Anleitung zum Furnieren mit einfachen Werkzeugen, bzw. als Heimwerker

jsony

ww-pappel
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Nachdem ich keine furnierte Rückwandplatte in Kernbuche bekommen habe stand ich vor dem Problem diese selbst zu furnieren. Ein befreundeter Schreiner hätte eine Furnierpresse möglich machen können, aber ich wollte den Schrank komplett selbst bauen.
Ein erster Versuch mit einem Vakuum, zwischen zwei Folien durch einen Staubsauger hergestellt, scheiterte. Das Furnier wellte sich durch den angebrachten Leim und das Vakuum war nicht stark genug um dies zu verhindern.
Beim zweiten Verfahren mit fast getrocknetem Leim und der Aufbringung durch ein Bügeleisen hatte ich Erfolg. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und ich bin rundweg zufrieden.
Im Anschluss erläutere ich die Schritte, falls mal wieder jemand vor einem solchen Problem steht.
Allerdings sollte man es sich genau überlegen, da für diesen Aufwand die Rückwand auch aus einer 19mm starken Platte hergestellt werden könnte, wahrscheinlich einfacher und günstiger.

1. Furnier kaufen
Oftmals wird das Furnier in Packen verkauft, dies sind mehrere Blätter, wahrscheinlich vom gleichen Baum, zusammengepackt. Ich habe nur ca. 5 m² benötigt, 9 Blatt, die mir ein freundlicher Furnierhändler in Stuttgart auch einzeln verkauft hat.
Hier mit etwas Reserve kalkulieren, da der Rand noch gefügt, und auch die Platten etwas Abschnitt haben.
2. Anrichten des Furniers
Die Blätter sind am Rand nicht 100% gerade geschnitten und müssen daher noch gerichtet werden. Ein Versuch mit einem Cuttermesser stellte mich nicht 100% zufrieden, das Einspannen zwischen zwei Latten und Abschleifen war genauer. Hier habe ich auch 4 Blatt gleichzeitig gerichtet.
Kernbuche hat hier auch die Eigenschaft, dass die „Verhärtungen“ im Kern zu einer Welligkeit führen, so dass das Furnier nicht 100% gerade liegt. Beim Schleifen wird es zusammengepresst. (Bild 21 -23) Sorry, ich kann nur insgesamt 5 Bilder hinzufügen, die anderen Bilder werde ich im zweiten Thema einstellen.
3. Fügen des Furniers
Ich habe die einzelnen Blätter nun als Spiegelfurnier neben einander gelegt und mit Furnierklebeband verbunden. Hierzu habe ich das Furnierklebeband mit einem Pinsel angefeuchtet und aufgedrückt. Die Blätter im Klebebereich eng aneinander schieben. Die einzelnen kleinen Klebestellen zur Fixierung würde ich nicht mehr anbringen, diese drücken beim Bügeln tiefer ein und müssen dann tiefer abgeschliffen werden. Die Klebestellen trocknen sehr schnell, da das Furnier die Feuchtigkeit aufsaugt.
Ich habe dann das gefügte Furnier über Nacht trocknen lassen. (Bild 31 -34)
4. Markieren
Das Furnier nun auf die Sperrholzplatte legen und die Position beidseitig markieren, da es nach Leimauftrag nicht mehr ganz gerade ist. Ich habe zwei Filzstiftstriche jeweils am Randbereich in der Mitte des gesamten Furniers und der Platte angebracht, so dass die Richtung und Länge passte. (Bild 41)
5. Leim aufbringen
Dies erfolgte mit einer Schaumstoffwalze. Geht gut, beidseitig und dünn. Ich verwendete ganz normalen Weißleim, weißen Kunstharzleim aus Polyvinylacetatbasis, D2, eines bekannten Herstellers. Im technischen Merkblatt wird hier beschrieben dass auch ein Heißsiegelverfahren möglich ist, bei dem der angetrocknete Leim sich bei 80°C wieder aufweicht und verbindet.
Zitat Herstellerdatenblatt:
„Heißsiegelverfahren:
Heißsiegeln ist dann möglich, wenn ein beidseitiger Leimauftrag vorgenommen wurde. Durch Wärme von 70 bis 80°C kann der aufgetrocknete „Herstellername“-Film wieder erweicht und zur Abbindung gebracht werden.“
Deshalb den Leim beidseitig auftragen und antrocknen lassen. Ich habe es beim ersten Versuch nicht ganz durchtrocknen lassen, weshalb sich beim Bügeln dann stärkere Dampfblasen gebildet haben. Bei den weiteren Rückwänden habe ich es dann ca. eine halbe Stunde trocknen lassen, bei ca. 10°C Raumtemperatur, so dass der Leim an vielen Stellen durchsichtig, an manchen noch ganz leicht glasig war.
Ggf. das Furnier leicht beschweren, da sich sonst die Ränder einrollen. (Bild 51-52)
6. Furnier aufbügeln
Furnier nun auf die Markierung auflegen und von der Mitte aus mit Druck und Temperatur aufbringen. Einzelne Luftblasen lassen sich zum Rand ausbügeln. Das durch den Leim feuchte Furnier trocknet durch das Bügeleisen.
Eine Temperatureinstellung kann ich nicht nennen, mein altes Bügeleisen hat kein Einstellrad mehr, die Temperatur habe ich gefühlsmäßig im oberen Drittel vorgewählt.
Die Welligkeit des Furniers wird geglättet und das Ergebnis sieht nun schon sehr gut aus. (Bild 61-62)
7. Leichtes Anpressen
Mit mehrschitigen Bodenplatten habe ich das Furnier nun leicht angepresst und eine Stunde ruhen lassen. (Bild 71)
8. Wellen ausbügeln
Nach dem Anpressen zeigen sich noch vereinzelte Wellen, die mit dem Bügeleisen einfach erneut aufgebügelt werden. Am besten lassen sich diese durch die Hand ertasten.
Wahrscheinlich verändert sich das Furnier durch die Feuchte und wirft ein paar Falten.
Über Nacht ist dann das Furnier voll erkaltet und kann geprüft werden, ggf. nachbügeln. Dies war bei vier Rückwandplatten aber nur an einer Stelle notwendig und gut möglich.
9. Überstehendes Furnier absägen
Auf der Kreissäge habe ich dann das überstehende Furnier abgesägt und die Platten auf Winkligkeit geschnitten.
10. Furnierklebeband abschleifen
Mit dem Exzenterschleifer habe ich das Klebeband abgeschliffen. Hier hatte ich ein gebrauchtes 60er drauf, mit 120er hat es mir zu lange gedauert. Dann mit 120er nachschleifen.
Wie gesagt, beim Fügen nur eine Lage Klebeband verwenden und keine Fixierungskleber, dann klappt dies gut.
11. Nun kann die Oberfläche behandelt werden.
Ich setze bei meinen Möbeln gern ein Hartwachsöl ein. Gut verarbeitbar, trocknet über Nacht und eine verlorene Faser vom Pinsel kann beim zweiten Anstrich korrigiert werden. (Bild 111)
12. Gegenzugfurnier?
Viele furnieren auch die andere Seite, damit hier ein Gegenzug aufgebaut wird. Habe ich nicht gemacht, da dies nur 5mm starke Rückwandplatten sind, die in den Schrank eingebaut und dort befestigt sind. Die Platten zeigten nach dem Furnieren auch keinen größeren Verzug.

Viel Erfolg beim eigenen Furnieren, es war eine Erfahrung wert, aber die nächste Rückwand plane ich wahrscheinlich aus Vollmaterial.
Jürgen
 

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ww-pappel
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Hier weitere Bilder zum ersten Eintrag.
 

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Mitglied 30872

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Danke auch von mir für die Anleitung.
Habe auch schon kleinere Flächen per Bügeleisen furniert. Das hat auch gut funktioniert, aber eine Frage hätte ich doch: Es ist ja doch schwierig, die Temperatur entsprechend zu regeln. Man weiß ja nun nicht wirklich, welche Temperatur man tatsächlich hat, wenn man auf "Baumwolle" einstellt. Mir ist es da nun passiert, dass der Leim am Rand "herausgeblubbert" ist, d.h. er hat wohl gekocht. Im Endeffekt hat es zwar gehalten, aber was pasiert mit Weißleim (PVAC) im Hinblick auf seine Aufgabe, wenn er (kurzzeitig) aufkocht?
 

yoghurt

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Hallo,
wenn Weißleim kurzzeitig kocht, dann bindet er ab. Da passiert weiter nichts schlimmes. Wenn ich Kanten mit Weißleim aufbügele bringe ich den Leim bewusst zum kochen.
 

Mitglied 30872

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Danke für die Information. Das macht's dann wirklich einfach.
 
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