90 Jahre altes Türblatt als Tisch - krumme (neue) Beene!

horst freiraum

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Moin zusammen,

mein erster Beitrag hier - üblicherweise beschäftige ich mich mit alten Espressomaschinen, aber statt Metall darf's ab und an auch gerne Holz sein! Da ich mein Espressoforum als Fundgrube für Tips sehr schätze, hoffe ich, hier ähnliches zu finden.

Ich habe vor einigen Wochen diesen Tisch bekommen, 90x230x3cm. Über 90 Jahre alte Buche, war eine Tür, wurde dann ein Werktisch in einer Wäscherei, daher auch die vier verschlossenen Bohrungen an den Kanten.

28110629qz.jpg


Der Vorbesitzer war nicht weitergekommen, geschliffen und wärmebehandelt gegen Holzwurm war das gute Stück schon. Ich hatte dann meine liebe Mühe, das Osmo Arbeitsplattenöl in die vielen Löcher zu bekommen, damit es nicht farblich ungleichmäßig aussieht:

28110631rs.jpg


28110632xl.jpg


Vorher hatte ich noch einige sehr große Risse mit entsprechender Paste zugemacht und eine offene Bohrung, in der mal ein Gerät verschraubt war, geschlossen:

28110633fk.jpg


Jetzt sind drei schichten Osmo drauf, eine auch von unten. Bevor das bleischwere Stück in die Wohnung darf, werde ich noch die neu angefertigten massiven Beine ebenfalls ölen:

28110635pf.jpg


Und hier meine Frage (endlich!): Der Tisch schüsselt etwas, geht an den Seiten leicht nach oben. Wenn ich die Beine nun einfach wie vorgesehen anschraube, stehen sie leicht ab. Wegen des hohen Gewichts möchte ich eine möglichst gleichmäßige Lastverteilung auf den ca. 10x10cm großen Füßen. Wie zu sehen, hat ein Schreiner Schichtplatten mit Schraublöchern an die Füße angebracht. Was könnte ich da als Ausgleichsmaterial zwischen diese Platten und die Tischplatte legen? Möglichst reversibel, ich denke, ich werde nicht auf Anhieb die richtige Dicke treffen. Gummi? Moosgummi? Irgendwas ganz anderes, was dafür vorgesehen ist?

Danke für eure Hilfe!
 

Friederich

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Hallo Horst,
die beiden Leisten an den Hirnseiten der Platte waren ein Kardinalfehler. Sie sperren die Platte, so daß sie reißen MUSS.
Wenn du sie entfernt hättest, hättest du die Rissen mithilfe von Schraubzwingen zum größten Teil wieder zusammendrücken und zusammenleimen können. Verbleibende Risse hättest du am besten mit dünnen Mssivholzteilchen ausgeflickt.
Um die Platte geradezuziehen und an erneutem Schüsseln zu hindern, schraubst du am einfachsten 2-3 dicke Bretter unter die Platte. Aber unbedingt durch Langlöcher, damit sie nicht wieder gesperrt wird.
Vor Allem die Platte gleichmäßig runtertrocknen. Wahrscheinlich zieht sie sich allein dadurch schon etwas gerader.
 

horst freiraum

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Hallo Friedrich,
danke für die ausführliche Nachricht. Ich glaube nur, dass ich eine andere Herangehensweise habe - natürlich würde es mehr Sinn machen, mit denen von Dir vorgeschlagenen Schritten die Platte am Schüsseln zu hindern, als die Beine der krummen Platte anzupassen. Das ist leider nicht drin: In vier Tagen muss das Ding aus dem Keller, dann kommt die neue Eichenarbeitsplatte für die Küche. Meine Vermutung ist ja, dass die Tür schon durch den langen Einsatz als Werktisch etwas uneben war. Die Leisten an den Hirnseiten sind original, nicht nachträglich angesetzt. Durch das Trocknen hat sie sich dann noch verzogen. Sie war nämlich vorher geschliffen worden, und es gab dann 2-3mm Höhenunterschiede zwischen Leisten und Brettern, muss also nachträglich passiert sein. Egal, die habe ich jetzt weggeschliffen. Ich will ja auch kein perfektes Ding, sonst hätte ich mir keine uralte Platte mit Holzwurmfraß besorgt. Sie soll nur einigermaßen stehen....
Also: Komplett geradeziehen kann ich aus zeitlichen wie handwerklichen Gründen nicht. Noch ne Idee, womit ich die Beinplatten unterfüttern könnte?
Danke!
 

Holz-Fritze

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Noch ne Idee, womit ich die Beinplatten unterfüttern könnte?
Danke!

Warum setzt du nicht zwei Beine auf ein Kantholz (z.B. das selbe wie die Beine) und schraubst dieses dann unter die Platte. Damit ziehst du a. die Platte wieder gerade und die Beine stehen im rechten Winkel. Du mußt dann natürlich die Beinlänge anpassen. Aber das ganze ist doch schnell gemacht.

Wenn die aus dem Keller kommt wird die sich bestimmt nochmal verändern, dann wären die ausgerichteten Beine wieder schief.
 

horst freiraum

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Gute Idee. Da muss ich nur erstmal schauen, ob das Ganze dann nicht zu hoch wird, müssten ja schon 2cm sein.

Und da kommt mir noch ne Nachfrage: Wenn ich zwei Kanthölzer druntersetze, spanne ich das Holz ja auch wieder, gibt das nicht wieder neue Probleme? Abgesehen davon, dass ich meine Zweifel habe, überhaupt genug Power mit ein paar Schrauben aufzubringen, um da irgendwas zu bewegen. Eher biegt sich das Kantholz, womit dann auch wieder die Beine krumm wären, oder?
 

Keilzink

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...es gibt bei der Restaurierung von Espressomaschinen wie auch beim Umgang mit Holz ein richtiges und ein falsches Vorgehen.
Mit dieser "Buchenplatte" wurde von Anfang an vieles falsch gemacht, du hast diese Kette stringent fortgesetzt.
Dazu kommen die konstruktiven Mängel, auf die ein User schon hingewiesen hat.

Was bei der Espressomaschine der richtige Betriebssdruck ist, ist beim Holz das "Feuchtigkeitsmanagement".
Erstmal sollte man eine solche Platte nicht in einem Keller lagern - je nachdem ist es dort viel zu trocken oder viel zu feucht.
Vor allem Buchenholz muss man langsam und vorsichtig an veränderte Feuchtigkeitszustände anpassen.

Wenn die Platte zB in einem zentralgeheizten Wohnraum eingesetzt werden soll, dann bringt man sie deutlich vor dem Ölen dorthin,
lehnt sie möglichst steil an der Wand und sorgt mit einer Zulage dafür, dass sie ca 20 cm Abstand zu Wand hat.
Die Platte darf dabei auf keinem Fall auf Estrich oder Beton stehen, sondern auf einem Brett, Restholz, gerne auch Sperrholz.
In dieser Stellung lässt man die Platte ausreagieren, was uU auch mal 4 Wochen dauern kann.
In dieser Zeit überprüft man regelmäßig mit einer Setzlatte, wie die Platte sich verhält.
Erst wenn sie sich mehrere Tage nicht verändert hat, lässt man sie mit Öl ein - und zwar beide Seiten mit wenig Zeitverzug.

Wenn man solche Verhältnisse nicht herstellen kann, dann nimmt man keine Buche. Dieses Holz hat viele Vorteile,
was allerdings die Dimensionsstabilität bei wechselnder Umgebungsfeuchte angeht, eignet sich fast jedes andere Holz besser.

Meiner Meinung nach hat sich die Buche ihren schlechten Ruf vor allem dadurch erarbeitet, dass die Leute, die damit umgehen immer wieder
die einfachsten Regeln ignorieren.
Erst schmeisst man sie in der Dörrofen, dann in den kalten Bach - und wenn sie sich dann verzieht und reißt, dann heisst es: Schei..holz! :emoji_grin:

Andreas
 

horst freiraum

ww-pappel
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Na ich würde sagen, es gibt einen perfekten Weg, dann viel Murks, und dazwischen ein Kontinuum von nicht ganz so schlecht bis fast perfekt - und mit irgendwas in diesem Kontinuum muss bzw. möchte ich leben. Hätte ich einen Perfektionsanspruch, hätte ich das einen Schreiner machen lassen.

Es geht mir ja nicht darum, einen perfekt planen Tisch zu bekommen, sonst hätte ich kein uraltes Stück genommen. Darf ruhig etwas schief sein - wäre aber schön, wenn die Beine weniger schief wären.

Aber mir gefällt Dein Vergleich zur Espressowelt. Immerhin kann ich insoweit beruhigen, als dass Keller oft zu Recht einen schlechten Ruf haben, unserer ist aber von Temperatur und Feuchtigkeit nah an unserer Wohnung dran. Und man muss auch die Gegebenheiten berücksichtigen, ich kann in einer Stadtwohnung nicht wochenlang lagern und dann dort Öl auftragen, das riecht zu sehr.

Viel gelernt übers Buchenholz jedenfalls. Ich werde berichten, ob ich die Beine und wie einigermaßen gerade dranbekomme. Habe jetzt testweise Kork besorgt, und mache erstmal ein paar Tests mit nem Schraubstock, um zu sehen, wie viele Lagen welche Dicke bringen.

Und dann muss der Langzeittest zeigen, ob die Platte noch arbeitet.
 

Alter Polier

ww-ahorn
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Hallo
Der Satz ob die Platte "noch arbeitet" ,ist schon falsch Holz arbeitet immer ,und Buche ,besonders !
Der Satz meines Lehrgesellen , es sind schon 43 Jahre vergangen, "du machst kein Mittag ,du sicherst erst deine Buche", habe ich damals als Schikane aufgefasst. Aber er hat mich vor einer Pleite bei meinem Probestück bewahrt!
So schönen Abend noch!
Gruß Uwe
 

Friederich

ww-robinie
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danke für die ausführliche Nachricht. Ich glaube nur, dass ich eine andere Herangehensweise habe - natürlich würde es mehr Sinn machen, mit denen von Dir vorgeschlagenen Schritten die Platte am Schüsseln zu hindern, als die Beine der krummen Platte anzupassen. Das ist leider nicht drin: In vier Tagen muss das Ding aus dem Keller, ...
Hektik ist die verkehrteste Herangehensweise bei wahrscheinlich noch feuchtem Holz:emoji_slight_smile:

Wenn die Qualität sowieso keine Rolle spielt- warum baust du die Beine nicht einfach dran, so wie sie sind?
Ich würde dann nur die Stellflächen etwas abrunden, damit sie nicht auf einer Kante aufstehen, sondern annähernd mittig.
 
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