Schellackpolitur
Hallo Axel,
Es freut mich zu hoeren, dass du an der Schellackpolitur gefallen gefunden hast und nicht so schnell aufgibst.
Ich vermute, dass es bei deiner Arbeit in erster Hinsicht am Ballen liegt. Es wird oft uebersehen, dass der Ballen das Instrument ist mit welchem nur ein gleichmaessiger Schellackauftrag moeglich wird.
Ich verwende fuer meinen Ballen, als Inneneinlage, einen xmal gewaschenen alten reinen Woll- Socken(*), Stopfstellen schneide ich heraus. Als Ueberzug verwende ich feines altes xxxmal gewaschenes Leinen(**), nachdem ich im Moment kein Leinen habe benutze ich reines Baumwolltrikot aus einem Tshirt, ich wasche auch dies xmal aus. Polierleinen wurde frueher in D im Handel angeboten. Das Leinen muss duenn und durchlaesseig sein, damit es guten Kontakt mit der Flaeche herstellt. Die wollene Inneneinlage falte ich so zusammen, das ich eine flache ball
nliche faltenfreie Form an der Unterseite erreiche, manchmal n
e ich die Inneneinlage mit einigen Stichen hinten zusammen, damit der Ballen seine Form behaelt. Manche Materialien bleiben auch ohne N
en in Form. Als grobe Richtlinie, die Groesse der Inneneinlage ist zwischen einem Tischtennis und Rasentennisball. Je nach Flaeche groesser oder kleiner. Der Uberzug muss an der Unterseite glatt und Faltenfrei aufliegen.(Herausfinden welche Groesse du brauchst)
Zum Porenfuellen, benutze ich eine extra Umhuellung aus groben Leinen( oderTrikot) auf die Innenseite dieser Umhuellung staube ich den Bims auf. Dadurch werden die Bimspartikel innig mit Schellack umhuellt und werden beim Trocknen unsichtbar. Oder ich staube Bims auf eine Glas/Kunststofflaeche (nichtsaugendes Material) und nehme dann den darauf gepuderten Bims durch darauftupfen mit dem Ballen auf, dies geht etwas schneller, doch besteht die Gefahr, vonn grauen/weissen Poren.
Der Ballen muss so richtig federn, d. h. er muss beim Zusammendruecken zurueckspringen, auch wenn er mit Lack gefuellt ist und das verwendete Material muss sich mit dem Lack vollsaugen und diesen gleichmaessig abgeben. Leinen wird durch das viele Waschen erst weich und saugf
ig. Federt der Ballen nicht mehr, d. h. er klebt zusammen, dann wasche ich die Inneneinlage mit Spiritus aus oder mache einen neuen Ballen.
Den Ballen fuelle ich von Hinten mit Schellack, arbeite den Ballen durch kneten auf einer Unterlage durch. Lack einfuellen Kneten...... bis beim Zusammenpressen Lack heraustritt. Ist der Ballen zu nass, streife ich den Ueberfluss auf einem Brett ab. Die Lackauftragsmenge, wird durch mehr oder weniger Druck auf den Ballen geregelt. Die richtige Menge muss du selbst herausfinden, dies ist genausowenig beschreibbar als wollte ich dir Griffe auf der Geige beschreiben.
Die Schellackmischung, mit welcher ich arbeite, ist 100gr Schellack auf 1 L Alkohol, eine 250gr Mischung verwende ich nur zum Anstreichen ( manchmal wenn sich die Schicht nicht aufbaut fuelle ich eine kleine Menge davon in den Ballen. Loeffelweise) Ich verwende grundsaetzlich nur genau abgemessenen Mischungen (100gr/L) damit arbeite ich seit ca 40+ Jahren, wenn noetig fuege ich Alkohol oder Lack 250gr/L zu. Die Mischung Lack/Alkohol ist nicht so wichtig, nur muss diese immer im gleichen Verhaeltnis bleiben.
Ich hoffe dass das von mir geschriebene verstaendlich ist. Ich habe mir lange ueberlegt wie ich das Beschreiben soll, so dass es nachvollziehbar ist. Da ich nur selten Schellack verwende, brauche ich immer einige Zeit bis ich mich eingearbeitet habe. Einer jungen Frau habe ich gezeigt wie ich es mache, diese arbeitet regelmaessig mit Schellack und ist ohne Neid besser als ich. Uebung !!!! Kleinere Sachen lasse ich gegen Bezahlung von ihr ausfuehren.
(*) Fuer lange Zeit benutzte ich Material von einem mottenzerfressenen Wollkleid. Wichtig bei den Wollmaterialien! Diese uebernacht in Spiritus einlegen um festzustellen ob diese Abfaerben. Schafwollfliess oder Baumwolle/Watte finde ich als Fuellung ungeeignet, der Ballen federt nichtmehr wenn mit Lack gefuellt.
(**)Ein Ueberzug aus neuem Leinen, verklebt sehr schnell, der Ballen verstopft, der Lack fliesst nicht bzw. unregelmaessig. Bei der Verwendung von Bims schmiert er, dies ergibt eine minderwertige Oberflaeche.
Als Gedankenanstoss
mfg
Ottmar
PS: Bei Arbeitsunterbrechungen, bewahre ich den Ballen in einem echten Schraubglas(*), ca 1cm mit Alkohol gefuellt auf. Nach Beendigung bzw laengeren Unterbrechungen fuelle ich das Glas so ca halb mit Alkohol. Bei der Wiederverwendung, presse ich den Akohol aus dem Ballen. Dadurch arbeitet der Ballen sehr viel schneller als bei einem neu zusammengestellten Ballen.
(*) Die heutigen Einwegglaeser mit einem Bayonett
nlichen Verschluss sind dafuer unbrauchbar, da wenn diese einmal geoeffnet wurden, schliessen diese nichtmehr dicht. In D verwendete ich ein Standart 1 Pfund Honigglas, des deutschen Imkerbundes, das Gewinde (Glas und Deckel) hielt ich besonders sauber, heute verwende ich vor dem Zuschrauben die ganz duenne Kuechenfolie, dann laesst sich der Deckel auch nach langer Zeit wieder Oeffnen.