Wie die Jungfrau zum Kind oder ich zum 400V Anschluss kam

Evoneos

ww-ahorn
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Ich habe bisher immer ein wenig neidisch aber respektvoll auf die netten Kollegen geschaut, die bereits einen 400V Anschluss in der Werkstatt hatten und somit keine Limitation bei der Maschinensuche hatten (zumindest was den Strom angeht, :emoji_slight_smile: ).
Ich habe mir schon mehrfach den Kopf zermartert, wie man in meinem verwinkelten Haus eine Starkstromleitung bis in die Werkstatt legen kann. Da die Entfernung vom Hauptstromkasten bis in die Werkstatt ca. 25m beträgt, wäre der Spaß einer Neuverlegung auch nicht gerade günstig, zumal ich dann direkt ein dickes Kabel gelegt hätte (Entfernung und 16A/32A-Option).

Gestern schien der Weihnachtsmann mich nochmal beschenken zu wollen. Ich habe in meiner Werkstatt wieder mit Argwohn den hässlichen, seit Jahren nicht mehr benutzten Warmwasserboiler (100 Liter) angeschaut und mich erinnert, dass ich dieses platzverschwendende Monster endlich mal von der Wand runterreisse und entsorgen wollte. Den Wasseranschluss habe ich bereits vor Wochen stillgelegt und den Boiler leerlaufen lassen. Jetzt war die Entstromung fällig und ich habe den großen Deckel unter dem Boiler abgeschraubt. Wie befürchtet, war alles recht schmutzig und staubig, weil da seit 40 Jahren keiner mehr dran war. Die Stromleitung kam durch die Wand und wurde direkt am Boiler angeschlossen. Aber was meine Augen freudig aufleuchten ließ, war der Anschluss von 5 statt 3 Kabeln und mir schwante da schon etwas.
Voller Hoffnung und Tatendrang kramte ich meinen Duspol aus der Elektrikertasche und fing erst mal an, alle Aussenleiter zu prüfen (da dies alte Kabel waren, sah man die Farben schwarz, braun, schwarz). Alle Aussenleiter hatten separat 230V und jetzt wurde es spannend: Mit begründeter Vorfreude habe ich zwischen den Phasen gemessen und konnte jedes Mal 400V ablesen und ich bildete mir ein, im Hintergrund den Weihnachtsmann mit einem wohlnickendem "HoHoHo" zu hören.

Das war natürlich der absolute Hammer, da suche ich laufend einen 400V-Anschluss und hatte den die ganze Zeit vor der Nase. Relativierend muss ich sagen, dass es sich um ein 5*1,5 mm² Kabel handelt, welches von einer 8m entfernten Unterverteilung kam. Das rechte Drehfeld konnte ich dank DusPol auch schnell ermitteln und habe dann die flugs im Baumarkt neu gekaufte 400V/16A Wandsteckdose in meiner Werkstatt angeschlossen, geprüft und bin überglücklich.

Die wohl schönste 400V Wandsteckdose der Welt (oder zumindest von Hürth):
400V.JPG

und den Weihnachtsmann gibt es doch :emoji_wink:
 

Time_to_wonder

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Bei einer mehr als vierzig Jahre alten Leitung und dem genannten Querschnitt wäre meine Euphorie schnell verflogen. Ich würde, da ich es kann den Isolationswiderstand und die Schleifenimpedanz prüfen. Dann würd ich mir überlegen, ob die Abschaltbedingungen zu den vorgelagerten Schutzorganen passen. Einen FI wird es wohl auch nicht geben, da es ne neue Steckdose ist, iss auch nix mit Bestandsschutz.
Ich kann nur zur Vorsicht raten!
 

Holzjäger

ww-ulme
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Oberschwaben
Genauso war es bei mir auch!
Als wir vor 6 Jahren das Haus von Oma und Opa übernommen hatten, waren zwei Elektriker da, die mir erzählten, es wäre kein Starkstrom da und wenn, müsste man den direkt aus dem Verteilerkasten holen und quer durchs Haus verlegen.
Vor zwei Wochen war ein Bekannter da, der Elektriker ist. Habe das angesprochen, sind durchs Haus gelaufen und in der Waschküche nebenan hat er eine alte Dose für Waschmaschinen/Trockner gefunden mit 400V und entsprechendem Kabeldurchschnitt. Im Sicherungskasten war allerdings kein Automat drin, sondern eine Leitung war einfach nicht angeklemmt und lag mit Klemme im Sicherungskasten rum. Also alles korrekt angeschlossen, Kabel durch den Raum verlegt, Dose mit Verteiler und Sicherungen drauf, fertig.

Jetzt brauch ich nur noch ne Metabo TF 1690D, damit meine Magnumsammlung komplett wird
 

keks010982

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Wenn die Zuleitung noch gut ist und nicht einfach auszutauschen, kannst auch den Sicherungsautomaten auch gegen einen 13A tauschen. Das sollte für die üblichen Hobbymaschinen leicht reichen. Sind ja immerhin 5,2 kW.

Glückwunsch zur einfachen Lösung!


Gruß Daniel
 

fahe

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...auch wenn das, was @Time_to_wonder zu Recht angemerkt hat, in der nicht nachvollziehbaren Euphorie untergehen wird: Es wäre dringend angeraten, der "umgewidmeten" Leitung einen Fehlerstromschutzschalter zu "gönnen". Nicht nur, weil längst Vorschrift.
 

Roterbischof

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Es währe ganz dringend
@fahe , @Time_to_wonder
Das dauer nörgeln Mal ein zustellen, für das ihr hier bekannt seid.
Wie wäre es denn, sich mit dem Kollegen zu freuen und nur einen Tipp geben das ein integrieren der neuen Leitung in das fi- konzept wichtig wäre und das kann ein Elektrik- Kumpel Mal bei nem Kastenbier erledigen. Ohne das er jetzt 1000€ nach investieren muss. Mfg
 

fahe

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Wie wäre es denn, sich mit dem Kollegen zu freuen und nur einen Tipp geben
Den Unterschied von "dringend angeraten, etwas zu tun" und "einen Tipp geben" kannst Du Dir ja gerne für Dich selbst beantworten.
Ich sehe keinen.

Das dauer nörgeln Mal ein zustellen, für das ihr hier bekannt seid.

Selbst ein "Dauernörgeln" fände ich in sicherheitsrelevanten Dingen allemal besser, als solches Gewäsch. Ich hab' nicht einmal den Zeigefinger erhoben, dass er einen Fachbetrieb beauftragen soll... mal ganz davon abgesehen, dass der Einbau eines RCD in eine vorhandene Unterverteilung selbst mit diesem weit entfernt von 1000 Euro über die Bühne geht.

Aber wenn ich schon am "Dauernörgeln" bin, um Dir den Sonntag zu versüßen, sei noch angemerkt: Es gibt kein "FI-Konzept"...:emoji_wink:

Es gibt schlicht die aus eigenem Interesse sehr sinnvolle Forderung, laienbedienbare Endstromkreise - vulgo: das, wo am Ende 'ne Steckdose sitzt - mit einer Fehlerstromschutzeinrichtung mit max. 30mA Fehlerstrom auszurüsten.

Und nein, ich glaube nicht, dass die Hager-Eaton-Siemens-Weiß-der-Geier-Lobby daran entscheidenden Anteil hat, um mehr RCDs zu verkaufen (bei denen es momentan im Falle vieler Typen ohnehin eher darum geht, Lieferengpässe zu umschiffen).

Der Grund ist relativ simpel: Schon bei 30 mA Fehlerstrom kann man relativ zuverlässig relativ nachhaltigen Schaden nehmen.

Das sag' ich mal: Darauf ein "Kastenbier". :emoji_joy:
 

odul

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Wenn die Zuleitung noch gut ist und nicht einfach auszutauschen, kannst auch den Sicherungsautomaten auch gegen einen 13A tauschen. Das sollte für die üblichen Hobbymaschinen leicht reichen. Sind ja immerhin 5,2 kW.

Glückwunsch zur einfachen Lösung!


Gruß Daniel

nur rein der Form halber: Drehstrom mit 13A abgesichert sind mehr als 5,2kW.
 

odul

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...auch wenn das, was @Time_to_wonder zu Recht angemerkt hat, in der nicht nachvollziehbaren Euphorie untergehen wird: Es wäre dringend angeraten, der "umgewidmeten" Leitung einen Fehlerstromschutzschalter zu "gönnen". Nicht nur, weil längst Vorschrift.

Die Formulierung ist sicher so nicht gemeint. Aber so ist sie irritierend. Warum sollte nur für die umgewidmete Leitung ein FI sinnvoll sein?

Entweder man rüstet FIs nach, dann kann man das aber sinnvollerweise (soweit als möglich) auch gleich für alle Stromkreise machen. Oder man läßt es. Eine Nachrüstung nur für den Stromkreis zu empfehlen, finde ich irritierend. Ist der Strom da gefährlicher?


Was die VDE sagt und wie man sie liest, habe ich bei der Betrachtung außen vor gelassen. Das ist ein anderer Blickwinkel auf die Dinge.
 

fahe

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Warum sollte nur für die umgewidmete Leitung ein FI sinnvoll sein?
...im Idealfall entsprechen alle anderen Endstromkreise bereits aktuellen Vorschriften.
Die Leitung mit dem festangeschlossenen Boiler jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht.

Ist der Strom da gefährlicher?
...unverschämte Provokation. Dauernörgeln. Forenpolizei!!! :emoji_joy:
Nein, aber in dem Fall gibt es eine Nachrüstpflicht. In den anderen darf sich jeder selbst aussuchen, wie er gern zu Schaden kommt...:emoji_wink:
 

odul

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Also Drehstrom 16A sind um die 11kW. Dann kann man die kW nach Dreisatz für 13A ausrechnen. Das muss mehr als 5,2 sein - habs jetzt nicht nachgerechnet.
 

Evoneos

ww-ahorn
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Hallo zusammen
Vielen Dank an alle für ganzen Tipps und Hinweise, die ja auch berechtigt sind. Ich arbeite seit langem mit einem befreundeten Elektromeister zusammen und habe den meisten Teil der Elektrik in meinem Haus die letzten 20 Jahre selber gemacht, die von ihm abgenommen bzw. von ihm durchgeführt werden, wenn es um Dinge geht, wo ich nicht absolut sicher bin (Hausanschlusskasten z.B.).

Der RCD für diese Leitung ist schon vorgesehen und ein Plätzchen gibt es in der Unterverteilung auch schon dafür. Die Messungen dazu werden von ihm dazu durchgeführt und die weitere Planungen stehen auch schon fest.

Mein Ursprungsbeitrag diente eigentlich nur dazu, etwas nettes und positives dem Forum zu geben .
 

keks010982

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Also Drehstrom 16A sind um die 11kW. Dann kann man die kW nach Dreisatz für 13A ausrechnen.
Seit wann gilt denn nicht mehr W=V/A?
Also V*A=W?
Bin ja nur Hobbyelektriker aber ich dachte das ist allgemeingültig.
Klar darf beim Sicherungsautomaten der Anlaufstrom um ein Vielfaches höher sein aber die Dauerlast sollte von mir durchaus korrekt berechnet sein.
 

Time_to_wonder

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Seit wann gilt denn nicht mehr Ohm=V/A?
Also V*A=W?
Bin ja nur Hobbyelektriker aber ich dachte das ist allgemeingültig.
Klar darf beim Sicherungsautomaten der Anlaufstrom um ein Vielfaches höher sein aber die Dauerlast sollte von mir durchaus korrekt berechnet sein.
Prinzipiell gilt natürlich P=UxI, nur beim Dreiphasenwechselstrom kommt noch der sogenannte Verkettungsfaktor dazu. Deswegen lade ich mein E-Auto an einer 32-Ampere-Drehstromsteckdose mit 22 kW, zum Hoch- und runterrechnen empfehle ich ebenfalls den Dreisatz auf Basis der genannten Zahlen.
 

keks010982

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Again what learned! Die Wurzel 3 wird im Hirn abgespeichert!
Dann wären es ja sogar 9kW und für eine Hobbywerkstatt somit mehr als ausreichend!

Gruß Daniel
 

Lateral

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Ich finde einen FI schlicht unerlässlich. Und wenn es Platz im Verteiler hat, macht es natürlich Sinn, unterschiedliche Kreise zu machen – dann steht man im Auslösefall zB nicht im Dunkeln :emoji_wink:
Problem wirst du unter Umständen trotzdem bekommen. Der Einschaltstrom verschiedener größerer Drehstrommotoren (zB der meiner TKS parallel zur Absaugung) ist so hoch, das die Sicherung Typ B schon mal auslöst. Ob du da Typ C bei dem Kabel einsetzen kannst, würde ich dann deinen Elektriker entscheiden lassen.
 

odul

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Manchmal hat man ja ein ausgesprochenes Brett vor dem Kopf. Das geht jedem mal so. Das mit dem Wasserboiler, dass da Drehstrom liegt, hätte man sich denken können. Hinterher denkt man: Oh, mann!

Es hätte aber schlimmer kommen können: Stell dir vor, es wäre dir erst aufgefallen, nachdem du die neue Leitung gelegt hättest.


Mein Hammer war, eine Software (Postscript), die arg langsam war. Ich habe da fast jahrzehntelang alle möglichen Optimierungen gemacht. Bis ich dann einen Parameter fand (Zeitpunkt der garbage collection). Hab da eher zufällig dran rum gedreht. Schwupps war alles um den Faktor >5 schneller. Wo ist die Betonwand, wo ich meinen Kopf dagegen hauen kann?!
 
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