schon sehr, daher verfahre ich seit Jahren etwas anders.
Bevor ich meinen Farbton erreiche benötige ich c.a. 3-5 Beizschichten, dies ist etwas Zeitaufwendig aber lohnenswert.
Zuerst wie gehabt, schleifen -> wässern -> schleifen -> ein dünner Lackauftrag -> Autrag einer sehr Hellen und nur leicht tönenden Beize -> ein leicht dickerer Lackauftrag -> Auftrag einer etwas dunkleren Beize -> Lack-> fein schleifen-> Beize ……..
In dieser Rotation bis zum gewünschtem Farbton und der gewünschten Lackdicke!
Diese Technik hat den Vorteil dass die Beize nicht sofort mit voller Kraft in das Holz einzieht sondern nur zwischen den Lacken liegt und das Holz nur gering bis gar nicht in ein Negatives Maserbild ändert.:eek:


Man sollte diese Technik auch erst auf einem Probestück probieren ob es auch Sinn macht. Will man Schwarz beizen ist es egal, will man weises Holz nur leicht gelb beizen ist es auch egal wie man verfährt.
 

WinfriedM

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Welche Beize verwendest du denn für dein Verfahren? Bei Wasserbeize von Clou kann ich mir z.B. nicht vorstellen, dass man die auf Lack mit Pinsel gleichmäßig aufgetragen bekommt.

Und was für Lack verwendest du dann?
 

Goriway

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Bevor ich meinen Farbton erreiche benötige ich c.a. 3-5 Beizschichten, dies ist etwas Zeitaufwendig aber lohnenswert.
Zuerst wie gehabt, schleifen -> wässern -> schleifen -> ein dünner Lackauftrag -> Autrag einer sehr Hellen und nur leicht tönenden Beize -> ein leicht dickerer Lackauftrag -> Auftrag einer etwas dunkleren Beize -> Lack-> fein schleifen-> Beize ……..
In dieser Rotation bis zum gewünschtem Farbton und der gewünschten Lackdicke!
Diese Technik hat den Vorteil dass die Beize nicht sofort mit voller Kraft in das Holz einzieht sondern nur zwischen den Lacken liegt und das Holz nur gering bis gar nicht in ein Negatives Maserbild ändert.

@ spearhead
ich glaube, du verwechselst hier etwas. Der Beitrag handelt vom Beizen des rohen Holzes.
 

Fralle

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@ spearhead
ich glaube, du verwechselst hier etwas. Der Beitrag handelt vom Beizen des rohen Holzes.

Nicht unbedingt, es geht mir einfach darum, dass ich:
1. günstiges Holz verwenden will/muss -> Fichte/Tanne Hobelware vom Holzhandel
2. einen anderen Ton erreichen will (nur Klarlack ist mir jetzt mal zu langweilig)
3. einfach mal mit Beize arbeiten möchte (bisher noch nie gemacht)
4. eine möglichst gute Oberfläche mit nicht zu aufwendigen Mitteln erreichen möchte

Von daher finde ich es sehr interessant, von verschiedenen Techniken und Abläufen zu erfahren! 3-5 Beizschichten mit den jeweiligen Zwischenschritten ist mir aber definitiv zu aufwendig, zumal ich über keine Werkstatt oder Garage verfüge, der Keller auch zu klein ist und ich das Ganze demzufolge in unserer WHG durchführen muss.

Ich habe aber keinen sooo hohen Anspruch, was z.B. die Gleichmäßigkeit des Tones angeht. Ich werde wohl nach elgarlopins Arbeitsschritten vorgehen und max. ein/zwei mal Beize auftragen.

Besten Dank nochmal an alle für die genannten Tipps!


...mir fällt gerade was ein: Was wäre, wenn ich statt Beize eine farbige Lasur verwenden würde? Nachteile/Vorteile?
 

raftinthomas

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hey spearhead,

das was du machst, nennt man mehr oder weniger patinieren. beizen ist ein färben des HOLZES, ohne jeden oberflächenschutz.
du bewegst dich irgendwo zwischen patinieren und lasieren, wobei lasuren allerdings meist auf öl basieren.

edit: die anrede fralle gegen spearhead getauscht- ich hatte deren beiträge verwechselt.
 

WinfriedM

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Klar kannst du auch eine farbige Lasur verwenden. Aber es gibt große Unterschiede bei Lasuren, jede verhält sich anders. Ich habe schon mit Natural-Lasur und Livos Kaldet gearbeitet, funktionierte beides recht gut. Trotzdem immer ein Probestück machen.

Osmo Dekorwachs wäre auch eine Möglichkeit.
 

Fralle

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Wie soll ich mich nur ohne persönliche Erfahrung zwischen Lasur oder Beize entscheiden??

Deswegen frage ich hier sehr viel...
Wir haben im Bad diese Ikea-Kommode stehen:


Ich würde sagen, die ist schwarz, meine Freundin meint dunkelbraun :confused:. Ikea gibt die mit "schwarzbraun" an :emoji_wink:
MALM Datenblatt

Auf jeden Fall mag meine Freundin die Farbe und deswegen wollte ich diesen Ton erreichen (evtl. etwas heller -> dunkelgrau oder gar mit einem gaaanz leichten Rot-Stich). Ob mit Lasur oder Beize ist mir eigentlich egal, eben das was relativ gesehen eine gute Oberfläche mit nicht allzu hohem Aufwand bringt.
 

WinfriedM

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Dann mach doch einfach mal einen Versuch. Clou Pulverbeize kostet nicht viel und ein Stück Holz findet man irgendwo in der Restekiste. Dann noch etwas Klarlack und schauen wie es aussieht. Beim Glanzgrad des Lackes solltest du dich noch festlegen.

Achtung: Bei Clou Wasserbeize und wasserverdünnbarem Acryllack kann es zu Problemen kommen. Die Beize blutet aus. Ich glaub, Clou Schnellschliffgrund wäre dann erstmal sinnvoll.
 

gerhard2k1

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Kann man denn das Osmo Dekorwachs ohne Probleme auf die getrocknete Pulverbeize von Clou auftragen?
 

Puzziteddu

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Ich habe auch schon mal Beize mit der Spritzpistole gesprüht. Weiss nicht ob das richtig was (wegen Aluminium) :eek:

Aber es wird natürlich viel gleichmässiger, als mit dem Pinsel.
 

WinfriedM

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@Gerhard: Sollte problemlos funktionieren. Wenn das Dekorwachs recht dünn verarbeitet wird, kann es bei Feuchtbelastung zu einem Ausbluten der Wasserbeize kommen. Diese Beize bleibt immer wasserlöslich, ist von daher eigentlich nur für unter Lack vorgesehen.

Kurzzeitig Wasser, was schnell wieder weggewischt wird, sollte aber kein Problem geben.
 

gerhard2k1

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und wie sieht es mit Lasuren aus? Ich möchte den Tisch erst grau beizen und dann weiß streichen, aber eben so, dass das grau noch durchschimmert :emoji_slight_smile:

Es soll ein Esstisch werden. Also wäre es schon praktisch wenn er Wasser verträgt...
 

WinfriedM

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Wenn du eine Innenraumlasur wie z.B. Gori 33, Gori Edelwachslasur oder Clou Lacklasur ca. 2-3 mal streichst, sollte es hinreichend wasserfest sein. Die meisten Lasuren sind ja nichts weiter, als weich eingestellte Lacke mit durchscheinender Pigmentierung. Auch Osmo Dekorwachs könnte man durchaus als ölbasierte Lasur bezeichnen.
 
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