Altbau-Fußboden sanieren wegen Geruchsbelastung

Mann

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Tachauch Woodworker!

Fragestellung ist vorab pauschal: Was sollte rausfliegen, was bleibt, wie geht man vor? Zur Übersicht hab ich das mal mit Überschriften gemacht - auf die Gefahr hin, als Klugscheißer dazustehen.... :emoji_stuck_out_tongue:


Meine persönliche fachliche Aufstellung:
Ich war/bin Zimmermann, habe aber in meiner alten Firma früher nie groß Altbausanierung gemacht. Fast nur Neubauten. Stehe hier also bei der Sanierung meines Büros jetzt etwas auf dem Schlauch.


Das Gebäude
Gebäude ist geschätzt vom Anfang des 20. Jh., sieht schon nach Errichtung als Gewerbebau aus (Berlin, Hinterhof, umliegend Fabrikationsgebäude usw.), ist ein 2geschossiger Flachbau, nicht unterkellert. Evtl. Bürotrakt in "gutem Barackenstil".


Betroffene Räume
Haben jetzt 2 neue Räume dazugemietet, neben unserem im 1. OG. Insgesamt also 3 Räume mit 45 qm.

Problem: In unserem Raum "mufft" es jeden Morgen etwas. Die Geruchsbelästigung ist zwar deutlich, aber noch erträglich. Nicht feucht, nur abgestanden, verwohnt, ungelüftet - natürlich trotz täglichem Lüften seit Monaten. Aber wie gesagt, morgens das Fenster auf, dann hat man nach
Den Teppich hatten wir vor einigen Monaten erstmal übernommen, ist ein ca. 8mm dicker filzartiger Unkaputtbar ohne Trägerschicht. Wie alt, ist nicht auszumachen. Ziemlich alt jedenfalls. In den nebenliegenden Räumen (durch sehr hohl klingende Wände getrennt) ist eine Spanplatte auf den Teppich, den wir auch haben, drübergelegt und darauf auch noch mal Teppich

Die Nachbarfirmen haben mehr Glück. Bei denen ist Parkett verlegt. Da mufft es auch nicht, soweit wir wissen.


Übersicht: Fußbodenaufbau alt
  1. Holzbalkendecke, darauf:
  2. Alte Dielen/Rauspund, ca. 100-120 mm breit, Dicke nicht bekannt, darauf:
  3. Dicker Anstrich, sehr sandige Angelegenheit, eventuell mehrschichtig und nicht trennbar von:
  4. mineralische Ausgleichsmasse (Dünnbett, ca. 5 mm), darauf:
  5. Alter Filzteppich ohne Trägerschicht, unverwüstlich- aber muffig (flächig verklebt auf Ausgleichsmasse), darauf:
  6. V100 (10mm), flächig geschraubt (auch mittig, in ca. 40cm Abstand)
  7. Vollflächig verklebte Auslegeware, türkis, optisch nicht zumutbar, muffig.


Bereits ausgeführte Arbeiten
Rausgerissen haben wir bereits den türkisen Augenkrebs und später auch die V100 Spanplatte, weil die Räume nach Teppichentfernung immer noch fast unverändert muffig waren. Selbst das mehrfache, tageweise Lüften hat nix gebracht. Kaum sind die Fenster für ein paar Stunden zu, stinkt die Bude wieder - qualitativ etwas anders zwar, aber immer noch so intensiv wie vorher.


Was tun? Welche Lösungsansätze bieten sich?
  1. Einfachste Option - selbst machen: Alten Filz liegenlassen, eine geruchshemmende Schicht auftragen (Folie?), dann Rauspund verlegen (Qualität optisch ok, größere Löcher werden ausgespachtelt, falls nötig), Hartöl drauf, fertig.
  2. Aufwendigere Option - selbst machen: Alten Filz raus, Ausgleichsmasse ausbessern (bleibt beim Rausreißen teilweise am Filz kleben), eventuell neuen Filz verlegen, Rauspund drauf (Qualität optisch wie gesagt ok, größere Löcher werden ausgespachtelt, falls nötig), Hartöl drauf, fertig.
  3. Teure, höchst aufwendige Version: Maschinen leihen, Filz und Ausgleichsschicht entfernen, Anstrich und Dielen schön runterschleifen, Hartöl drauf, fertig.
  4. Teuerste, aber stressfreieste Version - machen lassen: Profi-Fräggel kommt, fräst die ganzen alten Sachen ab (Ausgleichsschicht, Anstrich der Dielen), hobelt die Dielen schön frisch raus, letzte Ölung, fertig.
  5. Hybrid-Lösung - Arbeitsteilung mit Profi: Wir reißen raus, was geht, Profi kommt mit seinen Maschinen, zieht alles ab - und wir ölen das Ganze am Ende noch selbst und fertig.


Bock? Nee, hab ich nicht, das selbst zu machen. Schweinerei mit Atemmaske usw.
Oder hat da jemand andere Erfahrungen gemacht?
Was gilt es, zu beachten?
Warum mufft das so?
Dielen oder Rauspund?

Wichtigste Frage ist sicher: Wenn man so einen alten Teppich in der Konstruktion lässt, unter OSB-Platte oder auch Rauspund... kriegt man den Geruch unter Kontrolle?
 

WinfriedM

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Schonmal gecheckt, ob nirgendwo Feuchtigkeit in den Wänden ist? Schimmel könnte eine Ursache sein, auch wenn man den nirgends sieht.

Was mufft, muss meiner Ansicht nach raus, das lässt sich nicht sinnvoll absperren.
 

hemmi1953

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Der "Muff" kann aber auch zwischen den alten Holzbalken der Decke sitzen. Dann müsstest du alles entfernen und zwischen den Holzbalken nachsehen, was da alles liegt und vor sich hinmodert. Eventuell an einer Stelle mal bis ganz nach unten "graben".

Gruß Christof
 

Mann

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@WinfriedM:
nene, das riecht nicht feucht-muffig, sondern miefig. Kann aber auch Chemie sein. Ich bin mir einfach nicht sicher. Der Teppich hat sicherlich seine 40-50 Jahre auf dem Puckel. Großzügig mit Kleber eingesaut. Der Kleber ist seltsamerweise noch leicht weich, also nicht steinhart und brüchig. Der ist wahrscheinlich weichmachergetränkt. Leckerschmecker. Seltsame Verfärbungen hat er auch... hm.

Das Muffige rauszukloppen, ist mir auch die sicherste Variante... Ich traue dem Braten nicht... Einpacken "gilt nicht". Aber der Aufwand... brrrrr



@Hemmi:
Hab grad mit dem Nachbarn hier (Parkett) gesprochen. Der meinte, er hätte auch diesen komischen Teppich-Filz dringehabt und wegen des Muffs alles rausgerissen. Dabei ist er unter dieser Siff-Schicht aus Ausgleichsmasse auf das Parkett gestoßen. Er hat es abziehen lassen - und heute gibt es keinen Geruch mehr. Ein gutes Zeichen, sag ich mal. Der alte Fußbodenbelag/-aufbau scheint tatsächlich der Übeltäter zu sein.
Da waren damals also echte Hirnies am Werk...! Sakrileg! :eek:


Erste Firmen angefragt... Alle sagen:
Aua, mineralische Ausgleichsschüttung macht uns die Maschinen kaputt. Das muss erst raus sein, sonst gehn wir da nicht ran. Scheiße. (man verzeihe die Ausdrucksweise...). :emoji_frowning2:


Wie kriege ich eine mineralische Dünnschichtmasse raus, die einen sandartigen Rückstand auf den Dielen hinterlässt?
Gibts da nicht so Elektro-Schaber, die son Zeug runterkratzen können?
 

dascello

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Lieber Mann,

ich hab mir dazu im Baumarkt mal nen Elektrospachtel geliehen. War abe trotzdem ne miserable Arbeit.


Gruß


Michael
 

Mann

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@Dascello

Danke für den Hinweis. Elektrospachtel... Dem geh ich mal nach.

Wir haben heute mal einen Spaten mitgebracht. Schicht-Stechen... Lief leider nicht, kriegt man nur Blasen und nix von den Dielen runter.
Also ein 80mm Stemmeisen gekauft - keine Chance.

Das wird echt psycho. Verleih sagt: Nimm ne Beton- und Estrich-Fräse. Kostet nen Hunderter am Tag und nimmt auf den mm genau die Schicht ab...


Firma war da, hat begutachtet - das ist zu extrem, meinte der eine. Der andere sagte, ihm reiche schon ein gutes Foto. Geschickt -> 350 Euro extra nur fürs Vor-Säubern der Dielen. Boh ey.
 

SteffenH

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Wie wärs mit der Radikallösung: alles mitsamt der alten Dielen zwischen den Deckenbalken raussägen, den Rest mit dem Nageleisen von den Deckenbalken holen, OSB Verlegeplatten drauf und bei der Gelegenheit gleich ausgleichen, dann Belag nach Wunsch.
 

Mann

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@SteffenH
Anmerkung: Da ist ne Mörtelschicht drauf... Welche Säge schlägst du vor?

In einem Raum ist das Runterkloppen sicherlich eine der besten Optionen. Da sind wohl deutlich schlechtere Bretter verbaut, die ganze Konstruktion wippt ordentlich. Mörtelschicht entlang der Bretter und Stöße schon komplett gebrochen. In den anderen Räumen ist die Mörtelschicht noch komplett. Frage ist, weshalb. Durch den massiv eingesetzten und wie erwähnt noch weichen Kleber, der die Schicht zusätzlich stabilisiert - oder weil die Bretter deutlich dicker sind?

Grummel...

Altbau-Gehupe. Man darf gar nichts voraussetzen. Ein Brett kann toll sein, das nächste ist schlecht.
Die Wände sind auch sone Art Leichtbau. Scheinen alte Presspappe-Platten zu sein. Wirken wie luftiges MDF. Stehen auf dem Bretterboden, längs auf ein oder 2 Brettern. Stemmbeitelarbeit, wenn man den ganzen Boden neu machen will...


Irgendwie wird Aufkontern einer Rauspundlage oder dgl. immer attraktiver...
 

tomkaes

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@SteffenH
Anmerkung: Da ist ne Mörtelschicht drauf... Welche Säge schlägst du vor?

Wenn du eine leihen kannst:
Festo Trennsäge AXT 50
von anderen Herstellern gibt es vergleichbare Sägen.
Die ist extra zum schneiden von zementgebundenen extra harten Baustoffen da;
das wichtigste: leistungsfähige Absaugung!

Alternativ: Estrich bzw. Betonfräse; sollte ein grösserer Estrichlegerbetrieb oder Betonsanierer im Bestand haben. Die Frästiefe lässt sich relativ fein einstellen.
Aber nur wenn die Dielen erhalten werden sollen. Staubige Angelegenheit!

DoItYourself raussägen:
Normale Tauchsäge mit Führungsschiene 150 mm Diamant-Trennscheibe drauf, Staubabsaugung dran, mit alter Führungsschiene Spachtelstärke + 2 mm "vorritzen"; Sägeblattwechsel auf preiswertes (Einweg-)Holzblatt, durchschneiden.
 
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