alter Schrank-welche Holzart?

garfilius

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Hallo in die Runde,

in meiner Familie existiert schon länger der sogenannte "Nußbaumschrank" von Oma. Durch ein Maleur brachen letztens die Drehbänder einer Tür so aus, dass auch das Furnier beschädigt wurde.
Die auf dem dritten Bild vom gesamten Schrank zu sehenden Schlieren hatten mich schon immer gestört. Es zeigte sich, das jemand dem Schrank mal einen Anstrich mit dunklem Schellack "gegönnt" hatte.
Vor der Reparatur habe ich den schlierigen Schellack entfernt. Die rechte Schranktür ist wieder heile und auf den ersten beiden Fotos zu sehen.
Nachdem nun aber der dunkle Schellack entfernt war, scheint die Legende vom Nußbaumschrank gestorben zu sein.
Die beiden ersten Fotos zeigen die gereinigte Schranktür. Beim mittleren Foto verfälschen die Neonröhren die Farben. Rechts ist die noch unbehandelte linke Schranktür zu sehen.

Welche Holzarten wurden hier als Furnier bzw. Vollholz verarbeitet?
 

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edelres

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Nussbaum - Nussbaum-Maser

Hallo Gero,

es handelt sich um Europaeischen Nussbaum (juglans regia) die Fuellungen sind aus Nussbaum-Maserknollen geschnitten (oft faelschlich als Wurzelmaser bezeichnet)

Entstehungszeit ca 1870 wurde unter anderem als Wiener Barock bezeichnet,im englischsprechendem Raum wird diese Stilepoche als Victorian bezeichnet.

Bei vielen Schraenken aus dieser Zeit, reisst das Blindholz bedingt durch die einseitige Furnierung, sonst handelt es sich um gute handwerkliche Moebel.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar
 

garfilius

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Hallo Ottmar,

Komliment! Der Schrank ist wirklich nur außen furniert. Die Füllungen der Türen haben sich stark nach außen verwölbt, sind aber zum Glück nicht gerissen.
Ich habe hier kleinere Stücken europäischen und amerikanischen Nußbaum (meine ich zumindest), der schon unbehandelt dunkler und nicht so rötlich aussieht, daher meine Irritation, es wäre doch kein Nußbaum.

Unterhalb der Türen gibt es noch eine Schublade. Der Steg dazwischen ist auch nur außen furniert. Weil die Türen unten geschliffen haben, sind dort an der Kante kleine Furnierstücken abgesplittert. Altes Furnier kann ich am Schrank nicht gewinnen und umpflanzen. Habe ich eine Chance, neues europäisches Nußbaumfurnier auf diesen Farbton zu trimmen oder sollte ich gleich eine Nußbaum-Vollholzleiste an dieser Stelle einlassen?

Deine Datierung auf 1870 hat meine Motivation erheblich gesteigert :emoji_slight_smile:
 

dascello

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Lieber Gero,

das Problem mit der Farbe von Nussbaum ist meiner Erfahrung nach, dass sich die von frisch geschnittenem oder angeschliffenen Nussbaum mit der Zeit noch stark ändert. Deutsches Nussbaum wird mit der Zeit deutlich heller, bei viel Sonneneinstrahlung sogar bis zu hellem Grau und verliert so den anfangs leicht bläulichen Einschlag.
Nussbaum aus Frankreich reagiert ähnlich, aber nicht ganz so stark und ist viel lichtresistenter. Amerikanisches Nussbaum ist in der Maserung meist ruhiger und seine Grundfarbe spielt oft noch mehr ins bläuliche, verändert sich aber dann auch hin zum gewohnten Braunton. Daher ist Dein Einfärbevorhaben nicht so ganz einfach. Der Fachmann ist Ottmar, der kennt alle Tricks.

Gruß vom sonnig-heißen Rhein


Michael
 

Mathis

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...es handelt sich um Europäischen Nussbaum (Juglans regia) die Füllungen sind aus Nussbaum-Maserknollen geschnitten...

Das ist eindeutig stark verblichener amerikanischer Schwarz-Nussbaum (Juglans nigra), auch die Füllungen sind typisches Aminuss-Maserfurnier.

Diese Möbel sind in solch gigantischen Stückzahlen industriell hergestellt worden, dass der Europäische Markt niemals genügend Nussholz zur Furnierproduktion liefern hätte können. Das allermeiste Nußbaumholz wurde ab ca. 1850 aus den USA, besonders Kalifornien, nach Europa importiert.

Insbesondere die Maserknollen, die es bei europäischem Nussbaum äußerst selten gibt, und die beim Aminussbaum eher die Regel sind, kamen und kommen alle aus den USA.

Du kannst also getrost zu einem Furnierhändler gehen und dort Ami-Nussfurnier kaufen, wichtig ist aber, dass Du es durch Bleichen der Altersfarbe anpasst und dann erst Oberfläche aufbringst.

Deutscher Nussbaum wird mit der Zeit deutlich heller, bei viel Sonneneinstrahlung sogar bis zu hellem Grau und verliert so den anfangs leicht bläulichen Einschlag.
Nussbaum aus Frankreich reagiert ähnlich, aber nicht ganz so stark und ist viel lichtresistenter. Amerikanisches Nussbaum ist in der Maserung meist ruhiger und seine Grundfarbe spielt oft noch mehr ins bläuliche, verändert sich aber dann auch hin zum gewohnten Braunton.

Das ist ganz richtig so, europäischer Nussbaum wäre nach 100 jahren sehr viel heller ausgeblichen.

Zudem ist der Schrank mit roter Lasur übergeschmiert...
 

garfilius

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Zudem ist der Schrank mit roter Lasur übergeschmiert...

Die rote Lasur löst sich mit Spiritus. Ich tippe eher auf dunklen Schellack-Streichlack, mit dem mal jemand auffrischen wollte.

Erst einmal danke für die Tips. Gebleicht habe ich noch nie, aber man lernt ja gern dazu. Das prinzipielle Vorgehen wurde ja im Forum beschrieben.

Es wäre schön, wenn sich die Fachleute beim Nußbaum für eine Seite des großen Teiches entscheiden könnten. Es sind nur kleine Absplitterungen (max. ca. 3 x 5 mm), die könnte ich auch mit Hartwachs füllen. Ich wollte es aber ordentlich machen.
 

edelres

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Europaeischer Nussbaum

Hallo Gero & Forumsfreunde,


als erstes lasse dich nicht verunsichern, hier ist Geduld gefragt, "no action."

Bevor du irgendetwas bezueglich Furnierersatz unternimmst, stelle den Schrank auf eine moeglichst gerade Flaeche. Die Tueren sollten sich ohne zu streifen oeffnen lassen. Ich lege immer unter das untere Zapfenband eine ca 1 mm Beilagscheibe, so dass die Tuer angehoben wird, ohne oben zu streifen. Es kam schon vor, dass die Tueren soweit nach Innen/Oeffnungsseite hingen, dass ich das obere Band ausbaute , die Schraubenloecher verduebelte und ca 5 mm zur Oeffnungsseite ausstemmte. Ich befestigte das obere Band nun bis zum Anschlag eingeschoben mit einer Schraube, nun pruefe ich wie sich die Tuer bewegen laesst. Stimmt alles drehe ich die zweite Schraube ein.

Das Streifen der Tueren, an deinem Schrank, verursachte das Ausreissen der furnierten Kanten, pruefe auch die Schublade, ob diese noch Spiel zur Unterkante aufweist.

Fehlstellen im Furnier bis zur Daumennagelgroesse fuelle ich mit Wachskitt

https://www.woodworker.de/forum/wachskitt-t2872.html.

die Schlieren, bzw. dunkler Schellack, waren in der Ursprungszeit des Schankes, die meisterlich aufgemalten Maserungen, welche aus einem bescheidenen deutschen Nussbaumfurnier einen Schrank mit kauskasischem Nussbaumfurnier machte.

Ich wollte vor x Jahren, zwei Tuerfuellungen welche wie kaukasischer Nussbaum aussahen fuer einen Einbauschrank verwenden. Mit der Entfernung des Lackes verschwand auch der "Kaukasus"

Sei vorsichtig beim Bearbeiten der Flaeche ueber den Tueren, mit dem Entfernen des Lackes kann die gesamte Maserung verschwinden.

@Mathis, jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung oder Glauben da halte ich mich respektvoll heraus.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

 

Mathis

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...die Schlieren, bzw. dunkler Schellack, waren in der Ursprungszeit des Schankes, die meisterlich aufgemalten Maserungen, welche aus einem bescheidenen deutschen Nussbaumfurnier einen Schrank mit kauskasischem Nussbaumfurnier machte.
Leider ist das kein deutscher Nussbaum, sondern ganz klar amerikanischer. Da ist auch nichts aufgemalt, außer der roten Pampe über Rahmen und Füllung.

...Sei vorsichtig beim Bearbeiten der Fläche über den Türen, mit dem Entfernen des Lackes kann die gesamte Maserung verschwinden.
Ich sehe hier keine Maserierungsmalerei, das ist Furnier, eindeutig. Reinige es mal vorsichtig mit Aceton, dann lassen sich oft Übermalungen wie diese rote Lasur entfernen. Aceton greift alten Schellack kaum an.

Mathis, jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung oder Glauben da halte ich mich respektvoll heraus.
Als Gedankenanstoß
Ich halt’s da mehr mit Wissen als mit Glauben oder Meinen. Ich mische mich nur dann respektlos ein, wenn ich etwas genau weiß und zum Thema beitragen kann.

Als Wissensanschub..
 

anobium60

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Für mich eindeutig deutscher Nussbaum. Ich habe auch schon einige ähnliche Schränke in Bearbeitung gehabt, und auch selbst besessen, Aminuss ist mir da noch nie untergekommen. Dass im 19.Jhd. im großen Stil aus Amerika Nussbaumfurnier importiert wurde, höre ich zum ersten Mal. Ich lerne aber gerne dazu.
 

edelres

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Vorsicht Aceton

Hallo Gero & Forumsfreunde,


Vorsicht Vorsicht Vorsicht, bitte kein Aceton verwenden.

Aceton ist eines der staerksten Loesungsmittel fuer die meisten Oberflaechenbeschichtungen, es loest Fette , Harze, Schellack, Vinylharze, Asphalt, Ametyl- und Nitrozelluloseharze.

Die Wirkung von Aceton auf die verschiedenen Harze/Stoffe unterliegt den physikalischen Gesetzen.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar
 

Mathis

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Aceton ist eines der stärksten Lösungsmittel für die meisten Oberflächenbeschichtungen, es löst Fette, Vinylharze, Asphalt, Ametyl- und Nitrozelluloseharze.

Hallo Ottmar, das ist richtig! Aceton löst Nitrocelluloselacke sogar besonders gut!

Aceton... löst ....Harze, Schellack....

Das ist schlicht falsch, Schellack wird von Aceton nicht gelöst.

Ich habe schon Überzüge von Zelluloselacken, die auf alte Schellackpolituren aufgetragen waren, von ganzen Möbeln mit Aceton und Watte abgenommen, das geht völlig unproblematisch und hinterlässt eine höchstens matte aber völlig intakte Schellackpolitur, die man blitzschnell wieder aufpolieren kann. Davon kann sich Gero durch einen kleinen Versuch überzeugen: einfach ein wenig Nagellackentferner auf Watte geben und mal die roten Schlieren bearbeiten, höchstwahrscheinlich hast Du sofort rote Farbe in der Watte. Die darunter liegende Schellackpolitur wird garantiert nicht angegriffen!

Gero, bitte berichte doch mal vom Ergebnis- Du kannst es ja mal an einer wenig sichtbaren Ecke versuchen!

In den allermeisten Fällen sind diese laienhaften Überschmierungen mit NC-Materialien gemacht worden und die sind sehr gut löslich in Aceton. Aber auch mit Testbenzin habe ich schon ganze Oberflächen "gereinigt", auch das greift alkhollösliche Polituren nicht an.

Vorsicht Vorsicht Vorsicht, bitte kein Aceton verwenden.
Vorsicht Vorsicht Vorsicht, bitte nicht alles glauben, was andere nur zu wissen meinen- wir haben in der Museumswerkstatt oft Schichtentrennungen von modernen Lacken auf historischen Naturharzpolituren auf diese Weise vorgennommen. Dieses Verfahren ist in der musealen Restaurierung alter Oberflächen absolut Standard und seit Jahren bekannt.

Die Wirkung von Aceton auf die verschiedenen Harze/Stoffe unterliegt den physikalischen Gesetzen.
Jau, das stimmt natürlich, zum Glück unterliegt sogar die ganze Welt den physikalischen Gesetzen. Was für ein maßloses Glück, sonst würde gleich noch mein Teewasser zu brennen anfangen

Als Wissensanschub!

Gruß von Mathis
 

anobium60

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Zitat Mathis: Das ist schlicht falsch, Schellack wird von Aceton nicht gelöst .

Ich weiss nicht was für ein Schellack oder was für Aceton du hast. Du kannst aber gerne mein Schachbrett das ich mit Schellack behandelt habe, neu polieren!!!!Das Aceton, das ich habe hat den Schellack fast noch leichter abgetragen als Spiritus!!!
Vielleicht brennt ja dein Teewasser! Den Unfug den du verbreitest solltest du besser löschen!
 

garfilius

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Hallo Matthis,

bitte lies noch einmal meinen ersten Beitrag. Vielleicht habe ich mich ja auch ungenau ausgedrückt, aber:

Die beiden Detailfotos zeigen das Furnier nach Entfernung der braunen Schlieren mit Stahlwolle und Spiritus. Möglich, dass das auch mit Aceton runter gegangen wäre, das stinkt mir aber zu sehr.

Hallo Ottmar,

ich muß Dich enttäuschen, es ist Furnier. Recht und schlecht habe ich nach Deiner Anleitung aus früheren Forumstagen die gesplitterten Teile abgelöst, um das Holz darunter wieder zusammenzusetzen und zu verleimen.

Die kleinen ca. 4x4 bis 2x2 mm großen Fehlstellen habe ich auch mit Hartwachs gefüllt, finde aber, dass man das sofort sieht, weil die Maserung fehlt. Für "daumennagelgroße Fehlstellen" kann ich mir das ohne Retusche nicht vorstellen.
Die Türen schleifen unten, wie ich schrieb. Das wird durch Unterlegplättchen ausgeglichen werden, wenn ich die Türen wieder einbaue.
 

Mathis

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Die beiden Detailfotos zeigen das Furnier nach Entfernung der braunen Schlieren mit Stahlwolle und Spiritus. Möglich, dass das auch mit Aceton runter gegangen wäre, das stinkt mir aber zu sehr.

Hallo Gero,
ich hab’ deinen Beitrag wohl gelesen, aber mir eher zu viele Gedanken darüber gemacht, wie man um das Abwaschen der kompletten Politur herumkommt. Deswegen meine Ausführungen zur Abnahme der roten Lasur, die man auf dem linken Foto deutlich sieht. Eventuell hätte die alte Schellackpolitur nach Entfernen der roten Pampe ganz passabel ausgesehen, aber nu isse ja komplett ab. Auch gut.

Die kleinen ca. 4x4 bis 2x2 mm großen Fehlstellen habe ich auch mit Hartwachs gefüllt, finde aber, dass man das sofort sieht, weil die Maserung fehlt. Für "daumennagelgroße Fehlstellen" kann ich mir das ohne Retusche nicht vorstellen.
Der Profi verwendet übrigens in solchen Fällen Furnierstückchen mit alter (polierter) Oberfläche, die man von ausgeschlachteten ähnlichen Möbeln gewinnt.
Diese habe ich immer mit Messer, Kreissäge oder Bandsäge vom Blindholz abgetrennt, die Rückseite plan geschliffen und auf die nötige Stärke gebracht, dann flächenbündig eingesetzt und etwas überpoliert-das sieht besser aus und ist haltbarer als die Wachsschmiererei und gehr mit genügend Übung schön schnell und obendrein eine professionelle restauartorische Lösung!

Ich weiß nicht was für einen Schellack oder was für Aceton Du hast. Du kannst aber gerne mein Schachbrett, das ich mit Schellack behandelt habe, neu polieren! Das Aceton, das ich habe, hat den Schellack fast noch leichter abgetragen als Spiritus!
Vielleicht brennt ja dein Teewasser! Den Unfug den du verbreitest solltest du besser löschen!

Hallo Anobium,
hier ging es ganz klar und explizit um antike Möbeloberflächen und nicht um selbstgestrickte Schachbretter. Eine über 100 Jahre alte, fachmännisch aufgebrachte Politur ist unempfindlich gegen kurze Anwendungen von Aceton, dieses löst NC-Überzüge so schnell an, dass keine Beschädigungen an der Harzschicht entstehen. Das hab ich selbst oft genug gemacht und in der Ausbildung konnten das Praktikanten auch. Keine hohe Kunst also.

Bevor jetzt wieder die Mär vom ach so aggressiven Aceton kommt: hier sind Fotos eines kleinen Versuchs: Die Fotos zeigen gereinigten Polierschellack in einem Bad von Aceton in einer TK-Dose. Erstes Foto am Anfang des Versuchs, das zweite ca. 30 Minuten später, das dritte dann nach ziemlich genau 60 Minuten Einwirkung des Acetons:



Wie man klar sieht, ist der Schellack auch nach 60 Minuten nicht aufgelöst worden, es haben sich aber wachsähnliche weißlich helle, weiche Randzonen gebildet. Welch ein Prozess dabei abläuft, kann ich nicht sagen, aber der Versuch zeigt: Schellack ist nicht in Aceton löslich.

Auf Polituren übertragen bedeutet das, dass man sehr gut und gefahrlos alte und völlig durchgehärtete Schellackpolituren mit Aceton reinigen kann und so sehr erfolgreich NC-basierte Überzüge von antiken Alkohol-Harz-Polituren entfernen kann- auch wenn das jetzt ein bisschen OT zu dem eigentlichen Thema ist.

Die Warnschreie "Vorsicht Aceton" haben mich veranlasst, das mal gerade zu rücken!

Als Wissensanschub!

Gruß von Mathis
 

edelres

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Wachskitt

Hallo Gero,

ich weiss nicht was Du mit Hartwachs meinst.

Ich haenge ein Bild aus meiner Praxis an, ich arbeite mit verschiedenen Farben von Wachskitt. Ich trage den hellsten Kitt als erstes auf, die Farbe sollte der hellsten Farbe der Umgebung entsprechen, wenn noetig, kratze ich mit einem duennen 0,1 mm (und anderen) Stahldraht maserungsaehnliche Striche in die Oberflaeche in diese Striche reibe ich etwas Kasseler Braun ein. Nun Bringe ich anderfaerbiges Wachs der Umgebung entsprechend, tropfenweise auf und tupfe mit dem Loetkolben in das Wachs.

Ich trete immer ca 1 m zurueck und pruefe wie sich alles einblendet.

Stimmt der Eindruck nicht, entferne ich mit dem Loetkolben und Stahlwolle/Schleifvliess das Wachs und beginne von vorn.

Als Beispiel haenge ich ein Bild aus der Praxis an wie ich solche Faelle loese, ein Hund hatte die Ecke von einem Satztisch abgenagt. Der Satz Tische bestand aus vier Tischchen, ich musste die Originalfarbe des gesamten Satzes einhalten.

Ohne mich selbst zu loben, finde ich das Ergebnis annehmbar. Der Kunde konnte die restaurierte Ecke nicht finden(!).

Mit Wachskitt ist es wesentlich einfacher, kleinere Fehlstellen auszubessern. Wenn es verlangt/bezahlt wird, verwende ich Furnier dem Alter, der Maserung, des Finish und der Farbe des Stuckes entsprechend. Kostenpunkt cm²=100.--US$, das Geld muss ich mir verdienen, hier helfen mir meine Erfahrungen und mein Vorrat an allen moeglichen Sorten von altem Furnier/Holz.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

PS: Ich mische mir meinen Wachskitt selbst zusammen, damit kann ich die Haerte und Farbschattierung selbst bestimmen. Damit spare ich kein Geld, doch frueher (heute?) verkauften die Firmen die Wachskittstangen nur in Saetzen, von den selten gebrauchten Farben besitze ich mehr als hundert. Fuer ein bis zwei Kittstangen einen ganzen Satz (12 Stck) zu kaufen wurde mir zu teuer.
 

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edelres

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Schellack Acetonfest ????

Hallo Forumsfreunde,

Acetonwarnung.

Ich kenne nicht alle Acetone oder Schellacke, welche es gibt.

Ich habe noch nie versucht Schellack in Aceton zu loesen, deshalb wollte ich mich sachkundig machen.

Von meinem Schellack bezogen von der Firma Deffner & Johann, Schellack Lemon indisch Nr. 17, habe ich 1 Gr. in 250 ml Aceton Virgin 100% der Firma Clean Stip geloest.

Im anhaengenden Bild ist das Ergebnis zu sehen. Ohne daraus irgendwelche allgemeingueltige Schluese zu ziehen, bemerke(sehe) ich dass mein Schellack nicht acetonfest ist.

Ich moechte den Forumslesern, deshalb empfehlen, bei Schellack kein Aceton zu verwenden, falls nicht die Acetonwiederstandsfaehigkeit garantiert ist (am besten schriftlich Anfordern)

@anobium60
Hallo Reiner,

mir geht es wie Dir in ca 50 Jahren, hat Aceton sehr viele Oberflaechen beschaedigt, auch Schellack. Eigentlich sollten wir den Mund halten, denn solche Behauptungen bringen neue Auftraege.

Leider wird sehr viel Unsinn verbreitet, auch in diesem Forum, Wunschdenken, Halbwahrheiten, Hoerensagen, helfen niemandem.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar
 

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edelres

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Forum Woodworker.de Wert/Aufgabe

Hallo Mathis,

willkommen im Forum woodworker.de (von mir jedenfalls)

ich sehe dein Bestreben hier etwas nuetzliches beizutragen. Irgendwie lief dabei einiges schief (so wie ich es verstehe). Ich bin kein Chemiker, meine geringen Kentnisse stammen von meinen Mentoren sachkundigen Drogisten (Lehrzeit vor 1900), dem Deutschen Arzneibuch (DA:emoji_sunglasses:, dem Merck-Index, dem Chemie Lexikon (Roempp) sechste Auflage, verschiedenen Lexicas (Meyer/Brockhaus) 1870 - 1990, sowie den unzaehligen Quellen der Universitaeten und statlichen Dateien der USA.

In diesem Forum so wie ich es sehe und mag, geht es darum aus der Fuelle des Internets (Gott sei Dank dafuer), die Erfahrungen, welche, auf welchem Feld auch immer, allgemein verstaendlich den Ratsuchenden zur Verfuegung zu stellen.

Ich sehe aus deinen Ausfuehrungen ein wertvolles/nuetzliches Potential, hier zu unserem und deinem Nutzen beizutragen.

Mein Fehler, in der Vergangenheit, auf welchen ich dich hinweisen moechte, war der. dass ich mich kaum zurueckhalten konnte, meine Erfahrungen/Wissen, auf jeden auszuschuetten ob derjenige dies wollte oder nicht.

Hier im Forum gibt es keinen Wettbewerb um "Richtig" oder "Falsch", sondern alle ziehen(schieben) am gleichen Strang.

In deinen Ausfuehrungen hier im Forum sehe ich mich selbst vor zig Jahren, ich habe (hoffentlich) gelernt, auf das was gefragt wird aus der Sicht des Fragenden zu antworten.

Bitte sieh dies nicht als irgendwelche persoenliche Zurechtweisung oder Kritik, sondern als meinen Gedankenanstoss zum gemeinsamen Erfolg.

Mit freundlichen Gruessen

Ottmar
 

anobium60

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Hallo Anobium,
hier ging es ganz klar und explizit um antike Möbeloberflächen und nicht um selbstgestrickte Schachbretter. Eine über 100 Jahre alte, fachmännisch aufgebrachte Politur ist unempfindlich gegen kurze Anwendungen von Aceton..


Aber Hallo! Ich stricke meine Schachbretter nicht!. Das Schachbrett wurde vor über 10 Jahren im Rahmen der Meisterausbildung mit Schellack poliert. Sicherlich nicht so perfekt wie es die alten Meister gemacht haben. Aber prinzipiell gilt ja wohl, das eine These nicht haltbar ist, wenn ein Fall (wie bei mir) das Gegenteil belegt. Du hast ja deine These selbst schon eingeschränkt..-unempfindlich gegen KURZE Anwendungen von..(Zitatende)-also was jetzt?
 

unatorium

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Löslichkeit von Schellack/ Naturharz

Die Löslichkeit von Schellack ist nicht immer gleich. Es kommt auf das Alter der Oberfläche, die äusseren Einflüsse wie Sonnenlicht oder auf Überarbeitungen der Schellackoberfläche an. Manche Schellackpolituren lösen sich leichter, manche schwerer. Es kann also durchaus sein, dass Aceton zuerst nicht anlöst, aber grundsätzlich kann man das so nicht stehenlassen. Es gibt auch Pufferlösungen die hauptsächlich aus Wasser bestehen, die Schellack anlösen.....

Hier sei auf das Lösemitteldreieck verwiesen. Doch selbst dieses gibt nicht Aufluß über die Löslichkeit in bestimmten Fällen.....
 

raftinthomas

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ganz seltener MODERATORISCHER HINWEIS!!!
bitte lesen, verstehen und beherzigen :emoji_grin:

ich behaupte mal, alle, die hier schreiben, sind vom fach und schreiben, um anderen zu helfen. manchmal ist die einschätzung eines einzelnen (oder auch die der mehrheit) falsch, trotz bestem wissen und gewissen der jeweiligen poster.

also versucht mal, eure postings etwas sachlicher-sachdienlicher zu gestalten, anstatt andere teilnehmer anzugreifen. umgekehrt versucht bitte, eure posts freundlich zu schreiben.
jetzt alle mal an die hände fassen, ein fröhliches #piep-piep-piep-wir ham uns alle lieb# singen und wir verstehen uns alle wieder...

ich weiss, manchmal isses schwer, wenn man glaubt, man sei im "recht".
 

welaloba

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kann mich auch mal ärgern

so einem Streit zuzusehen. Konnte dann nicht anders, als 1. den Acetonkanister aus der Ecke zu kramen, 2. ins Regal zu steigen um ungelösten WACHSFREIEN Schellack zu holen. Dann Schellack in Aceton einlegen, eine Stunde und eine halbe abwarten, Kaffee trinken und Zeitung lesen und wieder nach unten. Und siehe da, die vorher spröd-harten-transparenten Schellackblätter sind weich und weißlich-gelblich geworden. Ich traue mich auch, eins rauszunehmen: Es fühlt sich an wie ein blanchiertes Mandelscheibchen. Fazit: Weich geworden ja, wirklich gelöst ist anders. Weich geworden am Möbel würde bedeuten: Der Schellack ließe sich mit grober Mechanik (Stahlwolle N°. 3 oder Metallspachtel) vielleicht abnehmen, aber eigentlich machte sich niemand die Mühe, an der Stelle das doch so schön schnell verdunstende Aceton einzusetzen. Ein "Beweisfoto" hänge ich an. Was ich mir an der Stelle sparen wollte, war ein weiterer Versuch mit WACHSHALTIGEM Schellack. Kann sein, der würde eher aufgeben.
Hätte hiermit meinen Senf zugegeben zu einer eigentlich völlich am Thema vorbeigehenden Diskussion. Interessanter zu hören wäre, ob Garfilius Freude hat dabei, eine neue Schellackoberfläche aufzubauen... und vielleicht traut er sich ja auch, die Fehlstellen ganz einfach mit Nussholz zu ergänzen... und vielleicht strahlt das Möbel ja auch schon wieder ...
Gruß Werner
 

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garfilius

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Deswegen meine Ausführungen zur Abnahme der roten Lasur, die man auf dem linken Foto deutlich sieht. Eventuell hätte die alte Schellackpolitur nach Entfernen der roten Pampe ganz passabel ausgesehen, aber nu isse ja komplett ab. Auch gut.

Hallo Mathis,
wir sind uns aber wenigstens soweit einig, dass ich mir den Schrank im Original betrachten kann und Du nur ein Foto. Zum letzten Mal: Das ist keine Lasur, sondern bernsteinfarbener, dunkler Streichschellack. Rot ist es auch nicht.
Und die alte Politur ist auch nicht komplett ab, warum denn das?
Nach Deiner Theorie hätte ich durch Abreiben mit Spiritus und Stahlwolle 000 ja den Schellack unter der nicht spirituslöslichen Lasur anlösen müssen und die Lasur wäre abgeblättert, weil sich der Untergrund aufgelöst hatte. So war es aber nicht.

Hallo Ottmar,

wir meinen mit Hartwachs und Wachskitt das gleiche. Aber von solch fast perfekten Retuschen bin ich noch weit entfernt. Ist das Brett auf dem zweiten Foto 180 Grad gedreht? :emoji_wink:

Inzwischen ist die eine Tür wieder überpoliert und glänzt. Nur die Ecken neben den Leisten konnte ich nicht bis auf den letzten mm auspolieren. Nun muß ich zumindest die andere Tür auch noch kurzfristig reinigen, weil die alte neben der "neuen" einfach schäbig aussieht. Da die restauratorisch richtige Lösung, die kleinen Fehlstellen an der Querleiste des Korpus mit altem Furnier zu ergänzen mangels altem Furnier nicht funktioniert, werde ich demnächst versuchen, aus meinen europäischen Nußbaumholz-Resten dünne Spänchen zu erzeugen und zu bleichen.

Ich habe mal einen innerfamilären Test gemacht: meine beiden Damen sehen die Reparaturstelle an der Tür nicht, ich schon. Vielleicht bin ich nur zu pingelig.
 

edelres

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Perfektionismus

Hallo Gero & Forumsfreunde,

Gratulation zu dem Fortschritt, dass du die retuschierten Stellen siehst ist normal, weil du automatisch danach suchst. Ich erlebte mit Praktikantinnen, dass diese mit der Retuschierung ganz ungluecklich waren ueber das Ergebnis, ich musste direkt danach suchen, ich haette es nicht besser machen koennen. Bezueglich "Pingelig" es kam schon oefters bei mir vor, dass ich ein akzeptables Ergebnis noch besser machen wollte mit dem Resultat das Ganze nochmal von vorne.

Jetzt wo du wegen der kleinen Tischplatte anfragst, sehe ich dass diese um 180 ° gedreht ist. Die reparierte Ecke ist auf dem unteren Bild rechts Oben.

Ich rate dir ab (oder nur als aller aller letztes Mittel) mit neuem Holz zu experimentieren. Kleinere Furnierteile, gewinne ich oft unter Schluesselschildern oder Handgriffabdeckungen.

Ich wuerde bei Sperrmuellsammelstellen oder im Gebrauchtmoebelhandel, nach furniertem Holz von der gleichen Faerbung suchen. Ich gewinne von alten Moebelteilen, meinen Furnierersatz. Die Maserung sollte in etwa stimmen, beim Einpassen, ausprobieren aus ca 1.5 m sehen ob das Eingesetzte besser aussieht, wenn es um 180 ° gedreht ist. Die veraenderte Lichtbrechnung verraet oft die ausgebesserten Stellen.

Ich wuerde mal die Stellen jetzt mit Wachs ausbessern und wenn du dann passendes Furnier gefunden hast, weitersehen.

mfg

Ottmar
 
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