Alte Kommode bewerten und behandeln

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Hallo,

kann mir bitte jemand weiterhelfen.
Bin seit kurzem im Besitz einer alten Kommode.Bilder beigefügt.
Um was für eine Art von Kommode (Alter,Holz,..)handelt es sich und was für einen Wert besitzt sie.
Wie behandele ich die Kommode am besten.Was kostet eine Restauration?
Danke für die Antworten und Hilfe.


A.J.
 

duselbruder

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frankundfrei

ww-robinie
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Also tippe mal wieder....

und damit will ich sagen, dass ich echt nicht der Profi bin sondern nur vermute:

ca. 1870 bis 1890 - also der zweite Versuch klasszistisch Empire nachzubauen - wobei das florale Muster nicht so ganz dazu passt und das jehe Ende zeigt, dass bereits eine Manufaktur Zierteile in Serie fertigte.

Holz lehn ich mich lieber nicht aus dem Fenster. Die Front scheint Kirsche zu sein - aber da gibt es noch den Ottmar und wenn der das Teil sieht, dann bekommst du eine Expertise für einen Auktionskatalog.

Grüße

frank
 

garfilius

ww-robinie
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Hallo,

auf den Fotos ist der Zustand der Oberseite nur insoweit zu erkennen, dass da eine Fuge aufgegangen ist.
Was stört Dich am jetzigen Zustand und was erhoffst Du von einer Restauration? Neu wird sie nicht, das wäre auch schade.

Grüße
Gero
 

duselbruder

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Hallo,

danke für die ersten Einschätzungen. Finde die Kommode auch so sehr schön.
Muß nur gereinigt werden. Ein Fuß muß fixiert werden und die Scubladen klemmen etwas.
Vielleicht kann mir jemand genau sagen um welches Holz es sich handelt, aus welcher Zeit und welchen Wert diese Kommode besitzt.
Macht eine Restauration in diesem Falle einen Sinn?

Vielen Dank
 

derdad

Moderator
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Hallo!
Bei der Holzart bin ich mir fast mit Nuss sicher.
Preise zu nennen ist schwierig. Da gibt es z.T. grobe Schwankungen. Vom Zustand her und auch regional. Hier in Wien z.B. ist der Gründerzeit- Altdeutsch-/ Historismus Stil-, oder wie er auch sonst noch genannt wird, derzeit kaum gefragt und deshalb auch preislich eher niedrig.

Restaurierkosten sind auch schwierig zu nennen, solange man das gute Stück nicht selbst besichtigt hat.

Ich würde die Kommode mit Renuwell reinigen. Reparaturen die du selbst machen kannst, durchführen. Und dann Freude an einem schönen Stück haben.

gerhard
 

duselbruder

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Hallo,

danke für die netten Antworten und die Hilfe.
Kann mir bitte jemand den ungefähren Wert dieser Kommode nennen?

Danke

A.J.
 

edelres

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Renuwell

Hallo Oliver,

sprichst du von eigenen Erfahrungen, wenn ja schildere bitte die genauen Umstaende.

Ich benutze Renuwell 30+ Jahre, kann mich nicht erinnern je mit Schellack hinterher Schwierigkeiten zu haben.

Auf der anderen Seite Schellack ist der einzige mir bekannte Lack welcher auf Wachs haftet. Ich wuerde dies nicht unbedingt empfehlen, doch bei Gegenstaenden welche nicht gehandhabt/beansprucht werden, kann es eine Loesung sein.

Ich habeRenuwell auf eine Glasscheibe aufgestrichen, nach einigen Tagen, war nur noch ein braeunlicher Hauch auf dem Glas, das Loesungsmittel war verflogen.

Ich selbst habe keinerlei Verbindungen oder Vorteile vom Renuwell Hersteller, noch soll mein Beitrag als Reklame gesehen werden.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar
 

duselbruder

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Lieber Ottmar bitte bewerten

Hallo Ottmar,

habe gehört das Du Dich sehr gut auskennst.
Kannst Du bitte diese Kommode bewerten?
Jeder Profitipp ist willkommen.

Danke

A.J.
 

edelres

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Aufwendige Restaurierung

Hallo A. J.

Die Kommode ist zwischen 1880 und 1920 entstanden. Leider befindet sich diese in keinem guten Zustand. Um welches Holz es sich handelt, schliesse ich mich an Gerhards Meinung an, diese Moebel kenne ich nicht anders als Nussbaum seltener Mahagonie furniert. Ich habe handwerklich gefertigte in Kirschbaum-Vollholz gesehen. Der Alterston von Kirschbaum ist mehr roetlich.

Die Beschlaege lassen sich am Bild nicht genau beurteilen, diese koennten nach dem ersten Weltkrieg gefertigt sein. das Material ist vermutlich Zinkblech, die Griffe Eisen verzinkt.

Schluesselschild an der oberne Schublade sitzt zu weit unten, die Oeffnung fuer den Schluessel, ist oberhalb zu sehen. Kann ein Zufall sein oder dass die Beschlaege in den zwanzigern erneuert wurden.

Die Ornamente auf den Lisenen sind vermutlich gepresst, nicht geschnitzt.

Die Platte ist einseitig furniert, in der Mitte gerissen, beide teile der Platte haben sich gewoelbt, an der Vorderseite hat sich die Platte noch zusaetlich in der Mitte gesenkt nach den Seiten nach oben geworfen, dadurch ist die Zierleiste der Lisene auf der linken Seite verschoben. Die Querleisten, zwischen den Schubladen sind nach unten gesenkt, diese Schaeden deuten daruf hin, dass der gesamte Koerper sich geloest hat (Leimverbindungen). In diesem Zustand, lassen sich die Schubladen nur schwer bewegen, dies liegt nur zum Teil an den Schubladen selbst, sondern das Moebel hat keine Seitenstabilitaet, je nach Belastung verschiebt sich die Geometrie, so dass heute eine Schublade links streift naechste Woche rechts usw.

Nach den Spuren zu urteilen sind die Schubladen an den Unterseiten abgenutzt, ebenso (vermutlich) sind die Laufleisten abgenutzt.

Die Restaurierung, erfordert, das gesamte Moebel zu zerlegen, Die Platte zu verleimen und begradigen. Die Schubladenlaufleisten, sind im Korpus zu ersetzen an den Schubladennunterseiten muessen die abgenuetzten Holzteile erneuert werden.

Wertbeurteilung, nach dem Markt- und Gebrauchswert in diesem Zustand sehr niedrig. Stehen hier oefters bei An- und Verkaufsgeschaeften oder Heilsarmeelaeden zu Preisen zwischen 50.-- und 150.-- US$, verkaufen sich anscheinend schlecht, da manchmal zu halben Preis oder gegen Kundengebot zu haben sind. Darauf wurde ich mehr zufaellig aufmerksam, da mich Kunden welche solche Moebel sahen um einen Restaurierungskostenvoranschlag baten.

Ich habe solche und schlimmere Moebel aufgearbeitet, nach dem ich dabei einiges an Lehrgeld bezahlte, nehme ich solche Arbeiten nur auf Stunden basis an. Ich schaetze dass die Kommode, ca 30 - 40 Stunden Restaurierungszeit benoetigt.

Die Situation war in solchen Faellen, wenn ich eine solche Arbeit annahm, dass es sich um ein Familienerbstueck handelt und der Besitzer sich dies finanziell leisten kann.

Um das besser verstaendlich zu machen haenge ich Bilder von einem Tisch an. Der Besitzer erbte den Tisch, welcher lange Zeit dem Wetter ausgesetzt war. Restaurierungskosten 3800.-- US$, Zeitwert nach der Restaurierung ca 1500.-- US$. Der Kunde war mit der Restaurierung mehr als zufrieden und ganz stolz auf sein Erbstueck und bedankte sich fuer die gute Arbeit. Ich habe hier keine solche Kommode restauriert, deshalb habe ich keine Bilder.


Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

PS: Ich antworte liebe rmehr erfreuliche Gegebenheiten. Ohne deine Faehigkeiten in frage zu stellen, fuer einen Laien ist diese Kommode nicht aufzuarbeiten. Ich wuerde die Kommode mit Renuwell behandeln, mit einem Reibeisen Parffinpuder herstellen, dieses auf die Laufleisten (die Leisten in der Kommode) streuen und die Schubladenseiten an der Unterkante fest mit dem Parafin abreiben. Sollten die Schubfaecher an den Seiten streifen/reiben, dies zeigt sich an hellen, glaenzenden oder aufgerauten Stellen so reibe ich diese auch gut mit Paraffin ein. Dies erleichtert die Benutzung der Kommode. Das Klemmen der Schublaeden, kann auch durch unterlegen von Keilen unter die Fuesse verringert werden. Beim Unterlegen der Keile, den Spalt zwischen Schubladenseiten beobachten. so unterlegen, dass der Spalt auf beiden Seiten gleich wird. Manchmal hilft dies, muss nach Bedarf wenn die Schubfaecher schwer gehen wiederholt werden.

 

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frankundfrei

ww-robinie
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Ottmar,

das war keine Expertise für den Auktionskatalog sondern für den Schrotthändler ...

gut, dass man in diesem Forum so deutliche Antworten wie von Dir erhalten kann.

Grüße

Frank
 

steinerhaus

ww-kastanie
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Hallo Ottmar,

sorry daß ich erst so spät antworte...
Die Bemerkung bzgl. Renuwell bezieht sich auf die Aussage eines Restaurators, bei dem ich einen Kurs besucht habe. Er war auf die Antiquitätenhändler nicht gut zu sprechen, die den Möbeln mit Renuwell ein erstmal gutes Aussehen geben, ihm aber die spätere Restaurierung erschweren. Wenn Du da andere Erfahrungen gemacht hast, ist das natürlich interessant und schreit nach eigenen Feldversuchen...

Grüße Oliver
 

edelres

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Trockenversuch

Hallo Oliver,

da ich grundsaetzlich vorsichtig bin, pruefe ich die Trockenfaehigkeit, und Zeit, indem ich das Material auf eine Glasplatte duenn aufstreiche. Das ist ein einfacher Test der mir alles wichtige aussagt. Ich vermerke immer die Zeit wann ich das Material aufgebracht habe, indem ich ein Stueck Tesakrepp anbringe und daruf das Datum vermerke.

Auf der anderen Seite, wenn sich Renuwell auf der Oberflaeche befindet (Trockenzeit wurde nicht eingehalten) haelt nichts.

Renuwell besteht aus einem Petrodestillat, welchem vermutlich Kasselerbraun usw(??) zugefuegt ist. Frueher verkauften Drogisten einen Moebelauffrischer, das war Petroleum mit Kasseler Braun. Da hier fuer mich Renuwell wegen der Transportkosten nicht in Frage kommt, verwende ich eine Eigenmischung aus Shellsol T oder K und einen Teeloeffel Kasselerbraun auf einen Liter. Frueher wurde ganz unromantisch fuer Moebelreinigung Petroleum verwendet, das stinkt fuer einige Zeit, Shellsol T/K sind fast geruchlos.

Die Wirkung von Renuwell beruht darauf, dass sich meist Ablagerungen, Risse Kratzer usw auf der Oberflaeche befinden. Die Ablagerungen werden angeloest und lassen sich so leicht entfernen, die Risse und Kratzer, in welchen sich das kasseler Braun anlagert werden dunkel gefaerbt und fallen nicht mehr auf.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar
 
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