Alte Möbel aufbereiten

cato_2010

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Mit den folgenden Fragen möchte ich mich hier auch vorstellen:

ich habe von meinen Eltern ältere Möbel übernommen, die leider schon einige unschöne "Restaurierungen" hinter sich haben. Die Deckplatten fehlen (war wohl Marmor), die Oberfläche wurde von einem Schreiner Anfang der `90er mit einem Sprühlack überzogen, die Füße sind dank eifrigen Putzen (schwäbische Hausfrau) komplett roh.

Nun möchte ich die Stücke für mich soweit herrichten, dass sie einigermaßen geschützt sind und benutzbar.

Meine Fragen.
- ich gehe (laienhaft) davon aus, dass es sich um Eiche handelt
- die oberste Beschichtung ist Lack, der sich - soweit nicht eh schon abgefallen - locker mit der Ziehklinge abziehen lässt (was ich an dem ersten Nachttisch schon gemacht habe). Ist in Ordnung oder lieber andere Methode, um die unteren Schichten nicht zu verletzen?
- darunter ist etwas, dass dem Möbelstück einen deutlich rötlichen Farbausdruck verleiht, kein Glanz mehr vorhanden, die rohen Bereiche sind zum Teil angegraut.
- Ich würde die Stücke jetzt gerne neu einlassen, muss ich die komplett in Rohzustand versetzen? Kann ich einfach drüber wachsen oder ölen?

Habe Bedenken, dass das ganze sehr fleckig wird, die rohen Bereiche reagieren auf Test-Öl mit sehr dunkelbraunem Effekt, die Restbeschichtung wird wieder satt rötlich...


Zu meinem Hintergrund: bin interessierte Laiin, habe schon viel handwerklich gemacht (baue z.B. gerade die Scheune in meinem friesischen Langhaus zu Gästezimmern aus mit beratender Unterstützung von Handwerkern (Wasser und Elektrik darf man ja nicht ans Hauptnetz anschließen). Am liebsten aber arbeite ich mit Holz, bildhauern, kleine Möbelstücke, Dielen aufarbeiten... was so gerade passt.
 

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cato_2010

ww-pappel
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Hallo nochmal,

da noch keine Reaktionen kamen, nochmal kurze Fragen (für leichteres Antworten):

Ist es Eiche oder nicht?

Was wurde zur vermuteten Bauzeit der Möbel (30er oder 40er Jahre) als Beschichtung verwendet: Wachs oder Öl (bei Eiche ja wohl kein Schellack/Ballenmattierung?) Wie kann ich selbst feststellen, wenn es nicht sowieso klar ist?

Ich weiß jetzt nicht, warum so gar keine Reaktion kommt, habe ich etwas nicht richtig gemacht (Bilder?), nicht lang genug gewartet oder ist das Thema langweilig?

Danke für jedwelche Unterstützung

Barbara
 

welaloba

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Hallo Barbara, "man" ist nicht ständig online;
Dein Nachttisch ist wohl Eiche, die Kommode entsprechend auch. Wenn du mit der Ziehklinge entsprechend vorsichtig hantierst, solle der Lack weitestgehend zu entfernen sein. Du wirst selbst merken, wenn du zu heftig rangehst, dann gibts Schrammen. Dass du damit Furnier durchreibst , ist eher unwahrscheinlich. 'Danach würde "ich" mit passendem Lösemittel (Alkohol oder Waschverdünnung bzw. Aceton) nachwaschen - unter Verwendung von Schleifvlies (keine Stahlwolle). Anschließend nur wachsen macht wirklich keinen Sinn. Die Wachsschicht braucht Grundierung. Dann könntest du überlegen, ob du Hartwachsöl gaaanz dünn in meeehreren Schichten mit entsprechenden Trockenzeiten aufträgst, das ist einigermaßen benutzerfreundlich. Solltest aber vielleicht an einer rückseite mal ausprobieren, wie die Farbwirkung ist. Angegraute Stellen würde "ich" mit Schleifpapier Korn 150 mit Spiritus vorsichtig nass schleifen, immer wieder mal trocknen lassen und schauen, wie das rauskommt.
Wie willst du die Deckel gestalten: Marmorplatten vom Flohmarkt?
Gruß Werner
 

cato_2010

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Vielen Dank, Werner, für Deine Antwort.

Meine Überlegungen sind, dass Teile der ursprünglichen Beschichtung noch vorhanden sind und diese Stellen ja kein neues Öl aufnehmen werden. Erste Versuche an den "blanken" Füßen ergaben ein sehr viel dunkleres, braunes Ergebnis während die alte Beschichtung rötlich war. Hatten die damals schon "farbiges" öl/Wachs?

Die Deckplatten werden wohl kein Marmor, dafür wohne ich zu abgelegen am nördlichsten Zipfel Deutschlands - nicht genug Flohmärkte in der Nähe. Ich überlege, aus neuem Eichenholz (evtl. Dielen?) selbst was zu basteln.

Barbara
 

welaloba

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Hallo, die alte Lackfläche kann alles mögliche sein, wahrscheinlich aber, wenn Jugendstil, ein gefärbter Schellack bzw. einfach ein Rubinschellack. Wenn du jetzt ein "gleichmäßiges" Bild erzielen möchtest, bleibt dir nichts anderes als mit Lösemitteln die Reste wegzuwaschen, nachdem du, wie schon beschrieben, mit Ziehklingen gearbeitet hast.
Gruß Werner
 

kgb007

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Die Möbel sind eher 1930 als 1910 gefertigt.
Das kann noch Schellack sein, später nahm man Zellulose bzw Nitrolack.
Man bekommt das heraus, wenn man zuerst mit Spiritus probiert. Löst sich das und klebt an den Fingern ist es Schellack. Auch Eiche kann man mit Schellack versiegeln, man poliert die Poren nicht zu. Passiert mit Spiritus nix, würde ich mit Nitroverdünnung weiter machen.
Sonst hilft nur Abbeizen. Es gibt Abbeizer, der die Farbe verseift, das kommt dann mit viel Wasser runter - ist eine Sauerei, also nix fürs Wohnzimmer. Schleifen und Arbeiten mit der Ziehklinge erzeugt unterschiedliche Oberflächen, das gedunkelte Holz ist nur einen zehntel Milimeter dick. Es gibt auf Youtube einen Kanal vom Restaurator Greef. Der behandelt das Thema ausführlich: https://youtu.be/2M0ZawrKGUE
Behandeln würde ich das zum Schluss wieder mit dem gefundenen Lack. Sowohl Schellack als auch Nitzolack lassen sich leicht verarbeiten.
Marmor kann man auch neu kaufen. Besser als eine Platte aus Eichendielen.
Viel Spass!
 

cato_2010

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Gut, werde morgen mal mit Spiritus probieren, aber ich vermute, es ist Nitro-Lack. Das muss schon alles runter, sonst wird das Endergebnis vermutlich nicht gut?

Das mit Marmor ist ein bisschen eine Geldfrage - zuerst muss mal das Haus fertig werden und das machen wir auch so gut wie alles selber, weil Zeit sehr viel mehr da ist als Geld...

Gruß

Barbara
 

cato_2010

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Hallo,
also weder Spiritus mit einweichen (Folie) noch Nitroverdünnung zeigten einen Effekt bei der ursprünglichen Beschichtung.

Könnte das auch etwas Ölhaltiges sein?

Meine Mutter meinte übrigens eher 1900-1910 als 1930, Möbel stammen wohl von meinem Urgroßvater...

Wenn ich mich mit Schellack probieren würde, muss trotzdem alles alte herunter? geht auch anschleifen? Ich habe mal Lust auf was Neues, geölt und lackiert habe ich schon oft...

Gruß

Barbara
 

kgb007

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Kann sein, dass der Schellack hält. Ich befürchte, das sieht nicht aus. Schellack erzeugt ja eine eigene Optik. Das wird sicher durch darunter liegenden Lack - was auch immer das ist - gebrochen. Man müsste das testen.
Die Beschläge sind Gründerzeit (Jugendstiel). Aber die Bauweise der Möbel eher nicht. ME später. Ist ja auch egal, wenn sie dir gefallen.


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Gismo834

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Neuss
Ich würde den alten Lack komplett abschleifen und die Möbel danach Ölen.
Ist aber nur meine Meinung. Auf dem alten kaputten Finish etwas aufzubauen scheint mir wenig Sinnvoll.
Allerdings kann ich nicht beurteilen ob die Möbel sehr wertvoll sind und man dadurch den Wert zerstört.
 

cato_2010

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Habe ich auch schon überlegt, schleifen ist mir lieber als abbeizen. Allerdings weiß ich nicht, ob die Altbeschichtung damit runtergeht, bei ölhaltiger Farbe komme ich damit auch nicht weit...
 

Friederich

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Abbeizen wär aber schon gesünder für das Möbel.
Beim Schleifen leiden die Patina und die Profile.
 

kgb007

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Bei alten Möbeln sollte man Schleifen immer als letzte Option in Betracht ziehen, so wie Friedrich es begründet.
 

cato_2010

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Inzwischen weiß ich, dass die alte Beschichtung oben drauf auf jeden Fall gewachst ist, denn der Abwachser ist das erste Mittel, das überhaupt einen Effekt erzielt hat. Drunter ist dann Öl, oder? Damit sollte ich mir wohl Schellack-Experimente auch abschminken.

Bei den Abbeizern bin ich noch nicht so ganz auf das passende Mittelchen gestoßen - für Öl/Wachs geeignet, Eiche nicht angreifend und keine Entsorgungsprobleme (ich will die kleine Kläranlage hier nicht ruinieren) - und dann auch noch wirksam... Hat da jemand einen guten Tipp?
 

welaloba

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Hallo,
eine oberste Wachsschicht ist ganz oft das Ergebnis hausfraulicher Pflegeeinsätze. Darunter befindet sich in der Regel eine wie auch immer geartete Lackschicht. (Jedenfalls bei Möbeln aus der Zeit!) In der Tat sind mir schon Oberflächen begegnet, die seeehr widerstandsfähig waren, es stellte sich raus als kopalgehärtete Schellackschicht. Das geht mit ordentlichem Abbeizer und genügend Geduld aber runter.
Bedenke, dass du mit irgendwelchen Schleifaktionen nie alle Ecken erreichst. Das ist schön bei Flächen - mit der richtigen Ausrüstung -
Und lösemittelbasierte Abbeizer gehen mit Lappen und aufsaugenden Sägespänen zum Sondermüll und nicht in die Kanalisation. Abbeizer, die mit Wasser abzuwaschen sind, haben auf deinem Eichemöbel sowieso nix zu suchen.
Nebenbei: Schellack hält auch auf ausgehärteten Ölgrundierungen, was bei deinem Teil nicht relevant ist. Egal, welche Oberfläche du aufbauen willst, du brauchst gleichmäßige Grundierung - wie auch immer geartet.
Ich bin hiermit draussen aus dem Thema.
Frohes Schaffen weiterhin
Grüße Werner
 
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