Alten Holzschreibtisch aufarbeiten?

pittiplatsch

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Hallo,

mir ist ein alter Holzschreibtisch in die Hände gefallen, den ich nun gerne Aufarbeiten möchte.

Hier ein paar Fotos: Desk - Imgur

Ich habe dazu nun ein paar Fragen:

- Um was für ein Holz handelt es sich da? Die Oberfläche ist komisch rau, und es sieht so aus als wäre das Holz nochmal nachbehandelt worden.

- Ich würde das Holz gerne glatter machen und etwas schützen. Vorschlage?

- Die Schreibtischoberfläche war wohl mal mit Leder überzogen. Wo kann ich so ein Leder nachkaufen? Und wie bringe ich dies auf? Vor allem die Kanten bereiten mir ein wenig sorgen.

- Ein paar der Schlüssellöcher sind ausgerissen; die Schlüssel und ein paar Griffe fehlen. Wo könnte ich so etwas nachkaufen?

Vielen Dank schonmal im Vorraus!
Agnes
 

Fiamingu

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Hallo Agnes,
die Holzart ist Eiche und könnte gebürstet sein.
Auf der Platte war mit ziemlicher Sicherheit mal
Möbelinoleum in Lederoptik verklebt. Auf ausgerissene
Schlüssellöcher kann man dem Stil entsprechende
Schlüsselschilder schrauben die die Ausrisse kaschieren.
Ich würde das gute Stück erst mal mit lauwarmem
Wasser und Spülmittel zu Leibe rücken und sehen was
unter der kruste zu vorschein kommt.
Vielleicht meldet sich Werner (Welaloba) noch, der ist
der Crack auf dem Gebiet.:emoji_slight_smile:
 

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pittiplatsch

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Super, danke - dass ist ja schon eine ganze Reihe von Hinweisen.

Bzgl der Schilder und des Möbelinoleums: kennt da jemand Bezugsquellen im Netz? Ich hab früher immer auf Flohmarkt so Händler gesehen die alles zum Restaurieren verkauften, gibts hier aber nicht...
 

welaloba

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Ja hallo, dann melde ich mich auch mal zu Wort.
Bezüglich der Ledereinlage würde ich mich vom örtlichen Raumausstatter beraten lassen, er weiß meist die Sorte zu benennen und kann welches besorgen und zuschneiden. "Schlüsselbuchsen zum Einlassen" wäre das Stichwort zum Suchen, zb bei Wolber-Beschläge oder antic-und-deco in München.
Das Holz, insbesondere bei dem Foto von der Tür, sieht aus, als habe da jemand dunkleren Lack abgebeizt und irgendwann aufgegeben. Das ist aber jetzt schon ein bisschen wie in die Kristallkugel geguckt. So viel geben die Fotos nicht her.
Glatter machen? Die Eiche ist einfach so grobporig, und wenn sichs rauh anfühlt, kann das verschiedene Ursachen haben, zb. nicht fertig abgewaschen oder was weiß denn ich. Die Frage wäre, was soll den rauskommen beim Aufarbeiten? Darf die Farbe so bleiben wie sie ist oder soll es heller werden oder wieder dunkler?
Wovor willst du das Holz schützen? Was missfällt dir?
Eine Maßnahme kann sein, etwas Glanz aufzutragen in Form von wachshaltiger Schellackmattierung, die hält auf fast allen Untergründen.
Gruß Werner
 

welaloba

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Hähä, sehr witzisch sagt der Hesse - auch am Aschermittwoch. Ob Agnes bei mir gut aufgehoben ist, lassen wir mal dahin gestellt, besser kommt sie in die Werkstatt.
Gruß Werner
 

pittiplatsch

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"Schlüsselbuchsen zum Einlassen" wäre das Stichwort zum Suchen, zb bei Wolber-Beschläge oder antic-und-deco in München.

Einige der Löcher sind arg ausgerissen, ich glaub ich brauch was zum abdecken. Aber danke schonmal für die Quellen!

Das Holz, insbesondere bei dem Foto von der Tür, sieht aus, als habe da jemand dunkleren Lack abgebeizt und irgendwann aufgegeben. Das ist aber jetzt schon ein bisschen wie in die Kristallkugel geguckt. So viel geben die Fotos nicht her.

Ich weiss leider nichts über die Geschichte des Tisches. Ich hab noch mehr Fotos zu der Galerie hinzugefügt: Desk - Imgur

Glatter machen? Die Eiche ist einfach so grobporig, und wenn sichs rauh anfühlt, kann das verschiedene Ursachen haben, zb. nicht fertig abgewaschen oder was weiß denn ich.

Die Frage wäre, was soll den rauskommen beim Aufarbeiten? Darf die Farbe so bleiben wie sie ist oder soll es heller werden oder wieder dunkler? Wovor willst du das Holz schützen? Was missfällt dir?

Ah, ok. Ich brauch die garnicht unbedingt glatter, die wirkte auf mich nur so raus als hätte die jemand absolut misshandelt und das Holz irgendwie ausgelaugt. :emoji_slight_smile: Mit der Farbe bin ich auch ganz zufrieden; ein bisschen heller vielleicht. Also letztendlich Frage ich wohl: wie säuber ich das Holz am besten, beende das von dir erwähnte Abbeizen und schütze das Holz danach?

Danke erstmal für die Antwort!!
 

welaloba

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Hallo Pitti-
da nicht bekannt ist, welche Gerätschaften / Werkzeuge / Vorkenntnisse / Möglichkeiten usw. bei dir vorhanden sind, ist es schwierig, irgendwas zu empfehlen.
Aber dann kommen doch noch einige Beispiele:
Ausgenudelte Schlüssellöcher kann man mit Holz ergänzen also wieder herstellen oder man kann diese abdecken mit mehr oder weniger großen Schildern, die dann meistens gar nicht zum Möbel passen.
Zerfressene / zerbröselte Knöpfe aus Holz kann man durch passend nachgedrechselte ersetzen oder durch Knöpfe aus dem Baumarkt.
Schubladböden, die vorne aus dem Schlitz geschrumpft sind, kann man in der Regel hinten am Schub lösen, dann nach vorn zurück in den Schitz schieben und hinten wieder annageln.
Zum vollenden einer Abbeizarbeit - wenn es denn so etwas war, braucht es entsprechende Lösemittel. Da ich schon erwähnte, dass nicht bekannt ist, welche Vorkenntnisse und Möglichkeiten vorhanden sind, halte ich mich hier eher bedeckt.
Nur so viel: Kleine Versuche mit Alkohol (Brennspiritus) bzw. auch mit Nitroverdünnung bringen hier meist schnell Klarheit.
Schwierig wird das alles, wenn du ganz bei null anfangen musst was das Beschaffen von Materialien wie Lösemitteln, von Werkzeugen usw. angeht. Vielleicht muss sogar geschliffen werden. Auch hier habe ich keine Ahnung, ob du das schon mal betrieben hast. Dann ginge wieder eine neue Bescheibung los.
Das öffnen der Seite mit deinen neuen Bildern ist hier aufm Land arg mühsam, während ich schreibe, sind gerade mal 5 Stück zu sehen.
Lange Pause.
Verbogene Scharniere kann man abschrauben und im Schraubstock richten und wieder anbringen.
Fehlende Schlüssel kann man besorgen, indem man die betroffenen Schlösser ausbaut und damit zum altmodischen Schlüsseldienst geht, also eher nicht Mr Minit oder wie der heißt.
Wenn dann zum Schluß alle Holzarbeiten (zB. wie lose Verbindungen neu leimen, Fehlstellen ergänzen) alle Reparaturen an Schildern, Beschlägen, Schlössern und anderen Funktionen erledigt sind, kann man an die Oberfläche gehen. Wenn Flecke, Lackreste usw. entfernt sind, würde ich eine Schellackoberfläche auftragen.
Dann kommen an der Stelle wahrscheinlich wieder die Fragen, wie das denn geht und was es dazu braucht.
Und ich weiß immer noch nicht, ob du einen Pinsel besitzt, Schellack vorrätig hast usw. usw.
Manchmal gibts auf deine Frage auch schon mal ein lapidares" Benutze mal die SuFu, wo oft nicht so viel bei rauskommt, deswegen hab ich wieder mal einen kleinen Roman geschrieben, der hoffentlich hier und da etwas weiterhilft.
Gruß Werner
PS: Es soll Leute geben, die ihren Schreibtisch dann irgendwann entnervt wieder an die Straße stellen oder hellgrün anmalen. Aber ich habe ja auch keine Ahnung.
 

pittiplatsch

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Vielen Dank schonmal für den "kleinen Roman", damit kann man ja super die Suchfunktion füttern (das ist immer so unproduktiv wenn man überhaupt keine Ansatzpunkte hat).

Separate Werkstatt und Grundausrüstung an Werkzeug hab ich; handwerkliche Basiskenntnisse und -geschick ebenso - hab mich nur noch nie an eine Aufarbeitung getraut. Lösungsmittel oder gar Schellack haben wir nicht, aber lässt sich ja einfach besorgen.

Werde erstmal an die Basisarbeiten gehen (säubern, Holzarbeiten etc), dann sehen wir mal weiter.

Danke nochmal.
 

pittiplatsch

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Ah, eine Sache hab ich noch vergessen zu Fragen: was ist das für eine Stilrichtung und Alter - hat da jemand eine Idee von den Fotos her?
 

Bockfotzn

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Für Beschläge (mit Schlüsselloch), Scharniere, handgeschmiedete Nägel für alte / edle Optik, würde ich diesen Ebayshop vorschlagen. Die haben unter "historische Baustoffe" ganz interessante Sachen:

hausanschrift | eBay
 

welaloba

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Hallo Agnes,
eine Idee zum Alter bzw. Epoche wäre Historismus / Gründerzeit, also einige Jahre vor 1900. Anhaltspunkt dazu wären mir die kannelierten Lisenen, die mit Profilen eingefassten Türfüllungen und andere Details wie Bänder und aufwendige Schlösser.
Was mir ein wenig seltsam vorkommt, ist, dass bei einer Tür wohl die Pfeife eines Schlosses rausschaut, wohin dann ein gegossener Messingbeschlag gehört, der diese Pfeife ( Röhrchen) umfasst. Dann gibts an den Schüben aber eingelassene Buchsen statt wieder Schilder wie an den Türen...
das muss aber nichts bedeuten, das kann ja auch ein Kundenwunsch gewesen sein, zu der Zeit war vielleicht noch nicht jedes Möbel von der Stange.
Gruß Werner
 

pittiplatsch

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eine Idee zum Alter bzw. Epoche wäre Historismus / Gründerzeit, also einige Jahre vor 1900. Anhaltspunkt dazu wären mir die kannelierten Lisenen, die mit Profilen eingefassten Türfüllungen und andere Details wie Bänder und aufwendige Schlösser.

Ok, danke! :emoji_slight_smile:

Was mir ein wenig seltsam vorkommt, ist, dass bei einer Tür wohl die Pfeife eines Schlosses rausschaut, wohin dann ein gegossener Messingbeschlag gehört, der diese Pfeife ( Röhrchen) umfasst. Dann gibts an den Schüben aber eingelassene Buchsen statt wieder Schilder wie an den Türen...

Super dass du das ansprichst, darüber hab ich mich die letzten Tage auch gewundert. Ich schau mal nach ob da überhaupt Schilder waren; ich wollte heute mal den Schreibtisch sauber machen und den Spiritus/Nitro-test machen.

Habe am Wochenende kräftig die Suchfunktion benutzt, habe jetzt aber tausend Sachen, Techniken und gegensätzliche Aussagen im Kopf rumschwirren. Sehr verwirrend!

Mein vorläufiger Schlachtplan:

  1. mit etwas Wasser/Spüli säubern, an Restbeize testen ob die sich löst (Spiritus/Nitro)
  2. Holzarbeiten (Löcher füllen, Schlüssellöcher einsetzen, Schubladen reparieren etc)
  3. Farblich ausgleichen (?)
  4. Schleifen
  5. Oberflächenbehandlung
  6. neues Linoleum

Das Fragezeigen bei "Farblich ausgleichen" ist da weil ich mir noch nicht sicher bin wie ich die Reparaturstellen und die neuen Knöpfe farblich so anpasse dass es zum Rest past.

Ich bin mir noch nicht so ganz sicher ob ich überhaupt schleifen muss. Bzgl der Oberflächenbehandlung bin ich mit sehr unsicher; es gibt da so viele unterschiedliche Methoden. Werner, du sagtest etwas von wachshaltiger Schellackmattierung, habe darüber aber wenig im Forum gefunden. Was ist das genau?

Achja, was ich vergessen hatte zu sagen: das Ding soll kein "Schmuckstück" werden, ich möchte es täglich als Schreibtisch benutzen. Und mir schwebt auch kein "French Polish" oder sowas vor, ich mag die derzeitige Farbe und Patina eigentlich sehr gerne.
 

pittiplatsch

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Neue Foddos! Desk2 - Imgur

Aaalso, ich hab mal getestet. Alles mit Spüli geputzt. Dunkle Flecken gaben dunkles ab wenn ich mit Nitro reibe. Alles andere gibt hell-braun ab (im Tuch), auch wenn ich Spiritus nehme. Insgesamt sieht es so aus als hätte jemand den Tisch, der vorher dunkel war, abgebeizt und rot-bräunlich gefärbt. Sieht man ganz gut da wo ich ein paar Holzleisten bewegt hab (siehe Fotos). Wie kann ich Öl und Wachs unterscheiden?

Hab auch mal angefangen die Holzarbeiten etc zu machen. Schlubladenböden sind gemacht; alle Metallteile abgeschraubt und gerichtet. Die sahen Teilweise ganzschön übel aus! Jetzt muss ich nurnoch einen Schlüsselservice finden der sowas noch kann.

Hab auch mal die Füllung aus der Tischoberfläche rausgemacht, das war alt und bröselig. Schien mir sogar Gips zu sein! :confused:

Insgesamt ist der Tisch in einem eher schlechten Zustand. :emoji_frowning2: Frage mich wieviel Arbeit ich da wohl reinstecken soll... Aber mir gefällt die Patina und die Gesamtfarbe.

Eine Frage hab ich: die eine "Füllung" der Rückwand ist gebrochen und stark verzogen (siehe Fotos). Hab ich mal rausgenommen - wie krieg ich das nur wieder grade?
 
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