Alte geschliffene Tischplatte behandeln - Halböl, Hartöl ???

saturnine

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Hallo,

ich habe einen tollen Jugendstiltisch (restaurationsbedürftig) erstanden, die Holzflächen komplett abgeschliffen und stehe nun vor der Frage, wie ich die Oberflächen behandle. Es handelt sich um ein helles Weichholz mit starker Maserung und vielen Astlöchern (vermute Fichte) und ich habe an die Oberflächenbehandlung folgende Ansprüche:

- das Öl sollte nicht zu sehr anfeuern, am liebsten wäre es mir, wenn ich den hellen Holzfarbton so gut wie möglich erhalten könnte
-die Oberfläche sollte einen seidenmatten dezenten Glanz erhalten
- die Oberfläche sollte wasserresistent sein und bei Hauttkontakt angenehm (also nicht so "klebrig" wie bei manchen Lasuren)
- die "Nachpflege" sollte sich in Grenzen halten, will also nicht jedes halbe Jahr nachölen

Lacke o. Beize kommen für mich nicht in Frage, nur Öle.

Nun liest man immer wieder von Hartöl und Halböl in diesem Zusammenhang. Welches von beidem ist geeigneter? Habt ihr eine konkrete Produktempfehlung. Will den guten Tisch jetzt nicht durch falsche Oberflächenbehandlung verhunzen, da das Ergebnis nach dem Abschleifen bis jetzt sehr schön ist.

Der Tisch soll als Schreibtisch genutzt werden.

Ich würde mich über Hilfe vom Profi sehr freuen!
 

saturnine

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Die Hart(wachs)öle sollen doch wasserabwesend wirken, vorausgesetzt man ölt die Fläche 3x.
 

WinfriedM

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Altes Holz feuert nach meiner Erfahrung oft stark an. Das wird dann vermutlich stark dunkler durch Öl. Abhilfe schafft ein weiß pigmentiertes Öl, was auch nicht so tief ins Holz einzieht. Dafür eignet sich das Osmo Hartwachsöl weiß oder das Osmo Topoil Natural ganz gut. Letzteres ist etwas matter.

Für höhere Beanspruchung könnte man dann noch mit der transparenten Sorte nacharbeiten und diese dann auch für die Nachpflege nutzen.

Ich würde mit Spülschwamm auftragen, erst etwas satter und zum Schluss mit fast trockenem Schwamm das Öl dünnst verteilen und dann trocknen lassen. Insgesamt mindestens 3 Aufträge mit Trocknung dazwischen. Nach dem ersten Auftrag nochmal feiner ganz sanfter Zwischenschliff mit Korn 320 oder noch besser feinem Schleifvlies.
 

saturnine

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Mit dem Osmo Topoil Natural hatte ich auch schon geliebäugelt.

Bei weiß pigmetierten Ölen habe ich vielfach gelesen, dass der Farbton dach unschön (gräulich/verwaschen/weniger gemasert) wird, da sich die Pigmente im Holz unschön festsetzen. Würde das eigentlich bevorzugen, da es ja nicht so stark anfeuert.

Hast Du Erfahrungen mit dem weiß pigmentierten Hartwachsöl, was den Farbton betrifft?
 

WinfriedM

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Hab das schon ein paar mal auf Fichte, Kiefer und Birke eingesetzt, wirkte recht natürlich und hell. Am Hirnholz kann es passieren, dass sich ein paar Weißpigmente sichtbarer absetzen.

Bei Nadelhölzern aber nicht vergessen: Die meisten Hölzer verfärben sich durch Sonnenlicht recht schnell nach dem Schleifen wieder deutlich dunkler. Kann also sein, dass der Tisch mit der Zeit deutlich nachdunkelt. Wenn er in der Sonne steht, geht das innerhalb von einem Jahr.
 

welaloba

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Hallo,
da das Ergebnis nach dem Abschleifen bis jetzt sehr schön ist.
Der Tisch soll als Schreibtisch genutzt werden.
Ich würde mich über Hilfe vom Profi sehr freuen!

Hallo, erst mal schließe ich mich Michael an: Wasch mich - aber mach mich nicht nass.
Dioe Hilfe vom Profi sähe vielleicht so aus, dass er eine Beschichtung anbietet...
Ich würde, wenns nicht so sehr anfeuern soll, ein wasserbasiertes 2K-Fussbodensiegel verwenden. Das kann man ganz locker mit einer Schaustoffrolle auftragen.
Neue Rückfrage:
Wieso muss dein Schreibtisch denn wasserbeständig sein, wenn er jetzt nach dem Abschleifen bis jetzt sehr schön ist ?
Gruß Werner
 

saturnine

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Erst einmal danke für die Hinweise.

Ok, in punkto Wasserresistenz reicht vermutlich eine gewisse Unempfindlichkeit. Ab und an stehen Getränke auf dem Schreibtisch, deshalb wäre es mir nicht ganz unwichtig.

Viel entscheidender wäre mir jedoch der insgesamte optische Eindruck, also das Holz möglichst wenig anzufeuern. Ich möchte den Tisch so ursprünglich in seiner Optik erhalten und keinen neuen "(Farb)anstrich "geben.

Mit dem Nachdunklen kenne ich von unseren Fichtendielen, finde ich aber ok - bis man die Möbel abrückt und dann unschöne nicht nachgedunkelte Flächen sieht, aber das lässt sich vermutlich nicht verhindern, es sei denn, man hat nicht nachdunkelnde Hölzer.
 

WinfriedM

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Na dann gutes Gelingen! Und berichte mal, wie es geworden ist. Bilder sind auch immer gerne gesehen.
 

saturnine

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Ja, ich stelle mal, sobald es die Zeit zulässt, ein paar Fotos rein. Ich habe jetzt von Osmo erst einmal mehrere Produktproben bestellt (danke für das Forum hier, fand den Tipp in einem anderen Thema) ... und zwar: Osmo Hartwachsöl 3032 farblos seidenmatt und Osmo Topoil 3058 Farblos matt und Osmo Topoil 3068 Natural. Werde damit erst einmal rumprobieren.

Eine grundsätzliche Fragen habe ich noch: was ist der generelle Unterschied zwischen Hartöl und Hartwachsöl im Ergebnis? Und was unterscheidet diese Öle im Ergebnis vom Halböl. Von Restauratoren liest man viel, dass sie mit Halböl arbeiten.

Und: das Osmo Topoil 3068 Natural enthält ja Weißpigmente. Schützen diese vor Nachdunklen, wie man desöfteren liest?
 

Lallumper

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Die Tischplatte wasserdicht zu machen ist mit einem einfachen Öl problemlos. Das Holz hell zu halten und nicht anzufeuern ist eher die problematische Geschichte.
 

dascello

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Jo, ein Foto wäre schön. Das würde auch das Rätsel lösen, was es mit einem Jugendstilmöbel aus astigem Fichtenholz natur wohl auf sich hat.

So was habe ich nämlich noch nie gesehen.....


Gruß

michael
 

saturnine

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Ja, Fotos folgen demnächst. Bin kein Holzexperte, aber es müsste Fichte/Kiefer/Birke/ Esche sein - auf jeden Fall ein Weichholz. Da das Holz exakt wie unsere Fichtendielen aussieht und anfühlt (ebenfalls in der Zeit des Jugendstils verlegt) dachte ich natürlich zuerst an Fichte. Du kannst mich aber gern aufklären, falls dies ein absolut untypisches Holz für ein Jugendstilmöbel ist. Befreundeter Kunsthistoriker, der sich ein wenig mit den Epochen auskennen sollte, hat ihn auf Jugendstil eingeordnet, durch die einerseits sehr geradlinig klassisch/funktionale Form und andererseits die leicht geschwungenen Beine, welches sehr typsich für die Jugendstilära war. Auf jeden Fall hat der Tisch schon einiges an Jahren auf dem Buckel, was nicht zuletzt die vielen Holzwurmlöcher unterstreichen.

Für mich sieht das eher nach einem Biedermeieresstisch aus, ich finde da viele ähnliche Tische bei ebay, die auf die Biedermeier datiert sind.

Hier ist übrigens ein super Beitrag, falls auch wer gerade mit den hier vorgeschlagenen Osmo Ölen liebäugelt:

https://www.woodworker.de/forum/auf...nier-moeglichst-wenig-nachdunkelt-t96158.html
 

WinfriedM

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Die Tischplatte wasserdicht zu machen ist mit einem einfachen Öl problemlos.

Wie soll das gehen? Öle sind doch diffusionsoffen. Wasserdicht wird da nichts. Aber wozu auch?

@saturnine: Halböl = Leinölfirnis + Lösemittel. Ergibt ein tief eindringendes dünnflüssiges Öl. Feuert stärker an. Restauratoren verwenden es gerne, weil sie nicht auf irgendwelche modernen Produkte zurückgreifen wollen, die es vielleicht in 2 Jahren schon nicht mehr gibt. Hier wird langfristig gedacht. Oft kann man auf die Verdünnung verzichten und arbeitet direkt mit Leinölfirnis. Moderne Öle sind hingegen optimiert: Besser verarbeitbar, bessere Gebrauchseigenschaften, diverse Glanzgrade oder Mattheit, härtere Schichten, Wachse auf der Oberfläche für Polierbarkeit und Glanz. Manche Hartwachsöle, wie z.B. die Osmo Produkte, erzeugen eine zähelastische Schicht auf dem Holz und können so auch beanspruchbarer machen. Das hängt aber sehr vom Anwendungsfall ab. Kann auch nachteilig sein.

Viel Basiswissen zu Ölen hab ich hier zusammengetragen:
reintechnisch.de - HolzOelen
 

Lallumper

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Diffusionsoffen bedeutet ja durchdringbar für Wasserdampf. Wasser in flüssiger Form kann man aber auf den geölten Tisch tropfen, es wird dort auch den nächsten Tag noch stehen und der Tisch wird keinen Schaden nehmen. Voraussetzung ist die richtige Anwendung des Öls. Nach deiner Webseite zu urteinen erzähle ich dir da sicher nichts neues. Zusammengefaßt wollte ich sagen, dass die Widerstandsfähigkeit gegen Wasser oder farbige Stoffe wie Rotwein bei einer geölten Tischplatte unbedenklich ist.
 

woodchuckchuck

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Für wenig anfeuern gibt es von Osmo auch UVI-Wachs, verspricht längerfristigen Schutz vor Nachdunkeln (UV-Schutz). Ich habe so Regalbretter in der Küche behandelt, allerdings erst kürzlich. Oberfläche gefällt, etwas glänzender als Osmo Dekorwachs. Das Zeug scheint aber wasserbasiert zu sein im Gegensatz zu den anderen Osmo Produkten.
 

WinfriedM

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Diffusionsoffen bedeutet ja durchdringbar für Wasserdampf. Wasser in flüssiger Form kann man aber auf den geölten Tisch tropfen, es wird dort auch den nächsten Tag noch stehen und der Tisch wird keinen Schaden nehmen.

Bei den meisten Ölen kannst du folgenden Test machen: Ein paar Tropfen Wasser auf die Fläche. Schnapsglas verkehrt herum drüberstellen damit es nicht verdunstet. 24 Stunden warten und staunen: Wasser ist weg. Holz ist dort leicht aufgequollen.

Hab ich schon bei vielen Ölen auf Buche ausprobiert. Ist auch ein schöner Test, um herauszufinden, ob eine Fläche lackiert oder geölt ist.

Bei frisch geölten Platten perlt Wasser aber gut ab und kurzzeitig dringt da auch nichts ins Holz ein. Stellt man aber eine feuchte Tasse drauf, wo der feuchte Rand unten länger einwirkt, kann es Flecken geben.
 

Lallumper

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Das ist interessant. Meine Tischplatte aus Fichte habe ich mit Leinöl imprägniert. Ich kann hier problemlos Wasser über längere Zeit auf der Platte stehen lassen, es zieht nicht ein. Ich habe auch eine Blumenvase auf dem Tisch stehen, in der ich regelmäßig die Blumen wechsle und die dadurch unten oft nass ist. Das Wasser zieht nicht in den Tisch und das Holz quillt nicht auf. Ich kann mir aber vorstellen, dass das Verhalten bei Buche anders ist, da sich das Buchenholz schlechter imprägnieren lässt.

Meiner Vermutung nach kann es aber auch an der Ölungstechnik liegen. Oft liest man, dass man das Öl nach 2 Stunden abwischen soll. Auf diese Weise ist eine Imprägnierung kaum möglich, da dass Öl mindestens 24 Stunden ziehen sollte. Deshalb sind mit Sikkativen versetzte Öle für eine widerstandsfähige Oberfläche meiner Ansicht nach kaum geeignet, da sie zu schnell trocknen. Ein gutes Öl zieht in Faserrichtung mehrere Zentimeter ins Holz (bei Fichte). Leider geht das jetzt etwas offtopic weshalb man es vielleicht in einem extra Thema nochmal besprechen kann.
 

welaloba

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Hallo Jungs:
muss ich diesen Satz verstehen?

"dass die Widerstandsfähigkeit gegen Wasser oder farbige Stoffe wie Rotwein bei einer geölten Tischplatte unbedenklich ist"

Gruß WernerPS: zu der Plattewollte ich eigentlich noch gesagt haben: Am besten so lassen und dran freuen. Ab und zu abstauben.
 

welaloba

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Lieber Lallumper,
ich entschuldige mich in aller Form für die Einmischung und nehme meine Äußerungen mit Bedauern zurück.
Immer gut, wenn es Bescheidwisser gibt.
Gruß Werner
 

saturnine

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Mache gerade einen Test mit den beiden Ölen von Osmo: Top Oil natural und Top Oil Farblos matt ... werde Euch mal auf dem Laufenden halten mit dem Ergebnis. Das Einzige, was noch ein Problem werden könnte sind die Astlöcher. Da zieht es wesentlich schneller ein und sieht anschließend trockener aus. Muss man die vielleicht öfters ölen als den Rest oder vorölen?
 

Lallumper

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Hallo WinfriedM,

ich habe den Test mit dem Schnapsglas nochmal gemacht. Ich hatte einerseits Wasser unter ein Glas gefüllt und andererseits zum Vergleich Wasser ohne Glas auf den Tisch getropft. Am nächsten Tag war das Wasser ohne Glas verdampft und das Wasser unter dem Glas nicht (keine Änderung sichtbar). Letztendlich wird der von dir beschriebene Effekt früher oder später eintreten. Eine gut geölte Oberfläche ist meiner Erfahrung nach aber deutlich unempfindlicher als oft beschrieben.

Saturnine, an den Astlöchern ist die Holzfaser senkrecht zur Oberfläche, hier zieht das Holz um ein Vielfachse mehr Öl. Ich öle die Astlöcher immer solange nach, bis sie gesättigt sind.
 

Holz-Fritze

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Ein gutes Öl zieht in Faserrichtung mehrere Zentimeter ins Holz (bei Fichte). Leider geht das jetzt etwas offtopic weshalb man es vielleicht in einem extra Thema nochmal besprechen kann.

Also meine Erfahrung bei Ölen ist, dass dies nicht stimmt. Ich habe verschieden Test gemacht und anschließend das Holz aufgeschnitten. Bei Fichte zieht Öl nur wenige mm ein und bei Buche kaum sichtbar. An der Stirnseite zieht es tiefer ein. Wenn man nämlich bedenkt wie Holz bzw. ein Stamm eines Baumes aufgebaut ist ist es nämlich klar warum es nicht so tief einziehen kann.
 
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